ТОП просматриваемых книг сайта:
Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 4 – Familienroman. Michaela Dornberg
Читать онлайн.Название Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 4 – Familienroman
Год выпуска 0
isbn 9783740931681
Автор произведения Michaela Dornberg
Жанр Языкознание
Серия Der neue Sonnenwinkel
Издательство Bookwire
»Jörg, was redest du da. Die Münster-Werke würde er niemals verkaufen.«
»Doch, Mama, nichts ist für die Ewigkeit bestimmt, Felix wird verkaufen, und ich bitte dich, mit niemandem darüber zu sprechen, weil es noch nicht offiziell ist. Es werden nicht nur die Münster-Werke verkauft, sondern auch das Herrenhaus, die Dependance, das gesamte Anwesen samt der Felsenburg. Alle werden nach Arizona gehen und dort auf einer Pferdefarm leben.«
Inge ächzte, das musste sie erst einmal verdauen, was war denn auf einmal los?
Das, was angeblich mit den Münsters, mit Marianne von Rieding und Carlo Heimberg sein sollte, hätte normalerweise eine ganz andere Reaktion bei ihr hervorgerufen. Das schob sie beiseite, es ging um ihren Sohn und dessen Familie, die nach Schweden ziehen wollte. Das ging nicht, das war unmöglich.
»Jörg, habt ihr euch das alles überlegt? Schweden ist ein fremdes Land mit einer ganz anderen Sprache. Stella kannst du ja vielleicht überreden, aber weißt du, was das mit den Kindern macht? Habt ihr die gefragt?«
Seine Mutter nervte.
»Mama, Schweden ist ein kultiviertes Land, hat die gleiche Zeit wie wir, die gleiche Stromstärke von 220 Volt, hat den Rechtsverkehr, unser Tempolimit, ausgenommen die Autobahnen, auf denen darf man nur bis 110 km/h fahren. In Stockholm gibt es ganz in der Nähe des Hauses, das wir bewohnen werden, eine deutsche Schule, man kann deutsches Abitur machen, und was deine Sorge um die Kinder betrifft, die fiebern dem Aufenthalt in Schweden entgegen, dem Land von Pippi Langstrumpf.«
Inge saß noch immer wie versteinert da.
»Mama, ihr könnt uns jederzeit besuchen, das Haus ist auch mit mehreren Gästezimmern ausgestattet und außerdem, das schwedische Nationalgetränk ist der Kaffee, und eine Spezialität sind köstliche Zimtschnecken.«
Es hörte sich gut an, und Jörg versuchte wirklich alles, seine Mutter zu überzeugen.
»Und es ist sicher?«, wollte sie wissen. »Und was geschieht mit eurem schönen Haus?«
»Es ist sicher, Mama, es geht nächsten Monat los, und das Haus, das haben wir verkauft. Es war kein Problem, einen Käufer dafür zu finden.«
»Und wenn das mit Schweden nicht so wird, wie du dir das vorstellst, was dann?«
»Dann gehen wir woanders hin, in meinem Beruf hat man viele Möglichkeiten, aber ich gehe erst einmal davon aus, dass es uns gefallen wird und dass wir für immer in Schweden bleiben wollen.«
»Aber wenn …«
Jörg unterbrach seine Mutter.
»Mama, du nervst, merkst du denn nicht, wie du mit deinen Einwänden meine Vorfreude zerstörst? Du versuchst, ein Haar in der Suppe zu finden, aber da gibt es keines. Alles ist gut.«
Er stand auf.
»Ich gehe jetzt hinüber zu den Großeltern, ich brauche jetzt einfach eine positive Resonanz auf meine Neuigkeiten, und ich bin davon überzeugt, dass ich sie von Oma und Opa bekommen werde. Die stehen ganz anders im Leben als du, obwohl sie viel älter sind als du.«
Als Inge protestieren wollte, winkte Jörg ab.
»Mama, erinnere dich bitte daran, als Ricky ein Studium aufgenommen hat, du und Papa, ihr wart dagegen, hattet alle nur möglichen Argumente, aber die Großeltern, die haben Ricky ein Auto gekauft, damit sie beweglicher sein konnte. An deinen Eltern kannst du dir eine Scheibe abschneiden.«
Inge schluckte, sie erinnerte sich an die Situation, und leider war es wirklich so gewesen.
»Also dann, Mama, tschüss, denk über alles nach und freue dich mit mir, eine solche Chance bekommt man kein zweites Mal, und ich habe sie bekommen, nicht, weil ich so schöne Augen habe und ein Netter bin, nein, man will mich, weil ich in meinem Beruf gut bin, der Beste.«
Er wollte gehen, Inge hielt ihren Sohn zurück.
