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Marthas rundem, gutmütigem Gesicht zeigte sich ein breites Lächeln.

      »Da müssen Sie aber keine Angst haben, liebe Frau«, meinte sie beruhigend. »Bei uns wird niemand umgebracht.«

      Marita zwang sich zu einem Lächeln. »Ich weiß, es ist kindisch, aber…« Sie sah sich in der gefliesten Eingangshalle um. »Das hier ist ein Krankenhaus, und ich hatte schon immer Angst vor Krankenhäusern.«

      »Na ja, niemand kommt gern hierher«, räumte Martha ein. »Aber wir haben die besten Ärzte der Umgebung. Sie sind also sicher in guten Händen, Frau…« Sie ließ den Satz bedeutungsvoll offen.

      »Fendt«, beeilte sich Marita zu sagen.

      Martha warf einen Blick auf ihren Terminplan. »Ach ja, Frau Fendt. Sie möchten sich bitte in der Gynäkologie bei Frau Dr. Kern melden.« Sie lächelte. »Dr. Daniel kommt nach der Vormittagssprechstunde in die Klinik, wird sich dann persönlich um Sie kümmern.«

      Marita bedankte sich, dann betrat sie den linken Flügel des hufeisenförmigen Baues und sah sich suchend um.

      »Zu wem möchten Sie denn?« wurde sie ganz unverhofft angesprochen.

      Erschrocken fuhr Marita herum und sah sich einer zierlichen Frau mit halblangem, dunklem Haar gegenüber, die einen hellblauen Kittel trug. Ihre himmelblauen Augen strahlten und ließen das freundliche Lächeln, mit dem sie Marita bedachte, noch herzlicher wirken.

      »Ich suche eine Frau Dr. Kern«, antwortete Marita und hoffte dabei, daß die junge Frau die gesuchte Ärztin sei.

      »Frau Fendt?« vergewisserte sie sich, und als Marita bejahte, zeigte sie wieder ihr anziehendes Lächeln. »Die Frau Doktor erwartet Sie schon.« Sie reichte Marita die Hand. »Ich bin übrigens Schwester Bianca.«

      »Freut mich«, entgegnete Marita und meinte das durchaus ehrlich – auch wenn sich ihr heimlicher Wunsch nicht erfüllt hatte. Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: »Irgendwie habe ich gehofft, Sie wären die Ärztin.«

      Bianca lächelte. »Das ist ein großes Kompliment für mich, aber Sie können ganz beruhigt sein, Frau Fendt, Frau Dr. Kern ist sehr nett.«

      Das konnte Marita dann auch gleich selbst feststellen. Die Ärztin, die jetzt mit einem herzlichen Lächeln auf sie zukam, war etwa Mitte Dreißig. Ihre langen, blonden Locken hatte sie offensichtlich nur mühsam in einem Pferdeschwanz gebändigt, und die smaragdgrünen Augen wirkten trotz ihrer eigenwilligen Farbe nicht katzenhaft oder gar kalt – ganz im Gegenteil.

      »Grüß Gott, Frau Fendt«, grüßte sie freundlich. »Dr. Daniel hat Sie mir schon angekündigt. Ich bin Alena Kern, die Gynäkologin der Klinik.« Wieder lächelte sie. »Sie müssen auch gar keine Angst haben, ich werde nur die vorbereitenden Untersuchungen durchführen. Den Eingriff macht Dr. Daniel dann persönlich, aber das hat er Ihnen sicher schon gesagt.«

      Marita nickte. »Ja, und ich bin auch sehr froh, daß er…« Sie stockte und errötete tief. »Tut mir leid, Frau Doktor, das ist nicht persönlich gemeint. Sie sind bestimmt eine gute Ärztin…«

      »Dafür müssen Sie sich gewiß nicht entschuldigen«, meinte Alena. »Ich bin lange genug Ärztin um zu wissen, daß das Vertrauen des Patienten für das Gelingen einer Operation sehr wichtig ist.« Sie lächelte. »Und zu Dr. Daniel muß man einfach Vertrauen haben, nicht wahr?«

      Marita nickte erleichtert. »Da haben Sie recht.« Dann kroch etwas wie Angst in ihr hoch. »Diese vorbereitenden Untersuchungen… sind die sehr schlimm?«

      Alena schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Ich werde Ihnen ein bißchen Blut abnehmen, und dann müssen wir noch ein EKG machen. Ein bißchen unangenehm ist lediglich der Einlauf, den Sie heute nachmittag noch bekommen müssen, aber den wird Schwester Bianca machen, und die ist dabei ganz, ganz vorsichtig.«

      Marita nickte und wünschte sich insgeheim, sie hätte das alles schon überstanden. Doch dann war es wirklich nur halb so schlimm, und als Dr. Daniel kurz nach Mittag in der Klinik eintraf, war die Welt für Marita schon wieder halbwegs in Ordnung.

