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Jahre in der neuen Regionalliga Nordost folgen. Egal, ob in Stendal, in Leipzig oder eben bei Erzfeind Union – die TeBe-Fans sahen sich praktisch überall blankem Hass, erstaunlich salonfähigem Antisemitismus und generationsübergreifender Ausländerfeindlichkeit ausgesetzt.«

      Auch wenn die Anfeindungen gegenüber TeBe in den letzten Jahren weniger geworden sind – aufgrund seiner eher linken Fanszene, vor allem aufgrund seiner jüdischen Wurzeln wird der Verein, dessen Ehrenpräsident der verstorbene Entertainer Hans Rosenthal ist, noch heute zuweilen zur Zielscheibe dummdreister Rassisten.

      »Fast immer bleibt er da«

      Doch auch der letzte Satz des Artikels aus der Chronik beschreibt die aktuelle Lage bestens: »Dann und wann findet wieder ein ›Neuer, der vom etwas anderen Verein‹ gehört hat, den Weg zu den Spielen. Fast immer bleibt er da.« Massen an Neugierigen hat man allerdings am Eichkamp noch nie willkommen heißen dürfen – nach all den Jahren gegen häufig unattraktive Gegner, die gerade einmal fünf Fans mitbringen, ist die Strahlkraft des Vereins zuletzt nicht unbedingt gewachsen.

      Mancher Fanveteran ertappt sich dennoch hin und wieder bei höchst anschaulichen Tagträumen. Wenn nur einmal 1.000 Zuschauer mehr kommen würden, würde sich das in der trendsüchtigen Metropole schnell herumsprechen, der Schneeball würde ins Rollen kommen. »Ein Bruchteil derer, die in Berlin zu St. Pauli gehen, wenn die in der Stadt spielen … « Endi bringt den Satz nicht zu Ende. TeBe steht eben auf verlorenem Posten, zumal mancher alternativ gesonnene Berliner sich zu Union und vor allem zu Babelsberg aus dem nahen Potsdam hingezogen fühlt.

      Auch Hagen Liebing ist schon vor 15 Jahren aufgefallen, wie viele Leute, die so ticken wie er, von Berlin aus ans Millerntor fahren. »Früher gab es von TeBe-Seite aus eine fast schon sklavische Zuneigung zu St. Pauli«, erinnert er sich. Als dann einzelne Hamburger zarte Bande zu Unionfans knüpften, verstand das bei TeBe keiner. Liebing findet das nicht so schlimm: »Hier in Berlin rennen doch Hunderte mit ›Retter‹-Shirt rum, die gar nicht richtig zum Fußball gehen.«

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      TeBes wohl bekanntester Spieler anno 1927: Sepp Herberger.

      Hagen Liebing geht »richtig« zum Fußball. Seit 1974 zu TeBe. Hertha kam für ihn schon damals nicht in Frage: »zu prollig«. Liebing, der später als »The incredible Hagen« Basser der »Ärzte« war, fand dann als Punkrocker auch politisch einige Gründe für die Abneigung gegen den nur zwei S-Bahn-Stationen vom Mommsenstadion entfernten heutigen Bundesligisten. Schon in den 1970ern existierten dort Fangruppierungen wie »Zyklon B«, die sich nicht zufällig so nannten, auch die »Hertha-Frösche« begründeten damals ihren schlechten Ruf. In Berlin waren die Fronten damals klar: Wer politisch nach rechtsaußen tendierte und sich parallel für Fußball interessierte, ging zu Hertha, wer politisch anders tickte, mied das Olympiastadion aus genau diesem Grund.

      Heute ist Hertha kein Nischenverein mehr, sondern eine Art Berliner Volkspartei, die Menschen aus allen Bevölkerungsschichten anspricht, doch die alteingesessene rechte Szene fühlt sich hier immer noch am wohlsten. Auch deshalb würde TeBe-Fans die Atmosphäre wohl nicht gefallen. Hagens Vater ging damals zu Hertha, »dann kam der Bundesligaskandal und er blieb zu Hause«. Die Liebings kamen aus Charlottenburg, also wurde TeBe zu Hagens Verein. Doch geographische Gründe allein hätten wohl nicht ausgereicht, um den jungen Hagen zu infizieren: »Als ich lange Haare hatte, gingen mehr Langhaarige zu TeBe als zu Hertha, später, als ich Punkrocker war, waren dann hier die Punkrocker.« Kurzum: Hagen wusste immer, dass er bei seinem Lieblingsverein unter seinesgleichen sein würde. TeBe war einer von vielen Treffpunkten der Subkultur. Nicht dass man unbedingt unter sich bleiben wollte. Aber mangels öffentlichen Interesses war es ein exklusives Schicksal, Anhänger von Tennis Borussia Berlin zu sein.

