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dias”, entgegnete Thomas abwartend und fügte auf Englisch an, dass das einige der wenigen Brocken Spanisch wären, die er beherrschte.

      “Nun, das stört mich überhaupt nicht, dass Sie nicht mehr Spanisch beherrschen. Aber es gibt da etwas anderes, was Sie sehr gut beherrschen, und das stört mich gewaltig. Ich denke, wir beide wissen, was ich meine.”

      Thomas schwieg.

      Es entstand eine Pause. Miguel musterte seinen Gegner und legte den Kopf auf die Seite. Danach aber fuhr er plötzlich nach vorn, packte den Bundesrichter erneut unsanft am Kinn und sah ihm frontal in die Augen.

      “Du mieses dreckiges Arschloch”, fauchte er ihn mit zusammengekniffenen Augen an, “hast versucht, mich hereinzulegen. Dein fettes Juristengehalt und deine Provision aus dem Handel mit diesem sehr wertvollen landwirtschaftlichen Produkt haben dir ja nicht gereicht. Nein, der Herr Dr. McNamara wollte die Nummer eins sein. Und dazu fährt der liebe Thomas nach Venezuela, um sich seinen Busenfreund Miguel persönlich zur Brust zu nehmen. Das Ganze wird dann noch gut getarnt als Versöhnungsaktion mit dem kleinen Bruder. Wie rührend. Und das haben die Trottel in New York dir auch noch geglaubt. Sogar befördert haben sie dich, wie charmant. Jetzt ist der Herr Dr. McNamara sogar Bundesrichter, was für ein ehrenvoller Job und obendrein unkündbar, weil man ihn auf Lebenszeit innehat. Ein Schweinehund mit Doppelleben auf dem Juristenthron Amerikas. Was für Hohn! Aber eins sage ich dir, Dr. Bundesrichter, ich habe auch einen Job für dich, den du auf Lebenszeit innehaben wirst, und zwar als mein Gefangener. Das ist noch viel interessanter, als in einem eurer Gefängnisse zu stecken, weil aufregender und überraschender.”

      Thomas schwieg auch weiterhin, weil er es für sinnlos hielt, diesem Mann hier irgendetwas zu entgegnen. Egal, was er sagen würde, es wäre immer verkehrt.

      “Und hat der Herr Doktor auch was dazu zu sagen?”, forschte Miguel lauernd nach.

      “Wir beide wissen ganz genau, dass wir keine Freunde sind und es ferner nie waren”, erwiderte Thomas, “nur beweisen kann ich das nicht. Was für ein genialer Schachzug von dir, Ramírez. Denn selbst wenn jemandem aufgefallen sein sollte, dass ich entführt wurde, so wirst du immer behaupten können, dass du dich an mir rächen wolltest, weil ich vorhatte, deine Position in der Organisation einzunehmen.”

      “Messerscharf geschlossen, McNamara, ich will mich dafür an dir rächen, dass du es beinahe geschafft hättest, mich auszuschalten. Niemand hat jemals zuvor mein kleines Imperium derart ins Wanken gebracht wie du. Wer anderes als ein enger Vertrauter hätte derart detaillierte Kenntnisse darüber haben können. Wir waren das perfekte Team. Noch nicht einmal Caín hatte ich dieses Geheimnis anvertraut, um ja kein Risiko einzugehen. Deshalb ist es logisch, dass er bei diesem Treffen mit Roy und Max in der einsamen Villa behauptet hat, ich sei dein Feind und hätte dich hereingelegt, indem ich dir bei deinem Besuch in Venezuela diesen Brief untergeschoben habe, wo ich behaupte, wir hätten dort ein persönliches Treffen vereinbart. Leider konntest du sowohl der Polizei als auch meinen Leuten entwischen. Denn keiner hatte damit gerechnet, dass dein Bruder Jeremiah, mit dem du im Streit lebtest, dich bei deiner Verhaftung heraushauen und mit dir durch den Dschungel fliehen würde. Dort verlor sich dann eure Spur, und es hieß, ihr wärt umgekommen.”

      “Was macht dich so sicher, dass ich hinter dem ganzen Chaos in deiner Organisation stecke?”, befand Thomas verärgert.

      “Das Chaos in meiner Organisation begann zu einer Zeit, als es theoretisch möglich war, dass du auf verschlungenen Wegen zurück in die Staaten gekommen warst”, entgegnete Miguel, “Caín hatte das schon ganz richtig eingestuft, dass man eigentlich nicht sicher sein konnte, dass du wirklich tot warst. Denn man hatte ja keine Leichen gefunden. Und das Chaos hörte schlagartig in dem Moment auf, als es diesen Mitschnitt der Unterhaltung von Caín mit Roy und Max in der einsamen Villa gab. Dass der erst gut vier Wochen später an die Öffentlichkeit kam, tut nichts zur Sache oder besser gesagt, es verstärkt meine Vermutung noch. Als du offiziell beweisen konntest, dass man dich hereingelegt hatte, brauchtest du keine Verwirrung mehr zu stiften. Für die Behörden war damit die Sache vom Tisch, nur für mich nicht. Du hättest nämlich jederzeit unvermutet und plötzlich wieder zuschlagen können...”

