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Logik allein haben wir noch nie jemand hinter Gitter gebracht“, stellte Wagner klar. „Ihr seid schon lange im Geschäft und wißt, daß Ihr ohne stichhaltige Beweise keine Chance habt. Außerdem schaut uns in diesem Fall die ganze Welt auf die Finger. Darum dürfen wir uns keinen Fehler erlauben und auf gar keinen Fall die Falschen einsperren“, fügte er hinzu.

      Als Wasold und Lose Wagners Büro verlassen hatten, kam Oliver Schricker (alias Andreas Fierer) zur Bürotür herein. „Gar nicht gewußt, daß ich heute Tag der offenen Tür habe“, wunderte sich Wagner. „Ach, der Herr Nazi schaut auch mal bei mir vorbei.“ „Hören Sie mir bloß auf. Mir reicht es schon, wenn ich auf der Straße ständig beschimpft werde“, klagte Schricker.“ „Eigentlich war ja abgesprochen, daß Sie nicht mehr hierher kommen, von wegen eigener Sicherheit und so“, bemängelte Wagner. „Sie glauben doch wohl nicht, daß ich auf Euren Anrufbeantworter spreche“, erwiderte Schricker. „Ach, da ist mir ja ein großer Fehler unterlaufen!“ rief Wagner und gab Schricker seine Handynummer. „Aber wenn Sie schon mal hier sind, dann können Sie mir ruhig etwas erzählen“, forderte Wagner seinen Gast auf. „Also, ich hab mich da so einer Gruppe mit vier Leuten angenähert, die mich von Anfang an akzeptiert haben. Am Ende habe ich sie gefragt, ob ich bei ihnen mitmachen könnte. Sie wollten es mir bald mitteilen, aber ich habe von ihnen nichts mehr gehört und gesehen.“ „Ein bißchen mager“, zeigte sich Wagner enttäuscht. „Ja soll ich etwa zu den Leuten hingehen und sagen: Hey, ich kann voll super Kanackenhäuser anzünden, oder was?“ erregte sich Schricker. „Wäre einen Versuch wert gewesen“, spottete Wagner. Doch auf einmal fiel ihm etwas ein. „Kommen Sie mit!“ Gemeinsam fuhren sie zu Hans’ Leiche, wobei Schricker eine Brille und eine Mütze trug, um nicht aufzufallen. „Und, kennst Du den?“ fragte Wagner, auf Hans toten Körper deutend. „Natürlich!“ stieß Schricker hervor. „Der war einer von den Vieren, mit denen ich zusammen war. Allerdings war er sehr ruhig und irgendwie gleichgültig. Hat man ihn etwa umgebracht?“ „Möglicherweise“, antwortete Wagner. „Also hatte Wasold doch Recht.“ „Womit?“ erkundigte sich Schricker. Wagner erklärte ihm Wasolds Theorie. Schricker nickte. „Jetzt sind sie wahrscheinlich untergetaucht. Darum habe ich niemanden mehr von ihnen gesehen.“ Sie fuhren wieder zurück ins Polizeipräsidium. Wagner ließ Wasold und Lose in sein Büro kommen. „Heute schon gekämmt?“ witzelte Lose, als er Schricker sah. „Heute schon rasiert?“ konterte jener mit einem grinsenden Blick auf Loses Stoppel im Gesicht. „Wenn Sie mit dem Nettigkeiten austauschen fertig sind, dann hören Sie mir bitte zu“, bat Wagner um Aufmerksamkeit. „Herr Wasold hat mit seinen Vermutungen mit großer Wahrscheinlichkeit Recht. Da Herr Schricker den Toten als Mitglied der Gruppe identifizierte, mit der er an einem Abend zusammen war, ist die Zwei-Gruppen-Theorie bewiesen. Auch die neun und später fünf sowie sechs Molotow-Cocktails sind so zu erklären. Bei Simbecks Tod haben wir nur Mutmaßungen, die aber durchaus richtig sein können. Der Tod von Hans Seiler scheint ebenfalls auf Fremdeinwirkung zurückzuführen zu sein.“ Auf einmal sah die Sache schon ganz anders aus. Zwar fehlten nach wie vor die stichhaltigen Beweise, aber immerhin hatten sich Wasolds Mutmaßungen bestätigt. „Wie gehen wir nun vor?“ wollte Lose wissen. „Wir werden Steckbriefe in der ganzen Stadt anbringen“, entschied Wagner. „Das bringt nichts. Wir haben nicht einmal die Namen der Gesuchten, wenn man mal von Herres absieht“, mischte sich Wasold ein. Leider hatte er Recht. „Ja, da wird unser Herr Schricker ein wenig Arbeit bekommen. Schließlich soll er ja das Nazileben nicht nur genießen“, witzelte Wagner. „Ich geh ja schon“, machte Schricker genervt deutlich und verließ das Büro. „Ja, viel mehr können wir im Moment nicht tun. Wir haben Tatverdächtige, die untergetaucht sind, viele Tote, unbrauchbare Zeugen und viel Kleinarbeit vor uns“, bilanzierte Wagner ernüchtert. Wasold und Lose wußten, worauf er hinauswollte. Es würde sehr schwer werden, den potentiellen Tätern ihre Taten nachzuweisen.

