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      „Das heißt, daß wir unsere spanischen Freunde an Land in Anspruch nehmen müssen!“ rief Hasard. „Ärgerlich, diese Verzögerung.“

      „In Vigo gäbe es Wasser“, empfahl der andere Kapitän.

      „Aber ich hörte“, antwortete Hasard, innerlich über dieses vorgeschlagene Ziel hocherfreut, „daß der Hafen von Vigo zu klein für unsere vielen Schiffe sei.“

      „Dann sollten wir nur mit ein paar Schiffen einlaufen und die Vorräte auf See oder in einer Bucht übergeben.“

      „Recht so!“ schrie der Seewolf. „Sie sind dabei, Don Ricardo?“

      „Mit Freude. Wir haben, meine ich, die größten Fässer und die größten leeren Laderäume und Proviantlasten.“

      „Einverstanden. Wir befragen die anderen Kapitäne!“ rief Hasard. „Meinen Sie, daß, uns eingeschlossen, ein halbes Dutzend Schiffe ausreicht?“

      „Das will ich meinen, Señor Capitán.“

      Der Bug der Schebecke setzte nur weniger stark als der runde Bug der Galeone in die hohen Wellen ein. Gischt und Sprühregen überschütteten die Back und die bugwärtige Hälfte der Kuhl. Hasard ließ abdrehen und gab nach einem kurzen Gruß an Don Ricardo in bestem Spanisch seine Befehle.

      Die Schebecke ging in den Wind. Die Seewölfe warteten, bis die „Concordia“ heranstampfte. Wieder rief Hasard den Kapitän und seine Offiziere an, die auf dem Quarterdeck standen und sich weit über das Schanzkleid lehnten.

      Auch auf der „Concordia“ waren Proviant und Wasser knapp. In zwei bis drei Tagen würden die wichtigsten Vorräte aufgebraucht sein. Auch die Männer dieses Schiffes erklärten sich gern bereit, nach Vigo einzulaufen und dort zu bunkern.

      „Dann hören wir auch, was es Neues von Philipp gibt, unserer Majestät“, tönte es laut von der Galeone.

      „Schon möglich. Ihr seid auch dabei. Dann sind wir schon drei Schiffe“, rief Hasard und beendete den Nachrichtenaustausch.

      Die „Concordia“ passierte die wartende Schebecke.

      Don Juan de Alcazar schlug Hasard auf die Schulter und sagte: „Ich weiß, daß du den Dons nicht traust. Glaubst du ihnen?“

      Hasard hob die breiten Schultern unter dem spanischen Tuch.

      „Mir bleibt kaum etwas anderes übrig“, erklärte er.

      „Gewißheit ist eine herrliche Sache“, sagte der Spanier. „Aber wir sollten eine Stichprobe verlangen. Ganz einfach auf irgendein Schiff dort überwechseln, entern und eine scharfe Kontrolle der Vorräte durchführen.“

      „Ein guter Rat. Welches Schiff sollten wir uns aussuchen?“ fragte der Seewolf nach einer Weile.

      „Ganz gleich. Irgendeine der Galeonen dort hinten“, meinte Don Juan. „Keiner von uns weiß, wieviel Wasser und Proviant sie am Anfang der Fahrt in den Laderäumen hatten.“

      „Stimmt.“

      Die falschen Spanier warteten, bis ein Schiff nach dem anderen an ihnen vorbeisegelte. Überall erhielten sie die gleichen Auskünfte. Bis nach Irland würden weder Wasser noch Proviant reichen, auf keinen Fall.

      Hasard sammelte ein Enterkommando um sich und sagte schließlich: „Wir sehen uns die ‚Santa Helena‘ unter Deck genauer an. Einverstanden?“

      Der Profos nickte und stieß den Schiffszimmermann an.

      „Und wehe, wenn wir volle Fässer und fette Schinken in der Proviantlast finden. Wird wohl ein aufregender Landgang werden, nicht wahr, Sir?“

      Jetzt grinste Hasard breit und fast fröhlich.

      „Wenn sechs Schiffe in Vigo auftauchen, dann wird es im Hafen recht lebendig werden, Freunde. Und daß wir unsere Rolle ausgezeichnet spielen, haben wir ja schon beweisen müssen.“

      „Die Dons in Vigo werden uns dabehalten wollen!“ rief Old Donegal. „So gute Spanier wie uns gibt’s sonst nirgendwo.“

      „Hoffentlich“, murmelte Hasard und gab Befehl, die Schebecke längsseits zur „Santa Helena“ zu steuern.

