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       Wendland / Altmark

       Ein riesiges rundes Nest auf dem Kamin, darin zwei langbeinige schwarz-weiße Vögel mit markanten roten Schnäbeln – sie scheinen schwer beschäftigt. Mit ihren Schnäbeln zupfen und stochern die Störche an den Ästen, fliegen davon und kommen kurz darauf mit neuen Stöckchen zurück. Die Größe des Horts zeigt an, wie viele Jahre die Störche die Kinderstube schon nutzen. Denn jedes Frühjahr kehrt das Paar zurück ins Wendland und hofft, ihr Nest unversehrt vorzufinden. Mit ein paar Ästen wird nachgebessert, und so wächst es von Jahr zu Jahr. Ein wenig weiches Moos und fertig ist das Sommerhaus.

      ENTSCHLEUNIGUNG Im Wendland und der Altmark darf man einen Gang runterschalten.

      WILD Nicht nur Störche sind hier heimisch, auch Wild fühlt sich wohl.

      SOMMERSITZ DER STÖRCHE

      Immer wenn man Störche auf den Dächern sieht, hüpft einem das Herz. Ein Storch ist etwas besonders: Er erinnert an Kindheit und Märchen – ob als Glücksbringer Adebar, Baby-Bote oder Gevatter Langbein. Naturhistorisch betrachtet ist der Storch ein Kulturfolger, und das war nicht immer von Vorteil. Stromleitungen, Pestizide, intensive Landwirtschaft und die Trockenlegung von Feuchtgebieten machen dem Schreitvogel das Leben schwer. Fast waren die Weißstörche in Deutschland ausgestorben, doch langsam erholen sich die Bestände durch verstärkte Schutzmaßnahmen. In der Wendländer Elbtalaue, die sich am nördlichen Rand des Wendlands von Schnackenburg im Osten bis Neu Darchau im Westen erstreckt, fühlen sich die Störche besonders wohl. In fast jedem Dorf brütet ab April ein Paar. Das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue bietet den Störchen eine ursprüngliche Flusslandschaft mit großen Überschwemmungsflächen, Feuchtwiesen und Auwäldern. Allein ein Drittel aller in Niedersachsen brütenden Weißstörche lebt dort. Auch andere fast verschwundene Tierarten sind hierher zurückgekehrt, so zum Beispiel der Elbe-Biber, der bereits 1819 als ausgestorben galt.

      NESTBAU Der Blick auf die Dächer lohnt sich hier immer, das nächste Storchennest ist nicht weit.

      NAH AM STORCH

      Von Nest zu Nest führt die Deutsche Storchenstraße auf mehreren Hundert Kilometern von Brietlingen im nördlichen Niedersachsen flussaufwärts bis Schnackenburg im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Auf dem Weg durch die Natur können die Vögel auf den Feldern oder Wiesen beim Jagen beobachtet werden. Ganz nebenbei kommt man in den Genuss, die Flusslandschaft der Elbe näher kennenzulernen. Ein Tipp: Wer im Frühjahr ausmachen will, ob die Jungen bereits geschlüpft sind, kann das an der Haltung der Altvögel sehen. Stehen sie am Rand und lassen den Platz in der Mitte frei, sind die Jungvögel geschlüpft. Ab Juni schauen die Jungtiere dann schon über den Nestrand, ab Ende Juli werden sie flügge. Die Deutsche Storchenstraße ist als Rundtour für Autofahrer und Radfahrer ausgewiesen, abschnittsweise führt sie entlang des Elberadwegs. Teilstrecken können als Tagestouren gefahren werden, wie die rund 40 Kilometer lange Route durch die nördliche Neuhauser Elbmarsch von Darchau nach Bleckede. Am äußersten Rand der Altmark im Norden des Landkreises Stendal liegt ein weiteres Storchendorf. In Wahrenberg, ebenfalls am Elberadweg gelegen, bevölkern rund 80 Störche die Auenlandschaften.

