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Wieso bin ich eigentlich allein für diesen ganzen Haushaltskram zuständig? Wir leben doch zusammen in dieser Wohnung. Gibt es irgendwo eine Regel, die besagt: Wer den Arsch hinhält, muss auch putzen?

       Noch ehe ich einen zweiten Film ausgesucht habe, höre ich Geräusche im Flur. Die Tür geht auf, mein Puls erhöht sich. Ich stürme in den Flur und kämpfe mit meiner Wut.

       »Wo warst du denn die ganze Zeit…« Jedes weitere Wort bleibt mir im Hals stecken. Kevin ist nicht allein.

       »Engelchen!«, ruft Kevin und kommt auf mich zu. Er küsst mich. Nein, er knutscht mich zu Boden. Ich muss mich an ihm festhalten, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere.

       »Ich habe Besuch mitgebracht«, murmelt er gegen meine Lippen, ohne den Kuss zu unterbrechen.

       Ich sollte wütend sein, aber bei dem, was seine Zunge in meinem Mund macht, kann ich das nicht. Er kann so gut küssen. Ich genieße seine weichen Lippen, während seine Hände meinen Po massieren.

       Kevins Handeln bleibt nicht ohne Wirkung. Ich spüre, wie es in meiner Hose eng wird, wie mein Penis zum Leben erwacht. Kein guter Moment, wenn ein mir unbekannter Kerl neben uns im Flur steht.

       Mit etwas Mühe schiebe ich Kevin ein Stück weg und sehe über seine Schulter in ein fremdes Gesicht. Das erste, was mir auffällt, sind dunkelblaue Augen. Vielleicht wirken sie auch nur so blau, durch die fast schwarzen Haare und das leicht gebräunte Gesicht. Er sieht ein bisschen dicklich aus, mit dem grau-hellblau gestreiften Hoodie und der weiten Jeans.

       Ich schaue erneut in sein Gesicht. Er lächelt mich an. Seine Augen strahlen regelrecht. Ein merkwürdiges Kribbeln auf der Haut bringt mich dazu, verschämt wegzusehen.

       »Engelchen, das ist mein alter Kumpel Rik!«, sagt Kevin, dreht sich um, legt mir den Arm auf die Schulter und schiebt mich ein Stück nach vorn.

       »Rik, das ist er: Der Mann meiner Träume… der süßeste Engel überhaupt…«

       Ich werde rot, das Blut rauscht in den Ohren. Ich hasse es, wenn Kevin mich so vorstellt, das ist mir peinlich.

       Rik kommt auf mich zu und reicht mir die Hand. »Hey, freut mich, dich kennenzulernen. Kevin hat schon viel von dir erzählt.« Sein Lächeln wird noch ein wenig breiter.

       Ich ergreife seine Hand. Rik hat einen festen Druck. Ich spüre erneut dieses Kribbeln und ziehe meine Hand weg.

       »Freut mich auch«, erwidere ich und fühle mich seltsam unruhig. »Ich dachte, er sollte erst heute Abend ankommen«, wende ich mich an Kevin. Sein gleichgültiges Schulterzucken erinnert mich daran, dass ich eigentlich wütend auf ihn bin. Es fällt mir schwer, mich zurückzuhalten.

       »Ich war in seiner Nähe und dachte mir, er könnte doch gleich mitfahren«, antwortet Kevin gelassen.

       »Er hat mich regelrecht genötigt«, mischt sich Rik ein. »Ich konnte mich gar nicht so schnell anziehen.«

       »Aha«, knurre ich zickig und verschränke die Arme vor der Brust. »Während du in der Gegend herumfährst und irgendwelche Leute einsammelst, stehe ich hier und putze wie ein Blöder die Wohnung. Ich war noch nicht mal duschen, weil ich dachte, ich hätte noch Zeit…«

       Ich kann mich nicht zurückhalten, ohne das Gefühl zu haben, gleich zu platzen.

       »Reg dich doch nicht schon wieder so auf. Ich war eben in Riks Nähe. Da dachte ich, ich könnte ihn doch gleich mitbringen. Außerdem siehst du auch ungeduscht hinreißend aus«, raunt Kevin verführerisch, küsst mich erneut und fängt sogar an, sich an mir zu reiben. »Oder was meinst du, Rik?«

       »Und wie kommt er wieder nach Hause?«, frage ich, noch ehe Rik auf Kevins Frage antworten kann. Ich schiebe ihn von mir weg und überhöre sein leises Lachen. Es ist nicht das erste Mal, dass er mich so vorführt, aber ich kann einfach nicht damit umgehen.

       »Ich nehme mir ein Taxi«, wirft Rik ein.

