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kann. Er wird euer Retter sein.' Ich war damals selber dabei und wir alle schauten uns nur ratlos an. Wir fragten, wann denn dieser Retter kommen würde und wer denn diese Sieben seien? Der Wahrsager sagte aber nur, daß wir Geduld haben müssten und nur der Retter diese Sieben kennen und finden würde. Und zuletzt fragten wir, wie wir den Retter erkennen könnten. Und da sagte er, daß wir ihn an den Bildern des Himmels, die zuvor kein Mensch gesehen hat, erkennen würden. Mehr könne er uns nicht sagen.“

      Mutter Grethe nickte eifrig: „Die Sache hat sich dann im Dorf in Windeseile herumgesprochen, ein paar Tage lang redeten alle nur noch vom Retter mit den himmlischen Bildern. Aber er kam nicht, nicht nach einer Woche, auch nicht nach drei Monaten, nur der Admiral, der kam immer wieder. Mit der Zeit geriet die ganze Geschichte vom Retter dann in Vergessenheit. Bis heute.“

      „Und jetzt glaubt ihr, daß ich dieser Retter bin, weil ich ein Bild von der Erde und vom Saturn auf meinem Pullover habe? Das kann doch reiner Zufall sein“, wandte Johannes ein, weil ihm der Gedanke, das Dorf vor dem Admiral retten zu müssen, gar nicht behagte und er auch nicht wusste, wer denn diese Sieben sein sollten. „Himmlische Bilder gibt es doch viele, oder?“

      „Nicht hier im Dorf“, sagte Gregor knapp. „Kann es sein, daß dich der Wahrsager schon einmal getroffen hat? Vielleicht hat er ja auch schon einmal dein Dorf besucht und du hast ihn dort gesehen. Er fällt sehr auf mit seinem weißen Bart, dem blauen Mantel und dem komischen Hut, auf dem immer ein Eichhörnchen sitzt.“

      Als Johannes das hörte wurde nun er ganz blass und glaubte, sich verhört zu haben: „Sag das nochmal, das mit dem Eichhörnchen.“

      „Ja“, antwortete Gregor, “auf seinem Hut sitzt ein Eichhörnchen, sitzt da und knabbert Nüsse.“ Johannes schaute in die Runde und überlegte. Sollte er den anderen sagen, daß ihm solch ein eigenartiges Männlein mit Ziegenbart und Eichhörnchen im Traum erschienen war und dazu gebracht hatte, sich buchstäblich in dieses Dorf zu schaukeln? Würden sie dann nicht erst recht alle glauben, daß er tatsächlich der angekündigte Retter ist? Wie sollte er aber die Banditen vertreiben können? Er, ein achtjähriger Junge, der weder wusste, wie genau er hierher gekommen war, noch wie er wieder nach Hause kommen sollte? Dieser Gedanke war Johannes überhaupt nicht geheuer und es schien ihm daher besser zu sein, lieber nichts von seinem Traum und der Schaukel zu erzählen. „Nein, den hab ich wirklich noch nie gesehen oder getroffen.“ sagte er also.

      „Spielt keine Rolle“, freute sich Gregor trotzdem, „Hauptsache, der weise Wahrsager hat gewusst, daß du kommen würdest, daran lassen die Bilder auf deinem Pu, Pu, äh Puh-Lo-Wär keinen Zweifel. Auch wenn du nicht unbedingt so aussiehst, aber du musst derjenige sein, der uns dabei hilft, den Admiral und seine Bande endgültig loszuwerden!“. Er stupste Johannes dabei mehrmals mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Los, sag' schon, wer sind die Sieben, die du anführen wirst?“

      Johannes zuckte nur mit den Schultern, er hatte keine Ahnung, wer diese Sieben sein sollten, schließlich kannte er doch in dem Dorf so gut wie niemanden.

      „Du liebe Güte, wie soll der Kleine da in seiner hübschen blauen Hose denn den Admiral verscheuchen?“, fragte Marie belustigt und schüttelte den Kopf, „vielleicht in dem er ihm von seiner Reise zum Mond berichtet?“

      „Sei still, Tochter!“, ermahnte sie da Jakobus. „Bis jetzt hat uns der weise Mann noch immer die Wahrheit gesagt. Du solltest mehr Vertrauen haben.“

      In diesem Moment klopfte es, gleichzeitig flog die Tür auf und ein Mann kam ins Haus gestürmt ohne abzuwarten, daß ihn jemand herein bat. Es war der Bürgermeister Leopold.

