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er die Nummer der Stöbers und erklärte, daß ihm etwas dazwischengekommen sei und er morgen nach der Sprechstunde kommen würde, wenn es ihnen recht wäre. Frau Stöber hatte keine Einwände, und nachdem sich Dr. Daniel ein weiteres Mal für die überraschende Verlegung des Gesprächs entschuldigt hatte, legte er auf.

      Im nächsten Moment hörte er das Martinshorn des Krankenwagens und verließ das Sprechzimmer. Im selben Augenblick traten auch Susanne Hartwig und ihre Schwester aus dem Wartezimmer. Susanne war blaß vor Angst, und plötzlich fühlte Dr. Daniel heftiges Mitleid mit ihr. Mit einer sanften Geste griff er nach ihrem Arm.

      »Dr. Sommer hat einen erstklassigen Chirurgen«, erklärte er. »Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird schon alles gutgehen.«

      »Muß ein… Kaiserschnitt gemacht werden?« fragte Susanne verzagt.

      Dr. Daniel nickte. »Das ist leider unumgänglich. So, Frau Hartwig, kommen Sie bitte. Der Krankenwagen wartet, und in München ist alles für Sie bereit.«

      »Kommen Sie auch mit?« wollte Susanne wissen.

      »Ja, ich begleite Sie.«

      »Heißt das… ich soll hierbleiben?« mischte sich Marion nun ein bißchen schüchtern ein.

      »Nein, natürlich nicht«, wehrte Dr. Daniel rasch ab. »Selbstverständlich können Sie Ihre Schwester begleiten.« Er schwieg kurz und bekannte dann: »Ich fahre auch noch aus einem anderen Grund mit. Dr. Sommer ist ein guter Freund von mir.«

      Marion brachte ein Lächeln zustande. »Ach so, Sie benützen die Gelegenheit zu einem Besuch.«

      »So ähnlich, ja.«

      Inzwischen hatten sie den Krankenwagen erreicht und zwei Sanitäter halfen Susanne beim Einsteigen.

      »Legen Sie sich besser hin«, riet Dr. Daniel. »Wir wollen schließlich jedes Risiko vermeiden.«

      Susanne gehorchte wortlos, aber die Angst war ihr unschwer anzusehen. Und wieder einmal verfluchte sie sich, weil sie die Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrgenommen hatte. Doch es war jetzt zu spät, sich Vorwürfe zu machen. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, daß alles, gutgehen und sie ein gesundes Baby zur Welt bringen würde.

      *

      »Herr Dr. Kastner, bitte in den OP!« schallte die Stimme durch den Lautsprecher.

      »Verdammt«, knurrte Dr. Bernd Kastner. Gerade hatte er sich auf den Heimweg machen wollen. Was war denn jetzt wieder los, daß man ihn so dringend brauchte?

      Schwungvoll riß er die Tür zum Waschraum auf, durch den man den Operationssaal erreichen konnte, und wäre beinahe mit Dr. Sommer zusammengestoßen.

      »Herr Kastner, da sind Sie ja«, erklärte er. »Ich dachte schon, Sie wären nicht mehr im Haus.«

      »Ich war auch bereits an der Tür«, gestand der Arzt. »Worum geht’s, Herr Chefarzt?«

      Dr. Sommer runzelte die Stirn. »Hat man Ihnen denn nichts gesagt?« Unwillig wandte er sich zur OP-Schwester um, die jetzt ebenfalls in den Waschraum trat. »Ich sagte doch am Telefon, daß Dr. Kastner dringend informiert werden müsse.«

      Die Schwester errötete. »Ich weiß, Herr Chefarzt, aber ich konnte ihn nirgends finden.«

      »Ich war noch bei einer Patientin«, kam Dr. Kastner der Schwester sofort zur Hilfe.

      »Na ja, das ist jetzt eigentlich völlig unwichtig«, meinte Dr. Sommer. »Es geht um eine junge Frau, die etwa im achten Monat schwanger ist. Ihre Plazenta beginnt, sich vorzeitig zu lösen. Sie wird in…« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »in etwa einer halben Stunde hier sein.«

      Dr. Kastner nickte. »Kaiserschnitt.«

      »Richtig. Das gehört ja zu Ihren Spezialgebieten.« Er schwieg kurz, ehe er fortfuhr: »Dr. Weingärtner übernimmt die Erste Assistenz, und für den Notfall habe ich Dr. Groß dazugebeten.«

      »Heißt das, Sie werden nicht dabeisein?« fragte Dr. Kastner.

