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Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 4 – Familienroman. Michaela Dornberg
Читать онлайн.Название Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 4 – Familienroman
Год выпуска 0
isbn 9783740931681
Автор произведения Michaela Dornberg
Жанр Языкознание
Серия Der neue Sonnenwinkel
Издательство Bookwire
Manuel sprang höflich auf, um Hilda das Tablett abzunehmen, und Claire nutzte die Gelegenheit, ebenfalls aufzustehen und Hilda stürmisch zu umarmen.
»Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?«
Ein wunderbares Kompliment, doch als Hilda bemerkte, dass Isabella im Türrahmen stand, bekamen die Worte einen schalen Beigeschmack. Wie musste ein solches Bekenntnis denn auf Isabella wirken?
Die lächelte versonnen, und da wusste Hilda, dass es ihr nichts ausmachte, weil sie nämlich davon überzeugt war, dass Claire eines Tages solche Worte auch für sie finden würde.
Sie hatte so viele Jahre verzweifelt gehofft, gewartet, da kam es jetzt auf ein paar Tage, Wochen oder gar Monate wirklich nicht an.
Sie hatte ihr Kind zurück, das erfüllte sie mit Staunen, aber auch mit einer unendlichen Dankbarkeit.
Isabella trat auf die Terrasse hinaus, und dann begrüßte sie freundlich Manuel, plauderte ein paar Worte mit ihm, und dann zog sie sich mit Hilda wieder zurück.
Es war ein Abschied, und den durften sie nicht stören.
Claire plauderte munter weiter, doch Manuel musste erst einmal tief durchatmen – wow! Die berühmte Isabella Duncan hatte ihm die Hand gegeben. Wenn das nichts war.
*
Inges Vorfreude, ihre Tochter zu sehen und ihre kleine Enkelin im Arm halten zu dürfen, dauerte nicht lange an, denn Ricky rief an, um den Besuch abzusagen, weil der Termin in Hohenborn angeblich ausgefallen sei.
Es konnte ja sein, doch daran wollte Inge irgendwie nicht glauben. Es hatte etwas mit Jörg zu tun. Ricky wusste etwas und hätte sich beinahe verplappert.
Inge fühlte sich bestätigt, als Jörg anrief und ihr sagte, er wolle mal kurz vorbeikommen.
Sie hatte böse Vorahnungen und hatte alle Mühe, die zu unterdrücken. Sie durfte sich nicht verrückt machen, ehe sie nicht wusste, worum es eigentlich ging.
Sollte sie ihre Eltern herüberholen, dann war sie nicht allein, denn Werner würde erst am nächsten Morgen kommen. Doch würde es Jörg recht sein? Er hatte nicht gesagt, dass die Großeltern dabei sein sollten.
Um sich zu beschäftigen, kochte sie Kaffee, dann holte sie den Käsekuchen aus dem Ofen, den sie gerade gebacken hatte. Der sollte eigentlich für Sophia von Bergen sein, weil die Käsekuchen so gern mochte, aber Jörg aß ihn ebenfalls gern, und sie konnte ihm ja ein Stück davon anbieten.
Inge trat ans Fenster, blickte hinaus in den Garten, in dem gerade die Hortensien in üppiger Pracht blühten. Pamela hatte sich immer welche abgeschnitten, um sie zu trocknen. »Damit fange ich den Sommer ein«, hatte sie immer gesagt. Es gab so viele Erinnerungen, weil sie und ihre Jüngste immer sehr eng gewesen waren. Beinahe jeden Tag musste sie sich an etwas erinnern, und das war schmerzlich, weil sie Pamela so sehr vermisste.
Hoffentlich hatte jetzt Jörg nicht auch eine Hiobsbotschaft!
Inge zwang sich, keine negativen Gedanken zu haben. Warum dachte sie immer zuerst an das Negative?
Warum war für sie das Weinglas nie halb voll, sondern stets halb leer?
Sie zuckte zusammen, als es an der Haustür stürmisch klingelte.
Jörg!
Jetzt musste sie lächeln, sie hatte immer gewusst, welches Kind vor der Tür stand, wenn jemand von ihnen klingeln musste, weil er seinen Haustürschlüssel vergessen hatte.
Jörg klingelte mehrere Male kurz hintereinander.
Inge lief zur Tür, öffnete, es war ihr Sohn.
