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und sein Untergebener in der Werkstatt. Miguel befahl dem Schmied, sich einen Stuhl zu nehmen und den vor dem Bundesrichter abzustellen, und zwar so, dass die Lehne auf jenen zeigte. Anschließend forderte er die beiden Handlanger auf, dem Amerikaner die Handschellen abzunehmen. Kaum von seinen Fesseln befreit, rieb sich Thomas ganz intuitiv die schmerzenden Handgelenke.

      “Tja, die Dinger tun schon recht unangenehm weh”, befand Miguel mit gespielter Leidensmiene, “und deshalb habe ich mir gedacht, dass Sie wesentlich besser damit leben können, wenn Sie mit Ketten gefesselt sind, weil Sie dieses Gefühl doch von Ihren Oberhemden mit steifen Manschetten kennen.”

      Anschließend wies er seinen Gefangenen an, sein elegantes Jackett und sein Oberhemd auszuziehen sowie Schuhe und Strüm­pfe.

      “Die goldenen Manschettenknöpfe können Sie mir geben”, meinte Miguel mit mütterlichem Unterton, “die werden noch gebraucht.”

      Thomas händigte sie ihm also aus, und der Drogenbaron steckte sie voller Genugtuung in seine Jackentasche. Die Bekleidung des Amerikaners ließ er anschließend in den Ofen der Werkstatt stecken und verbrennen.

      “Und nun knien Sie sich bitte vor den Stuhl und legen die Arme über die Lehne”, befand Miguel, alldieweil er Fernando mit einer Kopfbewegung bedeutete, dass der anfangen sollte.

      Thomas gehorchte aufs Wort und wartete nun angstvoll, was der Schmied mit ihm anstellen würde. Für einen Moment befürchtete er, dass man ihn mit glühenden Ketten fesseln würde. Aber dann verwarf er diesen Gedanken wieder, weil ihm einfiel, dass Miguel ihm ja noch einige Informationen entlocken wollte. Und glühende Eisen hätten ihn wahrscheinlich lebensgefährlich verletzt.

      Fernando holte nun diverse Eisenringe von der Wand und kramte etwas aus einer Schublade hervor. Anschließend kam er auf Thomas zu und legte sein Material vor dem Gefangenen auf der Sitzfläche des Stuhls ab. Der Schmied nahm an den Handgelenken Maß, legte die Eisenringe darum und hakte ein Kettenglied mit einem Scharnier und einem kleinen Schloss ein. Dadurch hatte man die Möglichkeit, es ähnlich einem Vorhängeschloss zu öffnen und auf diese Weise ganz nach Belieben die Länge der Verbindungsketten zu regulieren

      Als Fernando mit Thomas’ Händen fertig war, befahl er ihm aufzustehen, die Hände hinter den Kopf zu legen und den rechten Fuß auf die Sitzfläche des Stuhles zu stellen. Genau wie die Handgelenke fesselte er auch die Fußgelenke.

      Miguel wies ihn nun an, dem Bundesrichter ziemlich lange Verbindungsketten anzulegen, so lang, dass sie fast an eine Schleppe erinnerten.

      “Was für einen hübschen Schmuck Sie doch haben, Dr. McNamara”, meinte Miguel lächelnd und befahl ihm dann, mit den Händen hinter dem Kopf in den Hof hinauszugehen. Gleichzeitig sollten die beiden Handlanger die Ketten tragen.

      “Damit Sie sich nicht darin verheddern, Dr. McNamara”, meinte Miguel fürsorglich, “auf geht’s.”

       Im Hof hatten sich schon alle versammelt und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Die Handlanger postierten den Amerikaner nun in der Mitte zwischen zwei Holzpfählen und befestigten seine Fußketten ganz unten am Boden. Anschließend hakten sie ihm über Kopf die Verbindungsketten an seinen Händen so stramm an den Pfählen ein, dass Thomas sich wie ein Stück aufgespanntes Leder in der Sonne vorkam. Und fürwahr, die Sonne stach nur so vom strahlendblauen Himmel.

      Dann aber trat Miguel vor seinen Gefangenen und sah ihm demonstrativ in die Augen.

      “So, das hätten wir”, begann er, “dann können wir ja loslegen.

      Anschließend wandte er sich ein wenig zur Seite und meinte: “Aber vorher möchte ich noch eine kleine Erklärung abgeben. Liebe Anwesende, was ihr gleich sehen werdet, ist nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was jemandem blüht, wenn ich mich an ihm räche. Jeder, der sich gegen mich auflehnt, muss dafür bezahlen. Und für Dr. McNamara ist heute Zahltag.”

      Dann trat er ein Stück zurück, damit einer seiner Männer besser an den Gefangenen herankam. Der zückte sein Messer und zerschnitt ihm das Unterhemd, um es ihm besser vom Leib zu reißen zu können. Genauso verfuhr er mit der Anzughose und der Unterhose. Zuletzt zog er ihm sogar den Ehering vom Finger, den er dann feierlich Miguel überreichte. Der steckte ihn mit sichtlicher Genugtuung in eine kleine Tasche seiner Weste. Danach wandte sich der Drogenbaron an seinen Gegner mit der Frage, wie der sich denn jetzt fühle. Thomas schwieg, obwohl er sein Gegenüber am liebsten mit den übelsten Schimpfworten überschüttet hätte, und gleichzeitig schämte er sich entsetzlich wegen seiner Nacktheit.

