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Vase, es waren fünf Rosen, und sie waren gelb.

      »Sind sie schön?«, fragte er. »Magst du gelb?«

      Sie nickte. Er war so groß, seine Hände waren gewaltig. Als er sich hinsetzte, spannte der Hosenstoff über seinen Oberschenkeln, dass sie fast Angst hatte, die Säume könnten reißen. Das Hemd war am Hals aufgeknöpft, sie sah darunter Haare und eine Kette mit einem kleinen Kreuz. Das machte sie sonderbar gerührt.

      »Ihr wart also da und habt mich gehört«, rief sie aus und füllte Kaffee in den Filter. »Deine Mutter und du. Wie hieß sie noch, Anita, nicht wahr? Sie machte doch irgendwas mit Füßen, soweit ich mich erinnere. Fußpflege oder so.«

      »Agneta heißt sie. Nicht Anita.«

      »Ja. Ja, genau, Agneta.«

      »Sie beschäftigt sich immer noch mit Füßen. Pediküre heißt das. Sie hat eine eigene Praxis, dort, wo sie wohnt. Im Glädjevägen. Wenn du weißt, wo der liegt.«

      »Nein ... nicht genau.«

      »Westlich von Akermyntan.«

      »Westlich?«

      »Nach Lövsta zu.«

      »Ach so, da! Ja, dann weiß ich es ungefähr.«

      Waltraut stellte zwei Becher und einen Teller mit Pfefferkuchen hin.

      »Nimmst du Zucker? Oder Milch?«

      »Nein. Ich trinke ihn schwarz.«

      »Glädjevägen. Was für ein schöner Name: Freudenstraße. Das passt zu deiner Mutter. Sie war immer so fröhlich. Sie roch immer so gut, und einmal schenkte sie mir eine winzige Tube Creme. Die war für empfindliche Haut, sagte sie. Aber ich brachte es nicht übers Herz, sie zu benutzen. Sie blieb liegen und trocknete wahrscheinlich irgendwann ein.«

      Sie lachte.

      »Und dein Vater?«, fragte sie.

      »Gestorben. Vor ein paar Jahren.«

      »Oh, das tut mir Leid.«

      »Er war ziemlich lange krank. Meine Mutter konnte ihn zum Schluss nicht mehr zu Hause behalten. Er wohnte dann in so einem Pflegeheim.«

      »Was für eine Krankheit hatte er denn?«

      »Etwas mit den Muskeln. Er saß mehrere Jahre lang im Rollstuhl. Er wollte sterben, hat oft davon geredet. Und das kann man ja auch verstehen, das ist ja ein schreckliches Leben. So im Rollstuhl sitzen zu müssen. Und nicht tun können, was man will.«

      »Der Arme.«

      »Ja.«

      »Wenn man sich vorstellt, dass es Leute gibt, die gern sterben wollen. Wie tragisch!«

      »Ja.«

      »Er kann doch noch gar nicht so alt gewesen sein?«

      »Er ist siebenunddreißig geboren.«

      Waltraut brachte die Kaffeekanne und schenkte beiden ein. Sie betrachtete ihn. Er hatte einen Stoppelhaarschnitt und helle Augen. Er sah ein bisschen kindlich aus. Aber nicht nur das. Es gab noch etwas anderes. Etwas, das auf Entschlossenheit hindeutete.

      »Und dann tauchst du hier bei mir auf«, lachte sie. »Was für eine Überraschung. Wie hast du mich gefunden?«

      »Was glaubst du?«

      »Im Telefonbuch?«

      Er nickte und führte seine Kaffeetasse an die Lippen.

      »Gehst du oft in Konzerte?«, fragte sie.

      »Was meinst du, sehe ich so aus?«

      Sie wurde ganz rot am Hals.

