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der sich mei­ner Not­la­ge schäm­te und mir ge­gen­über zu sehr im Un­recht war, um mich nicht zu has­sen. Er emp­fing mich mit je­ner kal­ten Höf­lich­keit, wel­che je­des Wort und jede Ge­bär­de wie einen Schimpf er­schei­nen läßt; sein un­si­che­rer Blick er­reg­te mein Be­dau­ern. Ich schäm­te mich für ihn sei­ner Klein­lich­keit in all dem Glanz, sei­ner Arm­se­lig­keit in all dem Über­fluß. Er sprach mir von an­sehn­li­chen Ver­lus­ten, die ihm die drei­pro­zen­ti­ge Staats­ren­te ver­ur­sach­te; dann nann­te ich ihm den Grund mei­nes Be­suchs. Die Ver­än­de­rung in sei­nem Be­neh­men, das von Fros­tig­keit all­mäh­lich zu großer Lie­bens­wür­dig­keit über­ging, wi­der­te mich an. Kurz und gut, mein Freund, er be­such­te die Com­tes­se und stell­te mich dort ein­fach kalt. Fœ­do­ra ent­fal­te­te für ihn einen un­ge­ahn­ten Zau­ber; sie um­strick­te ihn völ­lig, ver­han­del­te mit ihm die mys­te­ri­öse An­ge­le­gen­heit, ohne daß ich ein Wort da­von er­fuhr; ich war ihr nur Mit­tel zum Zweck ge­we­sen! … Sie schi­en mich nicht mehr zu be­mer­ken, wenn mein Cou­sin bei ihr war; sie emp­fing mich dann viel­leicht mit ge­rin­ge­rer Freu­de als an dem Tag, da ich ihr vor­ge­stellt wor­den war. Ei­nes Abends de­mü­tig­te sie mich vor dem Duc de Na­varr­eins durch eine je­ner Ges­ten, einen je­ner Bli­cke, die man nicht in Wor­te fas­sen kann. Ich ging mit Trä­nen in den Au­gen fort; schmie­de­te tau­send Ra­che­plä­ne und er­wog, ihr Ge­walt an­zu­tun.

      Ohne Tu­gend und ohne Las­ter leb­te die­se Frau fern von der Mensch­heit, in ei­ner Sphä­re für sich, ei­ner Höl­le oder ei­nem Pa­ra­dies. Die­ses weib­li­che Rät­sel in Kasch­mir und Sti­cke­rei­en setz­te alle mensch­li­chen Trieb­kräf­te in mir in Be­we­gung: Stolz, Ehr­geiz, Lie­be, Neu­gier­de. Eine Mo­de­lau­ne oder die Ma­nie, ori­gi­nell zu er­schei­nen, von der wir alle be­ses­sen sind, hat­te uns dazu ge­trie­ben, ein klei­nes Bou­le­vard­thea­ter zu be­vor­zu­gen. Die Com­tes­se äu­ßer­te den Wunsch, die be­pu­der­te Phy­sio­gno­mie ei­nes Mi­men zu se­hen, den ei­ni­ge Leu­te von Geist himm­lisch fan­den, und mir ward die Ehre zu­teil, sie zur Pre­mie­re ir­gend­ei­ner mie­sen Pos­se zu be­glei­ten. Die Loge kos­te­te kaum 100 Sous, doch be­saß ich nicht einen lum­pi­gen Hel­ler. Da ich noch einen hal­b­en Band Me­moi­ren zu schrei­ben hat­te, wag­te ich nicht, Fi­not um Geld an­zu­ge­hen, und Ras­ti­gnac, mein hel­fen­der En­gel, war ver­reist. Die­se be­stän­di­ge Ver­le­gen­heit mach­te mein gan­zes Le­ben zum Fluch. Ein­mal, als wir aus der Oper ka­men und es schreck­lich reg­ne­te, hat­te Fœ­do­ra einen Wa­gen für mich vor­fah­ren las­sen, ohne daß ich mich die­sem eit­len Lie­bes­dienst hät­te ent­zie­hen kön­nen: sie ließ kei­ne mei­ner Ent­schul­di­gun­gen gel­ten, we­der mei­ne Vor­lie­be für den Re­gen noch den Ein­wand, daß ich spie­len ge­hen wol­le. Sie ahn­te nichts von mei­ner

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