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er denn auch Mangrove wie dein Großvater mütterlicherseits?«

      Allan schaute auf. »Das weiß ich nicht … Und das ist doch ordentlich komisch, Mister Abelsen … Ich denke immer, daß Mammi den Pappi nicht hat leiden mögen und mich deshalb auch nicht, denn Großvater und Mammi haben dunkles Haar, und ich bin blond und habe auch eine ganz andere Nase, keine Mangrove-Nase …«

      Nachdenklich strich er mit dem öligen schwarzen Zeigefinger seine schmale Nase entlang und zog so über den Nasenrücken einen schwarzen Strich …

      »Eigentlich ist das doch sehr komisch,« wiederholte er … »Ich … – – was war das, Mister Abelsen?!«

      Auch ich war hochgefahren …

      Der schrille Schrei konnte von keiner Möwe herrühren …

      Da – wieder …

      Und da wußte ich: einer der Patagonier!!

      Schon war ich draußen …

      Brüllte …

      »Hallo – – hallo!!«

      Vom Ufer her Antwort …

      »Hallo – hier Coy Cala!«

      Ich stolperte die Terrassen hinab … Hinein in die graue Flut des Nebels … Coy war wieder da, Coy, der Schwätzer, der Athlet … Stolperte, fiel, schlug mir die Stirn blutig … Wieder empor, – Coy war da!! Und meine Sehnsucht, einmal auf mich allein angewiesen zu sein, war dahin.

      Aus dem düsteren schwebenden Gebräu hob sich ein dunklerer Strich ab: Coy!

      Der Strich schrumpfte zusammen, und Coy zog eine Art Floß ans Ufer … Die Steine knirschten, Bretter polterten …

      »Coy, wo warst du?«

      »O Mistre, lange Geschichte …«

      Er drehte mir sein Gesicht zu. Von der linken Schläfe lief ein klaffender Schnitt bis zum Kinn herab.

      »Verwundet, Coy?!«

      »Zwei Schüsse, ein Messer, Mistre … Macht nichts …! – Feine Bretter hier. Ganzes Kajütendach Dampfer »Starost« … Feines Floß … – Helfen, Mistre … Bald Flut kommen. Sonst Flut mitnehmen Bretter … Feine Bretter …«

      Ich half. – Davon, daß Coy noch zwei Schußwunden hatte, war ihm wirklich nichts anzumerken. Pferdenaturen haben diese Patagonier und dazu Raubtiersinne und Kinderherzen.

      Wir stiegen zum Zelte empor.

      5. Kapitel

       Eine Nacht im Magelhaens

       Inhaltsverzeichnis

      Aber selbst eine Pferdenatur wie die Coys streikte jetzt, als wir kaum das Zelt betreten hatten und als Coy staunend meinen kleinen Freund Allan betrachtete, der am Feuer saß und meine Mauserpistole säuberte – so recht stolz und würdevoll, ganz nach Jungenart.

      Der Araukaner griff plötzlich in die Luft, ich fing den Umsinkenden auf und schleppte ihn auf mein Lager. Er kam erst nach drei Stunden wieder zu sich, nachdem ich ihm den Hüft- und den Schulterschuß gesäubert und verbunden und den Riesenriß im Gesicht mit weißem, ausgekochtem Zwirn vernäht hatte. Auch hierbei hatte Allan mir geholfen. Ein Segen, daß der Junge so wenig zimperlich war.

      Coy erwachte …

      »Gut geschlafen …« nickte er mir zu. »Wieder ganz frisch, Mistre Abelsen. Nur hier – – die Würmer, Mistre!« – und er streichelte seinen Leib.

      Ihm Rum zu geben wäre Wahnsinn gewesen. Nur Tee bekam er. Dazu ein wenig Rauchfleisch. Er war sichtlich empört, weil ich ihm das Labsal des Sprits vorenthielt. Ich blieb hart. Dann schlief er wieder ein. Nach Allan hatte er sich nur mit wenigen Worten erkundigt. Es genügte ihm vollauf zu wissen, daß der schlanke hübsche Junge während eines kurzen Besuchs bei seinem Großvater Francois Mangrove in New Orleans vom Hafenkai auf ein Schiff gelockt worden und dann von den Entführern, die er nicht kannte, hier wieder ausgesetzt und seinem Schicksal überlassen worden war. – Mehr wußte ich ja auch nicht. –

      Der Nebel blieb. Er klebte bis zum Abend an den Inseln wie graue Watte. Es war unmöglich, irgend etwas zu unternehmen. Allan putzte jetzt die übrigen Waffen und hatte Hände und Gesicht wie ein Schornsteinfeger beschmiert. Aber er war wenigstens beschäftigt und quälte mich nicht mit unerfüllbaren Wünschen, was die Vollendung des Fellbootes betraf.

