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was die­ser ver­fluch­te Alb mit ei­nem Fei­xen quit­tiert. Kal­ter Schweiß sitzt mir im Na­cken und ich at­me ei­ni­ge Ma­le tief ein, um die Übel­keit zu über­win­den, wäh­rend Ali­ce leicht­fü­ßig ne­ben mir lan­det. Sie schaut mich fra­gend an, ehe sie leicht schmun­zelt. Die an­de­ren Dra­chen­reiter schwe­ben weiter über un­se­ren Köp­fen. Es ist ein son­der­li­ches Ge­fühl, dass sie uns schüt­zen, nicht, dass sie uns an­grei­fen wol­len. In mei­nem Kopf ist die­ses Wis­sen je­doch erst halb an­ge­kom­men.

      »Es tut mir leid, dass ich euch nicht weiter be­glei­ten kann. Hier soll­tet ihr auf dei­nen Bru­der tref­fen – in ein, zwei Ta­gen, wenn dei­ne Rou­te stimmt.« Ich ni­cke ihm ernst zu. Sie stimmt, das weiß ich. »Wir se­hen uns an ei­nem bes­se­ren Ort, mein Freund. So die Göt­ter wol­len, wer­den wir Sei­te an Sei­te kämp­fen.« Freund … Die Wor­te schme­cken ko­misch in mei­nem Mund, aber er hat recht.

      »So sei es, Freund. Mö­gen wir uns wie­der­se­hen. Wir tref­fen uns im Wüs­ten­hain. Pass auf dich auf«, er­wi­de­re ich und mei­ne je­des Wort ge­nau so, wie ich es sa­ge.

      »Dein Prinz sorgt sich um mich, Ali­ce. Nied­lich, oder?« Ali­ce schnaubt be­lus­tigt, nimmt ih­ren Cou­sin in den Arm, was ihn kurz er­star­ren lässt. Wir äh­neln uns sehr, an­schei­nend ist er die­se körper­li­che Nä­he eben­so we­nig ge­wöhnt wie wir.

      »Ich fra­ge mich wirk­lich, was ich alles ver­passt ha­be.«

      »Das willst du nicht wis­sen«, mur­re ich. Elil nickt uns noch ein­mal zu, steigt dann hin­auf in den Himmel und ist als­bald nur noch ein Fleck am Ho­ri­zont. Mit ihm ver­schwin­den auch die an­de­ren Dra­chen, nur wir blei­ben zurück. Die­se Ret­tung ist denk­bar un­er­war­tet ge­kom­men. Ich zie­he Ali­ce an mei­ne Brust, drü­cke mei­ne Lip­pen auf ih­re war­me Stirn, mein Mund streift ih­ren, ehe ich ih­ren un­ge­schütz­ten Hals küs­se. Ich gön­ne mir die­se Se­kun­de und ge­nie­ße das Ge­fühl, dass wir zu­sam­men und, bis auf ein paar Krat­zer, wohl­auf sind. Sie schlingt die Ar­me um mei­nen Rumpf, was ich mit ei­ner Um­ar­mung er­wi­de­re. Ihr wei­cher Körper schmiegt sich an mich, sorgt da­für, dass die Be­sorg­nis in mir ab­nimmt. Wir hal­ten uns ei­ni­ge Se­kun­den nur fest. Wir ha­ben es ge­schafft. Zwar sind wir noch nicht in Si­cher­heit, doch un­se­re Ster­ne ste­hen bes­ser als heu­te Mor­gen. Da­rauf kann ich auf­bauen. »Küss mich.« Es ist kei­ne Bit­te, son­dern ein Be­fehl, den ich an Ali­ce rich­te. Ich brau­che sie wie die Luft zum At­men. So sehr, dass es mich schmerzt. Sie ist hier, bei mir. Wir sind zu­sam­men und le­ben. Dies­mal hat es nicht so ro­sig aus­ge­se­hen wie sonst. Es hat durch­aus schon solch brenz­li­gen Si­tua­tio­nen in mei­nem Le­ben ge­ge­ben, aber kei­ne hat die­se Furcht in mir aus­ge­löst wie je­ne, die Ali­ce be­trifft.

