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DIE REGELN DER RACHE (Black Shuck 2). Ian Graham
Читать онлайн.Название DIE REGELN DER RACHE (Black Shuck 2)
Год выпуска 0
isbn 9783958352964
Автор произведения Ian Graham
Жанр Языкознание
Серия Black Shuck
Издательство Bookwire
Hume schaltete das Smartphone wieder aus und ließ es in einer seiner Taschen verschwinden.
»Jetzt sagen Sie schon. Was gibt es Neues aus Glasgow? Was hat er gesagt?«
»Genau das, was wir geahnt haben. Er gab zu, zu irgendeiner alten Bruchbude am Pacific Quay gekarrt worden zu sein, wo er von ein paar Typen in dunklen Anzügen an einen Stuhl gefesselt worden sei. Einer davon soll Allardyce gewesen sein. Die Polizei glaubt deshalb, dass er das eine oder andere Glas Cidre zu viel getrunken hat.«
Kreft schüttelte den Kopf und lachte, ohne allerdings Töne von sich zu geben. Das Gelaber von Reece Findlay und den Gleichgesinnten bei der Unabhängigkeitsbewegung über einen britischen Überwachungsstaat, entsprang größtenteils deren blühender Fantasie und dem Konsum diverser Rauschmittelchen. Kreft hatte allerdings tatsächlich darauf gewettet, dass bei dieser Gelegenheit Dennis Allardyce während der Vernehmung zugegen war. »Gut, dann haben sie den Köder also geschluckt.«
Hume nickte. »Und wir sind jetzt in Besitz von Fotos, die das Ganze auch beweisen. Ich habe Findlay bis spätestens morgen Mittag aus dem Knast geholt.«
»Prima. Wedeln Sie einfach mit ein paar Scheinen und arrangieren Sie dann ein Treffen für ihn mit unseren irischen Freunden. Ich will, dass er ein Gesicht macht, als ob er Amir Khans Schwester hässlich genannt hätte.«
»Ich denke immer noch, dass er schon früher hätte hinzugezogen werden sollen. Was, wenn er sich nicht darauf einlässt?«
»Findlay ist eine linke Bazille Mitte zwanzig, dem eine Anklage wegen Vergewaltigung blüht. Für einen entsprechenden Geldbetrag wird er alles tun, was wir von ihm verlangen. Andernfalls bekommt er nicht nur ein paar Backpfeifen. Machen Sie ihm das deutlich.«
»Ich bin aber keiner Ihrer groben Metzger, Lukas.«
»Ich spreche ja auch nicht über die Androhung von körperlicher Gewalt. Ein Mann wie Findlay könnte sich niemals einen Anwalt einer Kanzlei mit Ihrem Ruf leisten, wenn er nicht seine erbärmliche Seele dafür verkaufen würde. Ansonsten müsste er die nächsten fünf Jahre in Kilmarnock hinter Gittern verbringen. Erklären Sie ihm einfach, dass Sie nichts für nichts tun und er gut vergütet wird, falls er bei dem Ganzen mitspielt.«
»Also gut, in Ordnung. Meine Kollegen setzen die Dokumente gerade auf. Bis Findlay wieder auf freiem Fuß ist, haben sie eine Petition vorbereitet, die er unterschreiben soll.«
»Einwandfrei. Ich nehme mal an, unser interner Freund hat Wort gehalten?«
»Ohne ihn wären wir bestimmt nicht am Pacific Quay zur Stelle gewesen.«
»Perfekt.« Kreft lächelte. »Ich mache mich sofort auf den Rückweg zum Berg, sobald mein nächstes Treffen vorbei ist. Befolgen Sie einfach den Plan von hier aus so weiter, dann sollte sich der Rest von ganz alleine ergeben.«
»Da wäre noch, äh … die Frage, inwieweit meine Kanzlei für diese Dienste bezahlt wird, Lukas. Die zugehörigen Papiere müssen schließlich wasserdicht sein, falls das Ganze wirklich über die Bühne gehen soll. Wir verteidigen üblicherweise nämlich weder Vergewaltiger, noch treffen wir uns sonntags mit unseren Klienten. Solche Abnormitäten sind … teuer.«
»Ihre Kanzlei tut üblicherweise, was auch immer ich ihr auftrage, weil sie ohne mich nicht in der Lage wäre, ihre Büros im Dalmore House oder die Kampagne für Ihre Wahl ins Parlament zu finanzieren.« Kreft strich Humes Kragen glatt, rückte ihm die Krawatte zurecht und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter. »Ob Sie eines Tages Premierminister werden, hängt einzig und allein vom kleinen Mann in Schottland ab, der sich von einer kaltherzigen, fremden Aristokratie missbraucht, ausgenommen und vergessen glaubt. Reece Findlay gegen die gehäuften Vorwürfe seitens der Geheimdienste jener Aristokratie zu verteidigen, spielt ihnen dabei auf ideale Weise in die Hände.«
Kreft öffnete eine Tür und ließ sich im verschwenderischen Inneren des Rolls-Royce nieder. »Dieses Ding dient dem Wohl der Masse.« Nachdem er die Tür zufallen lassen hatte, rollte die Limousine langsam davon, und der politisch ambitionierte Anwalt stand allein im Regen.
