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daß Olga von Zeit zu Zeit hereinkam, sich über die Blätter beugte und ich ihr die Hände küsste.«

      Nur vor den engsten Freunden des Geburtstagskindes findet abends die Vorstellung im Teesalon statt. Die Damen in hübschen, von Olga entworfenen Kostümen, Schnitzler als Wiener Strizzi mit Strohhut. In seinen viele Jahre später geschriebenen Erinnerungen zu diesem Abend gesteht er Olga kein großes schauspielerisches Talent zu: »Olga sprach ihre Verse damenhaft mit dunkler Stimme und ohne Talent.« Nach der mit großem Beifall bedachten Premiere gibt es ein Geburtstagssouper und einen Schnitzler aufwühlenden Tanz, bei dem er seine Olga noch einmal vor dem Abschied im Arm halten kann, ihn aber auch sehr endzeitliche Gedanken ihre Beziehung betreffend beschleichen. Er zieht ein berührendes Resümee: »Heute war ja der letzte Abend meines Reichenauer Aufenthaltes, das Ende dieser wunderbaren glückselig-unglückseligen, sehnsucht- und leidenschafterfüllten Sommertage, in denen, wenn auch die letzten und heißesten Wünsche nicht gestillt waren, ich an Liebeserfahrung und Wissen um die Seele von Männern und Frauen und vor allem an Wissen um mich selbst weiter vorgeschritten war als in irgendeiner früheren Epoche meines Daseins. Wenn ich auch fühlte, daß es zwischen Olga und mir keineswegs für immer vorbei war, daß wir uns bald und vielleicht oft wiedersehen würden, und wenn sogar kühnste Hoffnungen für spätere Zeit in mir lebendig waren und lange blieben, – die Ahnung, daß das Schönste, das in einem tieferen Sinn Schönste, das Unwiederbringliche und Einzige dieser Beziehung mit dem heutigen Abend erledigt war, diese Ahnung umschattete meine Seele düsterer, als es irgendeine banale Abschiedsstimmung getan hätte; – und in dieser letzten Thalhof-Nacht weinte ich Tränen, die zu den bittersten, verzweiflungsvollsten meiner Jugend gehörten …«

      Am nächsten Morgen fahren Arthur und Olga gemeinsam nach Wien, was nicht weiter auffällt, da sie oftmals ihren Vater besuchte und bei ihm am Südbahnhof wohnte. Im gleichen Coupé fährt Doras Mann, der Kaufmann Innocenz Kohnberger, der sich die gesamte Fahrt bis Mödling schlafend stellt, damit die Liebenden in einem langen, inbrünstigen Kuss versinken können.

      Nach Wien zurückgekehrt, vertraute Schnitzler seinem Tagebuch am 7. September 1886 an: »Sie streichelte meine Wangen, meine Augen, meine Haare – dann küssten wir uns lang, lang … – es war uns beiden, als müßten wir vergehen –

      – Und jetzt bin ich wirklich nicht mehr in ihrer Nähe. Wenn ich nur einen Moment einen andern Gedanken haben könnt als sie.«

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