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beide gesuchte Verbrecher“, flüsterte ich. „Die Schattenbringer haben den Rangern den Krieg erklärt. Wir müssen weg. Es ist genug.“

      „Ich fass es nicht!“ Fiona raufte sich das inzwischen trockene Haar. „Lloyd, du ... ich hätte nie gedacht, dass ...“

      Er starrte zu Boden. „Es tut mir leid, Mama. Wirklich. Ich konnte nichts sagen. Erik hat mich bedroht.“

      „Das hätte ich nie von ihm gedacht“, äußerte sich Nico. „Er hat doch immer behauptet, er würde als Schreiner arbeiten.“

      „Aber er hat gelogen“, schluchzte ich. „Er hat nur gelogen, jahrelang hat dieser Mistkerl nichts anderes getan!“

      „Ganz ruhig“, redete Lloyd auf mich ein und umarmte mich fest. „Bald sind wir hier weg.“

      „Wohin wollt ihr überhaupt fliehen?“, flüsterte Fiona. „Was habt ihr vor?“

      „Wir müssen den Bezirk der Ranger verlassen“, erklärte Lloyd. „Wenn wir hierbleiben, werden wir irgendwann geschnappt. Die Ranger sind hinter Mia her, weil sie das Mädchen aus der Legende ist. Die Schattenbringer wollen sich an mir rächen. Vor allem will Erik mich von Mia trennen.“

      „Ihr geht in die äußeren Provinzen?“, rief Nico.

      Ich nickte. „In eine der friedlichen, ja. Nur da, wo die Ranger keinen Einfluss haben, sind wir in Sicherheit.“

      „Ihr könnt wirklich nicht hierbleiben?“ Fiona sah uns besorgt an. „Wenn ihr vielleicht öfter mal umzieht, finden euch diese Organisationen bestimmt nicht. Ich will nicht, dass ihr verschwindet! Cassandra will das auch nicht, oder, Mia?“

      Ich presste die Lippen zusammen. „Doch, das will sie. Sie will nichts mehr mit mir zu tun haben, seit sie alles erfahren hat.“ Meine Stimme versagte.

      „Sie ist ausgeflippt“, erzählte Lloyd an meiner statt weiter. „Sie hat die ganze Geschichte nicht so gut verkraftet.“

      „Kein Wunder“, murmelte Nico. „Dass Erik so etwas tut ...“

      „Außerdem können wir nicht ständig umziehen“, wechselte ich das Thema. „Es wäre zu teuer und zu anstrengend. Und nicht gut für ...“

      „Für wen?“, hakte Fiona nach, als ich verstummte.

      Lloyd legte mir eine Hand auf den Bauch. „Für unser Kind.“

      Seinem Vater klappte der Unterkiefer runter und Fionas Augen weiteten sich. Keiner der beiden brachte einen Ton heraus.

      „Ich bin schwanger“, wisperte ich. „Darum müssen wir hier weg. Weg vom Krieg, weg von dem Chaos, einfach weg und neu anfangen.“

      „Wir wollten nur, dass ihr das alles von uns erfahrt. Bevor euch die Ranger befragen oder Cassandra euch davon erzählt, während sie noch so ... hysterisch ist“, erklärte Lloyd. „Aber, bitte, verratet niemandem, dass wir heute hier waren. Und behaltet für euch, was wir euch gesagt haben.“

      Fiona und Nico sahen sich lange an. Plötzlich stand Fiona auf und lief aus dem Zimmer. Verwirrt starrten wir ihr hinterher, doch da kam sie schon zurück und drückte Lloyd einen Schlüssel in die Hand. „Nimm. Das wird euch helfen.“

      Er erhob sich vom Sofa. „Dein Auto? Wirklich?“

      Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie nickte. „Bringt euch in Sicherheit. Ich will, dass es euch gut geht. Euch dreien. Aber meldet euch bei uns!“

      „Danke!“, rief Lloyd und umarmte sie fest. „Danke, Mama!“

      „Wenn uns die Ranger befragen, wissen wir von nichts“, äußerte sich Nico und stand ebenfalls auf, um seine Frau und seinen Sohn in die Arme zu schließen.

      „Ihr seid die Besten“, flüsterte Lloyd.

