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und dann Stuart. »Was habe ich nicht mitbekommen?«

       »Hilf mir hoch und lass uns gehen«, sage ich.

       Jon hilft mir auf die Beine und ich bin überrascht, dass die Hand nicht mehr wehtut. Von meinem Bein kann ich das nicht behaupten. Es pocht und fühlt sich heiß an. Jon hat es gesäubert, doch wer weiß, was auf diesen Stacheln war. Ich mache einen vorsichtigen Schritt, halte aber sofort wieder an. Nicht vor Schmerzen, sondern vor Abscheu.

       »Jon«, sage ich, »zieh mir hinten das Shirt aus der Hose.«

       Jon schaut mich an und dann Stuart. Stuart zuckt mit den Achseln.

       »Irgendein besonderer Grund, Kumpel?«, fragt er. »Jetzt ist nicht die Zeit, um schrullig zu werden.«

       »Bitte«, sage ich und versuche nicht zu zittern, »ich glaube, da ist irgendwas an meinem Rücken.«

       Ich weiß, was es ist. Ugh. Ich weiß, was es ist.

       Jon zieht das Shirt aus meiner Jeans und dann höre ich das nasse Platschen.

       »Oh, verdammt«, sagt Jon und ist dann still, während er versucht, nicht zu lachen. »Das ist echt Scheiße.«

       »Es ist eine Zunge, oder?«, frage ich. Jon nickt. »Ich fühle mich so schmutzig.«

       »Sei kein Weichei«, sagt Stuart. »Schlimmere Dinge sind schon auf dich gespritzt.«

       »Von Zombies«, sage ich, schüttele mich ein wenig und versuche die Gänsehaut loszuwerden.

       »Alles in Ordnung bei dir?«

       »Ja«, nicke ich.

       »Gut«, sagt Jon, während wir um die toten Kinder herumgehen.

       »Was ist mit diesen Leichen? Bald werden sich die Z auf sie stürzen. Dadurch wird dieses Gebiet weniger sicher und unser Weg nach Hause ein wenig härter.«

       »Ich habe das Gefühl, hier in der Nähe gibt es keine Zombies«, sagt Stuart. »Zumindest laufen keine frei herum.«

       »Frei laufen?«, frage ich. »Was sind sie? Hühner?«

       Stuart lächelt tatsächlich darüber. Es ist mehr als beunruhigend. »Du könntest recht haben. Mehr als du es jetzt ahnst.«

       »Mach das nicht«, sagt Jon. »Ernsthaft.«

       Stuarts Lächeln verschwindet schnell wieder und seine Augen werden zu Schlitzen. »Kommt schon.«

       Wir wandern die lange, gewundene Straße hoch, bis wir zu einem großen Haus im Kolonialstil gelangen. Drei Etagen mit breiten Terrassen auf der Rückseite. Stuart führt uns durch das Tor und die Hintertreppe zur ersten Terrasse hinauf. Gleich, als er Ausschau hält und nach unten schaut, zischt er und macht ein Zeichen, dass wir uns hinlegen sollen. Mein Bein schmerzt wie Hölle.

       »Scheiße«, sagt Stuart. »Scheiße, scheiße, scheiße. Runter.«

       Wir legen uns flach auf den Boden und kriechen zum Rand, um besser sehen zu können. Was ich sehe, raubt mir den Atem. Ich kann Jon keuchen hören und schaue zu Stuart rüber.

       »Wie lange hast du davon gewusst?«

       »Nicht lange«, sagt er. »Melissa und die Plünderungsmannschaft haben North Asheville seit Monaten gemieden, weil es schon ziemlich abgegrast ist. Ich kam vor eineinhalb Wochen hierher, nur um allein zu sein.«

       »Du weißt, dass du auch einfach die Tür zulassen kannst«, sagt Jon. »Es ist sicherer, in deinem eigenen Wohnzimmer allein zu sein.«

       »Anders als der Rest von euch«, sagt Stuart, »mache ich mir keine Illusionen bezüglich der Sicherheit in Whispering Pines. Ich komme hier raus, um zu trainieren und in Form zu bleiben. Von jetzt auf gleich habe ich die Koffer gepackt und meine Waffen bereit.«

       »Mensch«, sagt Jon, »das ist keine Art zu leben.«

       Stuart grunzt als Antwort und sieht dann auf den See hinunter. Ich beobachte alles genau. Beaver Lake ist ein kleiner See, so groß wie ein ovales Footballfeld. Er ist menschlichen Ursprungs und kann in weniger als 24 Stunden gefüllt und entwässert werden. Gerade jetzt befindet sich kein Wasser im See. Dennoch ist er gefüllt.