      »Nur zu gern«, flüs­tert sie, wo­rauf­hin ih­re Fin­ger über mei­nen Na­cken glei­ten, sich in mei­nen Haaren, die ganz hart vom Salz sind, ver­gra­ben. Ich freue mich auf ein Bad und sau­be­re Klei­der. »Wir bei­de ge­ben ein schö­nes Paar ab, oder? Dre­ckig bis zur Na­sen­spit­ze.« Sie lä­chelt mich an. Ein Glu­cksen bahnt sich den Weg aus mei­ner Brust. Es fühlt sich fremd an … So lan­ge ha­be ich nicht mehr ge­lacht.

      »Da vor­ne gibt es ei­nen Bach. Ich ha­be ihn von die­sem Un­ge­tüm aus er­blickt. Viel­leicht soll­ten wir uns wa­schen und um­zie­hen. So sehr ich dich lie­be, aber du hast recht. Du müf­felst, mei­ne Liebs­te. Dann se­hen wir weiter. Es wird bald Nacht wer­den. Wir müs­sen ei­nen Schlaf­platz fin­den. Ich ken­ne die­se Ge­gend nicht oder was hier nachts um­hers­treift. Ak­tu­ell möch­te ich das auch gar nicht.«

      »Als ob du nach Rosen duf­ten wür­dest«, neckt sie mich, als wir uns Hand in Hand ei­nen Weg durch das Un­ter­holz bah­nen.

      »Oh, was wür­de ich für ei­ne Haar­kur ge­ben«, stöhnt sie, doch ich ha­be kei­ne Ah­nung, was ei­ne Haar­kur ist, oder wie ich sie ihr be­schaf­fen kann. Ich spü­re je­den Schritt in mei­nen Kno­chen und ah­ne, dass es Ali­ce nicht an­ders geht, doch kei­ner von uns be­schwert sich. So sanft wie mög­lich, he­be ich sie über ei­nen um­ge­fal­le­nen Baum. Sie ver­zieht kurz ihr Ge­sicht. Ihr Rü­cken muss furcht­bar schmer­zen, aber er heilt. Immer wie­der wer­fe ich ver­stoh­le­ne Bli­cke da­rauf. Auch be­mer­ke ich ih­re Bli­cke, als sie mein leich­tes Hin­ken wahr­nimmt. Die­se Chi­mä­re hat gan­ze Ar­beit ge­leis­tet. Mein Bein be­nö­tigt drin­gend ei­ne Pau­se, um zu re­ge­ne­rie­ren. Wir fin­den den Bach, ent­le­di­gen uns un­se­rer Klei­dung und ba­den im eis­kal­ten Was­ser. Ich las­se die Um­ge­bung nicht aus den Augen, auch wenn alles fried­lich wirkt. Oh, was freue ich mich auf Zeiten, wo ich nicht hin­ter je­dem Baum ei­ne Ge­fahr ver­mu­ten muss. Ich lie­be es sonst, un­ter frei­em Himmel zu näch­ti­gen und die Ster­ne zu be­trach­ten.