      ENTLANG DES GRÜNEN BANDES

      Früher standen hier Mauern, Wachtürme und Stacheldrahtzaun. Heute ist der ehemalige Grenzstreifen zwischen Elbe, Altmark und Wendland ein bedeutendes Naturschutzgebiet. Im Vierländereck zwischen Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt führt der längste Abschnitt des sogenannten Grünen Bandes durch die Erlebnisregion Elbe-Altmark-Wendland. Viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind in den diversen Landschaften entlang des Grünen Bandes heimisch geworden. Ob die Elbtalauen im Norden, der im Süden liegende Salzwedeler Stadtforst, einer der größten Erlenbruchwälder Deutschlands, ob die Landgraben-Dumme-Niederung mit ihren Fließgewässern oder die Heideflächen nördlich des Arendsees; so unterschiedlich die Naturräume auch sind – die jüngere Geschichte verbindet sie.

      An der ehemaligen innerdeutschen Grenze lassen sich bis heute Spuren des historischen Grenzraums entdecken. Hoch aufragende Türme, Grenzerbrücken und Gedenksteine stehen wie stumme Zeitzeugen im früheren Niemandsland. Doch sind sie eingebettet in ein Naturparadies, das sich in den 40 Jahren der deutschen Teilung und danach entwickeln konnte. Das Grüne Band lässt sich auf einer mehrtägigen Radtour erleben. Über 190 Kilometer folgt der Vier-Länder-Grenzweg dem Verlauf des Grünen Bandes. Schilder weisen auf Besonderheiten am Wegesrand hin. Das können besondere Lebensräume, seltene Pflanzen oder Tiere sein oder historische Hinterlassenschaften wie Türme und die Reste slawischer Besiedlungen. Hinschauen lohnt sich!

      ENTDECKUNGEN Eine Mühle entlang des Grünen Bandes.

      ZEITREISE Die Burg Tangermünde gehört zu den kulturellen Schätzen der Region.

      EINMALIGE RUNDLINGSDÖRFER

      Was die Dörfer mit den schönen Namen Gühlitz, Köhlen, Saaße, Jabel oder Meuchefitz eint? Sie sind allesamt rund. Sie gehören zu den sogenannten Rundlingsdörfern im Wendland. Die kleinen, zu einem zentralen Platz ausgerichteten Dörfer sind größtenteils im späten Mittelalter entstanden und weltweit nahezu einzigartig. Viele der Häuser, teilweise sogar ganze Dörfer, stehen unter Denkmalschutz. Der Versuch, die Orte auf die deutsche Vorschlagsliste für das UNESCO-Weltkulturerbe zu setzen, scheiterte allerdings. Ein sieben Kilometer langer Rundweg verbindet vier der Rundlingsdörfer – Satemin, Jabel, Meuchefitz und Gühlitz. Ein längerer Rundweg von 34 Kilometern führt an Lübeln, Bussau und Belitz vorbei. In Lübeln informiert das Freilichtmuseum Wendlandhof über die Rundlingsdörfer und das Landleben vor rund 200 Jahren.

       Übernachten im Rundlingsdorf

       In den Rundlingsdörfern gibt es in Ferienwohnungen und Gästezimmern sogar die Möglichkeit zu übernachten, zum Beispiel in der Anlage Satemin Eins. Im gleichnamigen Ort liegt das denkmalgeschützte Haupthaus mit dem Wendland-Café. Außerdem gibt es eine Holzwerkstatt, einen Keramikladen und zwei neu ausgebaute Ferienwohnungen im Garten.

       www.satemineins.de

      ERLEBNISREGION Die Elbe schlängelt sich durch die Erlebnisregion Elbe-Altmark-Wendland.

       Worpswede und das Teufelsmoor

       Der Dichter Rainer Maria Rilke schwärmte vom Himmel und seinen fantastischen Wolkenformationen, die Malerin Paula Modersohn-Becker sah hier ihr »Wunderland«. Wenn sich reihenweise Künstler ansiedeln, um die Natur auf Leinwand zu bannen, dann muss es sich um einen ganz besonderen Ort handeln. Wie Worpswede. Hier fanden die Künstler nicht nur Inspiration, sondern auch die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.

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