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Die leisen Weltveränderer. Debora Sommer
Читать онлайн.Название Die leisen Weltveränderer
Год выпуска 0
isbn 9783775174053
Автор произведения Debora Sommer
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
Im Vorwort habe ich vom »Volk der Introvertierten« gesprochen. Dass dieses Volk in sich auch wieder unterschiedlich ist, ist ja klar, und doch bilden sie – meiner Meinung nach – eine recht homogene Gruppe. Dies ist auch der Grund, weshalb in diesem Buch der Fokus auf Introversion und nicht auf Hochsensibilität liegt.44 Es wird höchste Zeit, dass sich jemand um dieses Volk der Zurückhaltenden und Stillen kümmert, die unglaublich viel Wertvolles zu einer Gemeinschaft beitragen könnten.
Kennzeichen introvertierter Christen (mit Test!)
Die Zugehörigkeit zu einer christlichen Gemeinschaft ist für viele Introvertierte ein Spannungsfeld. Denn die natürliche Veranlagung introvertierter Menschen steht, wie bereits erwähnt, nicht selten im Widerspruch zu Tugenden und Werten, die in einem christlichen Umfeld hochgehalten werden: gelebte Gemeinschaft, Gastfreundschaft, Kontaktfähigkeit, Spontaneität usw. Beurteilt man Introvertierte danach, inwieweit sie solche Kriterien erfüllen, ist die Beurteilung in etwa so fair, wie wenn man einen Hund nach seiner Flugkraft oder einen Fisch nach seiner Kriechgeschwindigkeit beurteilen würde. Am Ende einer Kette von Missverständnissen wird introvertierten Christen nicht selten mangelnde Verbindlichkeit, Hingabe oder sogar Egoismus unterstellt. Dabei übersehen nicht nur sie selbst, sondern auch andere, welch bedeutende Stärken und Fähigkeiten Introvertierte in eine Gemeinschaft einbringen könnten.
In Büchern und auf zahlreichen Websites45 findet man Auflistungen von Merkmalen, die introvertierte Menschen charakterisieren. Für Außenstehende kann es allerdings schwierig sein, Introvertierte anhand dieser Merkmale zu erkennen. Die Antwort auf die Frage »Woran erkennt man introvertierte Christen?« kann nämlich lauten: Man erkennt sie überhaupt nicht! Das bedeutet nicht, dass keine da sind, sondern vielmehr, dass sich jene bedeckt halten. In vielen Fällen scheinen introvertierte Christen unsichtbar zu sein. Entweder versuchen sie angestrengt, ihr Verhalten demjenigen von Extrovertierten anzupassen, um ja nicht aufzufallen, oder aber sie werden übersehen und unterschätzt, weil sie sich ihrem Naturell entsprechend sehr ruhig verhalten und sich zurückziehen.
Schwierig wird es, wenn den Betroffenen selbst gar nicht bewusst ist, dass sie introvertiert veranlagt sind. Und dass sie in der Kirche deshalb vieles anders erleben als ihre extrovertierten Glaubensgeschwister. Selbstredend wird es auch bei reifen Introvertierten, die im Einklang mit ihrer Wesensart leben, immer wieder Momente geben, in denen sie sich bewusst extrovertiert verhalten. Aber es ist auf die Dauer ungesund, wenn Introvertierte allein der Anpassung wegen extrovertiert auftreten. Vorgetäuschte Extroversion kann Introvertierte auf die Dauer an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und im Extremfall zu ernsthaften psychischen und gesundheitlichen Problemen führen. Das Gefühl der Andersartigkeit kann bei einigen introvertierten Christen mitunter so belastend werden, dass sie lieber darauf verzichten, sich verbindlich einer christlichen Gemeinschaft anzuschließen. Vielleicht entscheiden sie sich sogar dafür, gesellschaftlichen Anlässen einer Kirche ganz fernzubleiben. Schließlich kann man heute ja auch bequem in den eigenen vier Wänden einem TV-Gottesdienst beiwohnen, ohne dabei die Strapazen, anderen Menschen begegnen zu müssen, in Kauf zu nehmen. Ich kann Letzteres durchaus nachvollziehen, werde im Laufe des Buches aber darauf eingehen, warum ich es für äußerst wichtig halte, dass sich Introvertierte eben gerade nicht so verhalten, sondern sich verbindlich einer christlichen Gemeinschaft anschließen.
Testen Sie sich selbst (oder jemanden, der Ihnen nahesteht)!
