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»Immer noch dein Kapital?«, zischt Rik und verdreht die Augen.

       Kevins Blick kann ich nicht deuten. Riks Anspielung verstehe ich nicht, aber die Stimmung ist merklich verändert.

       »Überleg dir die Sache mit dem Yoga. Das würde dir bestimmt gut tun«, sagt Rik zum Abschied zu mir. Seine Hand löst erneut dieses Kribbeln aus.

       »Wir sehen uns.« Rik grinst und deutet ein Winken an.

       Die Tür fällt ins Schloss. Kevin lässt mich los und geht ins Schlafzimmer. Ich folge ihm. Er zieht sich aus und geht an mir vorbei ins Bad. Ich starre ihm hinterher. Als er zurückkommt, legt er sich ins Bett.

       »Kevin?«, frage ich irritiert.

       »Ich bin verdammt müde, Bengt«, stellt er klar. »Entweder du kommst auch ins Bett oder du lässt es. Ich will jetzt jedenfalls schlafen!«

       Kapitel 4

      Telefongespräche

       »Ich habe die Küche aufgeräumt.« Kevin steckt seinen Kopf durch die Tür. Ich muss nicht hinsehen, um zu wissen, dass er grinst. Aber ich finde das nicht lustig. Nicht nach dem Streit, den wir bis eben noch hatten. Am Ende habe ich mich schmollend ins Wohnzimmer zurückgezogen.

       Ich bin immer noch sauer. Sauer auf ihn, aber vor allem auf mich. Weil ich gegen seine Argumente nicht ankomme, weil er alles so hindrehen kann, dass ich am Ende ein schlechtes Gewissen habe. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als den Raum zu verlassen und mich schmollend zurückzuziehen. Fernseher an und die Welt mit einem Liebesfilm ausblenden.

       »Hast du gehört? Ich habe abgewaschen und den Müll rausgebracht.«

       »Toll. Willst du jetzt ein Fleißbienchen?«, brumme ich und halte den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet.

       »Guckst du schon wieder so einen Kitschfilm? Die kannst du doch bald alle auswendig.« Kevin lacht leise. Er kommt näher und setzt sich auf die Sofakante.

       Eine Weile sehen wir beide schweigend zum Fernseher. Seine Nähe macht mich nervös. Kevin streichelt meine Füße. Ich kriege eine Gänsehaut und weiß gleichzeitig, dass ich verloren habe. Ich verliere immer.

       »Bist du noch sauer, Engelchen?«, flüstert er. Seine Hände wandern höher, Knie, Oberschenkel… Seufzend schließe ich die Augen.

       »Was kann ich tun, damit du wieder lieb zu mir bist?«, fragt er. Seine Stimme klingt erotisch und kindisch zugleich. Das hat er drauf. Diese merkwürdige Mischung, bei der ich nicht lange wütend bleiben kann.

       Da ich mich ohnehin nicht mehr auf den Film konzentrieren kann, sehe ich ihn an. Er fängt meinen Blick ein, lächelt verführerisch, beugt sich vor und haucht mir einen Kuss auf den Mund.

       »Wie wäre es mit einer Massage?«, fragt er und küsst meine Wange.

       »Du massierst mich doch sonst auch nicht«, stelle ich verwundert fest.

       »Nicht mehr knurren… Dreh dich auf den Bauch und zieh dein Shirt aus. Jetzt bekommst du die weltbeste Massage!«

       »Angeber.« Meine Wut verschwindet, stattdessen macht sich eine anregende Stimmung in mir breit.

       »Du wirst schon sehen… Für dich mache ich doch alles«, raunt er mir ins Ohr. Dann steht er auf, damit ich mich umdrehen kann. Einen Moment lang sehe ich ihn an. Ich weiß nicht, was ich von dieser unerwarteten Aufmerksamkeit halten soll.

       »Haben wir eigentlich noch dieses Massageöl?«, fragt er und geht zur Tür.

       »Glaub schon«, murmle ich und hoffe, dass er es nicht findet. Ich wollte es schon einige Male wegwerfen und habe es doch immer vergessen. Ich mag den Geruch von Vanille nicht besonders. Kevin hat das Zeug gekauft. Wir haben es genau einmal benutzt, aber da habe ich ihn massiert. Ich hatte tagelang das Gefühl, alles würde nach Vanille riechen. Aber ihm schien es zu gefallen.

       Tatsächlich kommt er keine Minute später zurück und hält das Fläschchen triumphierend in der Hand.

       »Gefunden«, ruft er stolz, dann stockt er und sieht mich fragend an.

