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deiner Kochkünste habe ich doch schon um einiges zugelegt, seit ich hier auf dem Hof bin.«

      »Was soll das werden? Fishing for compliments?« lachte Leni. »Du hast eine beneidenswerte Figur und wirst schon noch in den Fummel passen. Aber einen Kaffee nimmst du noch, oder?«

      »Ja, den nehme ich gern.«

      Leni widerstand der Verlockung nicht, sie nahm sich eine zweite Waffel, ging aber sparsamer mit der Schlagsahne um.

      Als sie wieder saß, schob Bettina ein quadratisches Päckchen über den Tisch.

      Überrascht blickte Leni sie an.

      »Für dich«, sagte Bettina.

      Neugierig schob Leni ihre Waffel beiseite, griff nach dem Päckchen.

      »So ein schönes Papier.« Sie strich über die Prägung des dunkelgrünen Papiers, löste die gleichfarbige Schleife. Sie legte Papier und Schleife beiseite, starrte auf das schwarze Etui, dann öffnete sie es.

      Auf dunkelblauem Samt lag ein wunderschönes Collier, ein nach oben hin schmaler werdendes Goldband, in das Perlen und Brillanten eingearbeitet waren.

      Leni begann schwer zu atmen, ihr Gesicht wurde rot, ihre Hände zitterten, als sie das Etui in Bettinas Richtung schob.

      »Das…, das geht nicht…, das kann ich einfach nicht annehmen.«

      »Doch, Leni, erinnerst du dich? Als wir vor dem Juwelierladen standen, konntest du dich an diesem Collier nicht sattsehen. Und deine Worte habe ich noch jetzt im Ohr: ›Wenn ich im Lotto gewinnen würde, das wäre es.‹«

      »Ich… habe aber nicht im Lotto gewonnen.«

      »Aber das, was mir widerfahren ist, ist so etwas wie ein Lottogewinn, und deswegen möchte ich, daß du dieses Collier annimmst.«

      »Bettina, das ist viel zu kostbar für mich. Was soll ich denn damit?«

      »Nun, es zum Beispiel anlegen, wenn die nächste Einladung von Isabella kommt. Und die kommt bestimmt. Mit diesem Collier kannst du jedes Kleid aufpeppen.«

      »Aber es ist zu teuer…, und ich…«

      Bettina unterbrach sie.

      »Leni, es macht mich glücklich, dir einen Herzenswunsch zu erfüllen, und nichts ist teuer genug für dich, du bist meine Stütze, mein Halt, bei dir kann ich mich ausweinen, wenn ich unglücklich bin, du teilst meine Freude mit mir. Du bist meine Familie, du hast mehr für mich getan als meine Mutter. Wenn man Dankbarkeit in Gold aufwiegen müßte, dann lägen hier hundert Colliers auf dem Tisch. Bitte, nimm es an und freue dich darüber, du hast es dir doch so sehr gewünscht.«

      Leni begann zu weinen.

      »Es ist wunderschön…, es ist der absolute Traum…, danke, Bettina. Aber mal ganz ehrlich, ich bin doch nur eine einfache Frau. So etwas Schönes paßt doch überhaupt nicht zu mir.«

      »Liebste Leni, es ist wie für dich gemacht. Und es ist doch überhaupt nicht protzig, sondern sehr elegant. Genau das Richtige für dich, wenn du eingeladen wirst.«

      Sie schob das Etui wieder zu Leni, die strich vorsichtig über das kostbare Geschmeide.

      »Mein Gott, daß ich einmal so etwas Schönes haben werde, das hätte ich mir wirklich nicht träumen lassen. Danke, Bettina, tausend Dank, du bist ein so guter Mensch.«

      Das hatte Bettina schon genug gehört. Sie stand auf.

      »Komm, Leni, lege das Collier mal an.«

      »Einfach so? Das geht doch nicht, da muß ich mich erst mal umziehen.«

      »Nein, Leni, das mußt du nicht. Dein T-Shirt ist perfekt, um es auszuprobieren.«

      Leni stand auch auf.

      »Wenn du meinst… Mein Gott, ich kann es noch immer nicht fassen. Welch ein Segen auf unsere alten Tage. Arno bekommt sein Traum­auto, ich ein Collier wie eine Gräfin.«

      »Wie eine Fürstin«, lachte Bettina und nahm das Collier aus dem Etui, um es Leni umzulegen.

