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Körbe und Einkaufstaschen nachgetragen und wie sie unter ihrer Last gestöhnt haben. Hans Moser ist am Wiener Naschmarkt aufgewachsen und konnte dort viele Dienstmänner studieren. Jetzt will er einen nörgelnden, viel zu schwachen Kofferträger darstellen. Und die Idee sollte sich als durchschlagender Erfolg erweisen, er spielt die Rolle sein Leben lang.

      Und es geht rasant weiter: Robert Stolz sieht Moser als Dienstmann und empfiehlt ihn dem Direktor des Ronacher, der ihn sofort in seine neue Revue Wien gib’ acht! holt. Eduard Sekler, der Regisseur des Programms, erinnerte sich später: »Damals, im Ronacher, hat Moser, als Dienstmann verkleidet, zum ersten Mal genuschelt. Wir inszenierten die Kofferszene, und irgendwie ergab sich diese eigentümliche Sprechweise. Sie sollte ihm zur Eigenart werden. Und da er merkte, dass das dem Publikum gefiel, hat er es eben beibehalten.«

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      Die dritte Solonummer hat er sich selbst auf den Leib geschrieben: Den »Dienstmann« spielte Hans Moser sein Leben lang.

      Einer anderen Version zufolge sei das Nuscheln krankheitsbedingt, durch eine Verkrümmung des Moser’schen Kehlkopfs, entstanden.

      Wie auch immer, das Ronacher ist – im Gegensatz zu den bisherigen Kellerbühnen – ein großes Theater. Zeitungskritiken erscheinen, und Anton Kuh schreibt 1924 von dem »bald in Pallenberg-Nähe rückenden Hans Moser«. Dieser spielt inzwischen auch die Solonummer eines Pompfüneberers, die Karl Farkas für ihn verfasst hat: Ein Leichenbestatter soll in der Szene die sterblichen Überreste eines soeben verblichenen Mannes abholen, er irrt sich aber im Stockwerk und gerät statt zu der erwarteten Trauergemeinde in eine ausgelassene Hochzeitsgesellschaft. Die Besucher des Festes halten den Leichenbestatter für einen kostümierten Witzbold, der sich wiederum sehr wundert, im Falle einer derart traurigen Angelegenheit auf eine so beschwingte Runde zu stoßen.

      Eines Abends kommt kein Geringerer als Charlie Chaplin, auf Kurzbesuch in Wien, ins Ronacher. Chaplin ist begeistert und kauft Farkas die Rechte der Verwechslungsszene ab, weil er sie in Amerika verfilmen will. Er hat es – aus Respekt vor Mosers Leistung – nie getan.

      Die verschenkten Jahre, die Auftritte mit Chor- und Statisterieverpflichtung, des Kulissenschiebens und Zettelaustragens sind endgültig vorbei. Jetzt geht alles Schlag auf Schlag. Das Theater an der Wien steigt in der »Silbernen Operettenära« zu neuer Blüte auf. Direktor Hubert Marischka holt Moser als »Dritten-Akt-Komiker« für die Uraufführung von Emmerich Kálmáns Gräfin Mariza und überträgt ihm von da an eine Traumrolle nach der anderen. Als Moser in Bruno Granichstaedtens Operette Der Orlow als Billeteur brilliert, kommt Max Reinhardt ins Theater an der Wien, um ihn zu sehen – und sofort zu engagieren.

      Von einem Tag zum anderen steht er, der kurz zuvor noch der »Schmiere« angehörte, in der allerersten Reihe der besten Darsteller im deutschsprachigen Raum. Moser wird zu einem der Lieblingsschauspieler Max Reinhardts, er gibt ihm die Rollen, für die nur er geschaffen war: in Berlin, in Wien, bei den Salzburger Festspielen. Auf der Leinwand allerdings kann er sich erst durchsetzen, als die Technik den Tonfilm zulässt. Ab Mitte der dreißiger Jahre zählt Moser dann aber zu den meist beschäftigten und bestbezahlten Filmstars. Er dreht 150 Filme, oft so trivialen Inhalts, dass sie ohne Mosers Mitwirkung unvorstellbar wären. Doch sein Auftreten adelt die banalste Handlung, lässt den Unsinn, der da verbreitet wird, vergessen.

      Er selbst hat immer von seinem Talent gewusst, wie er viel später – 1926, bereits als berühmter Mann – in einem Interview feststellte: »Eines möchte ich schon sagen: Das, was ich heute kann, habe ich vor zwanzig Jahren schon gekonnt. Um kein Haar war ich damals anders als heute, ganz gewiss nicht.«

      Moser ist bereits 53, als er 1933 in dem Willi-Forst-Film Leise flehen meine Lieder einen kleinen Pfandleiher so überwältigend menschlich darstellt, dass er in einer Zeitung zum ersten Mal als »Volksschauspieler« bezeichnet wird.

      Ein großer Menschendarsteller hat seine Chance zu nützen gewusst. Eine kleine Szene als Hausmeister, die auf der Herrentoilette des Café Dobner entstanden ist, hat ihn dorthin gebracht.

