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verteilen! Gleichmäßig, verstehen Sie. Die Hitze ist gut. Aber beeilen Sie sich, die Brote sind schon soweit.“

      Er tippte versuchend an eins der runden, herrlich säuerlich riechenden Brote, die in ihren Strohkörben auf dem Regal standen. „Also, ich geh hinüber. Im Notfall kommen Sie fragen.“

      „Na gut“, Margot streifte den Teig von den Händen, „aber zum Herausnehmen sind Sie wieder da? Obwohl das ja leichter ist!“

      „Ich komme, so schnell es geht“, versicherte der Alte und hastete hinüber. Margot ging zum Backofen und guckte hinein. Na freilich, warum nicht? Einmal musste es eben das erste Mal sein!

      Während sie mit vor Hitze und Aufregung gleichermaßen brennenden Backen schuftete, dachte sie, es habe doch auch sein Gutes, wenn man neugierig ist. Schon daheim hatte sie ihre Nase in alles gesteckt, auch in das, was sie nach Ansicht der andern nichts anging. Hätte sie, wie es ihr eigentlich zukam, Schönfeld jedesmal nur beim Teigkneten geholfen, so stünde sie jetzt zweifellos ratlos da. Denn die Besorgung des Backofens war Männersache, nur eben, sie interessierte sich auch dafür. Wirklich, die Glut wurde richtig! Nun hieß es noch die genaue Zeit abzupassen, wann man sie herausfegte – es war ein echter, alter Steinofen, in dem sie backten, und die Lauterbacher Brote waren deshalb berühmt. Heutzutage wollten gerade sehr begüterte Leute solches Brot, aus grobem Roggenmehl, gut gesalzen und in einem Hänsel-und-Gretel-Backofen gebacken.

      Zum Glück backten sie heute nur die halbe Menge. Hauptsächlich war der Ofen des Pfingstkuchens wegen angeheizt, da hatte man noch rasch ein Dutzend Brotlaibe mit angesetzt, mehr nicht.

      Sie legte sich den Schieber zurecht, bestreute ihn mit Mehl, nahm das erste Brot mit dem Korb und kippte es auf den Schieber. Das ging ganz leicht, und sie fühlte wieder Mut. Mit dem riesenlangen Stiel des Schiebers fuhrwerkte sie zwar noch etwas ungeschickt herum, aber es ging. Ein Ruck, und das erste Brot saß im Ofen. Sie atmete auf.

      Das nächste! Vorsichtshalber setzte sie alle in recht großen Abständen voneinander ab, denn sie saßen, wo sie saßen, man konnte sie nicht mehr wegrücken. Endlich waren alle drin!

      Margot atmete auf. Nun aber schleunigst hinüber und den Kuchenbelag holen! Margot rannte und prallte in der Küchentür zurück. Herta und Anne standen in Holzpantoffeln da und versuchten, das Wasser aufzutrocknen, das knöcheltief durch die Küche plätscherte, während Schönfeld und der Schmied des Dorfes sich an dem schadhaften Leitungsrohr abmühten. Erika war nicht zu sehen.

      „Hast du den Streusel fertig?“, fragte Margot.

      Anne sah auf und prustete los. „Margot, nein, guck bloß mal in den Spiegel! Du siehst aus – ein Bild für Götter!“

      „Albernes Kind“, sagte Margot würdevoll, musste aber dann selbst lachen. Ihr Gesicht, weiß grundiert von Mehl, trug darüber kunstvolle Rußornamente, von denen besonders eins unter der Nase komisch und wie ein Bärtchen wirkte. Unwillkürlich ging sie zur Wasserleitung und drehte – aber es kam kein Wasser. Natürlich war der Haupthahn abgestellt.

      „Wirklich eine reizende Bescherung! Aber ich muss jetzt das Zeug für den Kuchen haben, der Teig geht mir sonst über.“

      „Dazu bin ich noch nicht gekommen. Abgewogen ist alles, dann aber ging hier der Zirkus los. Kannst du es nicht fertig machen?“

      „Dann werde ich wohl schnellstens ran müssen. Und meine Brennnesseln? Wo steckt denn Erika?“

      „Die ging vorhin zum Gärtner, Salat holen. Sie müsste längst ...“ Annes Stimme verklang. Sie schippte jetzt das Wasser mit der Kehrschaufel auf, das klang auf dem Steinfußboden ohrenzerreißend. Margot holte sich heißes Wasser aus dem Ofentopf und wusch sich. In ihrem Kopf fing es an zu wirbeln. Ausgerechnet heute musste so was passieren, wo Frau König nicht da war!

