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Die Freude der Dämonen und Geister strömte auf mich ein, zusätzlich zu meinem eigenen Glücksgefühl, Lloyds Begeisterung und der großen Müdigkeit. Endlich war Takuto auf der Welt, eine knappe Woche später als gedacht, aber kerngesund. Und nachdem er einige Minuten geschrien hatte, war er sogleich eingeschlafen. Ehrlich gesagt wollte ich es ihm gleichtun. Jetzt brauchte ich eine Pause, bei der Geburt wäre ich beinahe ohnmächtig geworden. Nur gut, dass ich für ein paar Wochen nicht arbeiten musste, weil ich Mutterurlaub beantragt hatte.

      Die letzten Monate waren besonders anstrengend gewesen. Mein Rücken hatte Tag für Tag mehr geschmerzt, meine Ess- und Schlafgewohnheiten waren immer seltsamer geworden. Ich war schrecklich dick geworden, hatte keinen Tag mehr ohne Schokolade ertragen und mit meinen Launen gekämpft, die nicht nur mir, sondern auch Lloyd das Leben schwergemacht hatten. Aber zum Glück hatte er viel Verständnis für mich gehabt.

      Vor allem die Fiorita hatten mich immer wieder beruhigt. Es tat richtig gut, dass sie mich meist ohne Worte verstanden.

      Und von nun an konnte ich sie öfter und länger sehen, weil ich nicht mehr mit Takuto schwanger war.

      „Er ist so winzig“, flüsterte Lloyd.

      „Vor allem seine Finger“, stimmte ich zu.

      Die Ärztin und die beiden Krankenschwestern, die während der Geburt bei uns gewesen waren, hatten vor ein paar Minuten das Zimmer verlassen, um uns etwas Privatsphäre zu gönnen. Dieser Moment gehörte Lloyd und mir. Und natürlich unserem Sohn.

      „Ich befürchte, ich muss ein paar Tage im Krankenhaus bleiben, um mich auszuruhen“, murmelte ich. „Das wird nervig mit den Kontaktlinsen und der Perücke ...“

      „Solange du dich erholst und dann wieder auf den Beinen bist, ist es das wert“, entgegnete Lloyd, der neben mir auf der Bettkante saß. Im Gegensatz zu meinem Hemdchen waren weder seine Shorts noch sein T-Shirt verschwitzt.

      „Eine Geburt ist anstrengender, als ich dachte“, lachte ich schwach. „Nimmst du dir dann die nächsten paar Tage frei?“

      „Natürlich“, bestätigte er. „Ich will doch bei euch sein.“

      Ich schmunzelte. „Na ja, wenn du arbeitest, bist du auch im Krankenhaus.“

      „Das ist doch was anderes“, schnaubte er.

      „Weiß ich doch“, kicherte ich. „Gibst du mir Takuto wieder?“ Ich wollte den Kleinen unbedingt noch mal in die Arme nehmen, bevor ich einschlief.

      „Vorsicht“, murmelte er und reichte mir unseren Sohn, wobei er dessen schwaches Genick stützte. „Meine Eltern werden vor Freude ausflippen, wenn wir ihnen die ersten Bilder schicken.“

      „Nicht bei diesem schrecklichen Bild, das du vorhin gemacht hast“, brummte ich. „Da sehen wir viel zu fertig aus.“

      „Ist halt eine authentische Aufnahme“, entgegnete er. „Ich war noch nie so aufgeregt wie in den letzten zwei Stunden.“

      Ich lächelte schwach. „Ich auch nicht. Gleich kippe ich vor Erschöpfung um, das sage ich dir!“

      „Bloß nicht!“, protestierte er und strich mir über die Wange. „Aber du solltest dich jetzt wirklich ausruhen. Brauchst du noch was zu essen oder zu trinken?“

      Ich schüttelte den Kopf. „Gerade nicht. Ich brauche nur euch“, flüsterte ich.

      „Dann sollten wir hoffen, dass Elly uns erst morgen besucht“, lachte er.

      „Heute Abend packe ich wirklich keinen Besuch“, murmelte ich und schloss die Augen. „Nicht vor morgen.“

      Lloyd nahm unseren Sohn aus meinen Armen. „Dann schlaf gut“, hauchte er mir ins Ohr. „Du hast es dir redlich verdient.“

      „Lloyd?“, fragte ich schläfrig.