»Hallo, Mama«, rief Jörg, beugte sich zu seiner Mutter hinunter, umarmte sie, gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Er stürmte an ihr vorbei in die Küche, die überaus gemütlich eingerichtet war, setzte sich an den großen Familientisch. »Möchtest du einen Kaffee?«, wollte Inge wissen.
Jörg lachte, er war ein wirklich sehr gut aussehender Mann, und er gewann an Format, je älter er wurde.
»Und ob, liebste Mama, dein Kaffee ist der allerbeste, und dann sehe ich diesen wunderbaren Käsekuchen. Kann ich davon auch ein Stück haben? Stella backt den Käsekuchen nach deinem Rezept, aber er schmeckt dennoch nicht so gut wie bei dir, dabei kann sie wirklich sehr gut backen.«
Inge atmete insgeheim auf. Wenn er seine Frau lobend erwähnte, dann konnte er mit ihr keinen Krach haben oder gar Schlimmeres.
Inge brachte ihrem Sohn Kaffee und Kuchen, schenkte sich selbst auch einen Kaffee ein, dann sah sie, wie genüsslich er ein großes Stück des Kuchens aß.
»Köstlich, Mama, ist es unverschämt, wenn ich dich frage, ob ich davon auch etwas mit nach Hause nehmen kann?«
»Du kannst den ganzen Kuchen mitnehmen, Jörg, ich kann einen neuen backen.«
Jörg bedankte sich, dann trank er etwas von seinem Kaffee.
Inge bekam Herzklopfen, sie bemerkte, dass ihr Sohn sich unbehaglich fühlte, dass er einen Anfang für sein Gespräch suchte.
Warum war Werner bloß nicht daheim!
Sie hielt es nicht länger aus, diese Ungewissheit war sehr quälend.
»Jörg, du bist doch nicht hergekommen, um mit mir Kaffee zu trinken und um Kuchen zu essen. Weswegen bist du hier?«
Er stellte seine Tasse ab, legte die Kuchengabel ordentlich beiseite.
»Mama, ich muss mit dir reden, und schade, dass Papa nicht da ist. Zu den Großeltern werde ich gleich gehen, die wissen Bescheid. Es euch allen gleichzeitig zu sagen, dieser Gedanke kam mir nur kurz. Es ist besser, es einzeln zu tun.«
Er atmete tief durch.
»Mama, wir werden nach Schweden gehen, genau gesagt, nach Stockholm.«
So, jetzt war es heraus.
Inge schnappte nach Luft, wollte etwas sagen, brachte kein einziges Wort heraus. Sie musste sich verhört haben, das konnte doch nicht wahr sein.
Sie blickte ihren Sohn an, dem anzusehen war, wie unbehaglich er sich fühlte.
Mutter und Sohn saßen sich schweigend gegenüber, es war Jörg, der erneut das Wort ergriff.
»Mama, hast du das mitbekommen? Wir werden nach Schweden gehen, die ganze Familie.«
Inge riss sich zusammen.
»Ich habe es verstanden, aber ich kann es nicht begreifen. Du hast in den Münster-Werken einen tollen Job, ihr lebt in einem wunderschönen Haus, und Schweden, warum ausgerechnet Schweden?«
»Das hat sich so ergeben, ich bekam ein Angebot des besten Headhunters unserer Branche, dem ich nicht widerstehen konnte. Ich werde der Boss, ausgestattet mit allen Kompetenzen, und die schwedische Niederlassung des Weltführers soll ausgebaut werden, eine wunderbare Herausforderung für mich, nicht nur das, ich werde fürstlich bezahlt und verdiene ein Vielfaches dessen, was Felix Münster mir gezahlt hat.«
Als wenn Geld alles wäre.
Jörgs Job war gut und sicher, sie hatten ihr Auskommen, konnten sehr gut leben.
All das sagte Inge ihrem Sohn, und sie erinnerte ihn daran, dass es ja nicht nur um ihn ging, sondern auch um Stella und vor allem die Kinder.
Ehe Jörg seiner Mutter antwortete, trank er Kaffee, aß von dem Kuchen.
Inge war sauer, das war ja jetzt wirklich nicht nötig, warum die Verzögerung?
Seine Mutter tat ihm leid, sie saß da wie ein Häufchen Elend. Irgendwie hatte sie noch immer nicht begriffen, dass man seine Kinder nicht auf Ewigkeiten um sich haben konnte. Welch ein Drama war es gewesen, als Hannes sich entschlossen hatte, ausgerechnet nach Australien zu gehen, und dann Pamela, nein, daran wollte Jörg nicht denken.
»Mama,