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Bettina Fahrenbach Staffel 2 – Liebesroman. Michaela Dornberg
Читать онлайн.Название Bettina Fahrenbach Staffel 2 – Liebesroman
Год выпуска 0
isbn 9783740925130
Автор произведения Michaela Dornberg
Жанр Языкознание
Серия Bettina Fahrenbach Staffel
Издательство Bookwire
Was sollte das denn? Hatte Grit den Verstand verloren? Sie hatte doch überhaupt nichts weiter gesagt.
»Grit, wie bist du denn drauf?«
»Ich bin genervt. Mein Leben ist wirklich nicht einfach, und immer die Kinder, die dauernd was von mir wollen. Ich habe ja keine Zeit, mich Robertino so richtig zu widmen.«
Die alte Leier.
Auf diesen Zug würde Bettina nicht mehr springen, denn sie wußte nur allzu gut, wie das Gespräch mit ihrer Schwester dann enden würde.
Sie mußte etwas über Linus erfahren, denn das brannte ihr auf der Seele.
»Grit, weißt du, wie es Linus geht?«
Zunächst kam keine Antwort. Bettina war sich sicher, daß Frieder ihr von dem Verhör, Linus zu sehen oder mit ihm Kontakt aufzunehmen, erzählt hatte. Und Grit wußte jetzt nicht, wie sie sich verhalten sollte.
»Grit, ich möchte nur wissen, wie es ihm geht. Bitte, sage mir, was du weißt.«
Bettina glaube förmlich zu spüren, wie es in Grit arbeitete. Einerseits war sie ihrem Bruder loyal verbunden, andererseits brauchte sie Bettina, um zwischendurch ihre Kinder loszuwerden.
»Es geht ihm wieder besser.«
Bettina atmete erleichtert auf.
»Was ist denn geschehen? Warum hat er diesen Suizidversuch unternommen?«
»Bettina, ich weiß nicht…«
»Ich werde nicht darüber reden, versprochen. Aber Linus hat an diesem Tag viele Male versucht, mich anzurufen und konnte mich nicht erreichen. Vielleicht hätte ich es verhindern können.«
»Hättest du nicht. Linus ist labil und braucht eine harte Hand. Wegen einer Lächerlichkeit bringt man sich doch nicht um.«
»Einer Lächerlichkeit?«
»Ja. Im Internat wird gedealt. Und bei einer Kontrolle haben die jugendlichen Dealer ihm das Zeug untergeschoben, und er geriet zunächst in Verdacht. Er hat Frieder angerufen, und der hat ihm geraten, seine Angelegenheiten selbst zu regeln. So oder so. Er hat ihm auch nicht so richtig geglaubt. Linus hat schließlich schon mal Ärger gemacht, als er ohne Not diese Süßigkeit geklaut hat. Das hat er erst ja auch nicht zugegeben. Und du weißt ja, wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.«
Das war ja grauenhaft. Linus hatte sich in seiner Verzweiflung an seinen Vater gewandt, hilfesuchend, und der hatte ihm nicht geglaubt und ihn abgewiesen.
»Der arme Linus!« rief Bettina voller Bestürzung.
»Es hat sich ja aufgeklärt. Seine Unschuld ist erwiesen. Warum er dann noch versucht hat…, aber ist ja jetzt auch egal. Er hat es überlebt.«
»Linus hat versucht, aus dem Leben zu scheiden, weil sein eigener Vater ihm nicht geglaubt hat. Er hat sich verraten und allein gefühlt…«
Grit unterbrach ihre Schwester.
»Bettina, tut mir leid. Hör bitte mit diesem psychologischen Gefasel auf. Linus ist labil und muß strenger angefaßt werden. Und das wird man ja wohl auch in dem neuen Internat.«
»In dem neuen Internat?«
»Ja. Frieder hat nach diesem Zwischenfall dafür gesorgt, daß er wegkommt, an einen Ort, wo Zucht und Ordnung herrschen, und wo es keiner wagt, Rauschgift einzuschmuggeln oder zu klauen. Das wird sofort bestraft.«
Linus in eine solche Erziehungsanstalt? Anders konnte man es ja nicht bezeichnen.
Dieses sensible Kind würde dort zerbrechen.
Kontaktsperre hin oder her. Sie mußte Linus helfen.