      Dr. Sommer schüttelte den Kopf. »Mein Revier ist die Mikrochirurgie, wie Sie wissen. Ich springe nur in Notfällen ein. Außerdem ist die junge Frau bei Ihnen in den besten Händen.«

      Dr. Kastner errötete ein wenig bei diesem Lob. Er war sich nämlich weder seiner erstklassigen Fähigkeiten noch seines guten Aussehens bewußt. Und wenn er gewußt hätte, wie sehr die Schwestern und auch so manche Patientin ihn anhimmelten, wäre er vermutlich erst recht verlegen geworden.

      In diesem Moment wurde Susanne Hartwig auch schon in den Operationssal gefahren und von der Anästhesistin in Empfang genommen. Dr. Daniel, der ebenfalls mitgenommen war, sprach kurz mit ihr und verließ den Raum dann wieder.

      Die Anästhesistin übernahm die vorbereitenden Untersuchungen, die durch Susannes Nachlässigkeit, mit der sie auf die Vorsorgeuntersuchungen verzichtet hatte, versäumt worden waren. Währenddessen wusch sich Dr. Kastner sorgfältig die Hände. Die beiden Ärzte, die ihm assistieren sollten, waren schon vorher informiert worden und warteten nun bereits.

      Jetzt trat Dr. Kastner herein und warf einen kurzen Blick auf die Patientin, die inzwischen schon in der Narkose lag. Das zarte Gesicht rührte etwas in ihm an, doch er hatte keine Zeit, sich darüber weitere Gedanken zu machen. Das Baby mußte geholt werden, bevor es irgendeinen Schaden erleiden würde.

      Dr. Kastner arbeitete rasch und konzentriert, und dann hielt er das winzige Baby im Arm.

      »Na, du Mäuschen«, meinte er schmunzelnd. »Haben wir dich gerade noch gerettet, was?« Er übergab das Kleine dem neben ihm stehenden Dr. Weingärtner, der es sofort gründlich untersuchte und dann in den Brutkasten legte.

      In der Zwischenzeit beendete Dr. Kastner die Operation, dann ließ er Susanne in den Aufwachraum hi­nüberbringen. Er wusch sich die Hände, vertauschte den grünen gegen seinen weißen Kittel und trat schließlich in den Aufwachraum. Er wußte, daß die Patientin jeden Augenblick zu sich kommen konnte, und dann wollte er sofort zur Stelle sein.

      Es dauerte auch tatsächlich nicht lange, bis Susanne die Augen aufschlug. Ihr Blick traf den Arzt an ihrem Bett.

      »Mein Baby«, murmelte sie.

      »Keine Sorge, junge Frau«, beruhigte Dr. Kastner sie sofort. »Ihrer Kleinen geht’s gut.« Dann stand er auf. »Ich bringe sie Ihnen für einen Moment.«

      Kaum eine Minute später schob Dr. Kastner den Inkubator an Susannes Bett und half ihr, sich ein wenig aufzurichten, damit sie hineinschauen konnte. Tränen traten Susanne in die Augen, als sie das winzige Wesen betrachtete.

      »Ist das meine Schuld?« stammelte sie.

      Verständnislos sah Dr. Kastner sie an. »Ihre Schuld? Ich verstehe nicht ganz…«

      »Na ja… weil ich doch nie beim Arzt war…« Wieder betrachtete sie das schlafende Baby. »Sie ist so dünn… und klein.«

      Da lächelte Dr. Kastner. »Darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen. Ihre kleine Prinzessin ist ein ganz normales Acht-Monats-Kind. Warten Sie ein paar Wochen, dann wird sie sich in nichts von anderen Babys ihres Alters unterscheiden.«

      Dankbar sah Susanne zu ihm auf. »Sie sind sehr nett, Herr Doktor.«

      Dr. Kastner errötete ein wenig, dann stand er auf. »Ich werde Sie jetzt auf die Station bringen, damit Sie sich noch ein bißchen ausruhen können. Und keine Sorge, um Ihre Kleine kümmern wir uns schon.« Er schwieg kurz. »Wie soll sie denn heißen?«

      »Stefanie«, flüsterte Susanne. Sie fühlte sich entsetzlich müde, aber das kam wahrscheinlich von der Narkose. Und so schlief sie auf dem Weg zu ihrem Zimmer schon wieder ein.

      *

      Dr. Daniel und Dr. Sommer waren noch in der Klinik geblieben, bis Dr. Kastner ihnen gesagt hatte, daß die Operation gut verlaufen war und er Susanne Hartwig von einem Mädchen entbunden hatte.

      »Dann können wir ja beruhigt nach Hause fahren«, meinte Dr. Sommer.

      »Deine

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