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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Ich wünsche mir dieses Baby so sehr«, schluchzte sie. »Bitte, Herr Doktor! Gibt es denn keine Möglichkeit… eine Zeugung außerhalb der Gebärmutter…, davon habe ich schon so viel gehört…«
Dr. Daniel zögerte, dann schüttelte er den Kopf. Er durfte der Patientin keine Hoffnungen machen, die sich nie erfüllen würden.
»Ich muß ehrlich zu Ihnen sein, Frau Schütz, auch wenn es mir noch so schwerfällt«, erklärte er. »Sie würden das Ende der Schwangerschaft nicht mehr erleben. Es tut mir leid, aber sie müssen sich in Behandlung begeben, wenn Sie überhaupt noch eine Chance haben wollen, und ich hoffe inständig, daß es nicht jetzt schon zu spät ist. Bitte, Frau Schütz, kehren Sie in die Klinik zurück, und lassen Sie sich mit Zytostatika behandeln, bis…« Er stockte. Sollte er von seiner Suche nach ihrem Bruder erzählen? Oder bedeutete das ebenfalls, der Patientin Hoffnung zu machen, die sich nicht erfüllen würden? Noch hatte er ja keine Ahnung, wie und wo er Ahilleas auftreiben sollte.
»Bis ich sterben werde«, vollendete Leandra seinen angefangenen Satz voller Bitterkeit.
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, das wollte ich nicht sagen. Es ist vielmehr so…« Wieder brachte er es nicht über sich, Hoffnungen in Leandra zu erwecken. Und so trat er nur ans Telefon. »Darf ich Sie bei Professor Thiersch ankündigen?«
Leandra sackte in sich zusammen, dann nickte sie schwach. »Meinetwegen. Wenn ich kein Baby haben kann, dann ist es mir egal, wann und wo ich sterbe.«
Dr. Daniel tauschte einen raschen Blick mit Christian Schütz, dann hob er den Hörer ab und wählte die Nummer der Thiersch-Klinik. Dort ließ er sich mit dem Chefarzt verbinden.
»Herr Professor, ich rufe wegen Leandra Schütz an«, erklärte Dr. Daniel ohne Umschweife. »Sie ist bei mir in der Praxis, und… es steht nicht gut um sie.«
»Das war zu erwarten«, entgegnete Professor Thiersch grob. »Sie wollte sich ja nicht behandeln lassen.«
»Jetzt schon«, meinte Dr. Daniel. »Darf ich sie zu Ihnen schicken?«
»Natürlich! Das ist doch gar keine Frage! Haben Sie ein Blutbild gemacht?«
»Nein«, gestand Dr. Daniel.
»Nachlässig!« hielt der Professor ihm vor. »Das bin ich von Ihnen nicht gewohnt, Daniel. Also, schicken Sie sie her. Ich kümmere mich persönlich um sie.« Dann legte er einfach auf.
Dr. Daniel wandte sich Christian Schütz zu. »Bringen Sie Ihre Frau in die Thiersch-Klinik, und anschließend hätte ich Sie gern noch gesprochen.« Die letzten Worte kamen so leise, daß nur Christian sie verstehen konnte, abgesehen davon, daß Leandra völlig geistesabwesend dasaß und Dr. Daniel nicht sicher war, ob sie überhaupt mitbekam, was um sie herum vorging.
Christian war erstaunt, doch er nickte nur.
»Kommen Sie am besten um die Mittagszeit, und klingeln Sie bei mir privat«, fügte Dr. Daniel noch hinzu, dann begleitete er Christian und Leandra hinaus, half der jungen Frau beim Einsteigen und sah dem Wagen nach, bis er um die Wegbiegung verschwunden war.
Mit einem tiefen Seufzer kehrte Dr. Daniel in die Praxis zurück. Hoffentlich konnte Professor Thiersch der jungen Frau noch helfen.
»Ich muß Ahilleas finden«, murmelte er sich zu. »Und ich muß ihn schnell finden, wenn ich das Leben dieser Frau noch retten will.«
Dabei hatte er kaum mehr Hoffnung, auf eine Spur von Leandras Zwillingsbruder zu stoßen.
*
Leandra wurde in der Thiersch-Klinik schon erwartet. Gleich am Eingang nahmen zwei Pfleger sie in Empfang, legten sie auf eine fahrbare Trage und eilten zum Lift. Christian hatte Mühe, ihnen zu folgen, doch er wollte Leandra keinesfalls allein lassen, obgleich sie immer noch völlig apathisch war und ihn gar nicht zu bemerken schien.