»Und der Kuchen?«, erinnerte sie ihn.
»Darauf habe ich jetzt keine Lust mehr, bis bald, Mama.«
Er umarmte sie flüchtig, dann hatte er es eilig, das Haus zu verlassen, wie erschlagen blieb Inge zurück.
Sie hatte keine gute Rolle gespielt, und Jörg war verstimmt, das konnte sie allein schon daran sehen, dass er den Kuchen nicht mitnehmen wollte.
Sollte sie hinüber zu ihren Eltern gehen, ihm den Kuchen bringen?
Nein, das war keine gute Idee, das würde alles nur noch schlimmer machen.
Schweden …
Keine Frage, es war ein schönes Land, und dorthin kam man eher als nach Australien, wo ihr Hannes lebte, aber so um die Ecke war es nun auch nicht. Da konnte man nicht eben mal vorbeifahren, sondern da musste man stundenlang reisen.
Inge schenkte sich einen neuen Kaffee ein, und sie beobachtete, wie ihre Hand dabei zitterte.
Als wenn es sie trösten würde, dass die Schweden am liebsten Kaffee tranken. Doch während sie ihren zu sich nahm, fiel ihr ein, was Jörg da über die Münsters und die anderen Bewohner vom Erlenhof gesagt hatte. Das konnte sie nicht glauben, so ein Anwesen verließ man doch nicht. Aber warum sollte Jörg gelogen haben?
Sie wusste es nicht, ihre Gedanken drehten sich im Kreis.
*
Und ehe sie hier im Haus verrückt wurde, packte sie den von Jörg letztlich verschmähten Käsekuchen auf ein Tablett, deckte alles ab, dann ging sie zu Sophia von Bergen und der armen, noch immer von Schmerzen geplagten Angela.
Die beiden Frauen würden sich freuen, und das nicht wegen des Kuchens …
Es war ein schöner Gedanke, vor allem wurde sie abgelenkt, und das brauchte sie jetzt.
Schweden …
Nein, daran wollte sie jetzt wirklich nicht mehr denken.
Was wohl Werner dazu sagen würde? Und wie nahmen ihre Eltern es auf?
Inge war froh, einer Nachbarin zu begegnen, die einem kleinen Schwätzchen nicht abgeneigt war.
Normalerweise mochte Inge keinen Klatsch und Tratsch, doch augenblicklich war ihr alles recht, was sie von ihren Gedanken ablenkte.
Natürlich ging es erst einmal darum, das Thema Kindesentführung aufzuwärmen.
»Frau Müller, entführt wurde das Mädchen vor vielen Jahren«, erinnerte sie die Frau, die es aufbauschte, als sei die Entführung gerade erst geschehen.
»Gut, aber dass die Frau mit ihrer Tochter ausgerechnet hier bei uns im Sonnenwinkel gewohnt hat, darüber komme ich nicht hinweg.«
Nein, das ging jetzt wirklich nicht, dann wollte Inge lieber ihren Gedanken an das, was Jörg ihr erzählt hatte, ausgeliefert sein.
»Entschuldigen Sie bitte, Frau Müller, ich muss weitergehen. Frau von Bergen wartet auf den Kuchen.«
Sie nickte der geschwätzigen Frau zu, dann ging sie einfach weiter.
Bedauernd sah Frau Müller ihr nach. Schade, sie hätte das Thema sehr gern so richtig ausgewalzt. Aber das konnte man mit der Frau Auerbach nicht, die hielt nicht viel von einem Schwätzchen, aber eine Nette, das war sie wirklich. Man konnte es nicht anders sagen. Es war schön, solche Nachbarn wie die Auerbachs und die von Roths zu haben. Das waren wirklich feine Leute.
Frau Müller ging weiter, vielleicht traf sie ja noch jemanden, der ein bisschen mehr Zeit hatte und ihre Sichtweise auf die Dinge hören wollte.
Der Sonnenwinkel war ruhig, hier passierte nicht sehr viel, und nun, das, was da geschehen war, das war ein regelrechter Hammer.
Dabei war diese Frau Schulz so unauffällig gewesen, nun ja, eigentlich zu unauffällig. Eigentlich hätte man daran fühlen müssen, dass diese Person etwas zu verbergen hatte. Aber das arme Mädchen konnte einem nur leidtun, war immer freundlich und nett gewesen, anders als