       »Du hast dich ja noch gar nicht ausgezogen. Willst du nicht massiert werden?«

       »Doch… klar«, beeile ich mich zu sagen, ziehe mir mein Shirt über den Kopf und lege mich auf den Bauch.

       Kevin kommt lachend näher und kniet sich neben mich auf den Fußboden. Er küsst meine Schulter und lässt seine Zunge über meine Wirbelsäule wandern. Am Bund meiner Hose hält er inne. Seine Hand klatscht auf meinen Hintern. Mein Brummen geht in einem langen Kuss unter. Kevin schiebt seine Zunge tief in meinen Mund. Ich habe Mühe, seine Zärtlichkeiten zu erwidern, denn ich kann meinen Kopf nicht so weit herumdrehen.

       »Mein süßer Engel«, flüstert er. »Ich liebe dich.«

       »Ich liebe dich auch.« Meine Stimme ist ganz brüchig, mein Herz klopft wie verrückt in meiner Brust.

       »Scheiße, ist das kalt«, keuche ich erschrocken auf. Er hat mir das verdammte Öl einfach auf den Rücken gekippt. Jetzt rinnt es meine Wirbelsäule entlang und sorgt dafür, dass mir sämtliche Haare zu Berge stehen. Am liebsten würde ich mich umdrehen, aber die Sauerei würde ich nie wieder aus dem Sofa bekommen.

       Der Geruch dringt allmählich in meine Nase. Ich versuche, das Ekelgefühl zu ignorieren. Ich kann einfach nichts dagegen machen. Vanilleeis ist okay, auch Vanillepudding mag ich, aber den Geruch als Parfüm, Kerzen oder Massageöl finde ich widerlich. Ich werde mich nachher lange duschen müssen, aber zuerst genieße ich, was Kevins Hände da auf meinem Rücken veranstalten.

       Ich kann gar nicht anders, als abwechselnd zu seufzen, zu stöhnen und zusammenzuzucken, wenn er doch ein wenig heftig zupackt. Seine Hände sind wunderbar warm. Ich lasse mich fallen und spüre, wie ich mich allmählich entspanne und meine Muskeln locker werden.

       Nicht alle, denn in meiner Hose wird es spürbar enger. Die Vorstellung, dass er mit seinen öligen Fingern noch andere Stellen berühren könnte, macht mich verrückt. Ich hätte meine Hose ausziehen sollen. Allerdings hat er bis jetzt noch kein einziges Mal versucht, mit seinen Händen tiefer zu gehen. Selbst mein animierendes Powackeln hat ihn nicht motiviert.

       Ich will jetzt nicht an Sex denken. Das hier bedeutet viel mehr, denn es geht hier um mich. Er gibt sich Mühe und kümmert sich um mich. Das ist ein gutes Zeichen. Ich bin immer viel zu misstrauisch, viel zu aufbrausend. Ich weiß, dass er mich liebt, und vertraue ihm trotzdem nicht. Das macht doch überhaupt keinen Sinn.

       Mit meiner Meckerei und Eifersucht werde ich ihn noch vertreiben. Was mache ich dann? Dann bin ich allein und selbst Schuld daran. Angst kriecht in mir hoch und schnürt mir die Kehle zu. Ich will nicht allein sein. Ich sollte endlich mit dem zufrieden sein, was wir haben. Er ist gut zu mir. Wir lieben uns, das ist das Allerwichtigste.

       »Einmal abgesehen von deinem Gemecker heute Morgen, wie fandest du Rik?«

       Die Seifenblase, die ich mir gerade so schön aufgebaut habe, zerplatzt mit einem lauten Knall. Dabei habe ich gerade begonnen, mich darin wohlzufühlen, als würde wenigstens der Sonntag werden, wie ich mir das gesamte Wochenende erhofft habe. Ich brauche einen Moment, um aus meinen schönen Gedanken wieder in der Realität anzukommen.

       »Rik?«, frage ich abwesend. Unheimlich blaue Augen tauchen vor meinem inneren Auge auf, dazu dieses Lächeln, die angenehme Stimme.

       »Ähm… er war ganz nett«, sage ich und hoffe, neutral zu klingen.

       »Nett? Nett ist die kleine Schwester von Scheiße«, brummt Kevin. Seine Hände auf meinem Rücken werden fahriger, was die Massage weniger angenehm macht.

       »Nein, so meinte ich das nicht. Er ist sympathisch. Außerdem kenne ich ihn doch überhaupt nicht«, versuche ich, ihm auszuweichen.

       »Aber du wirst dir doch eine Meinung gebildet haben. Wir waren schließlich den ganzen Abend zusammen.«

       »Wieso ist

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