In der Fortsetzung finden Sie eine Zusammenstellung von Merkmalen oder Verhaltensweisen, die auf introvertierte Christen zutreffen könnten. Die Merkmale an sich treffen natürlich auch auf nicht christliche Introvertierte zu. Mein Test richtet sich aber bewusst an introvertierte Christen, indem ich allgemein bekannte Verhaltensweisen von Introvertierten gezielt im kirchlichen Umfeld verorte. Die Zusammenstellung basiert auf eigenen Beobachtungen. Bedenken Sie, dass ein introvertierter Christ nicht alle genannten Eigenschaften aufweisen muss. Es ist allerdings davon auszugehen, dass mit zunehmender Ausprägung der Introversion auch die Anzahl der Eigenschaften steigt, in denen Sie sich wiederfinden.
Es geht bei der folgenden Auflistung nicht darum, Ihnen selbst oder Menschen in Ihrem Umfeld das Etikett »introvertiert« anzuheften. Der Test will vielmehr Anhaltspunkte bieten, das Verhalten von introvertierten Christen besser zu verstehen. Bitte füllen Sie die Fragen auch dann aus, wenn Sie aktuell nicht verbindlich einer christlichen Gemeinschaft angehören. Und sollten Sie einer Gemeinde angehören, in der es zum Beispiel keinen Kirchenkaffee gibt (wie unten in einigen Testfragen beschrieben), dann versuchen Sie, sich so gut wie möglich in die entsprechende Situation hineinzuversetzen und die Frage so realistisch wie möglich zu beantworten. Der Kirchenkaffee kann auch allgemein mit Gesprächen und Begegnungen im Anschluss an einen Gottesdienst ersetzt werden.
36 mögliche Verhaltensweisen oder Kennzeichen von introvertierten Christen
(Markieren Sie alle Punkte, in denen Sie sich oder eine Person, die Ihnen nahesteht, wiederfinden.)
1. Es ist (oder wäre) einfacher für Sie, sonntags zu Hause eine Radiopredigt anzuhören oder eine TV-Predigt anzuschauen, als sich den sozialen Interaktionen eines Gottesdienstes zu stellen.
2. Nach einer intensiven Woche mit zahlreichen Begegnungen kostet Sie ein Gottesdienstbesuch viel Überwindung. Sie würden sich lieber einen Tag in die Stille zurückziehen, um neue Energie für die kommende Woche zu tanken.
3. Sie erscheinen in der Regel pünktlich (eine Verspätung würde auffallen!), aber meist relativ knapp zum Gottesdienst. Auf diese Weise können Sie zu viele Begegnungen und Small Talk vor dem Gottesdienst vermeiden.
4. Generell gilt, dass Sie sich vor Veranstaltungen stets so gut wie möglich informieren, damit Sie nicht durch Unwissen oder Fehlverhalten auffallen (insbesondere, wenn es sich um einen außergewöhnlichen Gottesdienst, ein spezielles Kinderprogramm oder was auch immer handelt).
5. Unter Menschen – selbst wenn es sich dabei um den bekannten Rahmen eines Gottesdienstes und mehrheitlich vertraute Gesichter handelt – fühlen Sie sich oft unwohl und unsicher.
6. Sie setzen sich in der Kirche oder im Gottesdienstraum bevorzugt in die hintersten Reihen. Dort fallen Sie weniger auf. Sie fühlen sich weniger beobachtet und sind dadurch entspannter. Zudem bietet sich Ihnen dort eine optimale Beobachterposition. (Sofern es nicht die hintersten Reihen sind, setzen Sie sich vermutlich immer an einen ähnlichen Ort oder dorthin, wo Sie schon wissen, wer sich noch dazusetzen wird, was Ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.)
7. Sie sind eine exzellente Beobachterin/ein exzellenter Beobachter. Dank Ihrer Beobachtungsgabe können Sie Stimmungen erfassen oder sich ein Bild vom Ergehen einzelner Gottesdienstbesucher machen. Dadurch gewinnen Sie eine Menge Informationen, die den meisten Extrovertierten entgehen (außer sie sind hochsensibel!).
8. Interaktionen mit Sitznachbarn während des Gottesdienstes sind Ihnen unangenehm. (Zum Beispiel wenn der Moderator dazu auffordert, den Sitznachbarn mit Händeschütteln oder einem netten Wort zu begrüßen. Erst recht, wenn der Sitznachbar unbekannt ist.)
9. Wenn während des Gottesdienstes Freiwillige gesucht werden (zum Beispiel für eine Veranschaulichung der Predigt), lassen Sie liebend gerne anderen den Vortritt. Dies gilt auch dann, wenn eine Frage gestellt oder das Wort freigegeben wird (selbst wenn Sie die richtige Antwort wüssten oder eine wertvolle Ergänzung hätten).
10. Wenn Sie stark erkältet sind, eine sichtbare Verletzung oder Ähnliches