Kapitel 10
20:58 Uhr Ortszeit, Chequers Court – Missenden Road Buckinghamshire, England
Der Fahrer ordnete sich mit dem Rolls-Royce in einen Kreisverkehr ein und fuhr dann in Richtung Süden ab, wo sich die letzten alten Häuser und Anwesen mit Einfahrttoren reihten, die das Bild in Aylesbury, Riborough und Ellesborough bestimmten, und die Landschaft mit zunehmend mehr großen Feldern lichtete. Er bremste vor einer Kurve, und als er sie genommen hatte, kamen zwei Torhäuser aus Ziegelstein zwischen einer langen Hecke in Sicht. Nachdem er auf einen Schotterweg eingebogen war, fuhr er bis zu einem Flügeltor aus schwarzem Stahl, wo es nicht mehr weiterging. Die Ankunft des Wagens aktivierte sofort mehrere Bewegungsmelder, woraufhin Lampen ansprangen und es hell um die beiden Gebäude herum wurde.
Kreft schaute dem Fahrer durch den Rückspiegel ins Gesicht. »Lassen Sie Ihre Scheibe hinunter und stellen Sie den Motor ab.«
Die Scheibe glitt mit einem leisen Summen abwärts, doch bevor er den Zündschlüssel umdrehen konnte, sprach jemand in der Dunkelheit. »Danke für Ihre Umsicht, Mr. Kreft, aber wir wurden gebeten, Sie unverzüglich hineinzubringen.«
Zwei Männer in schwarzen Anzügen traten mit Regenschirmen unter dem Portikus eines der Torhäuser hervor und gingen an den noch brennenden Scheinwerfern des Rolls-Royce vorbei. Nachdem sie das Tor entriegelt hatten, zogen sie die beiden Flügel auf und traten beiseite.
»Halten Sie sich bitte rechts, sobald Sie die Bäume hinter sich gelassen haben, Sir. Sie wartet bereits im Garten auf Sie.«
Kreft nickte nachdrücklich, woraufhin sein Chauffeur einen Knopf an seiner rechten Armlehne betätigte, um die Türscheibe wieder zu schließen. Während dies geschah, fuhr er vor und gelangte auf einen einspurigen Weg, dessen feiner Kies unter den Reifen knirschte, während er die Bäume passierte, die zu beiden Seiten des Weges standen.
Wie angewiesen orientierte er sich an der Gabelung nach rechts, und kurz darauf erschien eine dreistöckige Steinvilla am Ende eines flachen Stücks Land. Verglichen mit den Hügeln im Dunkeln dahinter wirkte das hell erleuchtete Gebäude im diesigen Regenwetter wie ein gespenstisches Fanal. Als sie die Ostseite des mondänen Anwesens erreichten, wurden sie bereits von zwei anderen Männern in schwarzen Anzügen empfangen. Einer öffnete die Tür zur Rückbank, sobald der Wagen auf dem quadratisch angelegten Parkplatz hielt, und hielt einen Schirm in die Höhe.
»Bitte mir nach, Mr. Kreft.«
Dieser stieg aus und folgte dem Bediensteten zu einem Kunsteisentor in einer acht Fuß hohen Steinmauer, die sich vor dem Haus entlang zog. Er knöpfte seinen Mantel zu und fuhr dann gewohnheitsmäßig über die Falten im Stoff.
Sein Führer öffnete das Tor, übergab ihm den Schirm und ging dann aus dem Weg.
Kreft betrat das Grundstück. Jetzt war es an der Zeit für eine oscar-würdige Darbietung.
In dem eingefriedeten Garten schaute er über mehrere Reihen hüfthoher Büsche hinweg auf einen Baldachin, mit dem man einen Brunnen in der Mitte des Geländes überdacht hatte. Bestimmt war er von einer früheren Versammlung noch nicht abgebaut worden. In der Nähe des Brunnens sah er eine Frau stehen.
»Lukas.« Ihr faltiges Gesicht wirkte freundlich, während sie näherkam, doch sie bewegte sich, als sei sie unglaublich erschöpft. In der Öffentlichkeit hatte er sie das letzte Mal Jahre zuvor gesehen, und nach ihrer damaligen Begegnung war sie weit über den Status jener bescheidenen Anwältin von einst hinausgelangt. Zum Glück machte Geld alle Sünden verzeihlich, und er hatte im Laufe der Jahre mehr als genug gegeben, um sich reinzuwaschen. Nun trat er unter den Baldachin, schloss den Schirm und streckte seine Arme nach ihren Händen aus. Sie begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange. »Dein Anruf hat mich überrascht. Ich wusste gar nicht, dass du wieder im Land bist.«
»Erst