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      »Eben meinten Sie doch noch, alles fest im Griff zu haben.«

      »Das stimmt ja auch. Denn die besten und klügsten Köpfe des Thames House und ein halbes Dutzend anderer Behörden im Land arbeiten mittlerweile rund um die Uhr daran. Sie werden die Täter also garantiert früher oder später aufspüren.«

      Declan starrte nun aus dem Wagenfenster hinaus. »Vor so etwas hatte ich von dem Moment an Angst, als meine Vergangenheit aufgedeckt wurde.«

      »Ziehen wir doch keine voreiligen Schlüsse. Wir wissen schließlich nicht, ob irgendetwas von alledem überhaupt mit Ihnen im Zusammenhang steht.«

      »Also könnte die IRA nur zufällig vor meiner Haustür aufgekreuzt sein – zur gleichen Zeit, als Shane verschwunden ist, zwei Bomben in England hochgehen und mich irgendjemand bei einer Razzia anschwärzt, dass ich angeblich einen Sicherheitsdienstangestellten gespielt hätte? Sie arbeiten vielleicht noch nicht lange beim MI5, aber dafür sind Sie schon ganz schön zynisch. Ich nehme an, die Sprengsätze, die letzte Woche gezündet wurden, erinnerten nicht bloß vage an jene, die die IRA verwendet, habe ich recht?«

      »Aus diesem Grund hat man Mr. O'Reilly damit betraut, die Untersuchungen zu beschleunigen – wegen seiner Erfahrung mit Irlands Republikanern und ihrer Vorgehensweise. Über die Bomben hinaus ließ sich außerdem Bestechendes in Bezug auf die Stimme des Entführers in dem Video feststellen. Die Sprachanalyse ergab nämlich, dass dieser nur vorgab, mit schottischem Akzent zu sprechen, in Wirklichkeit aber Ire ist.«

      »Da haben Sie's. Alles, wovor mir gegraut hat, ist nun wahr geworden.«

      Dennis schüttelte wieder den Kopf. »Das kann natürlich sein, aber falls es hierbei nur darum geht, wegen verjährter Unannehmlichkeiten mit Ihnen und Mr. O'Reilly Rache zu nehmen … Warum sollte sich jemand die Mühe machen, einen Anschlag in England zu verüben und es dann auf eine politische Bewegung in Schottland zu schieben? Die IRA ist sich bisher nie zu schade dafür gewesen, Bekenntnis für ihre Taten abzulegen. Man hätte Sie doch einfach beide umbringen können, und fertig. Das Ganze ergibt überhaupt keinen Sinn.«

      »Darum soll mit höherer Wahrscheinlichkeit eine politische Splittergruppe in Schottland verantwortlich sein? Eine die so wahnsinnig ist, einen Massenmord zu begehen, nur weil sie die Auffassung vertritt, der MI5 habe die Abstimmung über die Unabhängigkeit des Landes manipuliert? Mir sind diese Gemeinheiten zwar nicht fremd, mit denen sich die britischen Sicherheitsdienste keinen Zwang antun, aber ich kenne Shane. Er würde eher alles hinschmeißen und überlaufen, bevor er sich auf so etwas einlassen würde.«

      »Exakt, und genau deshalb laufen die Ermittlungen diesbezüglich auch noch weiter. Das ist kein Weltreich mehr, in dem die Sonne niemals untergeht. Die britische Öffentlichkeit verträgt Imperialismus genauso wenig wie jene Aktionen, von denen wir beide genau wissen, dass sie in Nordirland und woanders durchgeführt wurden. Dezentrale Regierungen wurden geschaffen, und es gab wesentliche Schritte, um möglichst viele Entscheidungen losgelöst von Westminster fällen zu können, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es für den einen oder anderen jemals genug sein werden.«

      »Was ist denn mit diesem Kreft – dem Kerl, der im vergangenen Frühling am Pranger stand, nachdem das Strafgericht unter Domville Nachforschungen über ihn anstellen lassen hatte?«

      »Ich mag den Mann nicht besonders und kenne kaum jemanden, der nicht ähnlich empfindet. Allerdings wüsste ich nicht, was er dadurch gewinnen würde, dass er sich in irgendeiner Art und Weise in so etwas verwickeln lassen würde. Er ist sowieso schon steinreich und hat dadurch eine Vielzahl hochrangiger Freunde. Die Vorstellung er würde Wagnisse solcher Art auf sich nehmen, nur um einem scheiternden US-Politiker bei einem Terroranschlag zu helfen, ist doch ehrlich gesagt ziemlich absurd. Andererseits glaube ich auch nicht wirklich an Zufälle, und sein Name fällt nun einmal wiederholt bei der ganzen Sache. Aus diesem Grund habe ich meine Truppe auch darauf angesetzt – erneut. Sie schauen sich das Ganze von allen Seiten an, brauchen aber einfach ein wenig Zeit für ihre Arbeit.«

      »Und was soll ich demnach tun? Den Kopf einziehen und einfach hoffen, dass die Vollzugsbehörden und Geheimdienste des Königreichs die Schuldigen irgendwann finden und festnehmen werden, bevor sie Shane hinrichten, falls sie es nicht schon längst getan haben?«

      Declan schmeckte diese Aussicht ganz und gar nicht, aber was könnte er sonst unternehmen? In dieser Situation gab es nun mal keine offensichtlichen Alternativen, außer auf das System zu vertrauen und optimistisch zu bleiben.

