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Warst du da eingeladen?«

      »Nein… nicht.«

      »Siehst du, so wird es immer weitergehen. Wenn sie dich um etwas bitten, dann sag doch einfach mal nein!«

      »Toni, das kann ich nicht.«

      »Bettina, deine Einstellung in allen Ehren. Doch wer so handelt wie du, der wird immer ausgenutzt – immer mehr und immer öfter.«

      »Toni, du hast recht mit allem, was du sagst, und dennoch kann ich nicht anders. Es sind meine Geschwister, der letzte Rest meiner Familie. Ich will sie nicht verlieren.«

      »Bettina, der Zusammenhalt des Restes deiner Familie, wie du es so schön sagst, darf aber auch nicht auf deine Kosten gehen. Das ist ungesund.«

      Sie seufzte.

      »Toni, ich weiß. Bitte, laß uns das Thema wechseln. Haben wir noch genug Ware am Lager für diesen wunderbaren Humblet-Auftrag?«

      »Brodersen könnte hinkommen, aber Horlitz, da müssen wir wohl manches aufstocken. Ich sehe mal die Lagerlisten durch und bestellte dann, was uns fehlt, auch ruhig ein bißchen mehr für unsere Bestände. In der kühleren Jahreszeit werden ja mehr Schnäpse getrunken als im Sommer. Die Schotten müssen auch in die Hufe kommen, die trödeln ein bißchen mit ihren Lieferungen. Auf der einen Seite erwarten sie Umsatz, auf der anderen packen sie es nicht.«

      »Ruf Marjorie Ferguson an. Die weiß das bestimmt nicht und wird ihrem Versand schon Dampf machen.«

      »Willst du nicht selbst mit ihr reden?«

      »Nein, Toni, warum sollte ich? Du bist für den Versand zuständig, und außerdem kann sie dich ja gut leiden.«

      »Ich meine ja nur, weil sie auch Chefin ist, genau wie du.«

      »Du bist ein kompetenter Mitarbeiter, und Marjorie will ihre Firma auf Schwung bringen. Sie ist niemand, der die Chefin herauskehrt. Hat sie auch nicht nötig.«

      »Das stimmt. Na, dann will ich mal mit ihr telefonieren. Bleibst du jetzt in der Firma?«

      »Klar, wenn ich schon mal da bin. Ich rufe am besten gleich mal Monsieur Humblet an und vereinbare ein Treffen mit ihm. Und danach buche ich meinen Flug. Jörg muß dann eben warten. Ich will auf jeden Fall beides miteinander verbinden.«

      »Okay, kannst mir ja Bescheid sagen. Willst du einen Kaffee oder Espresso?«

      »Nö, danke, ich habe gerade ausgiebig bei Leni gefrühstückt. Du wirst es nicht glauben – zusammen mit Isabella Wood. Das ist vielleicht eine Nette.«

      »Das stimmt. Ich habe sie auch schon kennengelernt. Kaum zu glauben, daß sie die berühmte Schauspielerin ist. Die ist ja total natürlich.«

      »Finde ich auch. Also dann, bis später, Toni.«

      Bettina verließ den Raum, um in ihr eigenes Büro zu gehen.

      Monsieur Humblet hatte sich also doch ins Zeug gelegt, um die Brodersen- und Horlitzprodukte in Frankreich zu verkaufen.

      Das hätte Bettina niemals gedacht. So konnte man sich täuschen.

      Sie griff zum Telefon, um Monsieur Humblet zu danken und ein Treffen mit ihm zu arrangieren.

      *

      Durch ihren unvorhergesehenen Krankenhausaufenthalt hatte Bettina vollkommen vergessen, die Trüffel aus der Hof-Konditorei zu verteilen. Erst als sie etwas in ihren Kofferraum packen wollte, entdeckte sie die hübsch verpackten Kartons.

      Leni, Arno und Toni waren rasch beschenkt. Aber da hatte sie auch noch die Trüffel für Linde, die ja geradezu besessen davon war.

      Sie hatte Linde schon einige Tage nicht gesehen und beschloß, sie zu besuchen.

      Bei Linde mußte man sich nicht anmelden, denn sie war, abgesehen von ihrem freien Tag, immer im Gasthof anzutreffen. Allerdings nicht mehr am Wochenende. Das verbrachte sie mit ihrem Mann. Aber heute war kein Wochenende, doch Linde war nicht im Gasthof.

