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dass Teresa sich jetzt nicht vor Begeisterung die Hände reiben konnte. Bitte schön, es ging doch. Sie hatte ja versucht, Inge darauf anzusetzen, aber da war nichts geschehen. Ihre Tochter kam wirklich nicht auf sie.

      Werner wechselte das Thema, und da gab es noch etwas, was ihm sehr am Herzen lag, mehr noch als sein Freund Berthold, und das war sein Sohn Jörg.

      Der Professor hatte die tüchtige Handchirurgin vom ersten Augenblick an gemocht, und deswegen hatte es ihn auch sehr betroffen gemacht, von der Trennung von Charlotte zu hören.

      »Teresa, was sagst du denn dazu, dass Jörg seiner Freundin den Laufpass gegeben hat?«, erkundigte er sich. »Hat er nicht ein wenig zu empfindlich reagiert? Klar war es von Stella unmöglich, mit den Kindern nach Brasilien zu gehen. Wenn sie ihm so wichtig sind, wenn er so sehr an ihnen hängt, hätte er das unterbinden können, hätte das Sorgerecht beantragen können. Und er hätte auch alle Chancen gehabt, es zu bekommen.«

      Wie weltfremd war doch ihr Schwiegersohn …

      »Werner, das mit dem Schuldprinzip, das ist Schnee von gestern. Jörg hat ja auch lange darüber nachgedacht, die Kinder zu nehmen. Wie hätte es in der Praxis ausgesehen? Jörg ist ein viel beschäftiger Manager, der weltweit unterwegs ist. Er hätte für die Kinder Personal einstellen oder sie in ein Internat stecken müssen. Ehrlich mal, Werner, dann sind sie doch besser bei der leiblichen Mutter aufgehoben. Stella, dieser dummen Nuss, kann man ja allerlei vorwerfen. Eine schlechte Mutter ist sie nicht, sie liebt die Kinder.«

      Werner legte sich ein neues Stückchen Kuchen auf den Teller, und ehe er den aß, sagte er: »Komm, lass uns nicht mehr darüber reden. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen, eine Frau wie Charlotte wird er so leicht nicht finden.«

      Teresa mochte ihren Schwiegersohn sehr, sie verstanden sich ausgezeichnet, doch manchmal konnte sie Werner nicht verstehen. Er würde sich die Welt am liebsten so zurechtzimmern, wie er sie haben wollte. Gewiss lag das daran, dass man ihn als Wissenschaftler hofierte, dass seine Meinung meistens ausschlaggebend war, da verlor man ein wenig den Blick für die Realität.

      »Ich denke, dass Jörg augenblicklich nicht der Sinn danach steht, nach einer neuen Frau Ausschau zu halten. Und wenn du mich fragst, ich kann das, was er getan hat, nachvollziehen. Versetz dich bitte mal in seine Lage. Wie wäre es denn für dich, wenn Inge mit den Kindern weggegangen wäre, wenn es eine neue Frau in deinem Leben gäbe, die ein eigenes Kind hat, für das du mehr oder weniger Vaterersatz sein sollst, mit dem du viel Zeit verbringst, während du dich nach deinen eigenen Kindern vor Sehnsucht verzehrst.«

      Werner blickte sie an, dann lächelte er: »Ach, Teresa, über so etwas muss ich doch nicht nachdenken, weil meine Inge so etwas nie getan hätte.«

      Teresa gab auf.

      Sie wollte jetzt mit Werner keine Diskussion anfangen. Gewiss schmerzte es sie sehr, was da mit Jörg und Charlotte geschehen war. Man wünschte seinen Kindern, seinen Enkeln, sogar jetzt seinen Urenkeln alles Glück der Welt. Doch das Leben war für niemanden ein Wunschkonzert. Es gab in jedem Leben Höhen und Tiefen, und auch wenn man es nicht glauben wollte. Es war tatsächlich so, nach Regen kam Sonne. Sie konnte da mitreden, sie und ihr Magnus waren durch den Himmel, aber sie waren auch durch die Hölle gegangen. Sie waren nicht an diesen Herausforderungen zerbrochen, sie waren an ihnen gewachsen. Und das war es, was Teresa ihren Enkeln, die derzeit ziemlich gebeutelt wurden, ob es nun Jörg oder Hannes war, von ganzem Herzen wünschte. Doch sie war sehr zuversichtlich. Es waren starke Menschen. Sie würden es schaffen, jeder auf seine Weise.

      Teresa war froh, dass ihr Gespräch jetzt unterbrochen wurde, weil Inge in den Raum trat.

      »Oh, habt ihr es euch gemütlich gemacht?«, erkundigte sie sich.

      »Deine Mutter hat mich davor bewahrt, die ganze Küche, zumindest die Kaffeemaschine, zu demolieren. Ich hatte eine unbändige Lust auf einen Kaffee, habe versucht, mir einen zuzubereiten, was mich vollkommen überforderte. Zum Glück kam Teresa im rechten Augenblick.«

      »Werner, Werner, was würdest du bloß ohne mich machen?«, fragte Inge ihren Mann.