      „So, da wären wir“, gab Witt bekannt, als sie vor einem Schloß hielten. „Das ist unsere Einsatzzentrale und unser Ausbildungslager.“ „Was für eine Einsatzzentrale?“ wollte Steffi wissen. „Noch ein bißchen Geduld“, bat Witt. „Ihr werdet noch früh genug eingewiesen.“ Zunächst aber zeigte er ihnen ihre Schlafräume und führte sie im Schloß umher. Nicht wenig erstaunt waren die Männer und Frauen, als sie die Jugendlichen sahen. „Seit wann haben wir hier einen Kindergarten?“ scherzte einer. „Paß auf was Du sagst! Sonst wirst Du Dich sehr bald entschuldigen müssen“, warnte ihn Witt. Nach dem Rundgang brachte Witt seine acht neuen Mitarbeiter in ein Zimmer. Dort begann er, sie auf ihre künftigen Aufgaben einzustimmen. „Also, ab heute seid Ihr Mitglieder in der braunen Armee Fraktion, der BAF.“ „Wie kommen wir zu der Ehre?“ fragte Helmut. „Na hört mal. Wer hat es denn in den letzten Jahrzehnten gewagt, drei Ausländerhäuser anzuzünden und sich Gefahrenquellen aus dem Weg zu schaffen?“ erwähnte Witt, was die Acht doch recht stolz machte. „Wir werden ab nächster Woche überall in Deutschland Aktionen starten. Ausländische Einrichtungen zerstören, Ausländer wegschaffen, Ausländerfreunde bekämpfen und versuchen, ein Viertes Reich zu schaffen.“ Da leuchteten die Augen der acht Freunde, als sie jene Worte hörten. Schließlich wollte die BAF all das machen, was sie selbst auch vorhatten. Natürlich war es viel leichter, wenn eine ganze Organisation hinter einem stand. Auch Alfred hatte seine Bedenken abgelegt und akzeptierte es, daß er nur noch einer von Vielen sein würde. „Manchmal muß man auf etwas verzichten, wenn man ein großes Ziel erreichen will“, dachte er sich. Außerdem war seine Gruppe in der BAF gut aufgehoben. „Ab heute bekommt Ihr neue Namen“, erzählte Witt. „Darum will ich auch gar nicht Eure ehemaligen Namen wissen.“ Alfred bekam den Namen Blut, Helmut hieß ab sofort Eisen, Karl wurde zu Herz, Berthold zu Mut, Wolfgang erhielt den Namen List, Steffi wurde Kraft genannt, Anke hieß nun Blitz und Ernst wurde in Gefahr umgetauft. Es sollte sich recht bald herausstellen, wie täuschend jene Namen waren. Kurz darauf wurden die Acht in einen riesigen Saal geführt, wo schon alle anderen zukünftigen Terroristen auf sie warteten. „Wir dürfen heute acht neue Mitglieder in unserer Organisation begrüßen“, begann Witt. Gemurmel machte sich breit. „Es sind ganz besondere Leute, die Unglaubliches geleistet haben.“ Allmählich wurden die Leute hellhörig. „Ihr habt doch bestimmt von den Brandanschlägen in Frankfurt gehört, bei denen 27 Ausländer ums Leben gekommen sind?“ erkundigte sich Witt. Jetzt wußten alle, worauf er hinauswollte. „Heißt das, daß die die Häuser angezündet haben?“ wollte einer wissen. „So ist es“, antwortete Witt. Da standen die gut 200 Männer und Frauen auf und klatschten begeistert. Sie wußten, daß Witt die Wahrheit sagte, weil er den Dingen immer auf den Grund ging und keine Zweifel offenließ. „Das bedeutet, daß das ZDF einen Brandstifter interviewt hat“, stellte ein junger Mann fest. Damit hatte er Recht. Natürlich war das Mißtrauen der „Schloßbewohner“ nun mit einem Schlag verschwunden und in Bewunderung umgeschlagen. „Schwört Ihr, der BAF Euer ganzes Leben lang die Treue zu halten und für ihre Ziele bis zu Eurem Tod zu kämpfen?“ fragte Witt die Acht. „Wir schwören“, verkündeten alle acht gemeinsam mit lauter Stimme.

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