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Daraufhin machten sich die Acht auf zu Hans’ Haus. „Können wir mal mit Hans sprechen?“ wollte Alfred von dessen Mutter wissen. „Meinetwegen. Hans, komm doch mal!“ rief sie. Kurz darauf kam Hans zur Tür. „Gehst Du ein wenig mit in die Stadt?“ fragte ihn Alfred mit scharfem Blick. „O.k.“ Hans zog seine Schuhe an und folgte ihnen. Alfred führte sie zum Main. „So, mein Freund! Aufhören, was? Keine Lust mehr! Uns verraten!“ Hans erschrak. „Ich habe Euch nicht verraten“, stammelte er. „Aber Du wirst es tun, wenn wir Dich nicht daran hindern“, prophezeite Alfred. Hans erblaßte. „Kann Alfred etwa Gedanken lesen?“ überlegte er sich. Viel mehr dachte er nicht mehr, weil Sekunden später bereits Schläge und Tritte auf ihn niederprasselten. „Hört auf!“ schrie Hans. Das waren seine letzten Worte. Die Anderen packten ihn und schmissen ihn in den Main. „So, entweder lernst Du jetzt schwimmen, oder Du lernst es nie mehr!“ brüllte ihm Berthold spöttisch hinterher. Als sie seinen Kopf nicht mehr sahen, zogen sie ab. Wenig später saßen sie bereits wieder im „Führerbunker“ und diskutierten, ob man Oliver Schricker in Karls Gruppe aufnehmen sollte oder nicht. Am Ende erklärte Alfred: „Meinetwegen könnt Ihr ihn in Eure Gruppe aufnehmen. Seid aber vorsichtig! Es kann leicht sein, daß es sich bei ihm um einen Polizeispitzel handelt! Eines ist aber klar: Er wird auf gar keinen Fall bei einer Sitzung im „Führerbunker“ teilnehmen und auch nie erfahren, daß wir zusammengehören. Habt Ihr das kapiert?“ Karl, Berthold und Steffi nickten. Damit war die Sitzung beendet. Als Alfred nach Hause kam, wartete eine böse Überraschung auf ihn. „Scheiße! Bullen!“ dachte er sich, beschloß aber, trotzdem hinzugehen. „Guten Abend, Herr Herres! Wir haben vor einer halben Stunde die Leiche des fünfzehnjährigen Hans Seiler gefunden. Seine Mutter sagte uns, daß Sie und Ihre Freunde ihn abgeholt haben. Ist das richtig?“ erkundigte sich der Polizist. Alfred stellte sich dumm: „Was! Hans ist tot! Ach du meine Güte!“ Er schluckte und senkte den Kopf. „Herr Herres! Haben Sie ihn abgeholt?“ Alfred tat, als würde er nachdenken. „Ja, natürlich.“ Er stockte. „Entschuldigen Sie, ich kann das immer noch nicht fassen.“ „Schon gut“, erwähnte der eine Polizist. „Lassen Sie sich ruhig Zeit!“ „Also, wir sind mit ihm in die Stadt gegangen. Dann sagte er, daß er nun endlich das Schwimmen lernen wolle. Darum liefen wir zum Main. Er schwamm, ja er schwamm echt gut. Wir wollten gehen und er meinte, er wolle noch ein wenig schwimmen. Und jetzt das!“ „Vielen Dank für Ihre Auskunft. Wiedersehen!“ verabschiedeten sich die Polizisten. „Es wird schleunigst Zeit, unterzutauchen“, stellte Alfred fest.