      Ali­ce spritzt mich nass. Ich kom­me nicht drum he­rum, ih­ren be­zau­bern­den Körper zu mus­tern. Mein ei­ge­ner Körper rea­giert mit Be­gier­de auf den An­blick mei­ner Ge­fähr­tin, wie sie mit dem nack­ten Rü­cken zu mir im Was­ser steht und sich nun weiter frös­telnd wäscht. Vor­sich­tig tre­te ich hin­ter sie, tup­fe ihr sanft das Blut und den Schmutz vom ram­po­nier­ten Körper ab, ehe ich mei­ne Lip­pen auf ih­re Schul­ter drü­cke. Sie ist so tap­fer. Mein wun­der­schö­ner Schmet­ter­ling. Stark und schön. Mei­ne. Sie ist über­sät von Blut­er­güs­sen und Schürf­wun­den, eben­so wie ich. Am schlimm­sten aber ist ihr Rü­cken, auch wenn die Hei­lung schon gut vor­an­ge­schrit­ten ist. Der lan­ge Schnitt hat sich ge­schlos­sen, Schorf und Nar­ben­ge­we­be bil­det sich lang­sam. Bald wird nur noch ei­ne Nar­be zurück­blei­ben und mich da­ran er­in­nern, wie schnell das Le­ben aus­ge­haucht sein kann. Mei­ne Hän­de strei­chen sach­te ih­re Sei­te hi­nab und sie er­zit­tert un­ter mei­nen Be­rüh­run­gen. Himmel, ich bin den Göt­tern so dank­bar, dass wir wie­der zu­sam­men sind. Das Wis­sen, dass sie mich liebt, nach all dem, ist schier un­glau­blich. Ich dre­he sie zu mir um, fah­re mit dem Mund ih­ren Hals ent­lang, bei­ße spie­le­risch hin­ein und trotz un­se­rer Bles­su­ren stöhnt sie ge­nüss­lich auf. Die­se Nä­he zu ihr macht mich ge­ra­de völ­lig fer­tig. Ge­füh­le strö­men auf mich ein. Er­leich­te­rung, Wut, Angst, Lie­be. Mein mo­men­ta­nes größ­tes Pro­blem? Ver­lan­gen. Ich möch­te sie all das Schlech­te ver­ges­sen las­sen und neue, schö­ne Er­in­ne­run­gen er­schaf­fen. »Soll ich auf­hö­ren?«, fra­ge ich mit rau­er Stim­me. Mein Dau­men fährt vor­sich­tig über ih­re wei­che Haut. Sie schmiegt ih­ren Körper an mich, das kal­te Was­ser ist längst in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten. Flam­men schie­ßen durch mich hin­durch. Es lo­dert heiß in mei­nen Adern.

      »Dann müss­te ich dich wirk­lich tö­ten. We­he, du hörst auf«, mur­melt sie lei­se an mei­ner Brust und drückt ih­re Lip­pen auf ei­nen Blut­er­guss in der Grö­ße ei­nes Pfer­de­hu­fes. Mein Mund­win­kel hebt sich. Ich um­grei­fe ih­re Tail­le, zie­he sie so eng an mich, dass kein Blatt mehr zwi­schen uns passt, und er­obe­re ih­ren Mund mit dem mei­nem. Mei­ne har­te Männ­lich­keit drückt sich an ih­ren Bauch, zeigt ihr mehr als deut­lich, wie sehr ich sie be­geh­re. Und das tue ich, mit je­der Fa­ser mei­nes Körpers. Ih­re Hän­de kral­len sich in mei­ne Schul­tern. Sie brennt eben­so lich­ter­loh wie ich. In mir zischt das In­fer­no, be­reit, mich zu ver­zeh­ren, wenn ich nicht weiter­ma­che, sie nicht weiter küs­se und ih­ren Körper in Be­sitz neh­me. Mit dem Fin­ger fährt sie mei­ne Bauch­mus­keln ent­lang, wo­rauf­hin ich ge­nüss­lich die Augen schlie­ße. Die­se Frau bringt mich um den Ver­stand. Mit mei­ner Hand wan­de­re ich tie­fer, er­for­sche ih­re war­me Mit­te, wäh­rend sie sich in mei­nen Ar­men win­det. »Ich brau­che dich, Cri­spin«, flüs­tert sie er­stickt an mei­ne Brust. Ge­nau das will ich hö­ren. Mit Schwung he­be ich

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