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Besorgnis.

      »Steffi, wie konnte das denn passieren?« fragte er, während er immer wieder ihr Gesicht streichel-

      te.

      Glückstrahlend sah sie ihn an. »Wir haben ein Baby, Gerrit. Ein wundervolles Baby – das schönste auf der ganzen Welt.«

      *

      Frau Dr. Alena Kern hatte sich der jungen Patientin sofort angenommen. Sie hatte Stefanie in den Kreißsaal bringen lassen und dort einer gründlichen Untersuchung unterzogen, doch alle Besorgnis war umsonst. Stefanie ging es blendend. Die Nachgeburt löste sich ohne Komplikationen und war auch vollständig, wie Alena durch eine genaue Untersuchung feststellen konnte.

      Dem kleinen Mädchen, das Stefanie zur Welt gebracht hatte, fehlte es ebenfalls an nichts. Der Apgar-Test, der bei jedem Neugeborenen durchgeführt wurde, ergab zehn Punkte. Mehr konnte ein Baby nicht erreichen.

      »Es ist wie ein Wunder«, flüsterte Alena Dr. Scheibler zu, der jetzt sein Kind auf den Arm nahm, um es zu Stefanie zurückzubringen.

      Mit einem strahlenden Lächeln nahm die junge Mutter ihr Baby in den Arm.

      »Gerrit, ich bin ja so glücklich«, gestand sie leise.

      Dr. Scheibler küßte sie zärtlich. »Ich auch, mein Liebling.« Dann stand er auf. »So, jetzt müssen wir uns aber deinen Fuß ansehen.«

      Doch auch in diesem Punkt hatte Stefanie Glück. Es handelte sich nur um eine Verstauchung. Mit wenigen geübten Griffen legte Dr. Scheibler einen Stützverband an, dann setzte er sich wieder zu seiner Verlobten.

      »Wie konnte das passieren?« fragte er nun zum zweiten Mal.

      Stefanie zuckte die Schultern. »Ich wollte nur einen kleinen Spaziergang machen und ging in Richtung Klinik, damit ich gleich an Ort und Stelle wäre, falls die Geburt beginnen würde. Dann kam auch tatsächlich die erste Wehe, aber plötzlich bin ich gestolpert, und mein Fuß… er tat so weh, daß ich nicht mehr aufstehen konnte. Dazu die Wehen… und ich hatte solche Angst…« Mit einer Hand wischte sie sich über die Augen. Plötzlich war alles wieder gegenwärtig. »Ich schrie um Hilfe, aber niemand hörte mich. Ich weiß nicht, wie lange ich dalag, aber es müssen Stunden gewesen sein. Und dann stand auf einmal Stefan neben mir.«

      Als wäre es sein Stichwort, trat nach kurzem Anklopfen der junge Assistenzarzt herein.

      »Darf ich einen Augenblick stören?« fragte er beinahe schüchtern.

      Dr. Scheibler stand auf und kam ihm entgegen. Dankbar ergriff er Stefans Hände.

      »Natürlich darfst du stören. Ich will gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn du nicht gewesen wärst.«

      Stefan errötete. »Es war reiner Zufall. Herr Reiser wollte noch ein bißchen frische Luft schnappen und bat mich, ihn zu begleiten. Als wir die Bank am Waldsee erreichten, hörte ich Steffis Hilfeschreie.«

      »Ja, weil du dich unerlaubterweise von der Klinik entfernt hattest.«

      Stefan und Gerrit fuhren erschrocken herum, als hinter ihnen so unerwartet Dr. Metzlers tiefe Stimme erklang.

      »Du hattest Nachtdienst und wärst eigentlich verpflichtet gewesen, auf der Station zu bleiben«, fuhr der Chefarzt in strengem Ton fort. »Wenn etwas vorgefallen wäre, dann…«

      »Jetzt halt aber die Luft an!« fiel Dr. Scheibler ihm energisch ins Wort. »Wenn du Stefan wegen dieser Dienstverletzung Schwierigkeiten machen willst, dann wirst du mich kennenlernen, Wolfgang! Du magst hier Chefarzt sein, aber wenn du dich zum Tyrannen entwickelst, dann werde ich dir Einhalt gebieten, verlaß dich darauf!«

      Da lächelte Dr. Metzler. »Ich habe gar nicht vor, ihm Schwierigkeiten zu machen. Du kannst deine Geschütze also getrost wieder einfahren, Gerrit.« Dann klopfte er Stefan auf die Schulter. »Du bist schon ein Teufelskerl. Was du da geleistet hast – alle Achtung. Vor einer Entbindung im Wald hätte sogar ich Angst.«

      Stefan schluckte. Dr. Metzlers Lob ging ihm sehr nahe. Es kam selten vor, daß der Chefarzt ihn lob-

      te.

