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die Urner standen wider die Tyrannei auf wie ein Mann. Auf einmal tauchte der lange umsonst von den Vögten gesuchte Schütze Tell mit seiner Armbrust mitten auf dem Hauptplatze zu Altdorf auf, und mit ihm erschien der Heerhornträger von Uri und blies mit Macht den Uristier.

      Das Volk rottete sich zusammen, und bald danach fiel das stolze, aber noch unvollendete Schloß Zwing-Uri und wurde dem Erdboden gleichgemacht.

      An demselben Neujahrsmorgen unternahmen es auch die Leute von Unterwalden, der Vögte Joch abzuschütteln. Aber sie hatten es schwerer als ihre Bundesgenossen in den andern zwei Ländern. Denn auf der Burg zu Sarnen hauste der Landvogt Landenberg, ein mächtiger Herr, dem mit Gewalt nicht beizukommen war. Da versuchten es die Bauern von Obwalden mit List. Alle Neujahrstage mußten sie ihm Geschenke auf seine Burg zutragen. Diesen ihnen aufgezwungenen Brauch benutzten sie.

      Als der Vogt mit seinen Gewaffneten auf seinem rabenschwarzen Pferde zur Frühmesse von seiner Burg herab ins Dorf ritt, begegneten ihm zwanzig Männer, die Kälber, Ziegen, Schafe, Wildbret mancher Art und fette Käse den Burgrain hinauftrugen und -schleppten. Der Landvogt war freudig überrascht über die diesmal so überreichen Gaben. Er sagte zu den Bauern, sie sollten nur hinaufgehen auf sein Schloß und dort auf ihn warten, bis er aus dem Gottesdienst käme. Warum auch sollte er diese Leute nicht in seine Burg hinaufgehen lassen? Sie sahen ja alle so harmlos aus und trugen nichts als lange Stöcke bei sich, mit denen sie ihre Kälber und Ziegen antrieben. So ritt er getrost fürbaß.

      Aber als sich die Hirten des Schloßtores versichert hatten, nahmen sie unversehens Spieße aus ihren Hirtenhemden und Wämsern hervor und steckten sie auf ihre Stöcke. Gleichzeitig stieß einer in ein Horn, das die Kuh von Unterwalden hieß.

      Jetzt brachen aus einem neben der Burg stehenden Erlenholze dreißig weitere Talmänner hervor, die alle Hellebarden und Knüttel trugen, und eilten schnurstracks dem Burgtor zu. Wohl liefen nun die Schloßknechte und das Gesinde herbei, doch sie wurden mit leichter Mühe unschädlich gemacht.

      Eben trat der Landenberg aus der Dorfkirche zu Sarnen. Da sah er aus dem Dache seiner Burg eine Flamme aufzüngeln. Und als er nun erschrocken, eine Feuersbrunst befürchtend, mit seinen Leuten hinaufreiten wollte, wurde er von dem zusammenströmenden Landvolke gefangen. Erst wollte man ihn erschlagen. Aber da er zitternd schwor und auf den Knien versicherte, daß er das Land nie wieder betreten wolle, ließen ihn die Hirten mit seinem schwarzen Roß davonreiten, was er also eilig tat, daß die Weiber von Sarnen nachher erzählten, er sei auf einem vierbeinigen Teufel durch die Luft geritten.

      Die Burg aber verbrannte und wurde gebrochen.

      Auf der Burg Rotzberg nid dem Wald, wo ein Untervogt hauste anstatt des Ritters Wolfenschießen, den ein Mann in Altzellen mit der Axt seiner Untaten wegen erschlagen hatte, lebte eine schöne Dienstmagd. Diese war in einen Unterwaldner Burschen verliebt, der auf dem Rütli den Bund mitgeschworen hatte.

      Als nun die Neujahrsnacht anbrach, versteckte er sich mit zwanzig flinken und unerschrockenen Freunden beim Schloß Rotzberg. Er hatte mit der schönen Magd eine Abrede getroffen, daß er immer unter ihr hochgelegenes Fensterlein kommen wolle, wenn der Abendstern über den Bergen aufgehe. Dann ließ sie allemal eine lange Strickleiter hinunter, und daran kletterte er zu ihr hinauf und unterhielt sich mit ihr.

      Wie nun der Abendstern über den Schneebergen auftauchte, ging eben in der Burg ein Fensterlädlein auf, und langsam, wie eine Schlange, kam die Strickleiter von der hohen Burgmauer heruntergeglitten. – Flink kletterte der Bursche hinauf. Als er nun oben war und der schönen Magd in ihrem Kämmerlein anfing ein glückhaftiges Neujahr zu wünschen, stiegen auch seine unten harrenden Freunde die Strickleiter hinauf, und ehe die Magd recht wußte, was denn werden solle, standen einundzwanzig kühne Unterwaldner Burschen in ihrem Kämmerlein. Doch merkte sie bald, was es geschlagen. Bevor sie um Hilfe rufen konnte, waren sie und das ganze Burgvolk samt dem Untervogt gebunden. Nicht lange nachher loderten die Flammen aus der Burg auf, und für immer sank sie zusammen.

      Aber in der nächstfolgenden Nacht gingen überall in den drei Ländern Uri, Schwyz und Unterwalden gewaltige Höhenfeuer auf und verkündeten allerwärts mit ihrem roten Schein den wiederanbrechenden Tag der Freiheit und den Sturz der frechen Landvögte.

      Jedes Jahr in der Nacht des 1. August, als dem Ausgang des Tages, da der Eidgenossen erster Bundesbrief besiegelt wurde, und als Andenken an den Bundesschwur im Rütli, flammen heute noch auf den Bergen des ganzen Schweizerlandes die Freudenfeuer himmelan, läuten alle Glocken und frohlocken alle Herzen.

      Sag, Vater, was läuten die Glocken heut nacht?

      Daß nimmer der Stolze den Stillen verlacht.

      Sag, Vater, was gehen die Jauchzer durchs Land?

      Weil immer ein Held noch den Drachen bestand.

      Sag, Vater, was lodert am Berge im Wind?

      Das heilige Feuer der Freiheit, mein Kind.

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