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Julie kehrt heim. Anne Karin Elstad
Читать онлайн.Название Julie kehrt heim
Год выпуска 0
isbn 9788711441121
Автор произведения Anne Karin Elstad
Жанр Документальная литература
Серия Julie
Издательство Bookwire
»Ihr müsst euch erst mal waschen, du und die Kinder. Dann gibt es was zu essen und danach könnt ihr gleich ins Bett. Unterhalten können wir uns später«, sagt Julie.
»Nein, als Allererstes müssen wir ein paar Sachen ausziehen, bevor wir noch schmelzen«, sagt Randi. Und sie und ihre Tochter legen die Mäntel ab. Darunter tragen sie ein Kleidungsstück über dem anderen, das sie Schicht für Schicht ablegen, zum Schluss stehen sie im Rock und in einer dünnen Bluse da.
»Oh, herrlich«, stöhnt Randi. »Aber pfui, pfui, sehr appetitlich komme ich mir im Moment nicht gerade vor. Waschen wird gut tun. Und du schwitzt dich außerdem noch zu Tode«, sagt sie zärtlich zu dem kleinen Blondschopf und befreit ihn von seinen übereinander gezogenen Kleidungsstücken.
»Du musst wissen, es war so, der Schiffer auf dem Kutter, mit dem wir zum Glück mitfahren konnten, der stand da wie ein General. ›Wir nehmen hier nur Menschen an Bord‹, sagte er. ›Alles Gepäck muss zurückbleiben.‹ Der Junge schlief in dem Wagen, und weil es mir gelang, den Schiffer davon zu überzeugen, dass er ein Baby ist, konnte ich ihm abtrotzen, dass ich den Kinderwagen mitnehmen durfte.«
Die Koffer mussten sie am Kai zurücklassen, erzählt sie, aber alle Sachen, die sie irgendwie anziehen konnten, zogen sie über, und sie füllten den Kinderwagen mit Kleidungsstücken. Eine Büchse Kaffee und eine Kilotüte mit Zucker konnte sie trotzdem in dem Wagen verstauen.
Das Boot, das sie mitgenommen hatte, setzte sie bei Halsanaustan an Land. Dort hätten sie auf einem Hof unterkommen können, aber als sie erfuhr, dass ein Lastwagen, der viele von denen, die mit an Bord waren, hierher in diesen Ort bringen würde, ja, da hätte sie an Julie gedacht. »Und jetzt sind wir hier, Julie, und ansonsten ...«
»Und ansonsten können wir uns später weiter unterhalten«, wiederholt Julie.
Julie bringt Randi und die Kinder in ihr, Julies und Jørgens, Schlafzimmer, entschuldigt sich wegen der morgendlichen Unordnung. Sie bekämen, so schnell es zu machen sei, ihr eigenes Zimmer.
»Unordnung?«, sagt Randi. »Wer achtet jetzt auf so was!«
Julie öffnet eine Kommodenschublade mit sauberen Kindersachen.
»Nimm dir nur, was du brauchst.«
»Es ist bestimmt nicht richtig«, sagt Randi, »Julie, du hast jetzt bestimmt genügend Leute im Haus, die saubere Kindersachen brauchen, doch ich muss dein Angebot annehmen. Das bisschen, was ich mitnehmen konnte, muss erst einmal gewaschen werden, bevor es benutzt werden kann.«
»Ja, du musst dich jetzt hier wie zu Hause fühlen«, sagt Julie.
Bevor sie geht, bleibt sie mit einer Hand an der Türklinke stehen, zögert.
»Randi?«, sagt sie. »Kann ich dich fragen ...«
»Ich weiß, was du fragen willst, Julie, ich habe es dir gleich, nachdem ich zur Tür rein war, angesehen. Krister, stimmt’s? Ich habe Krister gesehen, gestern Nachmittag. Er ist voll beschäftigt mit Löscharbeiten. Krister kommt schon zurecht, da kannst du ganz beruhigt sein. Und ihr Haus steht noch, zu dem Zeitpunkt auf alle Fälle. Unser Haus auch. Jetzt bete ich nur noch, dass alles bald vorüber ist.«
»Gott sei Dank, Randi, Gott sei Dank.«
Sie sitzen am Frühstückstisch, Julie und Jørgen, Randi und ihre Kinder, und Randi erzählt, wie es kam, dass sie hier landete.
Nachdem sie am Sonntag die Ängste überstanden hatten und es am nächsten Morgen gegen fünf Uhr so aussah, als wären die meisten Brände unter Kontrolle, dachten die Leute, es sei vorüber, sie könnten aufatmen. Sie selbst war da halb ohnmächtig ins Bett gesunken. Wie die Dinge auch standen, sie musste erst einmal schlafen. Aber am Montagmorgen gegen neun war sie kaum aus dem Bett gekommen, als es erneut Fliegeralarm gab. Und am Montag gab es ein Inferno, sie wünsche niemandem, dass er so etwas erleben müsse. Die Menschen versuchten, aus der Stadt wegzukommen, während die Jäger und Kampfflugzeuge, Stukas, wie sie sie wohl nennen, mit Maschinengewehren in die Straßen feuerten. Sie könne jetzt nicht darüber sprechen, sie schaffe es nicht, sie werde versuchen, es ihnen zu beschreiben, später. Von Hallvor, der an der Technischen Hochschule in Trondheim studiert, hat sie nichts gehört. Kari, die älteste Tochter, war draußen in den Straßen, um mitzuhelfen, sie wollte in der Stadt bleiben.
