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wozu auch der Hund Wanda II des Oberlandjägers Kleimann aus Grimmen hinzugezogen wurde. Infolge des herniedergegangenen Regens war es indessen nicht möglich, irgendeine Spur zu entdecken. Brauchbare Fingerabdrücke wurden in und an dem Wagen nicht gefunden.

      Die Leiche der Graziella Holm wurde polizeilich beschlagnahmt und nach Stralsund gebracht. Ebenso der Kraftwagen und sämtliche bei der Toten vorgefundenen Gegenstände. In Erwägung, dass der Täter nicht wissen kann, dass sein Plan, die Leiche zu verbrennen, durch den Regen völlig durchkreuzt wurde, kam die Kommission überein, vorläufig den Tatbestand geheimzuhalten und der Presse nur die Auskunft zu geben, dass Graziella Holm infolge eines Autounglücks, bei dem der Wagen in Brand geraten, ums Leben gekommen sei.

      gez. Sartorius, Krim.-Komm.

      Dr. Lueg als Gerichtsarzt

      Wendhöfer, Krim.-Ass.

      *

      Ermittlungsbericht.

      In der Mordsache Holm

      habe ich auf Anordnung des Krim.-Komm. Sartorius Frau Maria Karoline Peschke, Stralsund, Mönchstr. 214, in ihrer Wohnung vernommen. Frau Peschke sagt aus:

      Fräulein Holm hat am 14. Juni ein möbliertes Zimmer bei mir gemietet und die Miete für den Monat im Betrag von 35 RM. im voraus gezahlt. Ich kannte Fräulein Holm vorher nicht. Dieselbe gab an, im Kabarett „Plaza“ als Tänzerin engagiert zu sein. Sie ist auch am 15., 16. und 17. Juni dorthin gegangen und jedesmal erst gegen Mitternacht heimgekehrt. Ich habe nicht bemerkt, dass sie Besuch hatte oder auf dem Heimweg von jemand begleitet wurde. Ich hätte das unbedingt bemerken müssen, da ich immer noch wach war und mit Fräulein Holm an jedem Abend noch ein Paar Worte gewechselt habe, bevor sie zu Bett ging.

      Am 18. Juni, ungefähr um ein Uhr mittags, erschien ein Herr bei mir. Er gab an, ein Assessor König aus Berlin zu sein, und fragte nach Fräulein Holm.

      Ich meldete den Besucher dem Fräulein an und hörte, wie sie ihn im Hausflur wie einen guten Bekannten begrüsste. Ich kam darauf aus der Küche auf den Flur und fragte Fräulein Holm, ob ich Kaffee kochen solle. Fräulein Holm war angezogen, in Mütze und Jacke, und sagte, sie sei eben im Begriff, eine Spazierfahrt zu machen. Ich hörte, wie der Herr darauf sehr erregt sagte: „Aber ich muss dich unbedingt sprechen, Graziella!“ Fräulein Holm antwortete darauf lachend, dann könne er sie ja begleiten. Die beiden gingen dann, lebhaft miteinander sprechend, zusammen die Mönchstrasse hinunter in der Richtung nach dem Ossenreyer, wo Fräulein Holm ihr Auto in der Garage des Herrn Assmann stehen hatte. Was die beiden weiter miteinander sprachen, habe ich nicht gehört.

      Fräulein Holm trug, als sie das Haus verliess, ihre Handtasche und die Handschuhe in der Hand. Der Herr trug nichts in der Hand.

      v. g. u.

      Marie Karoline Peschke

      Stralsund, den 18. Juni, 18.30 Uhr.

      Wendhöfer, Krim.-Ass.

      Ermittlungsbericht.

      In der Mordsache Holm

      habe ich im Auftrage des Krim.-Komm. Sartorius Herrn Friedrich Assmann, Ossenreyer 310, in seinem Büro vernommen. Herr Assmann sagt aus:

      Ich betreibe auf dem Grundstück Ossenreyer 310 ein Tank- und Garagengeschäft. Am 14. Juni mietete ein Fräulein Holm aus Berlin bei mir einen Garagenplatz für ihren Adlerwagen IA 98 025 und gab als ihre Adresse an: Mönchstr. 214, bei Frau Peschke.

      Fräulein Holm hat am 16. Juni um 14 Uhr ihren Wagen geholt. Sie ist gegen 16 Uhr zurückgekehrt und hat den Wagen wieder bei mir untergestellt. Sowohl bei der Abfahrt wie bei der Rückkehr war sie allein.

      Am 18. Juni erschien sie wieder kurz nach 13 Uhr und bestieg ihren Wagen. Diesmal war sie in Begleitung eines mir unbekannten Herrn, den sie mehrmals „Werner“ nannte. Ich hatte den Eindruck, dass sowohl Fräulein Holm wie der Herr in ärgerlicher Stimmung waren; sie sprachen in meiner Gegenwart jedoch nichts Besonderes.