      »Die Leute, die heute dazu kommen, sind meist auch schon Anfang 20«, berichtet Hagen. Viele kämen aus dem Unimilieu und würden von bereits amtierenden Fans mitgeschleppt. Die Kids gehen nicht zu TeBe, sie gehen dahin, wo erste Liga gespielt wird oder eine aktive Ultraszene ihr lautstarkes Wesen treibt. Mit beidem kann TeBe nicht dienen. Seit einigen Jahren ist Liebing, der hauptberuflich als Redakteur bei einem Veranstaltungsmagazin arbeitet, auch noch Pressesprecher bei TeBe. Unbezahlt natürlich. Eigentlich wollte er das nur so lange machen, bis der Verein wieder aus den gröbsten finanziellen Zwängen raus sein würde und sich in der Drittklassigkeit vielleicht endlich wieder einen hauptamtlichen Pressesprecher würde leisten können. »Aber die Halunken steigen und steigen ja nicht auf.« Gut möglich, dass sich das in der Saison 2007/08 ändert. Mario Weinkauf, der ehemalige BFC-Präsident, hat sich dem Verein angedient. In der Vergangenheit hatte er hin und wieder seine Schwierigkeiten, sich vom problematischen Teil der BFC-Klientel abzusetzen. Mal gerierte er sich als Vorkämpfer in Sachen demokratischer Kultur, mal deckte er auch die offensichtlichsten Entgleisungen.

      Ebenso dubios kommt den TeBe-Fans der neue Brustsponsor vor, für den der Verein seit dem Winter 2007 wirbt. Womit die »Treasure AG« ihr Geld verdient, wissen die Fans jedenfalls immer noch nicht. Dass sie zunächst mal über Geld zu verfügen scheint und vor allem, dass sie von Mario Weinkauf angeschleppt wurde, steht jedoch fest. Was Mario Weinkauf umtreibt, außer der Sehnsucht, als großer Player im kleinen Berliner Fußball dazustehen, weiß jedoch nur Mario Weinkauf.

      Das Derby

      Langsam wird es dunkel über Charlottenburg, in dem Wäldchen zwischen S-Bahn-Station Eichkamp und Mommsenstadion treffen sich einzelne Grüppchen TeBe-Fans. Die S-Bahn, die um diese Zeit noch häufig fährt, spuckt mal 10, mal 20 lila-weiß Gewandete aus. Sonderbahnen wird die BVG wohl auf absehbare Zeit nicht einsetzen müssen, wenn Tennis Borussia Berlin zum Heimspiel bittet. Eine halbe Stunde vorher hat die Polizei etwa 1.000 BFC-Fans in ihre Kurve begleitet. Die Fantrennung funktionierte bislang bestens.

      Nach dem Schlusspfiff zeigt sich die Polizei weniger gut in Form: Ein Platzsturm einiger hundert siegestrunkener BFC-Fans kann nicht unterbunden werden, weil die Einsatzkräfte zu hunderten genau da postiert wurden, wo mit absoluter Sicherheit nichts passieren würde. Hätten die

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      The kids are united: So voll ist das »Mommse« selten.

      BFCer an diesem Abend vorgehabt, die TeBe-Kurve zu stürmen, wäre wahrscheinlich eine Katastrophe passiert. Doch dazu kommt es nicht – TeBe ist in Sachen Faustrecht kein Gegner. Dabei hatten die Heimfans vorher die ein oder andere Frechheit Richtung BFC-Fanaten geschleudert. Obwohl die etwa 1.000 Fans in der Gästekurve das Heimspiel zum Auswärtsspiel machten, hielt das keinen der etwa 500 TeBeler in der Fankurve davon ab, den prallvoll gefüllten Gästeblock mit einem Hinweis auf das Plattenbauviertel zu beleidigen, in dem das BFC-Stadion steht: »Hurra, das ganze Haus ist da!« Auch ein laut skandiertes »Wendeverlierer« als Replik auf »Westberliner Scheiße« sorgt im anderen Lager nicht für ungeteilten Applaus. »Hühnerhof« statt »Düüünamooo« auch nicht.

      Was hier gesungen wird, ist weder abgesprochen noch einstudiert. Einer hat eine lustige Idee, wirft sie ins alles andere als weite Rund und löst damit im Idealfall einen Schneeballeffekt aus, an dessen Ende die ganze Kurve mitsingt. Fußball war früher nicht nur bei TeBe so. Aber bei TeBe ist Fußball noch immer so. Dass das nicht allzu viele mitkriegen, ist die Tragik, unter der Tennis Borussia Berlin und seine Fans leiden. Doch das tun sie nur vordergründig. Eigentlich wissen sie, dass es verdammt viele Vorteile hat, wenn man nicht »everyone’s darling« ist.

      Attraktiv wie eine Villa an der Côte d’Azur

      Aus zwei Regionalligen wird eine, aus neun Oberligen deren drei. Ob das die unteren Ligen wie geplant aufwertet, ist mehr als fraglich. Dass dadurch zig Traditionsvereine in der Versenkung verschwinden oder gar Insolvenz anmelden werden, steht hingegen fest. Die eingleisige Profiliga scheint so attraktiv zu sein, dass sie sich kaum einer leisten kann.

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      Auf den ersten Blick haben die Protagonisten der Liga-Umstrukturierung gute Argumente: In der Tat fand der

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