      »Ich weiß nicht. Sehen die irgendwie anders aus, Leute, die in Konzerte gehen?«

      »Natürlich tun sie das, das sind vor allem alte Frauen. Meine Mutter hat mich mitgeschleppt. Sie hatte zwei Karten von jemandem gekriegt, den sie kennt.«

      »Und welche Musik magst du, Franki?«

      »Nun ja, alles Mögliche. Schwarze Scheiben. Sechziger Jahre.«

      Sie stand vom Tisch auf und holte tief Luft. Sang dann mit klarer, voller Stimme:

      »Domine Jesu,

      Domine Jesu Christe, rex gloriae

      Libera animas omnium fidelium

      Defunctiorum de poenis inferni ...«

      »Penis?«, unterbrach er sie. »Was singst du denn da?«

      »Poenis!«

      »Und was zum Teufel ist das?«

      »Ich glaube, so was wie Rache. Oder Strafe.«

      »Ist das so ein blöder sadomasochistischer Scheiß? War da nicht am Anfang auch was mit Domina?«

      »Nein, Franki! Das ist doch Mozart. Das ist das, was ich gestern gesungen habe. Wie hörst du denn zu? Hast du es schon vergessen?«

      Sie schob ihm den Teller hin. Er nahm ein paar Kekse, legte sie aufeinander und biss ab.

      »Und du?«, fragte sie. »Was machst du?«

      »Ich arbeite ab und zu bei meiner Mutter.«

      »Was? Feilst du den Leuten die Nägel oder was?«

      Er wurde rot, sie begriff, dass sie ihn verletzt hatte. Schnell wechselte sie das Thema.

      »Franki, vielleicht kannst du mir bei einer Sache helfen. Ich weiß nicht, wie ich es allein schaffen soll. Ich war gerade dabei, als du gekommen bist, bin vom Bett gefallen und habe mir wehgetan. Ich traue mich nicht, es noch einmal zu probieren.«

      »Was denn?«, fragte er mürrisch.

      »Komm, dann zeige ich es dir.«

      Sie gingen ins Schlafzimmer. Der Stuhl lag noch auf dem Boden, die Engel waren in eine Ecke geflogen. Vorsichtig hob sie einen auf, hielt ihn gegen das Fenster.

      »Der ist ja stark!«, rief er aus.

      »Gefällt er dir?«

      »Ja.«

      »Ich habe versucht, sie festzumachen. Über dem Bett. Aber ich schaffe es nicht.«

      Er schaute sie an, nahm gewissermaßen Maß.

      »Nein, das kann ich verstehen.«

      »Es wäre so schön, wenn sie sozusagen über mir schweben würden. Wenn ich im Bett liege. Wie zwei Schutzengel.«

      Er lachte, auf seinen Wangen zeigten sich kleine Grübchen.

      »Ich helfe dir, Waltraut. No problem.«

      Nachdem er gegangen war, legte sie sich der Länge nach aufs Bett. Die beiden Engel hingen jetzt einen halben Meter von der Decke herab, direkt über ihrem Gesicht. Sie waren an zwei Haken befestigt, und sie selbst hatte sie eingeschraubt. Ein merkwürdiges Gefühl stieg in ihr auf, als sie daran dachte, ein prickelnder Druck im unteren Teil des Bauchs.

      Er hatte es auch nicht geschafft, an die Decke zu kommen. Er war auf den Stuhl gestiegen, und sie hatte versucht, den Stuhl festzuhalten, wobei dieser aber gefährlich knackte, sodass er beschloss, lieber wieder herunterzusteigen, bevor er zusammenbrach. Er hatte eine Weile dagesessen und überlegt, wie sie es anstellen könnten, den kräftigen Nacken gebeugt, den breiten Rücken auch. Dann war er mit einer schnellen, unerwarteten Leichtigkeit aufgesprungen.

      »Ich hab’s. Ich werde dich hochheben. Du kannst auf meinen Schultern sitzen, dann schaffen wir es.«

      Das hatte so einfach geklungen, als er es gesagt hatte. Er hatte ihren Werkzeugkasten geholt und einen Pfriem herausgezogen, ihr erklärt, dass sie zuerst zwei Löcher in die Decke drücken müsste, damit die Schrauben einen Halt finden konnten.

      »Du kannst doch keinen Nagel dort einschlagen, da muss ein Haken hin!«, wies er sie zurecht. »Wie sollen sie denn sonst

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