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als der Orgasmus mich unerwartet überrollt. Ich zittere am ganzen Körper. Um ein Haar wäre mir das Telefon ins Wasser gefallen.

       »Fuck«, keuche ich, schließe die Augen und versuche, mich zu beruhigen.

       »Ähm… hier ist Rik… Störe ich...?«, stammelt er.

       Ich möchte vor Scham im Boden versinken oder mich alternativ in der Wanne ertränken. Das kann doch nur eine seltsam gemeine Fügung des Schicksals sein.

       »Rik?«, frage ich vorsichtig nach, obwohl es keinen Zweifel gibt, wer mir gerade diesen Orgasmus verschafft hat.

       »Ja«, sagt er gedehnt. »Geht's dir gut? Ich wollte eigentlich mit Kevin sprechen.«

       Ich bin sicher, dass er grinst.

       »Scheiße«, platzt es aus mir heraus, woraufhin er anfängt, zu lachen.

       »Ich… wollte… euch wirklich nicht stören«, sagt er lachend. »Tut mir leid.«

       »Du störst nicht«, erwidere ich viel zu schnell. Allmählich verwandelt sich meine Scham in einen Lachflash. Es kribbelt in meinem Bauch, das Atmen fällt mir schwer. Ich versuche, mich zusammenzureißen, aber diese Situation ist so absurd. Ich lache los und fühle mich seltsam befreit.

       »Du störst wirklich nicht«, pruste ich. »Aber… aber Kevin ist nicht da.«

       »Nicht?«, fragt Rik verwundert. »Oh.«

       »Genau: oh«, feixe ich.

       Eine Weile ist es still am anderen Ende der Leitung, dann lacht Rik erneut. »Das tut mir verdammt leid.«

       »Das kann ich hören«, erwidere ich und lache mit. Mein Körper wird richtig durchgeschüttelt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so heftig lachen musste.

       »Was plätschert denn da?«, erkundigt er sich.

       »Ich liege in der Wanne.« Die Worte entschlüpfen meinem Mund, ehe ich darüber nachgedacht habe. Verlegen halte ich die Luft an.

       »Dann mache ich die Augen zu«, feixt er.

       »Nicht nötig, ich bin gut unter einem Berg Schaum versteckt«, erwidere ich schlagfertig. Tatsächlich verteile ich mit der freien Hand den Schaum.

       »Dann bin ich ja beruhigt. Mit geschlossenen Augen kann ich so schlecht telefonieren.«

       »Ja, das glaube ich dir… Es ist auch unhöflich.«

       »Genau, und ich bin niemals unhöflich.«

       »Gut zu wissen.« Seine lockere Art gefällt mir und verursacht ein kribbeliges Gefühl in meinem Bauch.

       »Kevin ist nicht da?«, fragt er nach einer Weile.

       »Nein«, brumme ich, »er musste plötzlich noch zur Arbeit.«

       »Wirklich? Weil… na ja, er hat gestern gesagt, dass er noch vorbeikommen würde. Ich habe ein Problem mit meinem Internetanschluss. Er meinte, er würde das bestimmt hinkriegen.«

       »Er wollte heute noch zu dir?«, frage ich irritiert.

       »Eigentlich schon.«

       Ich atme tief durch und kann nicht begreifen, was ich da höre. Er hat so oder so nicht vorgehabt, den Tag mit mir zu verbringen. Aber jetzt hat er nicht nur mich, sondern auch Rik versetzt.

       »Die Arbeit geht eben vor«, sage ich tonlos.

       »Klar, er hätte nur kurz Bescheid sagen können. Ich warte schon seit einer Stunde auf ihn.«

       »Das tut mir leid.« Sofort macht sich das schlechte Gewissen in mir breit.

       »Ist doch nicht deine Schuld.« Rik klingt ernst, das macht es noch schlimmer.

       »Nein… Ist es nicht. Ich dachte, er würde den Tag mit mir verbringen. Jetzt war er nicht nur mit dir verabredet, sondern ist auch noch in dieser beschissenen Videothek.«

       »Hey, reg dich nicht auf. So ist Kevin halt. Er hat immer tausend Dinge im Kopf, von denen man leider nichts erfährt.«

       »Stimmt«, flüstere ich.

