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– nein.« Er grinste. »Aber ich bin ja sowieso ein Hasenfuß, wenn es um so etwas geht.« Dann wurde er wieder ernster. »Wenn ich mir vorstelle, was du bei einer normalen Geburt auszuhalten hast…, an deiner Stelle würde ich das alles ganz gern verschlafen und dann als frischgebackene Mami aufwachen.«

      »Ahnst du überhaupt, wie man sich nach einem Kaiserschnitt fühlt? Beate hat mir die reinsten Schauermärchen erzählt.«

      Horst zog eine Grimasse. »Beate! Wenn die sich nur in den Finger schneidet, macht sie schon ein Drama daraus. Also wirklich, Jana, auf Beate würde ich in dieser Hinsicht an deiner Stelle nicht hören.«

      Die junge Frau seufzte tief auf, dann streichelte sie über ihren gerundeten Bauch. »Wie auch immer. Ich werde jedenfalls morgen früh wieder in die Klinik gehen und mich noch einmal untersuchen lassen.« Sie schwieg kurz. »Ich glaube allerdings nicht, daß ich mich zu einem Kaiserschnitt überreden lassen werde.«

      *

      Daran glaubte auch Stefan Daniel schon fast nicht mehr. Die erneute Abmessung des Babys hatte ergeben, daß es mindestens acht, wenn nicht gar neun Pfund schwer sein würde, doch sein wiederholter Versuch, Jana Kemmerer von der Notwendigkeit eines Kaiserschnitts zu überzeugen, war gescheitert.

      »Warten Sie bitte noch einen Augenblick hier«, bat er die junge Patientin, dann holte er die Gynäkologin der Klinik, doch auch Alena Reintaler hatte bei Jana nicht viel Glück.

      »Dr. Daniel hat gesagt, eine Spontangeburt ist möglich, wenn ich in der Klinik entbinde«, erklärte Jana fest entschlossen. »Und das werde ich ja auch tun, aber ein Kaiserschnitt kommt für mich nicht in Frage. Es sei denn, Sie könnten mir beweisen, daß wirklich wichtige Gründe dafür vorliegen würden.«

      Alena seufzte. »Ich glaube eigentlich, die Größe und das Gewicht des Kindes sind schon Grund genug.« Sie betrachtete die Bemerkungen, die Stefan auf das Krankenblatt geschrieben hatte. »Frau Kemmerer, wir können Sie nicht zum Kaiserschnitt zwingen, aber schon im Interesse Ihres Babys sollten Sie zustimmen, und ich bin sicher, daß Dr. Daniel derselben Meinung wäre, wenn er jetzt die Möglichkeit hätte, Sie zu untersuchen.«

      »Er hat mich doch vor sieben Wochen noch untersucht«, wandte Jana ein. »Damals war das Baby auch schon groß. Er hat es ja selbst gesagt.«

      »Und er hat Ihnen zum Kaiserschnitt geraten«, fügte Alena hinzu.

      »Ja«, räumte Jana widerwillig ein. »Aber als ich sagte, ich würde lieber normal entbinden, hatte er auch nichts dagegen.«

      »In der Zwischenzeit ist das Baby aber nochmals entscheidend gewachsen«, erklärte Alena. »Und zwar ganz beträchtlich. Das konnte Dr. Daniel damals jedoch noch nicht vorhersehen. Bitte, Frau Kemmerer, hören Sie auf uns. Lassen Sie es nicht darauf ankommen, daß Ihrem Baby am Ende etwas passiert.« Sie warf einen Blick in den Mutterpaß. »Das Kleine ist geburtsreif. Wenn wir heute oder spätestens morgen den Kaiserschnitt machen würden…«

      »Nein«, widersprach Jana

      energisch. »Ich will eine natürliche Geburt.« Sie stand auf. »Ich will die Ankunft meines ersten Kindes nicht verschlafen.«

      »Es ist hoffnungslos«, erklärte Alena niedergeschlagen, als Jana gegangen und sie mit Stefan allein war.

      Verständnislos schüttelte auch der junge Assistenzarzt den Kopf. »Wie kann man nur so verbohrt sein? Warum begreift sie nicht, daß sie mit ihrer Halsstarrigkeit nicht nur das Baby, sondern womöglich auch noch sich selbst in Gefahr bringt?«

      Alena zuckte die Schultern. »Mit solchen uneinsichtigen Patienten müssen wir uns leider immer wieder herumschlagen.« Sie seufzte. »Wir können nur hoffen, daß unser Team vollständig vertreten sein wird, wenn sie mit Wehen hier in der Klinik ankommt, denn daß es bei dieser Geburt zu Komplikationen kommen wird, ist schon so gut wie vorprogrammiert.«

      *

      »Was schaust du da für Fotos an, Papa?« fragte Tessa neugierig und sah Dr. Daniel über die Schulter.