      »Ich hatte auch Angst«, gestand er, dann zuckte er die Schultern. »Aber das Baby mußte ’raus. Ich konnte kein Risiko eingehen.«

      »Gute Arbeit, mein Junge«, wiederholte Dr. Metzler. »Und jetzt fährst du nach Hause. Deine Nachtschicht übernehme ich. Du hast für heute genug geleistet.«

      »Wolfgang…«, begann Stefan, doch der Chefarzt ließ ihn gar nicht erst aussprechen.

      »Geh nur. Das ist schon in Ordnung.« Dann wandte er sich seiner Schwester zu. »Jetzt laß mich meine Nichte aber mal anschauen. Wie soll sie überhaupt heißen?«

      »Daniela«, antwortete Stefanie ohne zu zögern.

      Dr. Metzler lächelte. »Hat dieser Name vielleicht etwas damit zu tun, daß Stefan Daniel als Geburtshelfer fungiert hat?«

      »Ja, Wolfgang«, erklärte sie ernst. »Wenn ich nicht selbst Stefanie heißen würde, dann hätte ich unserer Tochter diesen Namen gegeben – so aber…« Sie zuckte die Schultern. »Daniela ist ein schöner Name, und er wird mich immer daran erinnern, wem ich das Leben unseres Kindes zu verdanken habe. Wenn Stefan nicht gekommen wäre… ich weiß nicht, wie alles ausgegangen wäre.«

      Diese Worte jagten nicht nur Dr. Metzler einen Schauer über den Rücken, sondern auch Gerrit. Rasch trat er an das Bett seiner Verlobten und legte wie beschützend einen Arm um ihre Schultern.

      »Wolfgang«, begann Stefanie langsam. »Das, was du vorhin zu Stefan gesagt hast… daß er die Klinik unerlaubterweise verlassen hat… war das wirklich nur ein Scherz?«

      Dr. Metzler zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Wenn ich ehrlich bin – nein. Ich hatte eigentlich vor, mit Stefan ein ernstes Wort zu reden, denn gleichgültig, was er da draußen geleistet hat… Tatsache ist nun einmal, daß er Nachtdienst hatte und die Klinik nicht hätte verlassen dürfen.«

      »Das ist doch…«, brauste Dr. Scheibler auf.

      »Gerrit, ich verstehe deine Reaktion«, fiel Wolfgang ihm ins Wort. »Ich selbst bin mindestens genauso froh wie du, daß Stefan die Dienstvorschrift außer acht gelassen hat, aber das ändert nichts daran, daß er zu dem Zeitpunkt, als er das tat, verantwortungslos gehandelt hat. Auf der Station hätte etwas passieren können, und dann wäre kein Arzt greifbar gewesen.«

      »Wir beide waren doch da«, wandte Dr. Scheibler ein.

      Aber Wolfgang schüttelte den Kopf. »Das tut nichts zur Sache. Wir waren einzig und allein aus dem Grund noch da, weil wir einen Notfall hatten. Stefan hätte in der Klinik bleiben müssen.«

      »Dann wäre Daniela jetzt womöglich tot«, entgegnete Stefanie ernst. »Und ich… wer weiß, ob ich es überlebt hätte.«

      Da griff Dr. Metzler nach ihrer Hand. »Steffi, ich weiß genau, was wir Stefan zu verdanken haben, und ich schwöre dir, daß ich mein Versprechen, das ich vorhin gegeben habe, halten werde. Stefan wird von mir keine Schwierigkeiten bekommen – in diesem Fall. Sollte ich ihm allerdings noch einmal draufkommen, daß er die Dienstvorschrift mißachtet, wird er bestraft werden.« Dann stand er auf. »So, und jetzt lasse ich euch allein. Ihr habt euch dieses traute Familienglück redlich verdient.« Er lächelte. »Auch wenn ihr vor dem Gesetz eigentlich noch keine Familie seid.«

      »Das wird sich bald ändern«, versprach Dr. Scheibler. »Spätestens in drei, vier Monaten wird Hochzeit gefeiert.«

      *

      So vorsichtig, als hätte sie Angst, hier überfallen zu werden, betrat Marita Fendt die Waldsee-Klinik. Ihr Mann hatte sich eigentlich frei-nehmen und sie begleiten wollen, doch Marita hatte das abgelehnt. Schließlich hatte Dr. Daniel doch gesagt, es wäre keine große Sache, und sie wäre sich lächerlich vorgekommen, wenn sie wie ein kleines Mädchen in Begleitung hierhergekommen wäre.

      Im Augenblick sehnte sie Simon allerdings herbei. Sie fühlte sich plötzlich so verloren.

      »Zu

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