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Tode seines königlichen Neffen bringen mußte.

      Er schilderte mir diesen Augenblick als den härtesten in seinem Leben, denn der bejahrte Prinz, der schon den Ereignissen bei der Entmündigung des Königs kaum gewachsen war, brach unter der Wucht dieses tragischen Ausganges völlig zusammen.

      Ich fand München am Nachmittag dieses denkwürdigen Tages in größter Aufregung. Die unheimlichsten und unglaublichsten Gerüchte durchschwirrten die Stadt. Graf Holnstein sollte sich das Leben genommen haben oder sollte von einer wütenden Volksmenge gelyncht worden sein, die Königin-Mutter hätte der Schlag gerührt–, so ging es weiter in bunter Folge von Stunde zu Stunde.

      Es ist nicht zu leugnen, daß nicht nur der Hof, sondern auch die Minister sich in einer geradezu verzweifelten Lage befanden.

      "Königsmörder" wurden nicht nur der Prinz-Regent Luitpold, sondern auch seine Ratgeber genannt –, und diese Bezeichnung blieb besonders in den Bergen haften, wo sich der freigebige König eine dauernde Anhänglichkeit gesichert hatte.

      Ich sprach den Ministern – Lutz und Crailsheim in erster Linie – Mut zu. Sie konnten sich auf die preußische Regierung verlassen, die bereit war, jeden Schutz zu gewähren, falls eine schwierige oder gar ernste politische Lage eintreten sollte.

      Dazu kam es nicht. Als Abschluß des Dramas hatten die Truppen dem neuen König Otto ohne Widerspruch den Eid geleistet – und Bayern hatte einen neuen, hoffnungslos wahnsinnigen König, der auf die Anrede "Majestät" in seinem kleinen Schloß zu Fürstenried in blödes Lachen ausbrach und läppische Fragen stellte, um es wieder zu hören.

      Wahrhaftig, ein Shakespeare hätte keinen groteskeren, schauerlicheren Abschluß für ein Königsdrama in seiner Dichterphantasie erfinden können.

      VIII.

      Unterredung mit dem deutschen Kronprinzen und ein unheimliches Wiedersehen.

      Zum Begräbnis war der deutsche Kronprinz in München eingetroffen. Er wohnte in der Residenz und ließ mich am Abend seiner Ankunft noch zu später Stunde holen, um von mir Näheres über die Katastrophe zu hören. Denn es war ihm bekannt, daß ich in alle Ereignisse tief eingeweiht war. Er befand sich mit dem eben gleichfalls angelangten Großherzog von Baden allein in seinem Zimmer. Das Fragen und Erzählen nahm kein Ende. Es war wohl zwei Uhr nachts, als er mich entließ.

      Ich aber verfehlte den Weg auf den ganz schwach erleuchteten endlosen und völlig verlassenen Gängen der Residenz.

      Vergeblich sah ich mich nach einem Diener um. Ich öffnete eine Tür, vor der ich mich am Ende eines langen, völlig dunklen Ganges befand – und prallte entsetzt zurück. Ich stand am offenen Sarge des Königs in der Georgskapelle, oben auf der Galerie.

      So hoch war der Katafalk, auf dem die Leiche des Königs in der Tracht der Georgsritter ruhte, daß sie den Rand dieser Galerie erreichte.

      Schauderhaft verzerrt war das rot und weiß geschminkte Totenantlitz, auf dem der Widerschein der gelben Kerzen sich spiegelte!

      Doch nun gewahrte ich unten einige alte Leibgardisten, die dort Wache hielten und den Eindruck von Wachsfiguren machten. Ich schritt eine kleine Treppe hinab und gelangte hinaus, noch den Schauder in allen Gliedern spürend.

      Bei der Sektion, die an der inneren Hirnschale knochenartige Auswüchse ergab, war der ganze Schädel durchsägt und jetzt künstlich wieder zurechtgelegt worden. Darum war auch die seltsame Aufbahrung erfolgt. Der unglückliche tote König sollte dem Anblick der Menschen möglichst entzogen werden.

      Die Wellen der Aufregung legten sich sehr langsam. Der Besuch des Fürsten Bismarck , mit dem ich interessante Stunden in der Preußischen Gesandtschaft verlebte, wo er abgestiegen war, und der Besuch , den später auch Kaiser Wilhelm, auf der Durchreise nach Gastein, von der Mainau kommend, auf dem Bahnhof in München dem Prinz-Regenten Luitpold abstattete, trugen nicht wenig dazu bei, die Lage zu festigen und dem deutschen Einheitsgedanken neue, kraftvolle Form zu geben. Das Ministerium Lutz fand auch auf dieser Basis einen Halt wieder, den es unter dem Druck der schweren Ereignisse fast verloren hatte.

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