      Gegen acht Uhr abends merkte ich, daß der Nebel rasch zerflatterte. Ein scharfer Wind kam vom Pazifik her, riß die Watte auseinander und wehte die Fetzen gen Osten davon. Mit einem Male schien sogar die Sonne, – knallrot ihr Untergang, wunderbar ihre Kunst als Dekorationsmalerin. Ganz andächtig standen Allan und ich draußen und staunten die vergoldeten, flammenden Höhenränder an. Aber mich rief die Pflicht nur zu schnell nach dem Buchtausgang, wo in dem gewundenen Kanal fraglos wieder Robben zu finden waren. Der Junge wollte mit. »Geht nicht, Allan. Du mußt Krankenpfleger spielen. Wenn Coy Cala erwacht, reiche ihm Tee, aber keinen Rum.«

      Ich kletterte mit der Büchse von dannen. Allan hatte meine Ablehnung ruhig hingenommen, denn Coys Person interessierte ihn außerordentlich. »Bei uns in Texas gibt es keine richtigen Indianer mehr, Mister Abelsen,« hatte er geringschätzig erklärt. »Aber Coy ist noch echt … Und das gefällt mir!« – »Echt« war ein Lieblingsausdruck von ihm.

      Hier im großen Magelhaens-Archipel findet man Robben aller Art. Am gesuchtesten sind die Mähnenrobben. Hat man das Glück ein junges Tier zu schießen, das noch nicht lange den Mutterspitzen entwöhnt ist, so gibt das einen leidlichen Braten. Und ich hatte Glück, erlegte zwei Robbensäuglinge und war gegen zehn Uhr wieder daheim. – Mit Recht »daheim«, denn meine Heimat ist jeder Fleck geworden, wo ich mein Haupt mal für längere Zeit irgendeinem harten oder weichen Pfühl anvertraute.

      Ich sah schon von weitem Allan und Coy vor dem Zelte sitzen. Der Westwind bringt hier stets Wärme mit, und trotz der Abendstunde schätze ich die Temperatur auf achtzehn Grad.

      Coy grinste mir vergnügt entgegen. Seine Augen funkelten, und Allan – – machte ein verlegenes Gesicht. Ich warf die Jagdbeute ins Gras.

      »Coy, du hast gerumt!« meinte ich aufgebracht. »Du bist halb betrunken! Du wirst Wundfieber bekommen und …«

      »Gesund bin ich!« lachte er mit gutmütiger Überlegenheit. »Ganz gesund, Mistre … Tee für Kinder … Rum für Männer und Wunden.«

      Bei Gott – er erhob sich ganz elastisch und reckte und dehnte sich. »Schüsse und Schnitt ein Dreck, Mistre … Morgen Boot fertig machen … Falls …« – und er schaute zum Himmel empor, wo lange dünne Wolkenfetzen mit dem Winde dahinzogen – »falls morgen nicht böses Wetter. Wolken da gefallen mir nicht … Kann Sturm und Regen geben, großen Sturm … Das kenne ich …«

      Mein Zorn war verraucht.

      Coy hatte wirklich eine Pferdenatur. Im Nu hatte er die Robben zerlegt, abgehäutet und die besten Stücke in Streifen geschnitten. Dann sammelte er gelbe Dornblüten und eine besondere Art kleiner krauser Gräser. Suppe wollte er kochen. Und – sie schmeckte nachher tadellos.

      Wir drei saßen im Zelt und Coy erstattete Bericht, nachdem ich ihm noch einen viertel Becher Wurmmittel gespendet hatte. Allan hörte mit blanken Augen zu. Coy war für ihn fortan der Inbegriff wahren Mannestums. Ich blieb sein Freund, aber Coy wurde sein Lehrer.

      »… Mistre, alles sehr schnell gehen … Waren zwei Kerle, die mich niederschlugen … Waren noch mehr da. Sechs im ganzen. Hatten Lappen mit Löchern vor Gesichtern, trugen Matrosenanzüge. War dann wieder wach, Mistre, und lag in Schiffskammer. Stricke nichts taugten … Zu lose … Streifte Schlingen ab und brach Kammertür auf, schlich nach oben … War Dampfer, Jacht … War Jacht, wie Mistre Näsler sehen. Sprang in Kanal, fand Wrackstücke, ruderte mit Brett zurück. Alles sein, Mistre …«

      »Etwas kurz, lieber

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