       Ich sehe ihn an. Für einen Moment treffen sich unsere Blicke und ich fühle eine seltsame Ruhe in mir aufsteigen. Ich kann mich nur mühsam von ihm losreißen und wende mich Kevin zu. Auch er erwidert meinen Blick, allerdings bewirkt das eher das Gegenteil. Kopfschüttelnd lasse ich beide im Flur stehen und verschwinde ins Wohnzimmer.

       Als ich die leere Tasse nehme, bemerke ich, wie meine Hände zittern. Ich atme tief durch, schnappe mir die Keksdose und bringe beides in die Küche. Kevin und Rik sind dort und zwei prall gefüllte Einkaufstüten liegen auf dem Tisch.

       »Du warst echt fleißig«, sagt Kevin in mein Ohr. Allerdings nicht besonders leise. Ich schätze, dass Rik es gehört hat, denn er grinst mich an.

       »Ich bin nicht deine Putzfrau!« Ich wasche meine Tasse unter fließendem Wasser ab und stelle sie zum Trocknen hin.

       »Das weiß ich doch. Vor allem keine Frau!«, sagt Kevin lasziv, legt seine Hand auf meinen Schritt und drückt zu.

       »Kevin!«, rufe ich erschrocken und schiebe seine Finger weg. Verdammt, er weiß doch, was er für eine Wirkung auf mich hat!

       »Sollten wir den Einkauf nicht ausräumen?«, fragt Rik und zeigt auf die Tüten.

       »Hast wohl schon Hunger?«, erwidert Kevin lachend. »Ich kenne niemanden, der so viel essen kann wie du. Aber das hast du nun davon, Dicker!« Er klopft Rik lachend auf den Bauch. In mir fängt die Eifersucht an, zu nagen.

       »Was soll das denn heißen?«, brummt Rik.

       »Na, was wohl? Guck dich doch an, Moppelchen.«

       »Du denkst, ich bin fett?«, fragt er grinsend. Rik reißt seinen Hoodie hoch. Zum Vorschein kommt ein nahezu perfektes Sixpack. So einen durchtrainierten Bauch hätte ich nie im Leben unter dem weiten Pulli vermutet.

       Als ich merke, dass ich ihn anstarre, wende ich meinen Blick ab. Gleichzeitig muss ich daran denken, dass mein viel zu enges Shirt mit Sicherheit meinen kleinen Bauch zeigt. Ich hätte die Kekse nicht essen sollen!

       Auch Kevin ist für einen Moment sprachlos, dann grinst er. »Nicht schlecht. Hast wohl eine Menge Arbeit investiert. Das wäre nichts für mich…«

       Der Tonfall lässt mich aufhorchen. Er klingt keineswegs so abwertend, wie die Worte einem weismachen wollen. Er ist interessiert.

       Ich schließe die Augen, hoffe, dass die Zeit schnell vorübergeht und dass wir wenigstens den Sonntag allein verbringen. In Momenten wie diesen rast ein unbeschreiblicher Schmerz durch meinen Körper und nimmt von jeder Zelle Besitz. Ich muss etwas tun, muss mich von der Vorstellung ablenken, dass ich Kevin doch nicht genug bin. Also greife ich nach dem Einkauf und bringe den Inhalt zum Vorschein.

       »Komm mit, Rik. Ich wollte dir doch noch was am Computer zeigen«, sagt Kevin, als ich die Paprika auf die Arbeitsfläche lege.

       »Sollen wir dir nicht helfen?«, fragt Rik und legt seine Hand auf meine Schulter. Ich zucke ein wenig zusammen und schüttle den Kopf.

       »Quatsch, das schafft mein Engelchen allein«, antwortet Kevin für mich. Ich sehe die beiden an und weiß nicht, was ich sagen soll.

       »Vergiss es, Kevin. Zuerst bin ich viel zu früh da und dann soll ich mich bedienen lassen? Außerdem geht es zusammen viel schneller und macht mehr Spaß.« Noch ehe ich protestieren kann, hat er sich schon eine Tüte gegriffen.

       »Du musst das wirklich nicht machen«, sage ich leise.

       »Ist kein Problem«, erwidert er lächelnd.

       »Na, dann macht ihr zwei das mal. Ich fahre derweil den PC hoch.« Kevin klingt genervt und verlässt die Küche, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Am liebsten würde ich ihm hinterhergehen, aber Rik hält mir das Fleisch vor die Nase.

       »Gibt es das heute?«, fragt er grinsend und wartet eine Antwort gar nicht erst ab. »Ich packe es erst mal in den Kühlschrank. Tut mir echt leid, dass ich dich hier so überfallen habe. Bei Kevin klang es, als wüsstest du Bescheid.«

       »Schon gut, ist nicht schlimm«, murmle ich und

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