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»Das reimt sich«, sagt Jon.

       »Das tut es«, antwortet Stuart ruhig.

       Mein Magen zieht sich bei Stuarts Worten schmerzhaft zusammen. Er starrt Jon wegen des blöden Witzes nicht wütend an. Das bedeutet, dass er besorgt ist. Ich mag es nicht, wenn Stuart sich Sorgen macht.

       Dann verkrampft sich mein Magen noch mehr, denn Stuart geht zu den Kirchentüren.

       »Äh, Stuart?«, frage ich leise. »Wohin gehst du?«

       »Es gibt mehr als ein paar Gründe, warum jemand die Kette durchtrennen würde«, antwortet Stuart. »Und einer dieser Gründe ist, in die Kirche zu gelangen.«

       »Dann liegt es nahe, dass sie schon gefunden haben, wonach sie suchten«, entgegnet Jon. »Also lasst uns gehen und das finden, was wir suchen. Lassen wir es auf sich beruhen.«

       »Nachdem ich mir das angesehen habe«, sagt Stuart.

       Nun, das ist der Teil, wo jemand getötet wird. In jedem Film, Buch oder Comic und bei jeder Fernsehsendung geht der machohafte, harte Kerl in die Dunkelheit. Dann folgen ihm die Typen, die nicht ganz so machohaft sind und für gewöhnlich wird einem dieser nicht ganz so machohaften Typen der Kopf abgerissen oder seine Eier werden gefressen.

       »Kommst du?«, flüstert Jon und reißt mich aus meinen Gedanken, die sich um die gefressenen Eier drehen.

       »Nein«, sage ich, »kann ich hier draußen warten?«

       »Ganz allein?«

       »Haltet verdammt noch mal die Schnauzen«, zischt Stuart, »und bewegt euren Arsch.«

       Machen wir, und sind ihm mit gezogener Waffe direkt auf den Fersen. Drei Sekunden. Drei lange Sekunden dauert es, bis sich meine Augen an die Dunkelheit im Innern der Kirche gewöhnt haben. Leider hat meine Nase nicht den Luxus, sich anzupassen. Wenn das einige Zeit lang ein Z-Bau war, wird man den Gestank nur mit einem reinigenden Feuer wieder los. Und selbst dann hat der Mief, der in die Erde sickert, eine Halbwertzeit von etwa einer Million Jahren.

       Jon reißt nur Witze, während ich an Möglichkeiten denke, wie man den Geruch beschreiben kann.

       »Es ist, als hätte jemand das Affenhaus im Zoo gefressen und es dann ausgeschissen«, sagt Jon.

       Stuart ignoriert uns und lehnt, kniet, schnüffelt und – oh Gott – schmeckt sich seinen Weg durch die Kirche. Er ist auf halber Höhe der Kirchenbänke, als er stehen bleibt. Jon und ich stellen uns sofort Rücken an Rücken. Unsere Augen suchen nach der Bedrohung.

       »Fick. Mich«, sagt Stuart und winkt uns nach vorne.

       Wir schauen uns die Reihe der Kirchenbänke an, neben der er sich befindet, und sehen eine Menge Knochen. Das ist nichts Ungewöhnliches bei der Zombieapokalypse.

       Knochen liegen überall herum, aber Jon und ich sehen, was diese so anders macht: Die Enden der Knochen sind abgeschnitten worden. Wie von einem sehr scharfen Fleischerbeil.

       »Jemand hat sie gefüttert?«, fragt Jon. »Warum sollte sie jemand füttern?«

       »Eine weitere gute Frage«, sagt Stuart. »Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist …«

       Er dreht sich um und rennt aus der Kirche. Draußen hockt er sich in den Dreck, der einst ein schöner, gepflegter Rasen war und jetzt nur Unkraut und Felsen.

       »Fuck«, sagt Stuart. »Doppel-Fuck. Ich bin ein Idiot. Warum habe ich das nicht kommen sehen?«

       Ich will zu ihm gehen und sagen, dass alles gut ist und dass jedem irgendwann einmal etwas entgeht. Aber ich weiß nicht, was ihm entgangen ist. Jon und ich warten, bis er uns endlich ansieht. Seine Augen sind eiskalt und härter als gewöhnlich.

       »Lasst uns weitergehen«, verkündet Stuart. »Wir haben zu viel Zeit verloren.« Er sieht uns an. »Und von jetzt an schweigen wir.«

       Keiner von uns widerspricht.

       Die Straße ist huckelig und an vielen Stellen aufgerissen. Die Natur hat beschlossen, sich zurückzuholen, was ihr genommen wurde. Baumwurzeln, riesiges Unkraut, Wasserschäden, alles hat seinen Tribut gefordert. Wir gehen über den unebenen Asphalt, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Infrastruktur ist eine Anomalie; Verfall ist die Norm. Es dauert fast eine halbe Stunde, bis wir zum nächsten beschissenen Teil unserer Reise kommen – die Autobahn.