      “Was aber nicht geschah!”, fuhr der Bundesrichter seinem Gegenüber dazwischen, “warum regst du dich dermaßen auf?! Denn dir ist doch nichts passiert!”

      “Ach, jetzt machst du mir noch Vorwürfe?!”, fauchte der Drogenbaron, “ich soll mich wohl dafür entschuldigen, dass ich dieses kleine Treffen arrangiert habe, frei nach dem Motto ‘Oh Verzeihung, Dr. McNamara, da hab ich mich leider geirrt, ist mir ehrlich unangenehm. Natürlich können Sie sofort gehen.’ Ich sag dir jetzt mal was, du Mistkerl, und zwar, dass du einen perfekt ausgetüftelten Plan hattest. Dass ich dir dazwischenfunken konnte, war ein absoluter Glücksfall. Die Tatsache, dass du nach deiner Rehabilitierung nicht umgehend wieder aktiv geworden bist, würde ich mal so interpretieren, dass du zuerst Bundesrichter werden wolltest, damit du auch da die Nummer eins bist. Dann konntest du an dem Projekt ‘Miguel vernichten’ in Ruhe weiterarbeiten. Nur ein enger Vertrauter hätte solch umfassende Informationen über meine Organisation haben können. Um an die Konten zu kommen und diese zu manipulieren, musste man Punkt eins die Nummern und die Banken kennen. Aber was noch viel schwieriger herauszukriegen war, das war das Passwort. Ein Fremder hätte es niemals entschlüsseln können, weil ein bestimmter Satz dahinter steckte, der wiederum einen Zahlencode verschlüsselte. Und erzähl mir nicht, du hättest alle diese Sachen recherchiert und den Code geknackt.”

      “Nein, das habe ich nicht”, bestätigte Thomas und musste sich schwer beherrschen, um nicht zu grinsen, auch wenn seine Situation so hoffnungslos war. Aber bei dem Gedanken, dass das mal wieder eine ungelogene Aussage war, die den Gegner auf die falsche Fährte führte, hatte er schon seinen Spaß.

      Natürlich habe ich das nicht herausgekriegt, dachte er, sondern Peter hat die Recherchearbeit geleistet, Leo ist auf den entsprechenden Satz gekommen, er und Jeremiah haben den Code geknackt, und Cedric hat dann die Konten manipuliert. Das war wirklich übermenschlich, nämlich göttlich, und das sehe ich immer noch so, dass wir darin Gottes Hilfe erfahren haben. Allerdings war ich leider auch ein totaler Idiot, indem ich meinte, das Dossier wäre so eine Art Lebensversicherung. Im Gegenteil, es ist mein Verderben, weil ich dadurch furchtbar in der Klemme sitze.

      “Na also!”, fauchte Miguel den Bundesrichter an, “demnach bleibt dafür nur eine Erklärung übrig, und die lautet, dass wir Freunde waren und du Einblick in meine bzw. unsere Geschäfte hattest. Deshalb fange ich jetzt mit der Rache an, denn ich muss erst mal meine Aggressionen abbauen, damit ich nachts wieder entspannt schlafen kann. Später fahre ich dann mit dem Interview fort.”

      Und zu den beiden Handlangern meinte: “Bringt ihn rüber in die Schmie­de, und legt ihn in Ketten.”

       Die Männer packten Thomas umgehend und zerrten ihn hinaus. Als sie schon fast außer Hörweite waren, vernahm der Amerikaner noch, wie Miguel zu Caín sagte: “Und du trommelst die anderen Jungs zusammen. Sie sollen alle auf den Hof kommen und dabei zuschauen, wenn ich an McNamara ein Exempel statuiere.”

      Während ihn die Männer zu der Schmiede schleppten, wusste Thomas nicht, wovor ihm mehr graute... in Ketten gelegt zu werden oder der Tatsache, dass Miguel ihn in Gegenwart der ganzen Truppe fertigmachen wollte.

      Als der kleine Trupp an der Werkstatt ankam, beschlug der Schmied gerade ein Pferd. Weil er im Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, blickte er kurz auf und murmelte: “Ich bin gleich fertig, bringt ihn schon mal rein.”

      Also zerrten die Burschen Thomas in die Schmiede und warteten ungeduldig, bis der Handwerker endlich erschien. Währenddessen hatte der Amerikaner Gelegenheit, sich ein wenig umzuschauen. Die Wände waren weiß gestrichen. An der einen Seite hingen an Nägeln Hufeisen in verschiedenen Größen. Aber an der gegenüberliegenden Seite hingen Ketten in diversen Längen und runde Eisenteile, ähnlich Rohrringen, die man genau auf den Umfang eines Handgelenkes einstellen konnte.

      “Dauert’s noch lange?!”, beschwerte sich schließlich einer der Handlanger, die Thomas festhielten.

      Aber noch ehe der Schmied antworten konnte, hörten die drei Männer,

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