      “Ich habe Sie was gefragt!”, fuhr Miguel ihn an, “also antworten Sie gefälligst!”

      “Wie soll ich mich wohl fühlen”, knurrte Thomas, “total entwürdigt, beschissen, misshandelt, suchen Sie sich was aus.”

      “Oh, misshandelt habe ich Sie noch nicht”, entgegnete Miguel, “aber wie ich sehe, haben Sie eine Menge Weitblick. Die Misshandlung kommt noch, verlassen Sie sich drauf. Und zwar werde ich Ihnen jetzt ein paar Peitschenhiebe verpassen, ich denke, zwanzig reichen für den Anfang. Schließlich muss es ja noch eine Steigerung geben.”

      Anschließend händigte ihm einer seiner Leute eine Peitsche aus. Miguel begutachtete sie prüfend, wobei allen Anwesenden klar war, dass er Thomas dadurch zusätzlich schocken wollte. Schließlich ging er noch einmal mit hämischem Grinsen um seinen Gefangenen herum. Dann aber blieb er an dessen Rückseite stehen und holte zum Hieb aus. Thomas hatte die Zähne zusammengebissen, um ja nicht schon beim ersten Hieb zu schrei­en, aber leise keuchen musste er trotzdem und kniff vor Schmerz die Augen zu. So sauste die Peitsche nun wieder und wieder gnadenlos auf seinen Rücken nieder, während Miguel ihn mit allen möglichen unflätigen Schimpfworten überschüttete. An der Art, wie der Drogenbaron mit dem Bundesrichter verfuhr, merkte man, was für eine große Wut der auf jenen hatte. Fast konnte man meinen, mit jedem Hieb schlüge Miguel fester zu, er kam immer mehr in Rage. Spätestens ab dem zehnten Hieb half auch Zähne zusammenbeißen nichts mehr. Thomas schrie vor Schmerz ein ums andere Mal laut auf. Als Miguel endlich fertig war, keuchte nicht nur sein Gefangener, sondern er auch selbst. Der Drogenbaron hatte wirklich seine Aggressionen abgebaut, ja, er hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes abreagiert. Anschließend kam er wieder um Thomas herum und baute sich ihm gegenüber auf. Dem liefen die Tränen vor Schmerzen nur so übers Gesicht.

      “Ja, es ist wirklich zum Heulen”, befand Miguel, “jetzt wissen Sie mal, wie es mir die ganze Zeit ergangen ist. Was für eine Quälerei. Aber das Eine schwöre ich Ihnen. Sie werden all die Qualen, die ich erlitten habe, auch erleiden.”

      Nun konnte sich Thomas allerdings nicht mehr beherrschen.

      “Du mieses, dreckiges Schwein!”, fuhr er den Kolumbianer an, “was weißt du schon von Qualen! Es geht bei dir doch nur um deinen gekränkten Stolz...”

      Weiter kam er nicht, weil Miguel ihm frontal ins Gesicht schlug und ihn anzischte: “Noch ein Wort mehr, und ich werde dir auf der Vorderseite ebenfalls zwanzig Hiebe verpassen. Und damit du noch ein wenig Zeit zum Nachdenken hast, wie man sich mir gegenüber ordentlich benimmt, wirst du bis zum Einbruch der Dunkelheit hier festgemacht bleiben. Hasta luego, Dr. McNamara.”

      Damit wandte er sich zum Gehen, und seine Leute verließen ebenfalls den Hof, um ihre täglichen Arbeiten wieder aufzunehmen. Thomas blieb also in der brennenden Sonne zurück, was auf seiner zu dieser Jahreszeit noch sehr blassen Haut recht schnell einen fürchterlichen Sonnenbrand verursachte. Durch die Wärme verlor er aber nicht so viel Körpertemperatur, weil er sonst nahezu lebensbedrohlich ausgekühlt wäre.

      Und all diese ganzen Schweinereien hat der Kerl auf Video aufnehmen lassen, dachte Thomas, das schlägt dem Fass wirklich den Boden aus. Wie mächtig und selbstsicher muss sich dieser Mann fühlen, dass er die Dreistigkeit besitzt, seine Verbrechen zu dokumentieren. Der hält sich wahrscheinlich für Gott. Ich frage mich bloß, warum der das macht. Wer ist schon so verrückt, dass er sich mit solch einem Material selbst ans Messer liefert?!

      Mal abgesehen davon, dass der Bundesrichter sich fühlte, als würde er in der Sonne geröstet, war die Stellung, in der Miguel ihn hatte fesseln lassen, extrem schmerzhaft und erschöpfte ihn sehr. Die zwei

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