       Vor uns ist eine Überführung, unter der vier Fahrspuren kommen und gehen oder gehen und kommen. Es kommt auf die Richtung an, in die man auf der Interstate 26 fährt. Alle Fahrspuren sind mit Fahrzeugen verstopft. Bei den meisten sind die Türen weit aufgerissen. Geister der Fahrzeuginsassen, die zu Fuß geflohen sind. Das Problem bei der Autobahn ist, dass sie ein wichtiger Teil der früheren Gesellschaft war. Das bedeutet, dass sie für die Z ein Ort ist, an dem sie sich selbstverständlich sammeln.

       Niemand weiß warum, aber die Z mögen es, dort zu sein, wo sie denken, dass sie sein sollten. Ohne Antrieb oder Beute hängen sie vorwiegend herum oder schlurfen langsam vorwärts. Ihre untoten Beine folgen einer Routine, die in den verrotteten Untiefen ihrer Erinnerung verloren gegangen ist. Eine weitere traurige Folge des Lebens post-Z.

       »Wo sind sie?«, fragt Jon.

       Ich sehe mich um und frage mich, auf was er hinauswill. Doch dann stelle ich fest, dass sich auf der Autobahn gar keine Z befinden. Z folgen nicht nur ihrer Routine, sondern auch dem Weg des geringsten Widerstands. Die Autobahn bietet beides. An jedem beliebigen Tag sollten sich Hunderte zusammenfinden und zwischen den Autos herumtorkeln. Heute gibt es keine.

       »Die Autos sind auch leer«, sagt Stuart.

       »Jesus«, sage ich, »jemand hat die, die eingeschlossen waren, herausgelassen? Z können das nicht tun, oder?«

       Ich schaue beide an und gebe mir nicht mal Mühe, meine Angst zu verbergen.

       »Z können das nicht tun«, bestätigt Stuart. »Sie können auch keine Ketten zerschneiden.«

       »Oh, fuck«, flüstere ich.

       »Was zum Teufel?«, fragt Jon. »Sammelt jemand Z? Ist es das? Erschafft eine Herde?«

       Stuart sieht Jon für eine Sekunde an. Der flüchtige Hauch eines Verdachts verdunkelt sein Gesicht. Ich habe es bemerkt, aber es war so schnell wieder vorbei, dass ich mich frage, ob ich es mir nicht einfach eingebildet habe.

       »Könnte sein. Könnte sein. Ich weiß es nicht«, sagt Stuart. »Kommt schon. Wir müssen weiter.«

       »Immer wieder sagst du das und doch machen wir wieder Halt.« Jon zuckt die Achseln. »Ich mein ja nur.«

       Die Stille ist fast so schlimm, als wären tausend Z dort unten. Der Gedanke, dass jemand sie mitgenommen oder weggetrieben hat, lässt mich zittern. Was ist das Ende vom Lied? Gibt es hier einen wahnsinnigen Z-Sammler, der sich in diesem Gebiet niederlässt? Ist das eine neue Modeerscheinung bei anderen Überlebenden? Wie alberne Bands? Oder Pokemon? Gotta catch ‘em all …?

       Wenigstens müssen wir uns nicht ducken und kriechen, um von den Z nicht gesehen zu werden. So kommt man normalerweise über die Überführung, auf Händen und Knien. Wenn du entdeckt wirst, dann kommen sie, um dich zu holen. Sie kommen die Böschungen und Ausfahrten hoch. Sie nutzen jeden Weg. Hauptsache, sie kommen irgendwie zu dir. Man hat nur kurz Zeit, um von einem Ende zum anderen zu gelangen, bevor man gepackt wird. Und selbst, wenn man auf die andere Seite kommt, muss man immer noch damit fertig werden, dass man eine Zombieherde am Arsch hat.

       Doch obwohl mich die jüngsten Entdeckungen verunsichert haben, bin ich begeistert. Ich muss nicht kriechen oder mir Sorgen um eine Herde Z machen.

       »Bob und Fam sind nicht zu Hause«, sagt Jon, als wir auf der anderen Seite sind. »Das ist seltsam.«

       Er hebt die Hand, um die Augen vor der Sonne abzuschirmen und durch das Wohnzimmerfenster des Hauses neben uns zu sehen.

       Immer, wenn jemand hier vorbeikam, haben sie gesehen, wie Bob und seine Familie sich gegen das Glas der Fensterscheibe drückten. Es ist ein neueres Haus und die doppelverglaste, extra isolierte Frontscheibe hat sich geweigert, zu zersplittern, egal wie lange Bob, seine Frau und die zwei Kinder auf sie eingedroschen haben. Bei einem

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