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Einwand. Frank?« Fricke wandte sich an den Kriminaltechniker.

      »Ist noch bei der Spurenauswertung. Ich kümmere mich gleich darum. Im Übrigen haben wir am Kellerfenster Spuren von Kleberesten gefunden. Sie scheinen jüngeren Datums zu sein. Vermutlich hat der Täter die Fenster abgeklebt, damit kein Licht nach draußen dringt. Die Partikel werden ebenfalls noch ausgewertet.«

      »Gut. Sonst noch was?«

      Andresen räusperte sich. »Eine Sache wäre da noch, Hans. Was ist mit der Team-Zusammenstellung? Ich hatte angenommen, dass Fred und ich …« Sven Andresen ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.

      »Zu gegebener Zeit lasse ich euch meine Entscheidung wissen. Bis dahin bleibt alles so wie besprochen.« Frickes Stimme duldete keinen Widerspruch.

      Andresen fuhr sich mit der Hand über seinen roten Schnäuzer, dann nickte er.

      Der köstliche Duft von Bratkartoffeln mit Rührei zog durch die Küche des Lotsenhauses. Erich Brodersen hatte sich eine Küchenschürze umgebunden und schwenkte die Eisenpfanne ein letztes Mal. Dann füllte er zwei Teller, legte jeweils eine dicke Scheibe Katenschinken dazu und schnitt noch ein paar Gewürzgurken auf. Die größere Portion stellte er vor seine Enkelin auf den Tisch. »So, mein Mädchen, lass es dir schmecken.«

      Malin strahlte ihn an und begann, das Essen in sich hineinzuschlingen. »Himmlisch, Opa, du machst wirklich das beste Bauernfrühstück der Welt«, schwärmte sie, nachdem sie den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte.

      »Hast du was von deiner Mutter gehört?«

      Malin verdrehte die Augen. »Ich war letzten Sonntag zum Essen da.«

      »Die gute Constanze. Traditionen müssen gepflegt werden, egal was kommt.«

      Beide grinsten sich an.

      Dann wurde Erich Brodersen ernst. »Dein Vater hat mich angerufen.«

      Malins versteifte sich. »Opa, bitte, ich habe damit abgeschlossen, mach es mir bitte nicht noch schwerer.«

      »Wie du meinst. Ich mache mir Sorgen, Malin. Du bist so blass und dünn geworden. Und du kapselst dich ab. Ist es wegen Ben?« Er legte seine Hand auf ihren Arm.

      »Mir geht es gut. Es sind nur diese beiden Morde.« Sie schob ihren Teller beiseite und erzählte, was sich in den letzten Tagen ereignet hatte.

      Erich Brodersen legte sein Besteck auf den Teller und wischte sorgfältig seinen Mund mit der Serviette ab. »Was ist aus deiner Spur zu dieser Krimiautorin geworden? Hat sich da etwas ergeben?«

      »Du meinst abgesehen von der Übereinstimmung der Tatortkulisse? Ich habe eine Verbindung zwischen dem Opfer und Charlotte Leonberger gefunden. Woys Witwe hat mir bestätigt, dass ihr Mann Ende der Siebziger der Kinderarzt von Charlotte Leonberger gewesen ist.«

      »Was sagt dein Chef dazu? Wie hieß er doch gleich, Hauptkommissar Fricke?«

      »Nichts«, erwiderte Malin knapp.

      Erich Brodersen fixierte seine Enkeltochter. »Du hast es ihm gar nicht gesagt.«

      Malin nickte. »Und das werde ich auch nicht tun, bevor ich nicht noch mehr Beweise vorlegen kann. Die Verbindung ist noch ein wenig dürftig. Charlotte Leonberger ist in Hamburg aufgewachsen. Woy war zu der Zeit ein anerkannter Kinderarzt. Es könnte Zufall sein. Außerdem halten die mich im Präsidium sowieso schon für durchgeknallt.«

      »Gibt es eine Verbindung zu dem zweiten Mord?«

      »Du meinst davon abgesehen, dass wir es innerhalb von einer knappen Woche mit zwei bestialischen Morden zu tun haben, die nicht ins übliche Raster passen? Nein. Es gibt keine Verbindung, zumindest keine offensichtliche.« Nachdenklich biss Malin auf ihrer Unterlippe herum. »Warum fragst du?«

      »Sag mal, Malin, hast du eigentlich alle Krimis von Charlotte Leonberger gelesen?«

      Verwundert schüttelte Malin den Kopf. »Nein, nur zwei. Und die habe ich geschenkt bekommen. Sie haben mir nicht sonderlich gefallen. Zu trivial. Worauf willst du eigentlich hinaus?«

      »Vielleicht ist es nur ein Zufall, aber im zweiten Band wird auch eine Tote in einer Fabrik gefunden.«

      Malin erstarrte. »Was sagst du da? Oh mein Gott, dass wäre ja … Hast du das Buch?«

      »Warte, ich hole es dir.« Erich Brodersen erhob sich und verließ die Küche, kam mit einem Taschenbuch in der Hand zurück und blätterte darin herum.