      Wehmütig betrachtete ich die drei. Wie sehr wünschte ich mir, meine Mutter hätte genauso reagiert ... So verständnisvoll, so liebevoll, so unterstützend.

      „Komm, Mia“, forderte Fiona mich auf. Sie winkte mich zu sich. Verunsichert stand ich auf und ging einen Schritt auf Lloyds Familie zu. Da griff die Frau nach meiner Hand und zog mich in die Umarmung. „Pass gut auf dich auf, Liebes“, bat sie. „Wenn du etwas brauchst, kannst du dich jederzeit bei uns melden. Ob es jetzt Tipps zur Schwangerschaft, ein offenes Ohr oder irgendwelche Kleinigkeiten sind. Ganz egal!“

      Nun bekam ich feuchte Augen. „Danke“, schluchzte ich.

      „Ach was. Du gehörst zur Familie, das weißt du doch“, entgegnete sie.

      „Wollt ihr heute Nacht hierbleiben?“, fragte Nico.

      „Wir sollten sofort fahren“, lehnte Lloyd ab. „Die Ranger haben sicher längst gemerkt, dass Mia aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Sie werden bald darauf kommen, dass sie hier sein könnte. Und wenn wir heute Nacht durchfahren, sind wir morgen früh in Renia.“

      „Renia?“, wiederholte Fiona. „Davon haben wir doch einen Reiseführer. Wir waren letztes Jahr dort, als wir unsere Weltreise gemacht haben. Es ist wirklich eine schöne, ruhige Provinz. Zwei große Städte, ansonsten nur Dörfer.“

      Nico ließ uns los. „Ich hole den Reiseführer, vielleicht hilft er euch.“

      „Danke, Papa.“

      „Bist du gar nicht wütend, Fiona?“, erkundigte ich mich zaghaft.

      „Ich bin schockiert“, entgegnete sie. „Ich bin wirklich schockiert. Aber ihr seid und bleibt meine lieben Kinder, alle beide. Und darum will ich, dass es euch gut geht. Euch und eurer kleinen Familie.“ Sie lächelte milde. „Ich werde euch unterstützen, so gut ich kann. Okay?“

      „Wow, Mama, du ... du bist der Wahnsinn“, lachte Lloyd und drückte sie fest.

      „Danke, Fiona“, schluchzte ich. „Danke!“

      Sie reichte mir ein Taschentuch. „Nicht doch, Mia. Das ist selbstverständlich.“

      Das sah meine eigene Mutter wohl anders ...

      „Hier ist er“, riss Nico mich aus meinen trüben Gedanken. Er gab Lloyd den Reiseführer. „Für euch.“

      Mein Freund blätterte das Büchlein auf, als ihm einige Geldscheine entgegenfielen. „Papa, was ...“

      Nico lächelte schief. „Das ist auch für euch. Ihr werdet Geld brauchen, oder nicht? Essen, Benzin, Miete ...“

      „Aber das ist zu viel!“, protestierte Lloyd.

      „Nimm es schon“, motzte Fiona ihn an. „Ihr werdet es brauchen.“

      „Danke, wirklich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, murmelte er.

      „Etwas zu essen könnt ihr auch noch mitnehmen“, fiel seiner Mutter ein. „Ich hole schnell was.“

      Lloyd und ich tauschten ein kleines Lächeln. Es tat gut, so viel Unterstützung zu erfahren. „Wenn wir das Auto nehmen, kannst du unterwegs ein wenig schlafen“, schlug mein Freund vor. „Du siehst echt müde aus.“

      „Bin ich auch“, gestand ich. „Aber ist es echt in Ordnung, wenn du die ganze Nacht fährst?“

      „Ja, ich bin fit genug. Und da du keinen Führerschein hast, muss ich so oder so fahren“, lachte er.

      „Mich bringen die Fiorita überallhin ... Darum musste ich nie lernen, Auto zu fahren“, entgegnete ich.

      „Der Tank ist voll, damit solltet ihr ein gutes Stück weit kommen“, vermutete Nico. „Braucht ihr sonst noch was?“

      Lloyd schüttelte den Kopf. „Nein, Papa, ihr habt uns mehr als genug gegeben.“

      „Wir wollen euch nicht noch tiefer in die ganze Sache hineinziehen“, flüsterte ich und umarmte Halt suchend meinen Freund.

      Er

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