      »Ich habe mir die Untersuchungsergebnisse bereits angeschaut«, erklärte Dr. Daniel und setzte sich ohne viele Umstände auf die Bettkante. »Soweit ist alles in Ordnung.« Er lächelte. »Wir werden den Eingriff sicher schnell über die Bühne bringen, und in ein paar Tagen können Sie dann wieder nach Hause.«

      Marita lächelte. »Das ist schön, Herr Doktor.« Sie senkte den Kopf. »Wenn ich ehrlich bin… ein bißchen Angst habe ich schon. Ist es sehr unangenehm, wenn man die Vollnarkose bekommt?«

      »Nein, Frau Fendt, davon werden Sie gar nichts mitbekommen«, versprach Dr. Daniel. »Unsere Anästhesistin wird Sie heute noch besuchen und Ihnen alles Nähere erklären. Aber Sie müssen keine Sorge haben. Ihnen wird dabei keine Maske über den Kopf gestülpt, durch die Sie Äther atmen müssen.«

      Marita seufzte erleichtert auf. »Da bin ich aber beruhigt.« Sie errötete. »Sie müssen mich für schrecklich kindisch halten, aber… ich war noch niemals im Krankenhaus.«

      »Ich halte Sie überhaupt nicht für kindisch«, entgegnete Dr. Daniel ernst. »Ich glaube nicht, daß es jemanden gibt, der vor einer Operation keine Angst hat. Und was die Narkose betrifft – Sie werden morgen früh von Schwester Bianca eine Spritze bekommen, und die wird Sie sehr müde machen. Und erst wenn Sie eingeschlafen sind, bekommen Sie dann das richtige Narkosemittel.«

      Da konnte Marita sogar lächeln. »Ich bin froh, daß ich hier bin. Alle sind hier so nett zu mir. Die junge Ärztin und die Schwester… und natürlich Sie.«

      Dr. Daniel griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Danke für das Kompliment.« Dann stand er auf. »Kann ich Sie jetzt allein lassen, oder möchten Sie mich noch etwas fragen?«

      Marita schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Doktor, jetzt ist wirklich alles klar. Und Sie haben sicher noch eine Menge Arbeit zu tun, da will ich Sie gar nicht länger aufhalten.«

      »Sie halten mich nicht auf«, versicherte Dr. Daniel, dann fügte er lächelnd hinzu: »Wir sehen uns morgen früh.«

      *

      Stefanie Metzler lag im Bett und betrachtete liebevoll ihr Baby, das in seinem Bettchen lag und selig schlummerte. Das leise Klopfen an der Tür riß sie aus ihrer Versunkenheit, und im nächsten Moment trat Dr. Daniel ein.

      »Herzlichen Glückwunsch, Steffi«, erklärte er und nahm dabei ihre beiden Hände. »Ich freue mich ja so für dich und Gerrit.«

      Stefanie strahlte über das ganze Gesicht. »Wir sind auch unsagbar glücklich.«

      Dr. Daniel beugte sich über das Babybettchen.

      »Das kann ich mir vorstellen«, meinte er. »Eure Daniela ist auch ein ganz herziger Spatz.«

      Da wurde Stefanie ernst. »Wenn Ihr Sohn nicht gewesen wäre… ich weiß nicht, wie dann alles ausgegangen wäre.«

      Dr. Daniel setzte sich zu ihr und griff wieder nach ihrer Hand. »Wolfgang hat mir schon erzählt, daß die Kleine im Wald zur Welt gekommen ist.« Er schüttelte den Kopf. »Und Stefan hat mir kein Sterbenswörtchen davon gesagt. Er ist nach Hause gekommen und hat sich einfach ins Bett gelegt, als wäre gar nichts passiert.«

      Da lächelte Stefanie. »Er ist viel zu bescheiden, um mit dem zu prahlen, was er da geleistet hat. Meine Güte, ich hatte solche Angst, aber er hat einfach gesagt, daß Baby wolle heraus und fertig. Ich mußte es zur Welt bringen, ob ich wollte oder nicht. Und als es dann da war… Herr Doktor, ich werde diesen Moment niemals vergessen.«

      »Das glaube ich gern.« Er warf dem schlafenden Baby einen kurzen Blick zu. »Eigentlich schade, daß ich nicht dabeisein konnte.«

      »Nächstes Mal«, versprach Stefanie verschmitzt. »Daniela wird sicher nicht unser einziges Kind bleiben, und ich gedenke nicht, noch einmal im Wald zu entbinden.«

      Da mußte Dr. Daniel lachen. »Es ist auch nicht gerade der geeignete Ort dafür.«

      »Hier

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