      Unter der gebräunten Haut wurde er blass. Wortlos hielt er seiner Enkelin das Buch hin und deutete auf eine Stelle des Textes.

      9

      Es war ein scheußlicher Tag. Kalter Nieselregen tröpfelte schon seit Stunden aus den dicken Wolken, die schwer und bedrohlich am dunkelgrauen Himmel über der Stadt hingen.

      Charlotte Leonberger stand in der fünfzehnten Etage eines modernen Gebäudekomplexes am Brooktorkai und schaute missmutig aus dem Fenster auf die Giebel der Speicherstadt. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingerspitzen gegen die Scheibe, während die Regentropfen an der Außenseite unablässig in Rinnsalen hinunterliefen. Sie wartete bereits fünfzehn Minuten.

      Sie entschied sich gerade zu gehen, als die Tür zum Büro schwungvoll aufgerissen wurde.

      Simon Thompson, erfolgsverwöhnter Literaturagent und Miteigentümer der renommierten Medienagentur Thompson­ ­& Leith, betrat mit einem strahlenden Lächeln sein Büro. Er war ein großer Mann, Ende vierzig, mit dunklem, glänzendem Haar und dem Aussehen eines Filmstars. Unter einem dunkelblauen Nadelstreifenanzug trug er ein cremefarbenes Hemd mit passender Krawatte und die auf Hochglanz polierten Schuhe rundeten seine elegante Erscheinung perfekt ab.

      »Meine liebe Charlotte, bitte entschuldige, dass du so lange warten musstest. Bitte nimm doch Platz.« Ganz Gentle­man, ging er auf einen Chromstuhl zu, um ihn ein wenig abzurücken, und setzte sich dann selbst auf einen schwarzen Lederdrehstuhl hinter seinem Schreibtisch.

      »Deinen Charme kannst du woanders versprühen. Sag mir lieber, warum du mich so lange warten lässt.« Charlotte machte keinerlei Anstalten, sich zu setzen.

      »Du wirst sehen, es hat sich gelohnt. Schau selbst.« Er reichte Charlotte eine Mappe.

      »Was soll das? Warum musste ich extra aus Kiel herkommen?«, fragte sie mit säuerlicher Miene.

      »Schau rein«, forderte er sie auf.

      »Sag du es mir.«

      »Okay, dann mache ich es kurz. Wir haben von den Amerikanern ein Angebot für die Filmrechte deiner Krimireihe bekommen. Ein fantastisches Angebot sogar.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Eine Million Dollar. Was sagst du dazu?«

      »Nein«, antwortete Charlotte knapp.

      »Wie, nein?«

      »Ich möchte nicht, dass meine Bücher von den Amerikanern verfilmt werden.«

      « Ich bin sicher, dass der Preis noch verhandelbar ist, wenn es das sein sollte, was dich stört.« Thompson streckte seine langen Beine aus und strich nervös über seine Krawatte.

      »Simon, darum geht es nicht. Mir gefällt einfach diese ganze Kommerzkiste der Amis nicht. Die werden meine ganzen Geschichten verzerren. Wenn ich überhaupt irgend­welchen Verfilmungen meiner Bücher zustimme, dann will ich ein Mitspracherecht bei den Schauspielern und den Drehorten. Glaubst du vielleicht, dass die Amis hier in Deutschland drehen würden?«

      »Tja, ich weiß nicht, aber Babelsberg ist im Kommen. Auch bei den Amerikanern. Einen Versuch wäre es wert. Solange du nicht auch noch das Drehbuch absegnen willst.«

      Charlotte sah ihn eindringlich an.

      »Du willst Mitspracherecht bei den Drehbüchern?«, fragte er ungläubig.

      »Entweder so oder gar nicht. Sieh zu, Simon, du bist mein Agent. Jetzt kannst du endlich mal zeigen, wie gut du wirklich bist.« Charlotte griff nach ihrem Trenchcoat. Sie winkte dem verblüfften

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