      »BETTGEHER DER TRAMPUSCH«

       Johann Strauß Vater verlässt seine Familie, 18. Mai 1835

      Johann Strauß Vater * 14. 3. 1804 Wien, † 25. 9. 1849 Wien. Komponiert 152 Walzer, 13 Polkas, 18 Märsche.

      Eduard, der jüngste der »Strauß-Buben«, ist noch nicht geboren, da verlässt der Herr Papa schon die gemeinsame Wohnung und ward nicht mehr gesehen. Der durch den Radetzkymarsch unsterblich gewordene Johann Strauß Vater hat sich seiner Familie gegenüber alles andere als nobel verhalten.

      Strauß Vater hatte vierzehn Kinder, sechs mit seiner Ehefrau Anna, geborene Streim, und acht mit seiner Geliebten, der Modistin Emilie Trampusch. Neben den drei berühmt gewordenen Musikern Johann, Josef und Eduard und den ebenfalls ehelich geborenen Töchtern Anna und Therese gab’s aus der Ehe auch einen Sohn, Ferdinand, der noch im Jahr seiner Geburt starb. Nur zwei Monate nachdem seine Frau im März 1835 ihren jüngsten Sohn Eduard gebar, bringt die Geliebte, Emilie Trampusch, bereits ihr erstes Kind zur Welt.

      Emilie Trampusch, * 29. 7. 1815 Saar/Mähren, † nach 1865. Modistin, Lebensgefährtin von Johann Strauß Vater, mit dem sie acht Kinder hat.

      Johann Strauß Vater, dessen Verhältnis zu seiner Frau vollkommen erkaltet ist und der seit Langem schon außereheliche Vergnügungen gesucht und gefunden hat, lernt die schöne Hutmacherin Emilie Trampusch auf einem Ball, dessen musikalischer Leiter er ist, kennen. Bald wird sie als allabendliche Besucherin seiner Gartenkonzerte beobachtet, wobei den Musikerkollegen auffällt, dass sie exzentrisch applaudiert, in den Pausen den Orchesterraum betritt und sehr vertraut mit dem Dirigenten ist. Man erzählt sich, dass sie einander schon längere Zeit kennen und dass Strauß der Hutmacherin mehr Zeit widmet als früheren Liebschaften. Er isst mit ihr zu Mittag und verbringt die späten Abende nach seinen Konzerten bei ihr.

      Und dann verlässt er von einem Tag zum anderen die eheliche Wohnung in der Taborstraße 17, um mit der koketten, zwanzigjährigen Emilie zunächst in ein anderes Haus in der Leopoldstadt und später in die Kumpfgasse hinter dem Stephansdom zu ziehen. Wann genau er von zu Hause auszieht, ist nicht bekannt, wir müssen daher als Schicksalstag für die Familie den Geburtstermin seiner ersten unehelichen Tochter nehmen: Emilie Therese Trampusch kommt am 18. Mai 1835 in der damaligen Wohnung ihrer Mutter auf der Tuchlauben 16 zur Welt.

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      Johann Strauß Vater verließ seine Frau und seine Kinder von einem Tag zum anderen.

      Seine Ehefrau Anna ist starr vor Schreck. Gerade weil sie das Sündenregister ihres Mannes kennt, kämpft sie in den ersten Wochen kaum um ihn, weil sie denkt, die Affäre würde ebenso schnell vorübergehen wie alle anderen davor. Was Anna Strauß entsetzt, ist die Tatsache, dass es den vergötterten Mann diesmal »nach unten« zieht, zu einer Handwerkerin, der er jetzt – wie man seiner Frau hinterbracht hat – teure Roben und Brillantenschmuck schenkt. Wirklich erschüttert ist Anna Strauß, als sie erfährt, dass der Meister zwei seiner unehelichen Kinder auf die Namen Johann und Therese hat taufen lassen – genau wie ihren ältesten Sohn und eine ihrer beiden Töchter. Josephine Streim, die Schwester der sitzen gelassenen Anna, bezeichnet ihren Schwager verächtlich nur noch als den »Bettgeher der Trampusch«.

      Anna Strauß geb. Streim * 30. 8. 1801 Wien, † 23. 2. 1870 Wien. Ehefrau von Johann Strauß Vater. Mutter u. a. von Johann Strauß Sohn, Josef und Eduard Strauß.

      Noch gibt Anna nicht auf. Kaum hat sie erkannt, wie ernst es ihm diesmal ist, stellt sie ihrem Mann ein Ultimatum. Vergeblich, denn der denkt nicht daran zurückzukehren und bleibt bei seiner Modistin. Da er sich von seiner Frau nach geltendem Recht nicht scheiden lassen kann, kommen in den Jahren 1835 bis 1844 alle acht Kinder der Emilie Trampusch unehelich zur Welt.

      Strauß Vater ist mit seiner Kapelle gut im Geschäft, doch zwei Frauen

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