      Der blickte sie an, mit einem Blick, der all seine Liebe verriet.

      »Ohne dich wäre ich verloren, mein Herz«, antwortete er, was Teresa zum Anlass nahm, sich jetzt zu erheben und sich zu verabschieden.

      Sie hatte erreicht, was sie erreichen wollte. Und sie würde auch direkt damit anfangen, nach Berthold von Ahnefeld zu suchen. Es wäre doch gelacht, dass man ihn nicht finden konnte. Und dann …

      Dann wusste sie, was zu tun war.

      Manchen Menschen musste man einfach zu ihrem Glück verhelfen, und zu diesem Personenkreis gehörte eindeutig Angela von Bergen.

      Ehe sie das Haus verließ, drehte sie sich noch einmal um und rief: »Ihr wisst schon, dass wir heute Abend bei uns grillen, nicht wahr? Magnus kann es kaum erwarten, den Grillmeister zu spielen. Und ich hoffe, ihr bringt reichlich Hunger und Appetit mit. Er hat eingekauft, als gelte es eine ganze Kompanie zu beköstigen.«

      »Mama, keine Sorge, wir bringen genug Hunger mit, und wir freuen uns auf den Grillabend. Ich finde es auch schön, dass du Sophia und Angela ebenfalls eingeladen hast. Die haben ein wenig Ablenkung nötig, denn das mit den Bredenbrocks geht ihnen schon ziemlich nahe. Maren und Tim waren ja wie die Enkelkinder für Sophia, die sie nicht gehabt hat.«

      »Ja, ja, dass die Bredenbrocks gehen, das hat nicht nur die beiden aufgewühlt. Auch unsere Pamela ist ganz schön fertig. Für die ist es schon wieder eine Trennung. Erst Manuel, jetzt Maren. Pamela würde am liebsten alles so behalten, wie es ist. Doch so ist das Leben nicht. Sie wird noch viele bittere Erfahrungen machen. Aber jetzt muss ich wirklich los und nachsehen, ob Magnus wieder daheim ist und was er anstellt. Bis heute Abend also. Und Werner, ich lege los.«

      Natürlich wollte Inge direkt wissen, womit, doch sie bekam keine Antwort von Werner, und Teresa bemerkte nur: »Du musst nicht alles wissen, mein Kind. Vergiss heute Abend nicht den Nachtisch mitzubringen. Ich bin sehr überrascht zu sehen, was du dir ausgedacht hast.«

      Nach diesen Worten ging Teresa endgültig, und Inge ermahnte ihren Mann, nicht noch mehr Kuchen zu essen, damit er abends tüchtig zugreifen konnte.

      Inge freute sich auf jeden Fall auf das Beisammensein bei ihren Eltern. Sie sahen sich zwar täglich, aber ob man etwas gemeinsam unternahm, das war etwas anderes, und gemeinsam zu grillen, das war immer schön, für jeden.

      Jörg brauchte Abwechslung, und er war gern bei den Großeltern, und Inge war sich sicher, dass er seinem Opa assistieren würde, wie er es bereits als kleiner Junge gern getan hatte.

      Jörg …

      Sein Seelenzustand bekümmerte Inge sehr, und sie hätte ihm so gern geholfen. Leider ging das nicht, da musste der Ärmste allein durch.

      Weil Werner nicht auf sie hörte, nahm sie den Kuchenteller einfach weg.

      »Das reicht wirklich, mein Lieber«, sagte sie, und er widersprach nicht.

      *

      Roberta war sehr erstaunt, Daniel Sandvoss, den Lebensgefährten von Julia Herzog bei sich in der Praxis zu sehen. Sie kannten sich aus dem ›Seeblick‹, und Daniel war immer ein sehr munterer, aufgeschlossener Mensch gewesen, was für einen Journalisten allerdings nicht ungewöhnlich war. Einen solchen Beruf ergriffen extrovertierte Menschen. Einen lebendigen Eindruck machte Daniel heute nicht auf Roberta.

      Er war blass, nervös.

      Daniel wirkte auf Roberta irgendwie erloschen.

      Nachdem sie ihn begrüßt hatte, erkundigte sie sich nach seinem Befinden, nach dem Grund, der ihn in die Praxis geführt hatte. Daniel machte nicht den Eindruck, als ging er gern zum Arzt, was bei manchen Menschen tatsächlich der Fall war. Doch das war in erster Linie nicht, weil ihnen etwas fehlte, sondern weil sie Ansprache brauchten.

      »Ich hätte gern von Ihnen ein Schlafmittel«, sagte er. »Die gibt es zwar freiverkäuflich in der Apotheke, doch ich möchte nicht einfach irgendwas in mich hineinstopfen. Mit Schlaftabletten

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