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Wir können auch aufbleiben und reden.“

      „Wenn ich darüber rede, heule ich wieder los“, flüsterte ich und klammerte mich an ihn. „Aber das will ich nicht.“

      Leise seufzte er. „Na gut, dann legen wir uns hin.“

      Ich war mir sicher, dass Verdrängung die beste Methode war, um mit der aktuellen Situation umzugehen. Doch ich irrte mich. Ich konnte überhaupt nicht verdrängen, was ich aus den Nachrichten erfahren hatte. Ich lag über eine Stunde auf dem Bett im dunklen Schlafzimmer und starrte die Leuchtziffern des Weckers an. Lloyd umarmte mich von hinten, er schlief bereits. Ich hingegen war todmüde und hellwach zugleich.

      So ging es nicht weiter!

      Vorsichtig wand ich mich aus den Armen meines Freundes und schlich aus dem Zimmer. Kurz sah ich nach Takuto. Der Kleine schlummerte friedlich in seinem Gitterbett. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor ich leise zur Treppe ging. Tatenlos herumliegen konnte ich nicht mehr. Ich musste mich mit meinen Verbündeten beraten.

      Damit ich niemanden weckte, tapste ich ins Wohnzimmer. „Das Wasser“, fiel mir ein. Schnell holte ich einen Eimer mit Wasser aus der Küche, damit sich Wassergeist Aquamina hineinsetzen konnte. Sie hielt es im Trockenen nur sehr schlecht aus, das wusste ich.

      Ich hatte nicht die Ruhe, mich hinzusetzen, darum blieb ich stehen und stimmte das erste Lied an. Einen nach dem anderen rief ich die 13 Dämonen und die 14 Geister. Der Raum wirkte mit den vielen Fiorita völlig überfüllt. Das letzte Mal hatte ich sie alle zusammen kurz nach Takutos Geburt gerufen, ansonsten höchstens drei oder vier gleichzeitig. Doch in dieser Sache musste ich unbedingt jeden Einzelnen von ihnen konsultieren.

      „Hallo Leute“, begrüßte ich sie.

      „Mia“, antwortete Shadow. Er klang ernst. Er wusste bereits, worüber ich reden wollte. Alle Fiorita spürten es.

      Ein lautes Platschen verriet, dass die blaue Aquamina in den Wassereimer gesprungen war. Mit den Vorderpfoten stützte sie sich auf dessen Rand, ansonsten schaute nur ihre Schnauze heraus. Ihr restlicher Körper mit der Schwanzflosse war gänzlich im kühlen Nass verschwunden. „Vielen Dank, dass du an mein Wasser gedacht hast“, merkte sie an.

      „Keine Ursache“, winkte ich ab. „Ich muss mich dringend mit euch beraten.“

      Venta, die eine entfernt menschenähnliche Gestalt hatte, spielte mit ihrem langen silbernen Haar. „Die Lage im Bezirk der Ranger verschlimmert sich zusehends“, äußerte sich der Windgeist.

      „Dieser Krieg wird noch lange wüten“, krähte Gewittergeist Renodon. Mit dem Schnabel putzte er sein dunkelgraues Gefieder. „Jeden Tag beobachte ich es und jeden Tag sorge ich mich mehr.“

      Venta lehnte sich an ihn. Die beiden waren ein Paar, seit unzähligen Jahren. Bei den Gewittern, die alle 20 Jahre in Fioria tobten, arbeiteten sie zusammen, unterstützt von Aquaminas Regen.

      „Mir geht es genauso“, gestand sie. „Am liebsten würde ich die Ranger und Schattenbringer mit einem gewaltigen Sturm wegfegen.“

      „Aber das steht uns nicht zu“, stellte die Anführerin der Geister klar. Luna musterte die anderen ernst. „Die Menschen müssen selbst wissen, was sie tun.“

      „Aber sie wissen es offensichtlich nicht!“, schnaubte Sapinos, der Geist der Weisheit. „Dumm und brutal sind sie! Gierig und verlogen!“

      Besorgt sah ich die Geister an. Ich hatte sie noch nie so wütend, besorgt und aufgebracht erlebt. Die Lage musste ernster sein, als ich gedacht hatte. Celeps flog ein paar schnelle Runden um mich herum. „Es ist so frustrierend! Die Menschen machen alles kaputt, was sie sich aufgebaut haben. Sogar die Natur leidet sehr unter dem Krieg. Ich muss so viele Pflanzen retten und es sterben trotzdem die meisten.“

      Ich nahm den kleinen grünen Geist auf meine Handflächen. Er war erschöpft, das spürte ich deutlich. „Dass es so ausgeartet ist“, murmelte ich. „Ihr habt es nie erwähnt.“

      „Weil du dem Bezirk der Ranger den Rücken gekehrt hast“, erklärte Visunerm ruhig. Seine grauen Einzelteile bewegten sich um die runde weiße Mitte. „Du wolltest es doch nicht wissen.“

      „Und es tat dir besser, nichts zu wissen“, ergänzte Feuergeist Melamf.