       »Sind das alles Z?«, fragt Jon.

       »Ja«, antwortet Stuart, »aber sie waren nicht da, als ich zum letzten Mal hier war. Die Mauer war es und die Wachen, aber nicht die Z.«

       Den See umgibt eine massive Mauer, die aus allen möglichen Materialien zusammengebastelt wurde. Stahl, Holz, Aluminium, Motorhauben, verstärkte Kettenglieder, Steine und Ziegel. Wachen sind mindestens alle zwanzig Meter postiert. Und diese Typen sehen geschäftig aus. Halb automatische Gewehre, Panzerwesten, einige haben Helme und Brillen. Selbst hier oben kann ich gelegentlich die Rauschsperre eines Walkie-Talkies hören. Das bedeutet, dass sie irgendwo Strom haben.

       »Du hast uns hier hergebracht, damit wir analysieren und einschätzen, was sie bauen, oder?«, frage ich Stuart. Er nickt. »Aber es sieht so aus, als wüssten wir bereits, was sie bauen.«

       »Die eigentliche Frage ist, warum«, bekundet Jon.

       »Ich denke, ich weiß, warum«, sagt Stuart. »Die Frage lautet nun also, wann?«

       »Wie meinst du das?«, will Jon wissen.

       Während Stuart und er sich unterhalten, bin ich damit beschäftigt, im Kopf etwas zu überschlagen.

       »7000«, sage ich.

       »Was?«, fragt Jon.

       »Gott«, antwortet Stuart, »nun, so viele sind es, oder?«

       »Mindestens«, erwidere ich.

       Jon sieht mich an und dann schaut er auf den trockenen See hinunter. »Willst du sagen, dass 7000 Z da unten sind? Mein Gott.« Er sieht Stuart an. »Also, du weißt warum, aber du möchtest wissen, wann? Ich hätte gern Antworten auf beide Fragen.«

       »Sie stellen eine Herde zusammen«, sage ich. »Sie bewaffnen die Z.«

       »Bewaffnen? Wofür? Es gibt niemanden, den es zu bekämpfen gilt. Werden sie die Z gegen andere Z einsetzen? Z bekämpfen sich nicht gegenseitig. Das macht keinen Sinn.«

       »Natürlich macht es Sinn«, sage ich. Ich bin es leid, nach unten auf den See zu sehen und rolle mich auf den Rücken. Dadurch fühlt sich mein Bein besser an. Dann schaue ich in den blauen Himmel über uns. »Ressourcen sind endlich. Das schließt Rüstungen mit ein. Wenn man einen Ort belagern möchte, dann braucht man eine Menge Ressourcen. Du brauchst mehr Ressourcen als der Ort, den du belagerst. Du musst in der Lage sein, bis zum Schluss durchzuhalten.«

       Ich drehe meinen Kopf und sehe, dass Jon mich beobachtet. Er wartet darauf, dass ich weitermache. Das tue ich.

       »Aber in der heutigen Zeit kann es sich niemand leisten, alle seine Ressourcen auf einmal zu verschwenden. Der Schlüssel, um in der Zeit der Z zu überleben, ist, seine Ressourcen zu erhalten. Also sucht man nach einer Ressource, die nicht nur reichlich vorhanden, sondern auch erneuerbar ist. Und die einzige Ressource, die im Überfluss vorhanden ist?«

       »Z«, antwortet Jon. »Du meinst doch nicht?«

       »Ja«, antworte ich.

       »Sie sind hinter uns her«, sagt Stuart. »Als ich den leeren See sah und diese Jungs, die eine Mauer um ihn errichteten, dachte ich schon, sie würden es wegen uns tun.«

       »Dass sie kommen, Whispering Pines einnehmen und uns da reinwerfen?«, frage ich.

       »Ja«, nickt Stuart. »Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger machte es Sinn. Warum uns am Leben lassen? Sie müssen uns ernähren und uns Wasser geben. Das ist dann wiederum eine Verschwendung von Ressourcen.«

       »Du wusstest, dass wir das finden würden?«, fragt Jon. »Und dennoch hast du uns hergebracht?«

       »Ich hatte gehofft, dass wir das nicht finden würden«, sagt Stuart und schüttelt den Kopf. »Und ich wollte euch nicht herbringen. Aber nachdem ich mit Brenda geredet hatte …«

       »Wer weiß noch davon?«, frage ich.

       »Niemand in Whispering Pines«, antwortet Stuart. »Es sei denn, Brenda hat es jemandem

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