       »Also, ist noch genug Schaum in der Wanne?«, fragt er grinsend.

       »Ich glaube schon«, antworte ich und beobachte, wie einige der kleinen Bläschen platzen, während andere in Regenbogenfarben schimmern.

       »Ist das Wasser noch warm?«

       »Willst du etwa mit in die Wanne?«, frage ich und werde allein bei dem Gedanken knallrot. Auf einmal fühle ich mich nicht mehr allein. Es ist auch nicht mehr peinlich, dass ich in der Wanne liege. Nur die Sache mit dem Orgasmus, die ist ziemlich abgefahren.

       »Bin ich ja schon… irgendwie, und ich bin wirklich empfindlich, was kaltes Wasser betrifft.« Ich kann deutlich hören, wie er sich bemüht, ernst zu bleiben.

       »Hm, also, ich finde es noch ganz okay. Nur meine Finger sind schon ein wenig schrumpelig.« Ich nehme die freie Hand aus dem Wasser und mustere sie.

       »Schrumpelige Finger sind eklig«, brummt Rik.

       »Findest du? Da kann man sich vorstellen, wie man aussieht, wenn man alt ist«, sage ich und drehe meine Hand hin und her.

       »Das dauert hoffentlich noch eine Weile.«

       »Ja, hoffentlich«, murmle ich vor mich hin. Ich muss an Kevin denken, an seine Panik vor dem Älterwerden. Dass er in zwei Jahren dreißig wird, darf ich nicht mal im Spaß erwähnen. Da flippt er aus. Ich finde das nicht schlimm, wir werden schließlich alle älter. Das ist eben der Lauf der Dinge.

       »Mir ist kalt«, brummt Rik plötzlich. Ich runzle die Stirn und weiß im ersten Moment nicht, was ich darauf erwidern soll.

       »Aber das Wasser ist noch warm«, versuche ich es und halte einen Moment den Atem an, weil ich nicht sicher bin, wie er darauf reagiert.

       »Nein, ist mir zu kalt«, knurrt er.

       Ich fange an zu grinsen. »Hm, was machen wir denn da?« Hoffentlich will Rik das Gespräch nicht beenden. Es macht mir so viel Spaß, wie schon lange nichts mehr.

       »Du könntest aus der Wanne steigen…«

       »Und dann?« Ich halte gespannt die Luft an.

       »Egal, Hauptsache, ich muss nicht mehr frieren.«

       »Okay, aber du musst die Augen zumachen. Ich bin schamhaft«, sage ich streng.

       »Klar, was denn sonst? Ich mache die Augen ganz fest zu.«

       »Vorsichtshalber verstecke ich das Telefon noch unter einem Berg Handtücher.«

       »Okay, aber bitte keine benutzten«, brummt Rik.

       »Natürlich nicht, nur die duftig aprilfrischen. Ich will dich doch nicht umbringen.«

       »Dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Vergiss bitte nicht, mich da wieder rauszuholen. Das Kontingent an Frischluft scheint mir unter den Handtüchern doch sehr beschränkt zu sein.«

       »Keine Sorge, ich beeile mich«, raune ich in den Hörer. »Ich lege dich dann jetzt weg.«

       Tatsächlich schiebe ich das Telefon unter einen Stapel Handtücher, der neben mir im Regal liegt. Erst dann drehe ich den Verschluss der Wanne herum und lasse das Wasser ab.

       Einen Moment starre ich vor mich hin und kann nicht begreifen, was ich da mache. Es ist nur ein albernes Telefongespräch und trotzdem kommt es mir seltsam vertraut vor. Ich fühle mich befangen, als ich aus der Wanne steige.

       Natürlich kann er mich nicht sehen. Könnte er selbst dann nicht, wenn ich das Telefon in der Hand gehalten hätte. Das weiß ich, aber trotzdem kommt mir die Situation extrem intim vor. Was würde wohl Kevin dazu sagen? Wäre er sauer auf mich?

       Ich schlinge mir das Handtuch um die Hüften, kämme meine Haare und hole das Telefon wieder hervor. Als ich es ans Ohr halte, ist es am anderen

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