      »Perfekt«, sagte sie zufrieden, »es ist wirklich wie für dich gemacht. Schlicht, edel und erlesen. Komm, schau es dir im Spiegel an.«

      Sie führte Leni in die Diele vor den großen Spiegel.

      Leni starrte sich an, faßte nach dem Collier. Fast schien es, sie müsse sich davon überzeugen, daß es tatsächlich da war, nicht nur ein Traum.

      Sie schluckte, wollte etwas sagen, brachte kein einziges Wort heraus.

      Bettina nahm sie in die Arme.

      »Leni, es paßt zu dir wie…, ach, ich weiß nicht wie. Aber eben habe ich mich vertan, du siehst damit nicht aus wie eine Fürstin, das ist viel zu wenig, du siehst damit aus wie eine Königin. Und das bist du doch auch für uns. Du bist unsere Königin der Herzen.«

      Leni winkte ab.

      »Ach, Bettina, sag’ doch nicht so etwas, diesen Platz hat doch Lady Di belegt.«

      »In England«, widersprach Bettina, »hier bist du es, und diesen Platz kann dir niemand streitig machen.«

      »Ach, Bettina«, wiederholte Leni. Komplimente machten sie immer ganz sprachlos.

      Leni trat näher an den Spiegel heran.

      »Sieh nur, wie die Brillanten im Licht funkeln. Oh, wie wunderschön dieses Collier verarbeitet ist, wirklich eine Meisterleistung.«

      »Das ist es wirklich«, bestätigte Bettina, »mit diesem Collier hat der Juwelier seine Meisterprüfung bestanden. Es gibt es wirklich nur ein einziges Mal auf der Welt und hat mich eine Menge Überredungskunst gekostet, es mir zu verkaufen. Doch als ich ihm sagte, für welch wundervollen Menschen dieses Schmuckstück bestimmt ist, willigte er schließlich ein.«

      Leni wäre nicht Leni. Die nächste Äußerung paßte genau zu ihr.

      »Er willigte nicht ein, weil ich so wunderbar bin, sondern weil du ihm genug Geld geboten hast. Doch wie dem auch sei, du hast mich sehr, sehr glücklich gemacht, und in mir toben widerstreitende Gefühle. Auf der einen Seite freue ich mich wahnsinnig, auf der anderen Seite frage ich mich, ob ich um meinen alten faltigen Hals wirklich so etwas Teures, Exklusives haben muß. Ist das nicht ein wenig so etwas wie Perlen vor die Säue geworfen?«

      »Einspruch, Frau Leni Dunkel wird das Wort entzogen, denn sie redet Unsinn. Meine Liebe, dein Hals ist weder faltig noch alt, und um bei den Vergleichen zu bleiben: Es paßt zu dir wie Pott und Deckel, und nun lasse ich dich allein. Wir sehen uns heute abend. Vergiß nicht, du hast mir eine Forelle versprochen.«

      Nach diesen Worten verließ sie schnell das Haus. Bettina war ausnehmend guter Laune, als sie über den Hof ging. Die Überraschung war ihr gelungen. Sie hatte alle drei glücklich gemacht. Doch sie hatten es auch wirklich verdient.

      Nun mußte sie sich nur noch überlegen, wem sie eine größere Geldspende zukommen lassen würde, denn das hatte sie nicht vergessen.

      Sie hatte so viel Glück gehabt, daran mußte man auch Menschen teilhaben lassen, die nicht auf der Sonnenseite standen.

      Nun, wenn sie allerdings ihr Privatleben betrachtete, da stand sie auch im Schatten.

      Ihre große Liebe war zerbrochen, der Kontakt zu ihren Geschwistern nicht besonders gut.

      Nein, daran wollte sie jetzt nicht denken. Auch in ihrem privaten Leben gab es hier und da Sonnenstrahlen. Sie hatte Christian, ihren Halbbruder, gefunden, der sehr nett und herzlich war. Und es gab Jan van Dahlen, der sie liebte, den sie mochte. Wer weiß, vielleicht würde sie ihm ja auch eines Tages ihr Herz schenken können, das jetzt noch von Thomas besetzt war.

      Sie mußte sich unbedingt einmal bei Jan melden. Sie durfte seine Geduld nicht zu sehr strapazieren. Vielleicht war Jan auch schon sauer auf sie. Er hatte ihr das wunderschöne Gedicht ›Stufen‹ geschickt, noch dazu in einem exquisiten Silberrahmen, und wie hatte sie sich bei Jan bedankt? Mit einer

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