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Mom am Elternsprechtag, dass ich gestört sei und psychiatrische Hilfe benötige, da ich ja nie Sport mitmache und so’n Scheiß.“

      Lucas lachte vor Entsetzen. „Na, dem hätte ich es gegeben.“

      „Ich saß da nur wie so ein schlapper Sack und starrte zu Boden. Das war mir so peinlich, das glaubst du gar nicht.“

      „Du lässt dir zuviel gefallen“, bemerkte Lucas, woraufhin keine Antwort folgte. „Ich meine das nicht böse, Basti. Wirklich nicht.“

      „Ja, ich weiß.“

      „Dir scheinen echt ein paar Leute zu fehlen, die dich aufbauen und dir Selbstbewußtsein schenken.“

      „Selbstbewusstsein?“, fragte Bastian leise.

      „Deins ist gerade auf einem sehr niedrigen Level. Und das sage ich dir und wir kennen uns kaum. Überleg mal, wie andere dich dann sehen, die sich nicht mit dir unterhalten.“

      Bastian wurde es richtig unwohl bei diesen Worten.

      „Hey“, sagte Lucas sanft. Er legte seine Hand auf Bastians Oberschenkel und sah ihm tief in die Augen. „Wir kriegen das schon hin. Okay?“

      Bastian hatte sichtlich damit zu kämpfen, nicht in Tränen auszubrechen. Lucas war der erste Mensch auf Erden, der sich wirklich um ihn zu sorgen schien. Doch warum?

      Lucas zwinkerte und ließ von ihm ab. „Du, sag mal, wie findeste mein Haar?“

      „Hm?“

      „Ich habe mir heute schon einige dumme Sprüche deswegen anhören dürfen.“

      „Was glaubst du, was ich mir anhören durfte, als ich mir mal blonde Strähnchen gemacht hatte?“

      „Hatteste schon immer längere Haare?“

      „So lang sind die doch gar nicht“, meinte er nachdenklich und fasste sich ins Haar. „Okay, hinten gehen sie bis zum Nacken, aber …“

      „Sollte kein Angriff sein, Mann.“

      „Nicht?“

      „Nein“, versprach Lucas. „Und jetzt sag mir ehrlich, was du von meinem Haar denkst.“

      „Es ist blond.“

      „Und?“

      „Es ist kurz.“

      „Und?“

      „Du hast einen Ansatz. Was aber irgendwie ziemlich gut aussieht.“

      „Und?“

      „Du liebst Komplimente, nicht?“, erkannte er schmunzelnd.

      „Und wie“, gestand Lucas. „Nein, jetzt aber mal ohne Scheiß.“

      „Ohne Scheiß“, schwor Bastian.

      Gespannt wartete Lucas auf die Antwort. „Jetzt sag schon.“

      „Es sieht gut aus.“

      „Wirklich?“

      „Ja“, sagte Bastian zum gefühlten zehnten Mal. „Wir haben hier auf der Schule noch einen Blonden. Wobei … der schaut mehr wie so eine leuchtende Orange aus, die es mit einer Zitrone getrieben hat.“

      Lucas konnte es sich bildlich vorstellen und kicherte.

      „Ist doch wahr. Den musst du mal sehen.“ Lästern, so fand Bastian, fühlte sich verdammt gut an. Am liebsten hätte er gleich noch über andere Leute gespottet.

      „Kann ja auch nichts dafür, dass die alle so verwahrlost herumgeistern.“

      „Sie geistern herum?“

      „Du weißt, was ich meine.“

      „Ach, tu ich das?“

      Lucas sah ihn bedeutungsvoll an.

      „Ja, du hast ja recht. Viele laufen herum, als kämen ihre Sachen vom Sperrmüll.“

      „Du solltest mal die Tussen in meiner Klasse sehen“, meinte Lucas abschätzig.

      „Keine dabei, die dein Herz zum Schmelzen bringt?“

      „Da mach ich’s mir doch lieber selbst“, erwiderte Lucas angewidert. „Pfui!“ Er schüttelte sich theatralisch.

      „Keine Freundin, die daheim auf dich wartet?“ Er musste es einfach wissen.

      „Nein, ich bin ganz allein auf der Welt“, meinte er gespielt traurig. Dabei waren diese Worte keineswegs gelogen.

      „Och“, machte Bastian und streichelte ihm mehrmals sanft über den Rücken.

      „Ja, bemitleide mich“, forderte Lucas weiterhin trügerisch schluchzend, musste dann aber anfangen zu lachen.

      Verrückt!, dachte Bastian.

      „Nein, jetzt aber mal Spaß bei Seite“, sagte Lucas ernster. „Du bist also nicht der Meinung, dass ich mir die Haare dunkler machen soll?“

      „Ich finde es cool. Hat etwas von Spike aus Buffy. Kennst du sicherlich.“

      „Ja, wer kennt Buffy nicht? Mir geht diese Sommerpause gerade nur aufn Sack. Andauernd zeigen sie Charmed.“

      „Finde Charmed zwar nicht schlecht, aber Buffy ist bei Weitem besser.“

      „Recht hast du. Also?“

      „Hm?“

      „Lassen?“

      Bastian nickte nach kurzer Betrachtung.

      „Gut. Wenn du sagst, dass es mir steht, dann lasse ich es so.“

      „Und wenn ich was anderes sagen würde?“

      Planlos zuckte Lucas die Achseln. „Keine Ahnung. Entweder würd‘ ich es ändern oder, was wahrscheinlicher wäre, ich würd‘ dich für deine Frechheit, mir zu sagen, dass ich scheiße aussehe, hauen.“

      „Sorry, steh nicht so auf Schläge.“

      „Es wäre ja auch kein richtiges Hauen.“

      „Ach, nicht?“

      „Nein, eher so eine Art des Auskitzelns.“

      „Verstehe.“ Bastian wäre nur zu gern ein weiteres Mal von Lucas berührt worden, was ihn beinahe dazu verleitet hätte, etwas Falsches über dessen Aussehen zu sagen. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn Frau Pan überraschte die beiden mit ihrer Anwesenheit.

      „Bastian!“, sagte Frau Pan, die ihre Aktentasche in den Händen hielt.

      Bastian schaute ein Stückchen auf. Im Sitzen war er nahezu genau so groß wie die Lehrerin im Stehen. „Hallo.“

      „Was machst du denn noch hier?“, wunderte sie sich und sah kritisch zu Lucas hin. War der junge Mann wirklich der passende Umgang für Bastian? „Und wer bist du, wenn ich fragen darf?“

      „Oh“, machte Lucas, wischte sich schnell die Hände am Oberteil ab und reichte ihr daraufhin die Hand. „Lucas.“

      „Lucas also, hm?“ Nachdenklich guckte sie ihn an. Hatte sie ihn schon einmal je zuvor gesehen? „Bist du von dieser Schule?“

      „Oh, ähm, ja. Ich bin heute erst hierhergekommen.“

      „Und in welche Klasse gehst du, wenn ich fragen darf?“

      „Ich gehe in die Zehnte. Bröller ist mein Lehrer.“

      „Und ihr kennt euch schon lange?“, fragte sie neugierig, wie sie nun einmal war.

      „Yep“, schwindelte Lucas mit einem Nicken.

      „Na, das freut mich doch“, sagte sie mit einem Lächeln zu Bastian. „Wird ja auch mal Zeit, dass du jemanden hast, der zu dir hält und

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