      „Verzeiht, daß ich so hereinplatzte“, begann er sich für sein Eindringen zu entschuldigen, „eigentlich bin ich gekommen, um mit dir, Jakobus, über die Bestellung vom Herrn Admiral zu reden, aber da hörte ich von draußen, was es mit eurem Gast auf sich hat. Nicht, daß ich gelauscht hätte, aber ihr habt recht laut gesprochen und das Fenster steht offen. Was für eine unglaubliche Geschichte!“ Leopold setzte sich an den Tisch und sah sich Johannes' Pullover genau an. „Erstaunlich, ganz erstaunlich, genau wie es der alte Mann vorhergesagt hat! Die Erde vom Mond aus gesehen, was soll man dazu sagen?“

      Leopold machte immer noch einen sehr aufgewühlten Eindruck. „Dein Name war Johannes, richtig?“ fuhr er fort. „Johannes, ich denke es ist besser, du ziehst im Dorf ein anderes Hemd an. Es würde für viel Unruhe sorgen, wenn die Leute diese Bilder sehen. Was meinst du, Jakobus?“

      Vater Jakobus legte die Pfeife bei Seite und sagte: „Vermutlich hast du Recht, Bürgermeister. Johannes würde dann keine ruhige Minute mehr haben und wir als seine Gastgeber auch nicht. Sie würden uns das Haus einrennen, nur um zu erfahren,was es mit dem Jungen auf sich habe und wie er den Admiral zu vertreiben gedenkt. Wenn uns Johannes wirklich helfen kann, dann soll er es in Ruhe und mit Bedacht versuchen, fürwahr.“

      „Klug gesprochen, Herr Schmied“, antwortete Leopold. „Also, meine liebe Grethe, gib dem Jungen bitte ein einfaches Hemd. Und wir alle werden zunächst schweigen über das, was wir gerade besprochen haben. Johannes soll in Ruhe darüber nachdenken dürfen, ob und wie er uns helfen kann. Und ich werde mich derweilen weiter um die Liste vom Admiral kümmern. Zwei Dutzend Pferde sollen übrigens neu beschlagen werden, wenn er zurückkommt.“ Leopold stand auf, verbeugte sich und ging wieder hinaus.

      „Der und schweigen!“, platzte Marie hinaus, „der ist nicht nur der größte Feigling im Dorf, sondern auch die größte Schwatzliesl!“

      „Höchstens die zweitgrößte,“ antwortete Gregor, „aber du hast Recht, wenn man ein Geheimnis möglichst schnell überall bekannt machen will, dann erzählt man es am besten dem Bürgermeister!“

      „Aber es stimmt“, sagte Mutter Grethe und hatte schon ein neues Hemd für Johannes zur Hand. „Es ist besser, wenn Johannes erst einmal nicht weiter mit seinem Puh-Lo-Wär auffällt.“

      Johannes zog sich also wieder um und sah durch das Fenster, wie der Bürgermeister seine Runde durch das Dorf fortsetzte. „Trotzdem sollten wir davon ausgehen, daß bald jeder im Dorf glaubt, daß Johannes der lang ersehnte Retter ist. Und wir sollten uns überlegen, wie wir damit umgehen. Lasst uns in Ruhe nachdenken“, meinte Jakobus in seiner bedächtigen Art und zog wieder an der Pfeife. Und es sollte tatsächlich nicht lange dauern, bis die Kunde vom vermeintlichen Retter im Dorf die Runde gemacht hatte.

       7. Der neue Held

      Es war am frühen Nachmittag als es an der Tür klopfte. „Jetzt geht es los“, sagte Marie und ging zum Fenster. „Es sind der Bäcker Georg und seine Frau, Helmut, der Schleifer, Bauer Franz mit seinem Sohn und ein paar andere, die ich nicht erkennen kann.“

      Mutter Grethe ging zur Tür und öffnete. Vor ihr standen gut zwei Dutzend Dorfbewohner, die offenbar von Bäcker Georg angeführt wurden.

      „Entschuldige die Störung, liebe Grethe“, begrüßte sie Bäcker Georg und tippte sich an seine Mütze, kam dann aber gleich zur Sache. „Ich weiß nicht, ob du es auch schon gehört hast, aber im Dorf geht ein Gerücht um. Stimmt es, daß ihr diesen Jungen bei euch aufgenommen habt und, daß er der Retter ist, den uns der Weise angekündigt hat?“

      Die anderen, die hinter Georg standen, reckten ihre Hälse und drängelten sich etwas weiter nach vorne, um besser ins Haus sehen zu können. Offenbar wollten sie einen Blick auf Johannes werfen, aber er war nicht zu sehen. Grethe baute sich vor Georg in der Tür auf, um klar zu machen, daß sie nicht wollte, daß die ganze Versammlung auf der Suche nach Johannes in ihr Haus stürmte.

      „Guten Tag, Georg“, antwortete sie. „Ist schon richtig, was ihr gehört habt, zumindest was den Jungen betrifft und, daß wir ihn bei uns aufgenommen haben. Er ist wohl von zu Hause ausgerissen und brauchte ein Dach über dem Kopf. Gregor hat ihn bei den Schafwiesen aufgelesen. daß er aber der Retter sein soll, das ist tatsächlich eher ein Gerücht, der Junge ist doch erst acht Jahre alt!“

      „Können wir ihn sehen, Grethe?“, fragte der Schleifer Helmut von weiter hinten.

      „Nein, nicht hier im Haus. Er ist bei Gregor und Jakobus

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