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fürchterlichen Schlag; es waren die Käse, die die Hausmutter unten aufgeschüttet hatte, und die in der verdünnten Atmosphäre mit so schrecklichem Getöse aufeinanderstießen. Wenn ich jetzt überlegte, wie schon im Heraufsteigen unsere Füße schwer wie Eisen auf die Sprossen fielen, wie mein Körper von Viertelstunde zu Viertelstunde sich immer kolossaler ins Gewicht gelegt hatte, so war es klar, daß der Mondmann die letzten paar Meilen faktisch mit seinen Käsen das Gewicht von ebenso vielen Kanonenkugeln in seinem Sack heraufgeschleppt hatte, und die ausgemergelte Gestalt dieses armen Teufel ward mir nun ebenso begreiflich, wie, daß er jetzt noch immer teilnahmslos auf der Bank saß, den Kopf in die Hand gestützt, und weinte, wie ich glaube, nicht über sein Schicksal, sondern aus Nervenschwäche, vor Ermüdung. – Inzwischen aber hatte sich die übrige Familie, wie ich aus dem aus der Mitte der Stube kommenden munteren Schmatzen entnehmen konnte, zur ersten frohen Mahlzeit wieder vereinigt. – Ich wagte es jetzt, mich aus meiner gebückten Position, die ich hinter einer Bettlade eingenommen, mit großer Vorsicht zu erheben, und mich etwas weiter umzusehen! – Rings an den Wänden des kuglichen Raumes, bemerkte ich, stand eine große Anzahl von kleinen Bettchen, vielleicht an die dreißig, und, wenn ich an die große Schar der armen, ausgehungerten Kinder dachte, so konnte es nicht zweifelhaft sein, für wen sie bestimmt waren. Diese ganze Reihe kleiner Betten war eingeschlossen von je einem größerem Bett, zweifellos für den Mondmann und die Mondfrau. – Ich bemerke hier, daß es mir unangenehm wäre, wenn der Leser glaubt, ich hätte kein Recht, Ausdrücke wie: Mondmann, Mondfrau zu gebrauchen, da doch nicht bewiesen sei, daß ich auf dem Mond sei. Ich habe nie behauptet, daß ich auf dem Mond bin. Ich habe nur vermutet, es könne der Mond sein; daß es höchstwahrscheinlich der Mond sei. Und ich gebrauche die obigen Ausdrücke, weil sie mir als die verständlichsten erscheinen und ich angesichts der geradezu extraordinären Situation, in der ich mich befinde, keine besseren zur Hand habe. Ich weiß ja doch nicht wer der lange Kerl ist, der dort auf der Bank hockt und weint! – Mit diesen zwei größeren Betten war also die ganze Bettreihe abgeschlossen, und zugleich die äußere Periferie des Mond-Innenraums ausgefüllt; doch so, daß an zwei Stellen eine Unterbrechung geschah: ein schmaler Gang führte zur Außentreppe, wo wir herein gekommen waren, und wo die Strickleiter mündete; dieser Gang flankiert vom Bett des Mondmanns und der Mondfrau; und außerdem zwischen dem fünfzehnten und sechzehnten Kinderbett ein schmales Gängchen zu dem einzigen Fenster der Mondstube, dessen Schutz-Laden ich schon beim Heraufsteigen links außen bemerkt hatte. – In der Mitte des Zimmers blieb inseits der Bettstatten ein parabolischer Raum zurück; dort stand ein langer Tisch, auf jeder Seite mit einer ebenso langen Bank; es waren die Plätze der Kinder; und außerdem oben und unten an den Schmalseiten des Tisches je eine kleine Bank; für den Herrn des Hauses und für die Frau. – Ich wunderte mich nicht wenig über die Knappheit der Verhältnisse. Denn was ich jetzt überblickte, war die ganze Mondwohnung. Ein einziges Fenster für einen Raum, in dem zweiunddreißig Betten standen; und dieses führte direkt hinaus in den Weltenraum; ich sah dies an dem zeitweisen Durchblitzen der Gestirne, die eine fabelhafte Schärfe hatten. Der Laden mußte also jetzt offen stehen; ich weiß nicht, wer ihn aufgemacht hatte; denn beim Heraufsteigen hatte ich bemerkt, daß er geschlossen war; vermutlich war er beim Ausleeren der Käse durch die Erschütterung aufgefahren. – Inzwischen ging das muntere Schmatzen der dreißig Mäulchen ohne Unterbrechung weiter. – Wenn ich überlegte, wie dieses Fenster, das ein ganz gewöhnliches Fenster mit bogig glänzenden Scheiben war, wie diese Bettstellen, die paar Möbel hierher an diesen beschränkten Ort kamen, wo doch von einer Industrie, von einem Rohmaterial zur Industrie nicht entfernt die Rede sein konnte, so war es kein Zweifel, der arme, brave Mondmann hatte die Gegenstände alle auf seinem Buckel heraufgeschleppt. Dieser hagere, ausgemergelte alte Kerl, der jetzt dort auf der Bank saß und weinte, und allein nicht essen wollte, während das schmatzende Geräusch der Seinen vielleicht sein Ohr entzückte, schleppt, wer weiß, seit vielen Jahrzehnten, seinen Jungen das Futter herauf, und läuft schnüffelnd und vigilierend auf der Erde herum, und wenn er irgendwo bei einem Bauern ein halbes Fenster herauslehnen sieht, dann nimmt er’s mit und stiehlt zusammen, was er finden kann, Runkelrüben, Scherben, Hanf, einen alten Schuh, Lumpen und Knöpfe, um den Seinen hier oben das Nest warm zu machen und die Fensterluken zu stopfen. – Aber, daß man das Signalement dieses Menschen noch nicht erfahren hat. Ein Kerl, der so gewohnheitsmäßig stiehlt, muß doch bekannt werden; gar mit diesem konfiszierten Gesicht; in dieser kittgelben Montur. – Allerdings, er muß ja nicht immer zwischen Leyden und D’decke Bosh absteigen; der Mond geht ja um die ganze Erde. – Ja, aber die holländischen Käse, die bekommt er doch am ehesten in Holland! – Wer sagt denn, daß diese Kleinen immer holländische Käse essen? Die können ja doch auch einmal Bananen bekommen! – Ja, dann wär’ aber den Kleinen die Veränderung aufgefallen und sie hätten irgend eine Äußerung gemacht, wie: »So! Heute gibt’s Käse!