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freuen uns.«

      Eigentlich hatte sie ihren Eltern anbieten wollen, sie doch zu besuchen, aber das tat sie jetzt nicht. Dazu war sie zu enttäuscht, sie würde sie irgendwann einmal einladen, später, wenn sie in Schweden waren.

      Stella ging, es war wie immer, sie hatte Schuldgefühle ihren Eltern gegenüber, dabei hätte es doch genau umgekehrt sein müssen.

      Aber so waren sie nun mal, ihre Eltern. Die konnte man sich nicht aussuchen. Und wenn das möglich wäre …, da musste Stella nicht lange überlegen, sie würde ihre Schwiegereltern nehmen oder die Großeltern, Magnus und Teresa von Roth waren auch ganz wunderbare Menschen.

      Sie blickte auf ihre Uhr.

      Sie hatte für den Besuch bei ihren Eltern mehr Zeit eingeplant, und wenn sie schon mal in Hohenborn war, da konnte sie auch noch einen kleinen Einkaufsbummel machen und sich ganz gemütlich ins ›Calamini‹ setzen, um dort einen Espresso zu trinken oder ein Eis zu essen, das ging immer.

      Stella versuchte ihre Gedanken an ihre Eltern abzuschütteln, doch so einfach war das nicht. Die Vergangenheit holte einen immer wieder ein. Und vielleicht war es gut, dass sie nach Schweden gingen, ein wenig Distanz konnte nicht schaden. Es tat ihr nur leid, dass dann die Nähe zu ihrem Bruder Fabian und zu Ricky aufhörte. Doch die waren flexibel, die würden mit all ihren Kindern zu ihnen kommen, und Schweden war wirklich nicht aus der Welt. Man konnte nicht alles haben, aber man würde sich immer einmal wiedersehen.

      *

      Roberta wollte gerade das Haus verlassen, um mal wieder zum ›Seeblick‹ zu gehen, als ein Taxi anhielt.

      Verwundert bemerkte sie, dass Hilda Hellwig ausstieg, was war das denn jetzt? Sie hatte sich doch schon von Hilda, von Claire und von Isabella Duncan verabschiedet.

      Sie wunderte sich allerdings noch mehr, als der Taxifahrer ebenfalls ausstieg, den Kofferraum öffnete und einen beeindruckenden, wunderschönen Blumenstrauß daraus beförderte, ihn Hilda reichte.

      Die kam auf sie zugelaufen.

      »Welch ein Glück, Frau Doktor, dass ich die Blumen nicht vor die Tür legen muss, sondern sie Ihnen selbst überreichen kann.«

      »Aber Frau Hellwig …«

      Roberta wusste nicht, was sie sagen sollte.

      Hilda drückte ihr die Blumen in die Hand.

      »Ich musste einfach noch mal herkommen und Ihnen wenigstens ein paar Blumen bringen für alles, was Sie für mich, für Claire getan haben. Das finden übrigens die beiden auch ganz richtig. Wir haben alle gemeinsam die Blumen für Sie ausgesucht. Danke, tausend Dank für Ihre Hilfe und auch Dank dafür, dass Sie sich um mein Haus kümmern wollen. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das gutmachen soll. Aber wenn Sie nach Genf kommen, und die Einladung von Isabella, Claire und mir gilt wirklich, dann werde ich Sie so richtig verwöhnen. Ach, Frau Doktor, ich bin noch ganz atemlos von allem, was mir in letzter Zeit widerfahren ist. Ich war eine alte, verbitterte, unglückliche Frau, und dann kam Claire in mein Leben, damals noch Leonie, und auf einmal schien für mich die Sonne. Ich bekam Zuneigung, Vertrauen, auf einmal war wieder Freude da. Und nun, ich kann es noch immer nicht fassen, gehe ich in ein neues Leben, und ich werde von Claire wirklich geliebt, und auch Isabella mag mich sehr gern. Ich bekomme auf einmal alles, was ich in meinem Leben vermisst habe. Da hat der liebe Gott dran gedreht, und es gibt sie doch, die Gerechtigkeit. Das mir das auf meine alten Tage noch passiert ist, ich kann es nicht fassen.«

      Hilda war glücklich, sie war aufgeregt, und Roberta freute sich unglaublich für die alte Dame, die es wirklich sehr schwer gehabt hatte.

      Roberta glaubte zwar nicht an Wunder, aber das, was hier passiert war, konnte man so nennen.