      Allardyce blickte nachdenklich aus dem Fenster, während die roten Ziegelsteinfassaden von Knightsbridge dem Stuck der Gebäude von Belgravia und dem Grosvenor Estate wichen. »Nein. Sie fliegen so wie vorgesehen, in die Schweiz und bauen genauso wie ich darauf, dass die Vollzugsbehörden und die Geheimdienste des Königreichs die Schuldigen finden und festnehmen werden, bevor sie noch mehr Bomben legen und Shane hinrichten können, falls sie es nicht schon getan haben.«

      Gordon fuhr sie in einem unübersichtlichen Rondell am berühmten Wellington Arch vorbei und dann an den Gärten des Buckingham Palace entlang weiter nach Süden.

      »Die Schweiz fällt aus, denn es hat sich alles geändert.« Gerade passierten sie das Victoria-Denkmal und die Toreinfahrt zum Palast. »Ich reise bestimmt nicht unbekümmert in der Weltgeschichte herum, während meine Frau, unser ungeborenes Kind und ich in Lebensgefahr schweben.«

      »Sie werden aber nicht um diese Reise herumkommen. Ich muss Sie doch nicht an die Kontroverse erinnern, die ich letztes Jahr im Frühling verursacht habe, nur weil ich Ihnen ein klein wenig unter die Arme gegriffen habe. Dass alles drang bis in die höchsten Führungsebenen des Landes durch. Sogar Prince Charles hat in einem Brief an mich seine Bedenken ausgedrückt. Dass ich nicht suspendiert wurde, ist ein wahres Wunder, und trotzdem habe ich mich wieder weit für Sie aus dem Fenster gelehnt, indem ich ein Treffen wie dieses vorgesehen habe. Die Geschworenen unter Domville müssen über Ihre Unschuld entscheiden, ansonsten wird keiner von uns dieses Stigma je loswerden.«

      »Und wie soll ich mit Constance verfahren? Sie kann nicht mehr wie geplant auf dem Landgut bleiben, aber ich werde Sie auch bestimmt nicht mitnehmen und riskieren, dass Sie bei einem Angriff auf mich ebenfalls ins Kreuzfeuer gerät. Folglich wird Sie also allein und ungeschützt an einem Ort sein, mit dem sie nicht vertraut ist. Wenn es den Strippenziehern hinter diesen Vorfällen gelingt, einen Mitarbeiter des Geheimdiensts zu finden und diesen zu kidnappen, Auftragsmörder auf eine längst vergessene Farm zu schicken und Bomben in zwei englischen Städten zu zünden, finden sie garantiert auch meine schwangere Frau.«

      Allardyce fuhr sich frustriert über das Gesicht. »Natürlich wäre es ein weiterer Stich ins Wespennest, aber sollte ich ihr hier in London Schutz bieten können, würden Sie dann Ihr Vorhaben, sich mit Lord Justice Domville sowie seinem amerikanischen Pendant in der Schweiz zu treffen, durchziehen?«

      Declan schaute dem in die Jahre gekommenen Spionagechef einen Moment lang tief in die Augen. »Aye, aber wirklich nur dann.«

      »Noch bin ich kein Statist auf der Politbühne dieses Landes. Ich werde die nötigen Anrufe tätigen müssen und Ihrer Frau noch heute Nachmittag Personenschutz durch die städtische Polizei bereitstellen. In der dritten Etage des St. James Hotels am Waterloo Place befindet sich ein Sicherheitszimmer, das wir von Zeit zu Zeit in Anspruch nehmen. Bringen Sie Ihre Frau in vier Stunden dorthin.«

      »In Ordnung. Wird gemacht.«

      Gordon hielt mit der Geländelimousine auf einer Taxispur an der Ecke von der Horse Guards Road und Great George Street an, um die beiden an der Allee Birdcage Walk abzusetzen, die einen Block weit entfernt war vom Regierungskomplex Whitehall und Downing Street 10, dem offiziellen Wohnsitz der Premierministerin.

      »Wenn Ihre Frau sicher ist, möchte ich, dass Sie bis zum Abend einen Flug am City Airport nehmen. Lord Justice Domville und Senator Ryan werden Sie dort erwarten.

      Declan nickte, öffnete die Tür und stieg aus. »Schicken Sie bitte auch jemanden zu Shanes Wohnung, um die Katze zu versorgen, in Ordnung?« Nachdem er die Tür geschlossen hatte, mischte er sich unter die Touristen, die gerade auf dem Weg zu einigen der bemerkenswertesten Wahrzeichen des Vereinigten Königreichs

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