      Fräulein Holm bestieg den Lenksitz und der Herr den Sitz daneben. Bevor Frl. Holm Gas gab, hörte ich den Herrn sagen: „Haben wir Treibstoff genug bis Berlin?“ Sie sagte darauf ärgerlich: „Das könnte dir so passen!“

      Dann fuhren sie beide in der Richtung auf den Neuen Markt davon.

      v. g. u.

      Friedrich Assmann.

      Stralsund, den 18. Juni, 18 Uhr.

      Gautsch, Krim.-Wachtm.

      Ermittlungsbericht.

      In der Mordsache Holm

      habe ich auf Anordnung des Krim.-Komm. Sartorius den Geschäftsführer des Kabaretts „Plaza“, Greifswalder Strasse 2, Herrn Heinz Möhring, vernommen. Herr Möhring sagt aus:

      Durch die Blendorfsche Tanzschule, Berlin W, Kleiststrasse 317, wurde mir im April Fräulein Holm als Solotänzerin empfohlen. Ich tätigte mit der genannten Tanzschule einen Engagementsvertrag, demzufolge Frl. Holm vom 15. Juni bis 1. August in meinem Lokal als Tänzerin mit eigenem Programm auftreten sollte. Die Gage betrug wöchentlich 80 RM.

      Frl. Holm traf am 14. Juni hier ein und suchte mich sofort in meinem Büro auf. Wir besprachen ihr Programm, und ich machte sie mit den Lokal-, Bühnen- und Garderobeverhältnissen bekannt. Frl. Holm machte auf mich einen sehr guten und anständigen Eindruck.

      Am 15. Juni abends trat sie zum ersten Male auf. Ich war mit ihrer tänzerischen Darbietung zufrieden, und auch bei den Gästen fand sie Anklang. Am 16. und 17. Juni ist sie ebenfalls vertragsgemäss aufgetreten.

      An ihre Kollegen und Kolleginnen hatte sie infolge der kurzen Zeitdauer noch keinen Anschluss gefunden. Ich selber unterhielt mich nach ihrem ersten Auftreten mit ihr und erfuhr — was ich schon durch die Tanzschule wusste —, dass dies ihr erstes Engagement sei. Sie sagte mir ferner, dass sie bei Frau Peschke, Mönchstr. 214, ein nettes Zimmer gemietet habe.

      Am 15. Juni, nach ihrem ersten Auftreten, hat Frl. Holm gemeinsam mit mir und einer Kollegin, Frl. Elna Lissem, in meinem Lokal eine Flasche Wein getrunken. Sie war dabei sehr fröhlich und erwähnte, wie froh sie sei, endlich auftreten zu können. Ich erinnere mich auch, dass sie dabei erzählte, sie habe keine Eltern mehr, nur eine verheiratete Schwester in Berlin. Frl. Holm wurde an diesem Abend zweimal zum Tanz geholt, und zwar von Herrn Kaufmann Schröder, Lange Strasse, der öfter bei mir verkehrt, und von einem jungen Herrn, dessen Namen ich nicht kenne, der aber gleichfalls Stralsunder ist und oft in meinem Lokal verkehrt. Die Herren gingen sofort an ihre Tische zurück, nachdem der Tanz zu Ende war. Frl. Holm sass dann noch eine halbe Stunde bei uns am Tisch und sah sich das weitere Programm an. Gegen Mitternacht verabschiedete sie sich und ging nach Hause. Meines Wissens hat sie niemand begleitet. Die beiden Herren, die mit ihr tanzten, blieben noch bis gegen zwei Uhr im Lokal.

      Am 16. und 17. Juni hat Frl. Holm sofort nach Beendigung ihrer Nummer das Kabarett verlassen und ist nach Hause gegangen. Ich habe nicht bemerkt, dass sie irgendwelche Bekanntschaften unter meinen Gästen gemacht hat.

      v. g. u.

      Heinz Möhring, Geschäftsführer.

      Stralsund, den 18. Juni, 20 Uhr.

      Wendhöfer, Krim.-Ass.

      Ermittlungsbericht.

      In der Mordsache Holm

      habe ich mich in die Wohnung der Frau Peschke begeben und im Beisein der Wohnungsinhaberin und des Krim.-Wachtm. Erkner das Zimmer der Graziella Holm einer Durchsuchung unterzogen.

      Wir fanden dabei zwei Lederkoffer, die von Frau Peschke als Eigentum der Ermordeten bezeichnet wurden. Die bei der Leiche gefundenen Schlüssel passten zu den Koffern.

      Als Inhalt fanden wir lediglich Garderobe, ein Theaterkostüm, Wäsche und einige Bücher (Unterhaltungsromane). Im Kleiderschrank befanden sich weitere Garderobestücke. Auf dem Tisch fanden wir eine Schreibmappe, die nach Aussage der Wirtin ebenfalls der Holm gehörte. Dieselbe enthielt:

      Ein Foto, 18 × 24, einen Herrn und eine junge Frau darstellend. Fotograf: Atelier Gellert,

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