      »Da kann man ja überhaupt nichts drauf erkennen«, erklärte sie enttäuscht, dann schüttelte sie mißbilligend den Kopf. »Da hat Monsignore Antonelli aber schönere Fotos gemacht.«

      Dr. Daniel mußte lachen. »Das sind keine Fotos, Mäus-chen, sondern Röntgenaufnahmen.« Er stand auf. »Ich muß rasch zu den Sandrinis hin-über.«

      Genußvoll leckte sich Tessa die Lippen. »Bringst du mir dann eine Pizza mit? Die ›San-drini Speciale‹ ist die beste Piz-za, die es auf Sardinien gibt.«

      Liebevoll nahm Dr. Daniel sein Töchterchen auf den Arm. »Ich dachte, Mario würde die beste Pizza machen?«

      »Ja, aber Elio macht die zweitbeste«, entgegnete Tessa schlagfertig.

      Manon schmunzelte. »Um eine Antwort ist unsere Tochter wirklich nie verlegen.«

      Dr. Daniel nickte. »Das Gefühl habe ich auch.« Er gab Tessa einen Kuß auf die Wange, bevor er sie wieder auf den Boden stellte. »Also schön, Mäuschen, ich bringe dir deine heißgeliebte Pizza mit.«

      »Aber nur die ›Sandrini Speciale‹«, betonte Tessa noch einmal.

      »Ich werde mich hüten, dir etwas anderes zu bringen«, versprach Dr. Daniel lächelnd, dann wandte er sich Manon zu. »Ich beeile mich. In spätestens einer halben Stunde bin ich wieder hier.«

      Seine Frau schmunzelte. »In einer halben Stunde? Mein lieber Robert, das glaubst du ja wohl selbst nicht.« Sie küßte ihn zärtlich. »Laß dir nur Zeit, Schatz. Tessa und ich werden uns in der Zwischenzeit schon zu beschäftigen wissen.«

      »Ja, wir gehen schwimmen und Eis essen«, verkündete Tessa.

      »Das grenzt ja schon fast an Folterei«, beschwerte sich Dr. Daniel, doch er lächelte dabei. »Ich muß ein ernstes Gespräch führen, und meine beiden Damen gehen in der Zwischenzeit schwimmen und Eis essen.«

      »Wir lassen dir auch was übrig, Papa«, versprach Tessa, dann grinste sie schelmisch. »Vom Meer. Damit du später auch noch ein bißchen schwimmen kannst.«

      Dr. Daniel lachte und wirbelte das kleine Mädchen herum, daß es vor Vergnügen quietschte. »Du bist ja ein richtiger kleiner Schlingel.«

      »Kann ich gar nicht sein«, entgegnete Tessa altklug. »Ich bin nämlich ein Mädchen.«

      »Ja, und was für eines«, meinte Dr. Daniel, dann küßte er Tessa auf die Wange und wandte sich schließlich Manon zu, um sich auch von ihr zärtlich zu verabschieden.

      »Ich beeile mich«, versprach er noch einmal, dann machte er sich auf den Weg zu Chiara und Elio Sandrini.

      Wie immer am frühen Nachmittag war Elio zu Hause, denn der große Trubel in der Pizzeria begann erst am Abend, dauerte dann aber auch bis weit nach Mitternacht.

      »Herr Doktor, so rasch hatten wir mit Ihnen gar nicht gerechnet«, erklärte Elio, während er Dr. Daniel eintreten ließ. Dabei vibrierte seine Stimme förmlich. Man merkte ihm an, wie angespannt er war.

      Chiara war allerdings nicht weniger nervös. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie durch ihr langes schwarzes Haar.

      »Ich will Sie nicht lange auf die Folter spannen«, erklärte Dr. Daniel ohne weitere Umschweife. »Die Untersuchung war sehr aufschlußreich. Chiara, Ihre beiden Eileiter weisen schwere Verwachsungen auf.«

      Impulsiv preßte Chiara eine Hand auf den Mund. Sie war nicht ganz sicher, was diese Diagnose für sie bedeutete.

      Elio warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sprach er aus, was sie dachte, aber nicht zu fragen wagte.

      »Heißt das… Chiara wird niemals ein Kind bekommen?«

      Dr. Daniel erkannte die Angst in den Augen der jungen Frau und wußte, was jetzt in ihr vorging. Sie sah sich schon im Kloster – genauso, wie ihr Vater es ihr angedroht hatte.

      »Sagen wir mal so«, entgegnete Dr. Daniel. »Diese Verwachsungen müßten operativ beseitigt werden, aber das

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