      Es war kurz vor halb zehn Uhr abends, als Witts Handy klingelte. „Hallo. Hier Witt“, meldete er sich. „Ja, hier spricht Alfred.“ „Alfred, das ist aber eine Überraschung“, freute sich der zukünftige Terrorist. „Schön, daß Du anrufst.“ „Also, ich könnte jetzt einen Kontakt zwischen Euch und den Brandstiftern herstellen. Dazu müßte ich aber noch wissen, ob sie bei Euch richtig untertauchen können“, stellte Alfred klar. „Natürlich. Sobald sie in der BAF sind, wird die Öffentlichkeit sie aus den Augen verlieren“, versprach Witt. „Gut. Dann treffen wir uns morgen um zehn Uhr vormittags an der U-Bahn-Station Hessenplatz auf Gleis 4“, entschied Alfred. „Bringst Du die Leute gleich dorthin mit?“ erkundigte sich Witt. „Mal sehen“, wiegelte Alfred ab und legte auf. Alfred rief die sieben Anderen an und teilte ihnen mit, daß man sich am nächsten Tag um 9.45 Uhr an der U-Bahn-Station Hessenplatz treffen würde. An der Tatsache, daß ihn niemand nach dem Grund fragte, erkannte Alfred, welches Ansehen er in der Gruppe genoß. Das machte ihn mächtig stolz. Am Tag darauf standen sie tatsächlich zu acht an der U-Bahn-Station und schauten. „Worauf warten wir eigentlich“ wollte Wolfgang wissen, dem das alles ein wenig komisch vorkam. „Wirst Du gleich erfahren“, antwortete Alfred, weil er die drei Männer soeben kommen sah. „He, das sind doch die drei Typen, mit denen Du in der Kneipe geredet hast“, erinnerte sich Anke. „Warten wir etwa auf die?“ „Kluges Köpfchen“, lobte Alfred sie. „Guten Morgen, Alfred. Wo sind jetzt unsere Leute?“ begrüßte ihn Höller. „Stehen alle vor Ihnen“, meldete Alfred grinsend. „Du willst uns wohl verarschen. Wir wollen hier nicht mit ein paar jungen Leuten reden, sondern die Brandstifter kennenlernen“, schimpfte Ohlmann. „Das eine schließt ja das andere nicht aus“, gab Alfred belustigt von sich, da es ihm wahnsinnig Spaß machte zu sehen, wie gedankenlos die Terrorbosse auf einmal waren. Witt war der Erste, dem ein Licht aufging. „Ach, ich verstehe! Ihr seid das!“ rief er überrascht aus. „Wollen Sie’s nicht gleich in ganz Frankfurt rumschreien?“ motzte Alfred. „Entschuldigung“, bemerkte Witt. „Da ist es ja gut, daß wir heute mit zwei Autos gekommen sind“, fand Höller, dem es imponierte, daß jene jungen Leute die gesuchten Brandstifter waren, da er viel von guter Jugendarbeit hielt. „Moment! Was geht hier eigentlich vor?“ mischte sich Wolfgang ein. „Ach, Du hast Deinen Freunden noch nichts gesagt?“ wollte Witt wissen. „Nein“, antwortete Alfred. Dann begann er: „Also, als ich gestern abend nach Hause kam, warteten die Bullen schon auf mich. Sie erzählten mir, daß Hans im Main ertrunken ist und daß seine Mutter ausgesagt hatte, wir hätten ihn abgeholt.“ Gespannt hörten ihm alle zu. „Ich stellte mich schockiert und teilte ihnen mit, daß er das Schwimmen gelernt hatte, als wir noch mit ihm zusammen waren und daß wir wenig später gegangen sind, während er noch ein wenig schwimmen wollte.“ „Und das haben sie Dir geglaubt?“ fragte Karl. „Vorläufig schon. Aber wenn sie bei der Obduktion feststellen, daß er Schläge und Tritte abbekommen hat, dann werden wir sehr verdächtig. Darum habe ich mich an meine Freunde (er deutete auf die drei Männer) gewandt, weil die uns helfen können“, erläuterte Alfred. „Was wir auch tun werden“, versicherte Witt. „Also, fahren wir!“ „Wohin fahren wir?“ erkundigte sich Ernst. „An einen sicheren Ort“, lautete Alfreds Antwort. Vier stiegen zu Witt und Ohlmann in den Wagen, vier setzten sich in Höllers Auto. Die drei Terrorbosse der BAF waren sehr zufrieden. Endlich hatten sie die Frankfurter Brandstifter in den eigenen Reihen. Schnell hatten sie den Schock, daß es sich dabei eigentlich noch um Kinder handelte, verdaut. Häuser anzünden konnten sie jedenfalls!

      „Ich habe da soeben etwas Interessantes erfahren“, erzählte Wagner. Wasold und Lose lauschten gespannt. „Der Junge, den wir gestern tot aus dem Main gefischt haben, hatte Prellungen und blaue Flecken, was bedeutet, daß er wahrscheinlich getreten und geschlagen worden ist. Ich habe gestern zwei Kollegen zu Alfred Herres geschickt, weil die Mutter des Jungen gesagt hatte, daß ihr Hans von Alfred und einigen Anderen abgeholt worden ist. Herres hat den Kollegen erklärt, daß Hans das Schwimmen gelernt hatte und noch ein wenig im Main schwimmen wollte, während er und die Anderen wieder in die Stadt gegangen sind. Unsere Kollegen meinten, Herres wäre ganz schockiert gewesen und hätte seine Tränen unterdrücken müssen.“ „Nun, dann werden wir unserem Schauspieler mal auf den Zahn fühlen“, entschied Lose. Eine halbe Stunde später standen sie vor seiner Tür und klingelten. Nichts tat sich. „Entschuldigung! Wollen Sie zu dem Herres?“ wollte eine alte Frau wissen, die gleich daneben wohnte. „Ja“, antwortete Wasold knapp. „Da werden Sie kein Glück haben. Der ist nämlich heut schon um halb zehn aus dem Haus gegangen“, teilte sie den Polizisten mit. „Sie wissen nicht zufällig, wo er hin sein könnte?“ erkundigte sich Lose. „Bestimmt nicht zum Arbeiten“, sagte die alte Frau lachend. „Am besten fahren Sie ein wenig in der Innenstadt herum. Dort werden Sie ihn sicherlich finden, weil er immer irgendwo mit seinen Freunden herumlungert.“ „Vielen Dank für Ihre Hilfe“, verabschiedete sich Wasold. Also fuhren sie in die Stadt. Nachdem sie dreimal in der Innenstadt hin und her gefahren waren und sich den Unmut der Menschen in der Fußgängerzone zugezogen hatten, vermutete Lose enttäuscht: „Der hat wohl was läuten gehört und die Flucht ergriffen.“ „Moment! Mir ist gerade etwas eingefallen!“ rief Wasold. „Na, das will was heißen“, spottete Lose. Wasold hörte gar nicht zu, sondern fuhr zum Haus von Hans Mutter. „Was willst Du denn dort?“ wunderte sich Lose. „Ihr sagen, daß ihr Sohn geschlagen worden ist?“ „Quatsch. Wirst schon sehen“, brummelte Wasold und klingelte. „Guten Tag, Frau Seiler. Ich hätte da noch eine Frage: Mit wie vielen Leuten war Hans meistens zusammen?“ erkundigte sich Wasold, als Frau Seiler geöffnet hatte. „Einen Augenblick. Lassen Sie mich kurz überlegen. Wissen Sie, das ist so eine richtige Clique und Alfred ist der Boß. Warten Sie. Acht und Hans. Genau. Ich habe sie einmal gezählt, weil ich wissen wollte, ob es immer die Gleichen waren oder nicht. Ich bin mir ganz sicher. Mit Hans waren sie neun“, behauptete sie. „Vielen Dank, Frau Seiler. Sie haben uns sehr geholfen“,

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