»Meine Güte, Sie kommen ja wirklich in letzter Minute«, knurrte Professor Thiersch, als er einen Blick auf die Patientin warf.
»Scheibler!« rief er dann. »Blutbild, aber sofort!«
Der junge Stationsarzt beeilte sich, diesem Befehl Folge zu leisten. Kaum zehn Minuten später hielt Professor Thiersch das Ergebnis bereits in der Hand. Seine Stirn zog sich in bedrohliche Falten, dann ordnete er in knappen, barschen Worten die weitere Therapie an, bevor er sich Christian Schütz zuwandte.
»Das war in letzter Minute, junger Mann«, erklärte er. »Eine Woche später, und wir hätten nichts mehr für sie tun können.«
Christian taumelte bei diesen Worten und griff haltsuchend hinter sich.
»Ich…, sie hat sich ein Baby gewünscht…, so sehr«, stammelte er verzweifelt.
»Ich weiß schon«, meinte Professor Thiersch, und seine Stimme klang dabei ungewöhnlich ruhig, fast väterlich. »Sie ist eine sehr eigenwillige junge Dame.« Dann, als täten ihm diese fürsorglichen Worte schon wieder leid, wandte er sich brüsk um. »Ich habe zu tun.« Und schon marschierte er mit energischen Schritten den Flur entlang.
Christian sah ihm nach, und dabei wurde ihm wieder einmal bewußt, daß er aus diesem Mann nicht schlau wurde. Dann warf er einen Blick auf die Uhr. Bis nach Steinhausen brauchte er etwas mehr als eine halbe Stunde. Er hatte also noch Zeit, um Leandra einen kurzen Besuch abzustatten – sofern man ihn überhaupt zu ihr ließ.
Der Stationsarzt verließ gerade Leandras Zimmer, als Christian darauf zuging. Dr. Scheibler sah ihm entgegen.
»Sie wollen zu Ihrer Frau?« fragte er.
Christian nickte. »Wenn ich darf.«
»Natürlich, Herr Schütz, allerdings…, sie wird wohl nicht viel mitbekommen. Sie ist sehr geschwächt, aber das wissen Sie ja wahrscheinlich.«
Wieder nickte Christian, dann betrat er leise das Krankenzimmer. In dem weißen Bett wirkte Leandra noch blasser als zuvor. Sie hatte die Augen geschlossen, doch ihre Hände zuckten unruhig über die Bettdecke. Christians Blick wanderte zu den Infusionsflaschen hinauf. Zwei wäßrig klare Lösungen und eine rote – offensichtlich Blut. Unwillkürlich griff sich Christian an den Hals, dann zwang er seinen Blick von den Flaschen weg und trat leise zu Leandras Bett.
In diesem Moment schlug sie die Augen auf.
»Chris, bitte geh!« verlangte sie. »Ich will nicht, daß du mich so siehst!«
Christian war ziemlich erschüttert. »Aber… Liebes…«
»Geh!« Sie drehte den Kopf zur Seite und schluchzte auf. »Geh doch endlich!«
Christian zögerte noch einen Moment, dann verließ er ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Dr. Scheibler sah, wie niedergeschlagen der junge Mann auf den Flur trat und ging zu ihm. Mitfühlend legte er eine Hand auf Christians Schulter.
»Lassen Sie ihr Zeit«, riet er. »Die Medikamente werden ihr rasch helfen, und wenn es ihr erst besser geht, dann will sie Sie auch wieder sehen.«
»Hoffentlich«, flüsterte Christian, dann verließ er mit langsamen, schleppenden Schritten das Krankenhaus und stieg in seinen Wagen. Erst dort ließ er seinen Gefühlen freien Lauf. Seine Stirn sank gegen das Lenkrad, und heftiges Schluchzen schüttelte seinen Körper.
»Warum?« Wie ein Schmerzensschrei entrang sich dieses eine Wort immer wieder seiner Brust. »Warum?«
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich Christian wieder beruhigen konnte, dann richtete er sich auf, drehte den Zündschlüssel und scherte rückwärts aus der Parklücke. Er mußte nach Steinhausen wenn er auch keine Ahnung hatte, was Dr. Daniel noch von ihm wollte.
*
Seit einer Stunde saß Silvia Burgner im Warteraum der