« – Dreißig Kinder! sagte ich zu mir; wie kann man nur in so ärmlichen Verhältnissen so viel Kinder in die Welt setzen, – in den Mond wollte ich sagen?! Und lauter Mädchen! – Der Mann ließ sich gar nicht abschrecken. – Freilich, es geht ihm da heroben, wie manchen Lehrern bei uns auf den Dörfern: sie haben Nichts zu tun. – Die Kinder sahen schrecklich schlecht aus; – als hätten sie vierzehn Tage lang gehungert. Der Mondmann blieb doch nur etwa acht Stunden aus, – denn das Hinabsteigen kann unmöglich so lange gedauert haben wie das Hinaufsteigen. – Vermutlich ist ihnen früher die Nahrung ausgegangen. – »Mann, was gibt’s denn Neues auf dem großen Käs?« – Diese Worte, die plötzlich die Mondfrau an ihren apathisch dortsitzenden Mann richtete, rüttelten auch mich aus meinen Betrachtungen auf und erinnerten mich, daß ich nach Aufheben der Tafel entdeckt werden müsse. Die Räumlichkeiten waren zu beschränkt, um mir die Wahl eines Versteckes schwer zu machen. Ein Kleiderkasten war nicht da. Von Vorhängen war keine Rede. Daß ein Bett frei bleiben werde, wäre Wahnsinn gewesen zu denken. Bei der Armut der Leute, bei den mühseligen Versuchen zur Fristung ihres Lebens, hätte doch der Mondmann seiner Zeit statt einer überflüssigen Bettstatt lieber ein paar Schinken heraufgeschleppt! – So machte ich mich denn kurz entschlossen daran, unter das eine der größeren Betten zu kriechen, wo ich wenigstens hoffte, freien Raum zum Atmen zu finden, als unter einem der kleinen; es war, wie der Leser sehen wird, das Bett der Mondfrau. Doch gingen die Längsseiten der Bettladen tiefer herunter, als ich geglaubt hatte; es waren uralte Betten; ich mußte beim Hinunterschlüpfen noch im letzten Moment mit der Brust platt den Boden entlang rutschen; meine Rockknöpfe verursachten dabei ein knirschendes Geräusch, und voller Angst, gehört worden zu sein, hielt ich inne und starrte in den schwarzen UnterBett-Raum der Mondfrau. Doch das munter fortgehende Schmatzgeräusch belehrte mich, daß ich nicht gehört worden. Gleichwohl hielt ich lang in dieser Position inne. Das breitmäulige Schmatzen der Mondfrau hob sich dick und stark ab von dem dünnsilbigen, mehr knispenden Geräusch der Kleinen; vom Alten war nichts zu hören; er schien auch zu pensiv, ermüdet und mißlaunig, – und, wie ich glaube, schwerhörig, – um auf etwas zu merken, was unter dem Bett vorging. Endlich brachte ich mich, – eine Drehung meines Körpers um die Längsachse ausführend, – in eine etwas bessere Position. Die Aussicht, die ich da drunten hatte, war merkwürdig genug: dicht über mir die querlaufenden Bretter des Bettgerüstes, die die ganze hochaufgetürmte Last des Bettzeuges trugen und zwischen denen sich ein Drilch-Strohsack gröbster Gattung kröpfig hervorwölbte. Entlang dem Boden, wo die UnterBett-Räume der ganzen Stube sich meinem Blick darboten, bemerkte ich eine Menge von Schuhen und Pantoffeln, von denen je zwei in zierlicher Ordnung neben einem in Größe schwankenden Nachttopf plaziert, das zu jedem Kinderbett gehörige Inventar bildeten. Nach dieser Einrichtung zu schließen, sagte ich zu mir, müssen doch diese Leute einmal drunten auf der Erde gewesen sein; ist es denn denkbar, daß eine Frau von dem selbständigen Charakter des Mondweibs sich von ihrem Manne sagen läßt: so schläft man drunten auf der Erde, ich habe drunten bei den Bauern nachts durch die Scheiben geguckt, erst kommt ein Strohsack, dann kommt irgend eine alte Pferdedecke und dergleichen, dann ein dünnes, weiches Flaumbett als Unterbett, dann ein festes, grobes Leintuch, dann zwei karierte Kissen oben für den Kopf, und zwei karierte Plümeaus, jedes fast so dick wie das ganze Bett, zum Zudecken? Wird sich eine Frau das sagen lassen und es befolgen, ohne sich durch den Augenschein überzeugt zu haben? – Nein! – Also muß die Mondfrau unten auf der Erde gewesen sein! – Aber war sie mit diesem Körper-Umfang im Stande heraufzusteigen?! Vielleicht war sie früher jung und elastisch, wie sie jetzt dick und schwappig war! – Meine Rückenlage wurde mir unbequem, und vorsichtig wandte ich mich auf die andere Seite, als

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