Später am Abend, als es dunkel geworden war, konnte Yngvar sie auf einen Lastwagen verfrachten, der sie aus der Stadt brachte, wohin, wusste sie nicht. Dann hatte sie das Glück und war von dem Fischkutter mitgenommen worden, sie dachte, er würde Richtung Süden fahren, nach Romsdal. Sie wollte sich dann zu ihrem Heimatort durchschlagen, zu der Familie ihres Bruders. Erst lange, nachdem sie an Bord gekommen waren, erfuhr sie, dass der Kutter in Richtung Norden fuhr, genau in die entgegengesetzte Richtung, die sie angenommen hatte.
»Nach Molde?«, fragte der Schiffer. »Nein, auf eine solche Verrücktheit lasse ich mich nicht ein. Wissen Sie nicht, dass Molde auch bombardiert wurde?«
Randi sieht, dass Julie blass wird. Ja, so sei es, sagt sie. Und sie habe erfahren, dass Åndalsnes bombardiert wurde und von Veblungsnes nur noch ein qualmender Ruinenhaufen übrig geblieben sein soll.
Dann gibt es also noch viele andere, um die man Angst haben muss, denkt Julie. Die Eltern, ihre Schwester, alle ihre Angehörigen zu Hause.
»Du musst keine Angst haben, Julie. Dein Heimatort ist zu klein, um Bomben auf ihn zu werfen. Aber Ålesund bombardieren sie bestimmt, die Teufel.«
»Die Feufel«, ahmt Sven sie nach. »Die Feufel, die Feufel«, wiederholt er begeistert, als er merkt, dass er die Erwachsenen damit zum Lachen bringt.
»Die Feufel?«, sagt Randis Kleiner prüfend und lächelt vorsichtig zu Sven hinüber, bevor er sein Gesicht geniert an Randis Brust versteckt.
»Nein, hört euch das an!«, sagt Randi und lacht. »Die beiden werden noch richtig gute Kameraden. Dass ich aber auch herkomme und dem Jungen beibringe, schlechte Wörter zu gebrauchen.«
»Ach, das vergisst er schon wieder«, sagt Jørgen lachend.
Julie hat für sie das Zimmer hergerichtet, das bisher die beiden Schwestern aus der Stadt benutzt haben. Das breite ausziehbare Bett ist für zwei mehr als groß genug, auch für den Kleinen ist noch Platz. Die beiden Mädchen ziehen auf den Dachboden des Vorratshauses, das Wetter erlaubt das jetzt schon, ansonsten logieren dort die Hilfskräfte den Sommer über.
»Ich hoffe, ihr werdet hier gut schlafen«, sagt Julie.
»Gut genug? Das ist großartig!«, sagt Randi. »Ich wäre mit einem Lager auf dem Fußboden mehr als zufrieden gewesen. Ich könnte jetzt überall schlafen, egal wo.«
Der Kleine auf ihrem Arm gähnt und reibt sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Mein Ärmster, du bist nun wohl auch müde nach all den Strapazen, die du durchmachen musstest, so klein, wie du bist«, sagt Randi.
Jetzt sieht Julie, dass der Junge seinem Vater ähnelt. Er hat Yngvars intensiv leuchtend blaue Augen. Obwohl jetzt über den Augen ein Schleier von Müdigkeit liegt, ist es zu erkennen. Er ist ein schönes Kind. Martin heißt er. Randi sagt, er sei nach Yngvars Idol aus der Jugendzeit benannt worden, Martin Tranmæl. »Um einen großen Namen ein bisschen in Erinnerung zu halten«, sagt sie.
Auch heute machen sie weiter. Schwarze Rauchwolken wälzen sich über den strahlend blauen Himmel. Den dritten Tag, eine Ragnarök, die überhaupt nicht mehr aufzuhören scheint. In der Küche auf Storvik sind die Frauen damit beschäftigt, das Mittagessen zuzubereiten. Sie haben den Haushalt zweigeteilt. Draußen im Altenteil hat Synnøve das Kommando, gemeinsam mit den Dienstmädchen aus der Stadt. Dort draußen sind sie sieben am Tisch, außer dem Dienstmädchen, das das Essen im Wohnzimmer serviert. Wenn Julie nachrechnet, muss sie den langen Tisch in der Küche für elf Personen decken. Hier essen die Angestellten zusammen mit der restlichen Familie. Jetzt haben sie nur noch zwei Angestellte, das Mädchen aus der Stadt und den Knecht Anders. Demnächst muss