      »Wo ist sie denn?« erkundigte Bettina sich enttäuscht.

      »Hier«, kam eine Stimme von der Tür her, durch die Linde gerade hereingekommen war.

      Sie sah strahlend und schön aus.

      »Hast du im Lotto gewonnen?« wollte Bettina wissen. »Du strahlst ja wie eine aufgehende Sonne.«

      »Mehr als ein Lottogewinn«, rief Linde und zog Bettina mit sich zum Stammtisch.

      »Gundi, lassen Sie uns bitte einen Moment allein«, bat sie die Serviererin, die sich vorher mit Bettina unterhalten hatte.

      »Was ist los?«

      So außer sich vor Freude hatte Bettina ihre Freundin noch niemals erlebt, nicht einmal an ihrem Hochzeitstag, und da war sie schon überglücklich gewesen.

      »Bettina, du erfährst es als Erste. Ich bin schwanger, und stell dir vor, es werden sogar zwei.«

      Bettina konnte zunächst einmal nichts sagen. Diese Neuigkeit hatte sie sprachlos gemacht.

      »Linde, das ist ja großartig! Herzlichen Glückwunsch. Aber warum hast du denn vorher niemals etwas gesagt?«

      »Weil ich es zuerst nicht wußte, dann sicher sein wollte, daß es wirklich so ist. Martin und ich hatten an Kinder eigentlich erst so in zwei, drei Jahren gedacht. Aber wenn es jetzt schon sein soll, ist es mir auch recht. Der liebe Gott wird sich schon etwas dabei gedacht haben, uns jetzt schon Eltern werden zu lassen. Ich freue mich auf jeden Fall wahnsinnig. Und Martin wird außer sich vor lauter Freude sein. Er mag Kinder doch so gern.«

      »Weiß er… nein, ahnt er schon etwas?«

      »Rein gar nichts. Er wird aus allen Wolken fallen. Und stell dir nur vor, Bettina, zwei auf einmal. Hoffentlich werden es ein Junge und ein Mädchen, dann habe ich alles, was ich mir wünsche, auf einen Rutsch.«

      Linde war überglücklich, und Bettina freute sich mit ihrer Freundin.

      »Es ist großartig. Wann willst du es Martin sagen?«

      »Na ja, zuerst habe ich mir ausgemalt, es ihm bei einem großartigen Essen zu erzählen. Aber ich kenne mich doch. Ich halte es nicht aus. Wahrscheinlich werde ich gleich hinüber in die Praxis rasen und es ihm entgegenkrähen, während er einen kranken Papagei untersucht.«

      »Nein, bitte nicht, Linde. Erzähle es ihm nicht auf eine so unromantische Weise.«

      »War nur ein Scherz«, beruhigte Linde ihre Freundin. »Ich werde mir schon was Schönes ausdenken.«

      »Apropos was Schönes – ich habe dir auch was Schönes mitgebracht«, lachte Bettina und schob ihrer Freundin das nett verpackte Päckchen mit den Trüffeln zu.

      »Trüffel von der Hof-Konditorei, ich fasse es nicht«, jubelte Linde. »Her damit!« Sie riß die Verpackung auf und begann genußvoll zu stopfen. »Hm, sind die gut, der absolute Genuß. Danke, Bettina, daß du daran gedacht hast. Ich könnte mich daran tot essen.«

      »Lieber nicht, denke an deine Kinder.«

      Linde wurde wieder ernst.

      »Wie war es denn mit deiner Schwester? Konntet ihr euch endlich mal in Ruhe aussprechen?«

      Sollte sie Linde in diesem glücklichen Augenblick erzählen, wie grauenhaft es gewesen und daß sie ihre Schwester gerade mal für eine kurze Zeit im Restaurant gesehen hatte?

      Nein!

      Linde würde sich furchtbar aufregen, und ändern würde es nichts.

      »Laß uns nicht darüber reden«, wich Bettina aus. »Ist wirklich nicht wichtig. Laß uns lieber über die Kinder reden. Mein Gott, ist es aufregend.«

      »Du wirst natürlich Patentante. Was möchtest du lieber, Patentante von meiner Tochter oder von meinem Sohn sein? Mein Gott, wie das klingt.« Linde wiederholte es langsam und genüßlich: »Tochter oder Sohn.«

      »Danke für die

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