      Plötzlich stellte er sein zottiges rotes Fell auf. „Aber wenn ich mir anschaue, wie diese Dummköpfe handeln, ist es kein Wunder, dass sogar die Nachrichten in den äußeren Bezirken voll von diesem Krieg sind.“

      „War es ein Fehler, einfach abzuhauen?“, flüsterte ich und drückte Celeps sanft an mich. „Hätte ich bleiben sollen?“

      „Nein“, antwortete Luna ruhig. „Du wärst daran zerbrochen.“

      „Du brauchtest Abstand“, stimmte ihr Bruder Sol zu und schwebte näher zu mir. „Sonst hättest du das letzte Jahr nicht ertragen.“

      „Aber dass es schon so weit gekommen ist ... dass Viktor umgebracht wurde!“, rief ich. „Das ist doch ...“

      „Ja, Fioria ist in großer Gefahr“, murmelte Sana. Der kleine rosa Heilgeist watschelte auf seinen kleinen Füßen hin und her. „Die Animalia, die Menschen und die Umwelt leiden.“

      Traurig sah ich sie an. „Benötigst du Trost?“, fragte Hefolg, der Geist der Empfindungen. „Vielleicht kann ich dir helfen.“

      Ich schüttelte den Kopf, lächelte den türkisfarbenen Geist jedoch an. „Lieb von dir, aber ich komme klar.“ Ich wollte nicht, dass er meine Gefühle jetzt manipulierte. Ich brauchte einen klaren Kopf.

      „Eine gute Entscheidung“, lobte mich Lenoan, der Geist der Kraft. Er sah aus wie ein großer brauner Felsen mit Armen und Beinen.

      „Was soll das heißen?“, fauchte Hefolg.

      „Dass Gefühle überflüssig sind“, lachte Lenoan.

      „Was hast du gesagt?!“

      „Hey, hört auf damit!“, ermahnte Luna die beiden scharf. Sofort verstummten sie. „Das ist unangebracht.“

      „Entschuldigung“, murmelten sie im Chor.

      „Also wirklich, nicht mal Aquamina und ich streiten uns gerade“, schnaubte Sol. „Reißt euch zusammen.“

      „Wie soll man sich auch mit jemandem streiten, der immer unterlegen ist?“, kicherte der Wassergeist.

      „Unterlegen?“, tobte er. „Zähl mal, wie oft die Sonne scheint und wie oft es regnet! Ich bin dir eindeutig überlegen!“

      „Du hast doch gar nichts drauf, solange deine große Schwester dir nicht hilft“, stichelte Aquamina. „Wow, du kannst Sonnenstrahlen lenken, aber meistens macht Luna deinen Job.“

      „Du verdammte ...“

      Ich schlug mir eine Hand gegen die Stirn und blendete das Geschrei aus. Kaum zu glauben, dass Sol und Aquamina jemals ein Pärchen gewesen sein sollten.

      „Kein Wort mehr!“, zischte Luna. „Treibt es nicht zu weit!“

      „Ja, Schwester“, murmelte Sol.

      „Ist ja schon gut“, maulte Aquamina und tauchte im Wassereimer unter.

      „Wie soll es jetzt weitergehen?“, brach ich die Stille, die eingekehrt war.

      „Wenn du nach Windfeld möchtest, kann ich dich hinfliegen“, bot Martyrios an.

      Der Fluggeist ähnelte den Flugvögeln, überragte sie allerdings deutlich und zog unterwegs einen Regenbogen hinter sich her. Er füllte einen Großteil des Wohnzimmers aus. „Dann kannst du dich umsehen.“

      „Ich kann nicht einfach mitten in der Nacht mit dir verschwinden“, wandte ich ein. „Außerdem wäre ein Teleport schneller.“

      „Das stimmt“, pflichtete mir Visunerm bei. „Doch willst

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