»Grit, wo ist das neue Internat?«
»Ich weiß es nicht.«
»Du weißt es nicht, oder willst du es mir nicht sagen?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Frieder hat es mir nicht gesagt, und es interessiert mich auch nicht. Er und Mona hatten schon immer eigene Ideen, wie sie ihren Sohn erziehen wollen. Und ich halte mich da raus, was du im übrigen auch tun solltest. Du handelst dir bloß Ärger ein. Frieder weiß schon, was er tut.«
»Auch Frieder ist nicht unfehlbar, und bei seinem Sohn macht er Fehler.«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Du, Bettina, sei mir nicht böse, aber ich muß das Gespräch jetzt beenden. Ich erwarte einen dringenden Anruf.«
»Schon gut. Dann bis bald einmal, Grit. Und grüße bitte die Kinder.«
»Klar, werde ich tun. Sie reden immer noch von den Tagen auf dem Hof, etwas, was mir völlig unverständlich ist. Von mir haben sie das nicht. Vielleicht ist mehr von den Fahrenbachs in ihnen als ich weiß und als mir lieb ist.«
»Du bist auch eine geborene Fahrenbach, schon vergessen?« erinnerte Bettina ihre Schwester.
»Nein, natürlich nicht. Aber glücklicherweise habe ich ein anderes Naturell als du. So wie du möchte ich wirklich nicht sein.«
Und ich nicht wie du, hätte Bettina am liebsten gesagt, doch das verkniff sie sich.
»Bist du ja auch nicht«, sagte sie stattdessen.
Lachend legte Grit auf.
Und Bettina versuchte, sich jetzt nicht wieder in etwas hineinzusteigern. Grit war, wie sie war und hatte nicht einmal annähernd begriffen, in welch seelischer Not Linus sich befunden hatte, vom Vater verraten, die Tante nicht erreichbar.
Wenn Helene Schäffer wegen der Adoption von Lenis Tochter auftauchen würde, und wenn diese Frau Schäffer menschlich und nett war, würde sie sich erkundigen, ob es eine Möglichkeit für sie als Tante gab, Frieders Verbot zu umgehen.
Bei der geringsten Chance würde sie diese ergreifen, auch wenn das nach sich ziehen würde, daß Frieder niemals mehr mit ihr sprach.
Hier ging es nicht um Frieders Wohl, sondern um das seines einzigen Kindes, das nun schon wieder abgeschoben worden war.
Frieder und Mona hatten ihr Kind noch nicht einmal besucht, sondern Linus einfach seinem Schicksal überlassen.
Was waren das bloß für Eltern?
Wenn es wirklich so war, daß gute Menschen nach ihrem Tod in den Himmel kamen, dann mußte ihr Vater dort sein und alles mit ansehen.
Warum griff er nicht ein und half diesem armen, bedauernswerten Linus?
Warum brauchte er seinen radikalen Sohn Frieder nicht zur Räson?
Und warum gebot er seiner liebestollen Tochter Grit nicht Einhalt?
Auf dem Weg in Lenis Haus blickte Bettina hinauf zum Himmel. Der war bleigrau verhangen, und ein aufkommender Wind trieb Wolkenfetzen vor sich her und Blätter, die jetzt vermehrt von den Bäumen fielen.
Nein, von diesem grauen Himmel durfte sie wohl keine Hilfe erwarten.
Auf dem Weg zu Leni blickte sie zufällig zum Gesindehaus und bemerkte, wie die Haustür zunächst geöffnet und dann hastig wieder geschlossen wurde.
Der kaum wahrnehmbare Schatten mußte Isabella Wood gewesen sein, die man nicht zu Gesicht bekam, von der Leni aber sagte, daß sie sehr nett sei und auch sehr schön, was nicht verwunderte, wenn man bedachte, daß Isabella immerhin ein Weltstar war.
Bettina überlegte einen Augenblick, ob sie Isabella begrüßen und sich vorstellen sollte, aber dann verwarf sie es, denn es schien ihr nicht der rechte Augenblick zu sein.
Irgendwann würde es sich schon ergeben, daß sie sich miteinander bekanntmachen konnten. Das hatte nun wirklich keine Eile.
*
Bettina wartete nicht bis zum Wochenende, sondern begann bereits nach zwei Tagen, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Sie fühlte sich nicht krank und wollte diesen kleinen Schwächeanfall auch nicht