      „Ja?“

      „Ich liebe dich.“

      Er drückte meine Hand fest. „Ich dich auch, Mia. Ich dich auch.“

      Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen schlief ich ein. Und mir war, als hätte ich noch einen Kuss auf der Stirn gespürt.

      „Lloyd, Mia! Oh, ihr habt mir so gefehlt! Lasst euch drücken!“, rief Fiona, während sie uns in ihrem viel zu kräftigen Griff halb zerquetschte. „Ein ganzes Jahr ist es her. Ein ganzes Jahr, seit ihr abgehauen seid.“

      „Schön, dich zu sehen, Mama“, keuchte mein Freund.

      Endlich ließ sie uns los. „Ihr seht schrecklich aus“, stellte sie besorgt fest. „Geht es euch nicht gut?“

      „Zu wenig Schlaf“, murmelte ich. „Takuto schreit die halbe Nacht.“

      „Und er ist nur still, wenn Mia ihm ungefähr ’ne Stunde Lieder vorsingt“, ergänzte Lloyd und seufzte laut. „Das ist wirklich anstrengend. Und es macht meinen Schichtdienst nicht einfacher.“

      „Man könnte fast meinen, du wärst heute 41 geworden, nicht 21“, äußerte sich sein Vater. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Junge.“

      „Danke, Papa“, antwortete Lloyd und umarmte Nico.

      Auch mich drückte der braunhaarige Mann fest. „Na, Mia, wie fühlst du dich so mit 19? Du hattest ja auch erst im Herbst Geburtstag.“

      „Ich fühle mich wie 90“, lachte ich und legte eine Hand an die Stange des Kinderwagens. „Aber abgesehen vom Schlafmangel kann ich mich über nichts beschweren. Wie geht es euch denn?“

      „Jetzt gerade? Rundum gut!“, seufzte Fiona und beugte sich über den Wagen, in dem Takuto schlief. „Er ist ja ein kleiner Schatz.“

      Ich hob die Augenbrauen. „Ja, und es wäre noch schöner, wenn er nachts mal schlafen würde ...“

      „Ach, du hast ja keine Ahnung, wie anstrengend Lloyd war“, kicherte sie. „Er hat uns wirklich auf Trab gehalten.“

      Mein Freund grinste. „Und ihr habt mich trotzdem ertragen.“

      „Uns blieb ja keine Wahl, damals gab es nicht so viele Kinderklappen, um anstrengende Babys abzugeben“, neckte sie ihn.

      „Mama!“, rief er entsetzt.

      Ich musste lachen. Fionas offene, humorvolle Art amüsierte mich immer wieder. Sie grinste ihren Sohn an, während er die Augen verdrehte.

      „Wollen wir uns vielleicht setzen?“, schlug ich vor und deutete auf das große, gut gefüllte Café, vor dem wir standen. Meine Fingerspitzen fühlten sich ein wenig taub an. „Draußen ist es langsam echt kalt, es schneit bestimmt gleich wieder. Nicht, dass Takuto krank wird.“

      „Sicher, ein Kaffee ist jetzt genau das Richtige“, antwortete Fiona. „Der Teleport hierher war ... ungewöhnlich. Mir ist immer noch etwas schwindlig.“

      „Aber hätte Mia euch nicht mit dem Geist des Raums hergebracht, hätten wir uns nicht treffen können“, merkte Lloyd an und hielt uns die Tür des Cafés auf.

      „Jedenfalls wäre ein Treffen zu riskant gewesen“, ergänzte ich und schob Takutos Kinderwagen in den angenehm warmen Raum. „Visunerm kann kein Ranger und kein Schattenbringer verfolgen. Ein Auto schon.“

      „Es war schon das Beste so“, pflichtete Nico bei. „Wir kriegen regelmäßig Besuch von den Rangern und einigen dubiosen Gestalten.“

      „Suchen sie nach mir?“, erkundigte sich Lloyd, als wir zu viert an einem freien Tisch Platz nahmen.

      Fiona, die neben mir saß, nickte. „Natürlich, was sonst? Aber wir haben immer behauptet, wir wüssten von nichts. Dann sind sie gegangen.“ Er hängte seinen blauen Mantel über den Stuhl mir gegenüber, während auch ich meine orange Jacke auszog. Erleichtert lächelte er seine Mutter an. „Gut.“

      „Es wird ziemlich intensiv nach euch beiden

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