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Stilwechsel und ihre Funktionen in Textsorten der Fach- und Wissenschaftskommunikation. Группа авторов
Читать онлайн.Название Stilwechsel und ihre Funktionen in Textsorten der Fach- und Wissenschaftskommunikation
Год выпуска 0
isbn 9783823300960
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Europäische Studien zur Textlinguistik
Издательство Bookwire
Der in der Fachkommunikation erwartbare und übliche Stilzug der Sachlichkeit spielt in solchen Fällen ersichtlich keine Rolle mehr, die Diskussion spitzt sich zu und nimmt mehr und mehr polemische Töne an. Dass Forumsmitglieder auf adäquate Gestaltung auch auf der Beziehungsebene Wert legen, zeigt sich vor allem darin, dass die Einhaltung von Höflichkeitsstandards gefordert wird:
(41) […] aber ich möchte daraufhin verweisen, dass das Deutschboard seinen Anspruch und einen guten Ruf waren will und das wir, die Helfer, uns freuen würden, wenn die Fragesteller sich ein wenig ordentlicher ausdrücken würden! Wir bitten freundlichts darum, gerade weil wir auf einem Deutschboard sind, eine vernünftige Anfrage zu stellen! […] Vielen Dank! […]1
4.3 Ironisieren
Stilwechsel können dann zum Einsatz kommen, wenn wie im folgenden Thread-Auszug das stilistische Handlungsmuster Ironisieren verwendet und ebenfalls die Interaktionsmodalität gewechselt wird. Ausgangspunkt ist eine Frage zur Groß- und Kleinschreibung, die dann im grammatischen Kontext der Wortbildung beantwortet wird:1
(42) Jan: Werden die Verben „schwimmen“, „radfahren“ und „laufen“ im folgenden Satz groß oder klein geschrieben? Das bedeutet: 20 Tage lang täglich 3,8 km schwimmen, 180 km radfahren und 42,2 km laufen.
Die Frage wird von User „Qwerty“ beantwortet und es kommt zu zwei zusätzlichen Beiträgen von „Jan“ und „Qwerty“. Bei der Beispielsanalyse verkürzt „Qwerty“ dann den ursprünglichen Beispielsatz, was folgende Reaktion eines weiteren Users verursacht:
(43) Vollprofi: „20 Tage lang Schwimmen/schwimmen“, das geht, […]Wow, Qwerty! Da bewundere ich echt deine Ausdauer! Kann man sich das mal irgendwo anschauen?
Der hier erkennbare Ebenenwechsel hin zur Beziehungsebene erfolgt durch die Ironisierung, wobei der Wechsel zu einer unernsten Interaktionsmodalität mit Smileys zusätzlich verdeutlicht wird. „Qwerty“ schließt sich dem Ebenenwechsel an, indem er/sie auf die Äußerung von „Vollprofi“ mit Humor reagiert:
(44) […] Ja ne? Da kannste nicht mithalten. […] Zitat: Kann man sich das mal irgendwo anschauen? Hihi, na klar. In jedem besseren Zoo, Delfinarium etc. Liebe Grüße Qwerty
Wie die Beispiele zeigen, agieren die Forumsmitglieder zuweilen ausschließlich auf der Ebene der Beziehungsgestaltung, als unbeteiligter Rezipient kann man zum „Zeugen eines kleinen verbalen Duells“ (Sandig 2006: 283) werden oder sich am negativen oder positiven Bewerten durch Ironie erfreuen.
5 Fazit
Die exemplarischen Überlegungen haben verdeutlicht, dass Grammatik-Texte für die Analyse von Stilwechseln und ihren Wirkungen einen geeigneten Untersuchungsgegenstand darstellen, da sich bei gleichbleibendem Gegenstand Anpassungen z.B. an bestimmte Adressatengruppen vergleichen lassen. Festhalten lässt sich insbesondere,
1 dass sich im Vergleich zielgruppendifferenter Darstellungen zielgruppenspezifische Formen des Gestaltens ausmachen lassen, zu denen auch bestimmte Arten von Stilwechseln gehören, und dass insofern die Analyse von Stilwechseln als Beitrag zur Verortung von Texten zwischen maximaler und minimaler Wissenschaftlichkeit verstanden werden kann: Vor dem Hintergrund des ausgeprägten Negativimages, mit dem das Thema „Grammatik“ behaftet ist, lässt sich erkennen, dass die Textproduzenten vor allem in einführenden Darstellungen und in solchen für Adressatengruppen mit heterogenem, insbesondere auch eher niedrigem Wissensniveau Stilwechsel einsetzen, um den Texten Attraktivität zu verleihen und die Rezeptionsbereitschaft zu steigern;
2 dass sich im Vergleich zielgruppengleicher Darstellungen, deren Erscheinen sich über einen größeren Zeitraum erstreckt, weniger Unterschiede in Gestalt von Stilwechseln beobachten lassen, sondern vielmehr bei gleichbleibendem (Wissenschaftlichkeits-)Anspruch Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen im Bereich der Grammatikforschung, die vor allem das Selbstverständnis und die Positionierung zwischen Präskription, Normierung und Deskription betreffen, sich aber zwangsläufig auch in der Art und Weise des Gestaltens niederschlagen und insofern einen Stilwandel sichtbar werden lassen;
3 dass die Art der Handlungsdurchführung und die primär im Rahmen des Gestaltens anzusiedelnden Stilwechsel durch Handlungen, die in erster Linie die Beziehungsgestaltung betreffen, ergänzt, zuweilen auch unterbrochen oder außer Kraft gesetzt werden können, wie es die exemplarischen Beobachtungen zur Behandlung von Grammatikthemen und ‑fragen in der Forenkommunikation offengelegt haben.
Literatur
Quellen
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Forschungsliteratur
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Biere, Bernd