       2.

      Hasard saß neben Don Juan auf dem Achterdeck der Schebecke und stemmte seine Sohlen gegen die Stufen des Steuerbordniederganges. Sein rechter Arm hing über dem Schanzkleid. Die vier Galeonen, die der „Salvador“ folgen und einen geringfügig veränderten Kurs laufen sollten, scherten gerade aus der Kiellinienformation aus und fielen um einen Strich nach Steuerbord ab.

      Leise bemerkte der Seewolf zu seinem spanischen Freund: „Den Spaniern von der ‚Honestidad‘ oder den anderen wird es nicht schwerfallen, den Gouverneur zu überzeugen. Wir müssen versuchen, unsere Rolle richtig zu spielen.“

      „Wenn Don Jaime über das Kaff herrscht“, meinte Don Juan, „wird es nicht schwer sein, ihn zu überzeugen. Er ist nicht der Klügste. Ich bin sicher, du willst unseren Aufenthalt so kurz wie möglich halten?“

      Hasard nickte mit Bestimmtheit.

      „Keine Minute länger als unbedingt nötig. Wir werden alle anpacken müssen. Meinst du, daß sie insgesamt ein Dutzend Schiffe versorgen können?“

      „Wasser und Wein? Da sehe ich keinen Engpaß“, erwiderte Don Juan. „Wenn man den Bauern und Händlern mehr Zeit läßt und gut zahlt, kriegen wir alles.“

      „Aber nicht innerhalb von ein paar Stunden.“

      Al Conroy schob sich entlang des Schanzkleides auf die beiden Männer zu und blieb dicht vor ihnen stehen.

      „Sir? Will sich das Flaggschiff von Don Julio de Vilches in schläfrigem Frieden oder mit dem Nachdruck der königlich spanischen Culverinen dem Hafen von Vigo nähern?“

      Don Juan und der Seewolf lachten schallend.

      „Wie lange fährst du schon auf unserem Schiff?“ fragte schließlich der Seewolf. „Wie immer, Mister Stückmeister. Wir sind auch am Kai von Vigo auf jeden denkbaren Zwischenfall vorbereitet.“

      Al Conroy hatte keine andere Antwort erwartet. Er grinste zufrieden und zeigte zu seinen Culverinen.

      „In Ordnung, Sir. So halten wir’s. Meine kleinen Lieblinge werden bereit sein.“

      Die Schebecke schob sich an die „Wappen von Kolberg“ heran. Arne von Manteuffel und seine Mannen erfuhren in fast allen Einzelheiten, was Hasard mit den fünf anderen Schiffen vorhatte. Brüllendes Gelächter begleitete die Schebecke, als das Schiff weit nach Backbord überlegte und auf jenen Punkt zusegelte, an dem es mit der „Isabella“ Ribaults zusammentreffen würde. Zwei Stunden danach waren die Seewölfe wieder zur Spitze des Konvois unterwegs und segelten am frühen Nachmittag querab der „Salvador“ von Don Ricardo.

      „Lange werden wir die Ruhe, die wir jetzt noch haben, nicht mehr genießen können, Sir“, sagte Dan O’Flynn warnend. Auch seine Unruhe wuchs mit jeder Seemeile, die sie sich Vigo und der Küste näherten.

      „Du hast sicher recht, Dan“, erwiderte der Seewolf. „Ich bin ganz fest entschlossen, Vigo zur letzten Station zu ernennen.“

      „Bist du sicher?“ fragte Ferris Tucker, der immer wieder unruhig nach Osten peilte und erwartete, bald die Küstenlinie zu sehen.

      „Nein.“ Hasard schüttelte heftig den Kopf.

      Mittlerweile wirkten die Schebecke und die Crew der Seewölfe auf jeden, der einen Blick an Deck werfen mochte, wie ein Schiff voller Spanier. Die Kleiderlast war nahezu geplündert worden. Aber die Gesichter unter den spanischen Helmen und Hüten, über den auffallenden Kragen, sie sahen keineswegs aus, als stammten sie alle aus der Mancha oder aus Kastilien. Und blauäugige Spanier gab es auch nicht gerade häufig.

      „Nein“, wiederholte Hasard einige

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