      »Frau Hellwig, wenn es jemand verdient hat, dann Sie, ich freue mich sehr für Sie, und es ist auch so schön, dass Isabella Duncan ihre Tochter wieder hat. Sie hat darum gebetet, sie hat es fest geglaubt, und auch hier hat der liebe Gott die Gebete erhört. Ich wünsche Ihnen viel, viel Glück, und Sie wissen, Sie können sich jederzeit an mich wenden, wegen Ihres Hauses und der Stiftung bleiben wir eh in Verbindung.«

      Roberta machte eine kleine Pause, überlegte, ob sie es sagen sollte, dann entschloss sie sich, es zu tun. Es musste sein.

      »Frau Hellwig, passen Sie gut auf Claire auf. Im Moment hat sie ihre Vergangenheit ausgeblendet, doch es wird sie einholen, und wenn das kommt, dann sollten Sie professionelle Hilfe holen. Ich habe es mit Isabella Duncan abgesprochen, und ich bin auch davon überzeugt, dass sie alles tun wird, damit ihre Tochter glücklich wird. Aber vier Augen sehen mehr als zwei Augen. Und ich denke, Claire wird erst mal zu Ihnen kommen, um sich Ihnen anzuvertrauen. Sie sind ein Herz und eine Seele.«

      Hilda strahlte.

      »Das sind wir, weiß Gott, das sind wir, und ich bin so unendlich dankbar dafür.«

      Der Taxifahrer, der längst wieder ins Auto eingestiegen war, hupte.

      Hilda zuckte zusammen.

      »Mein Gott, ich muss zum Flughafen, dort warten Claire und Isabelle auf mich, die beiden können auf keinen Fall ohne mich abfliegen.«

      Sie umarmte Roberta spontan, bedankte sich noch einmal, sage, welch wundervolle Frau sie doch sei, und dann stolperte sie mit Tränen in den Augen zum Taxi, stieg ein und winkte, bis das Taxi um die Ecke bog.

      Ganz gerührt blickte Roberta dem Taxi nach, dann brachte sie die Blumen ins Haus.

      Was für eine Geschichte!

      So etwas konnte man sich nicht ausdenken, so etwas gab es nur im wahren Leben.

      Roberta freute sich, sie freute sich für Hilda Hellwig, und sie war ergriffen, dass Mutter und Tochter sich wiedergefunden hatten, und das allein hatten sie Lars Magnusson zu verdanken, der nicht aufgehört hatte, Nachforschungen anzustellen, der beharrlich geblieben war und Gerda Schulz, oder wie sie wirklich hieß, immer wieder genervt hatte, bis die die Nerven verloren hatte.

      Lars war großartig! Doch das war er auch für sie ohne das Wunder, das er da vollbracht hatte. Sie liebte ihn so sehr, er war ihr Mr Right, und sie hatte ihren Traum noch nicht aufgegeben, eines Tages von ihm gefragt zu werden, ob sie seine Frau werden wollte.

      Und dann …

      Roberta schloss die Augen.

      Und dann war der Weg auch offen für gemeinsame Kinder, für eine Familie …

      Sie war hoffnungsfroh, denn es passierten die unglaublichsten Dinge, das hatte sie gerade erlebt.

      Sie stellte die Blumen ins Wasser, genoss für einen Moment diese Pracht, dann verließ sie das Haus, sie war gerade in der Stimmung, sich an einem weiteren Glück zu erfreuen. An dem von Roberto, von Susanne und der kleinen Valentina.

      Ein Schatten huschte über ihr Gesicht.

      Nur bei der armen Nicki klappte es nicht, jetzt wollte sie nur noch den Mann wiedersehen, der so überhaupt nicht in ihr Beuteschema passte, den Mann in seiner nicht ganz modernen Kleidung, dem sie die Currywurst ausgegeben hatte.

      Nicki hatte sich verliebt, ja, das hatte sie wirklich, doch leider wusste sie nichts über diesen Mann, außer, dass er Mathias hieß, und ihre Bemühungen, ihn in Hohenborn zu finden, waren ja leider ergebnislos verlaufen.

      Nicki war sogar so weit gegangen, in der Tageszeitung und in dem Werbeblättchen Suchanzeigen nach Mathias aufzugeben. Leider vergebens. Dieser Mann war ein Phantom, er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

      Das war schrecklich für Nicki.

      Roberta kannte ihre Freundin wirklich sehr gut, sie hatten gemeinsam alle Höhen und Tiefen des Lebens erlebt. Nicki war leicht entflammbar, doch eine solche Fixierung auf einen Mann hatte es noch nie gegeben. Bei Nicki drehte sich alles nur noch um Mathias, sie hatte ihn praktisch schon auf einen Sockel gehoben. Was war das bloß für ein Mann, der es geschafft hatte, binnen kürzester Zeit ihre Freundin so sehr in seinen Bann zu ziehen. An der Kleidung konnte es nicht gelegen haben, und Geld schien er auch nicht zu haben, denn sonst hätte er sich nicht von Nicki

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