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wird dadurch etwas relativiert, dass die angegebene Sekundärliteratur seit der 6. Auflage (1998) als „Auswahl“ bezeichnet wird, wenn auch – als Folge vermutlich auch der ‚Flut‘ an Forschungsliteratur zur deutschen Grammatik – die Zahl aufgeführter Referenzwerke stark angewachsen ist (von z.B. 157 Titeln in der 4. Auflage von 1984 und 159 Titeln in der 5. Auflage von 1995 auf 431 Titel in der 9. Auflage von 2016). Mag ein (anwachsendes) Literaturverzeichnis möglicherweise Wissenschaftlichkeit suggerieren, so verdeckt das allerdings etwas den Umstand, dass das für eine wissenschaftliche Arbeitsweise charakteristische und für das damit verbundene Erfüllen von Lesererwartungen vermutlich bedeutsamere Einarbeiten von und das Verweisen auf einschlägige Forschungsliteratur im Laufe der Zeit erkennbar reduziert worden ist. Auch darin allerdings kann man eine weitere Konsequenz aus dem Bemühen um rezipientenfreundliche Gestaltung für einen sehr breiten und nicht notwendigerweise mit Konventionen der Gestaltung von Wissenschaftstexten vertrauten Adressatenkreis erkennen.

      Zu diesen ersten recht augenfälligen Befunden – Stärkung von Übersichtlichkeit als Stilmerkmal und quantitativ zwar zunehmendes (Literaturmenge), qualitativ aber abnehmendes (Zitate, Verweise usw.) Wissenschaftlichmachen in der textlichen Darstellung – kommt die mit dem Anspruch und zugleich Ausweis von Expertenschaft verbundene Angabe der jeweiligen Autorenteams, die in den Anfängen hinter der Angabe des leitenden Bearbeiters, später dann des verantwortlichen Dudenredakteurs bzw. der Dudenredaktion als Herausgeberin sichtbar werden:2

Auflage Bearbeiter / Herausgeber Autorinnen und Autoren Zuständigkeit
1 (1959) 2 (1966) Paul Grebe Max Mangold Der Laut
Dieter Berger Das Wort: Die Wortbildung
Helmut Gipper Der Inhalt des Wortes und die Gliederung des Wortschatzes
Rudolf Köster Das Wort: Wortarten
Paul Grebe Der Satz
Christian Winkler Die Klanggestalt des Satzes
3 (1973) Paul Grebe Max Mangold Der Laut
Helmut Gipper Der Inhalt des Wortes und die Gliederung des Wortschatzes
Wolfgang Mentrup Das Wort: Die Wortarten (in Teilen)
Paul Grebe Der Satz
Christian Winkler Die Klanggestalt des Satzes
4 (1984) Günther Drosdowski Max Mangold Der Laut
Gerhard Augst Der Buchstabe
Hermann Gelhaus Die Wortarten
Hans Wellmann Die Wortbildung
Helmut Gipper Der Inhalt des Wortes und die Gliederung der Sprache
Horst Sitta Der Satz
Christian Winkler Die Klanggestalt des Satzes
5 (1995) 6 (1998) Günther Drosdowski bzw. Dudenredaktion Peter Eisenberg Der Laut und die Lautstruktur des Wortes, Der Buchstabe und die Schriftstruktur des Wortes
Hermann Gelhaus Die Wortarten
Hans Wellmann Die Wortbildung
Helmut Henne Wort und Wortschatz
Horst Sitta Der Satz
7 (2005) 8 (2009) 9 (2016) Dudenredaktion bzw. Angelika Wöllstein / Dudenredaktion Peter Eisenberg Phonem und Graphem
Jörg Peters Intonation
Peter Gallmann Was ist ein Wort?, Grammatische Proben, Die flektierbaren Wortarten (außer: Das Verb), Der Satz
Cathrine Fabricius-​Hansen Das Verb
Damaris Nübling Die nicht flektierbaren Wortarten
Irmhild Barz Die Wortbildung
Thomas A. Fritz Der Text
Reinhard Fiehler Gesprochene Sprache

      Die Übersicht macht die jeweilige (unterschiedlich umfangreiche) Zusammensetzung der Autorenteams und die Verteilung der Zuständigkeiten deutlich, außerdem ist erkennbar, wie sich die Struktur der Grammatik und der Zuschnitt einzelner Teile im Laufe der Zeit gewandelt hat. Abgesehen von in der Natur der Sache liegenden Veränderungen in der Zusammensetzung und Verantwortlichkeit (stellvertretend sei auf die konzeptionellen und darstellerischen Veränderungen des Wortbildungs-Kapitels im Übergang der Zuständigkeit von Hans Wellmann [4.–6. Auflage] zu Irmhild Barz [seit der 7. Auflage] verwiesen) ist hier vor allem das Bemühen um Kontinuität, aber auch die Erweiterung der Autorenteams bemerkenswert, da durch die damit verbundene Arbeitsteilung der Anspruch auf Expertenschaft zusätzlich bekräftigt wird.

      Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen ist nun weitergehend nach Veränderungen des anvisierten Adressatenkreises und nach den Zielsetzungen der Duden-Grammatik zu fragen. Dabei darf man davon ausgehen, dass eine im Selbstverständnis und mit dem Anspruch einer wissenschaftlichen Darstellung konzipierte Grammatik in stilistischer Einheitlichkeit durch die für Wissenschaftstexte üblichen und erwartbaren Gestaltungsmerkmale geprägt ist und nicht auf attraktivitätssteigernde und die Rezeptionsbereitschaft fördernde Strategien angewiesen sein müsste. Dennoch nach Stilwechseln und nach Veränderungen bei ihrer Verwendung im Laufe der 60-jährigen Bestehenszeit zu fragen, gründet sich darauf, dass die Duden-Grammatik bereits seit der 3. Auflage (1973) mit dem Anspruch auftritt, „[u]nentbehrlich für richtiges Deutsch“ zu sein. Ohnehin ist ein Vergleich der Buchtitel und Titelseiten sehr aufschlussreich:

Auflage Titel Untertitel bzw. Werbezusatz Zusatztext (vordere Umschlagseite)
1 (1959) Duden – Grammatik der deutschen Gegenwartssprache braucht jeder, um Wortformen und Satzbau zu beherrschen Die Hauptkapitel des Buches: Der Laut, die Wortarten, die Wortbildung, der Inhalt des Wortes und die Gliederung des Wortschatzes, der Satz. Zahlreiche

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