      „Habt ihr wenigstens Kartoffeln geschält? Nein? Gottlob, da kommt Erika. Erika, lauf doch bitte schnell nach Brennnesseln, die kleinsten Enten bekommen noch nichts anderes als Brennnesseln und Brot. Und dann schäl die Kartoffeln, ja?“

      „Brennnesseln gehn mich nichts an“, sagte Erika schnippisch und warf den Kopf zurück. „Geh doch selbst!“

      „Aber, Erika, du siehst doch ...“

      „Und meinen Anteil Kartoffeln hab ich auch schon geschält, heute früh“, sagte Erika und setzte sich umständlich zurecht, um ihren Salat zu verlesen. „Weshalb macht ihr das nicht auch so? Dann wärt ihr jetzt nicht in der Klemme.“

      „Aber, Erika, wir können doch auch nichts dafür, wenn ein Rohr platzt! Das wirft doch alles über den Haufen“, rief Margot, mehr erstaunt als ärgerlich. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass man ein gemeinsames Pech nicht auch gemeinsam trug. „Nun geh schon, der Salat wird immer noch fertig, Hauptsache, meine Entchen bekommen ihr Frühstück.“

      „Dann kümmere du dich doch um sie.“

      Das war unmissverständlich deutlich. Margot riss den Mund zweimal auf, schloss ihn aber wieder, ohne etwas zu sagen. „Du bist wohl nicht bei Trost?“, flüsterte sie endlich.

      „Ach, nicht bei Trost! Ich hab es satt, ständig den Kuli für euch zu machen“, brach Erika los. „Ewig Erika hier und Erika da, alle besseren Arbeiten sucht ihr euch aus, und ich darf der Handlanger sein. Nein, danke, das hab ich lange genug genossen.“

      Herta und Anne hatten sich aufgerichtet, sie standen genauso erstarrt da wie Margot. Schönfeld und der Schmied waren eben mit einem herausgeschraubten Stück Rohr hinausgegangen. Die Mädel waren allein.

      „Ich versteh dich nicht, Erika“, sagte Margot langsam, „wenn ich dich manchmal gebeten habe, uns zu helfen, dann doch nur, weil du es von selbst nicht wissen konntest, was nötig war.“

      „Ach, von selbst! Als ob du alles wüsstest!“

      „Ja, willst du denn jetzt rübergehen und das Brotbacken allein besorgen? Ich glaube, das überlässt du mir ganz gern!“

      „Ach, das ist ein Einzelfall! Aber sonst ist es doch immer das Gleiche, ihr sucht euch die Arbeit aus, die euch gefällt, genau wie im Schloss beim Reiten.“

      „Was suchen wir uns denn da aus?“

      „Die Pferde! Die guten Pferde! Immer habt ihr den Bubi oder die Ulrike und ich muss mich mit dem Felix quälen. Anne, das Goldkind, darf neuerdings sogar auf den Goldpeter!“

      „Das dürftest du auch, wenn du ...“

      „Wenn ich mich so anschmeicheln würde wie du, hinüberrennen und Reuter schöne Augen machen, damit er die guten Pferde rausrückt. Nein danke, dafür bin ich mir zu gut.“

      „Was hab ich getan?“, fragte Anne. Sie kam näher, zitternd vor Wut. „Was hab ich Reuter gemacht?“

      „Wozu rennst du denn Sonntag so früh rüber?“

      „Zum Füttern und Putzen, dass du’s weißt! Aber dazu bist du dir zu gut, da schläfst du lieber zwei Stunden länger!“

      „Ach, füttern und putzen! Geritten seid ihr! Aber das sag ich euch, ich mach mir überhaupt nichts mehr aus dem Reiten, wenn ich mich immerfort mit dem elenden Bock von Felix abschinden muss, und ihr habt die guten Pferde. Dann hör ich eben auf, bitte sehr. Keiner zwingt mich. Und ich muss auch nicht das tun, was ihr mir vorschreibt.“

      „Du meinst also – du willst also damit sagen ...“, setzte Anne an. Aber Margot fuhr dazwischen:

      „Kinder, brüllt euch jetzt nicht an, dass das Haus wackelt und die Arbeit liegen bleibt! Jetzt los, wir sprechen nachher weiter. Erika, schäl doch wenigstens die Kartoffeln, bis Herta soweit ist!“

      „Ich denke nicht dran ...“

      Margot, Anne und Herta sahen sich an. Alle drei dachten dasselbe: Es ist Absicht. Sie will nicht. Das Reiten macht ihr keinen Spaß mehr, und nun ist es ihr gleichgültig, ob alles weiterhin klappt.

      „Wenn eine von euch widerspenstig wird“, hatte Frau König gesagt ...

      „Gut,

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