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fügte er hinzu. „Mir haben sie dasselbe geschrieben. Sie meinen, Kultur wäre uninteressant. Im gleichen Atemzug weisen sie aber darauf hin, daß sie sich schon auf ein Buch von mir freuen und sie machen mir ausdrücklich klar, daß kein Buch einer Zensur unterliegt. Komisch“, fand Daniel. „Bei mir ist es auch nicht besser. Sie schreiben, ich solle mir einen richtigen Mann mit einem vernünftigen Beruf suchen“, las Bärbel vor. „Was hat das Finanzamt damit zu tun? Was soll das Ganze? Wollen sich jetzt diese Bürokraten in alles einmischen, oder was? Hat man nicht einmal mehr das Recht, sich seinen Beruf selbst auszusuchen?“ wunderte sich Klaus. „Sieht so aus. Na ja, uns kann das egal sein. Von diesen Psychopathen lassen wir uns nichts vorschreiben. Diesen Brief drucke ich auch in meinem Buch“, entschied Daniel. „Da wäre ich vorsichtig. Die hecken irgendwas aus. Es macht mich verdammt stutzig, daß sie ausdrücklich betonen, daß es keine Zensur gibt. So, als wollten sie uns locken, alle unsere Gedanken öffentlich zu machen, um uns dann in die Pfanne zu hauen.“ „Genau. Die erkennen auf diese Art und Weise ihre Gegner und verfolgen die dann mit aller Rücksichtslosigkeit“, vermutete auch Bärbel. „Und wenn schon? Wir müssen kämpfen. Und wenn wir schon die Möglichkeit haben, unsere Gedanken zu veröffentlichen, dann müssen wir sie auch nutzen. Egal, ob wir damit ein großes Risiko eingehen oder nicht“, behauptete Daniel. Damit hatte er seine beiden Freunde auf den gefährlichsten Kurs eingeschworen, doch der war wohl die einzige Möglichkeit, irgendwie vielleicht doch etwas zu bewegen und in andere Bahnen zu lenken. „Es ist schon verrückt: Fast alle Menschen im Land hassen diese Staatsbürokratie, aber keiner traut sich, etwas dagegen zu unternehmen. So wie es wohl damals in der Hitlerzeit war“, glaubte Bärbel. „Nein, ich denke, das kann man wirklich nicht vergleichen. Gut, die meisten Bürger werden schikaniert, Aber deshalb noch lange nicht umgebracht“, widersprach Klaus. „Das nicht. Aber manchmal kann seelische Folter grausamer als körperliche sein“, warf Daniel ein. „Möglich, aber wir sollten doch nicht zu sehr übertreiben. Dieser Brief heute, na ja, der ist schon eine Frechheit und das werden wir diese Leute auch spüren lassen. Aber man darf das noch nicht verallgemeinern und sagen, wir wären von lauter Feinden umgeben“, erläuterte Klaus. Während sich Bärbel in die Küche zurückzog und über den Inhalt des Briefes nur noch lachte, diskutierten Klaus und Daniel weiter. „Was haben die vor? Wollen die uns verunsichern, oder verlangen sie, daß wir uns in ihr System eingliedern?“ fragte sich Daniel. „Scheißegal. Tatsache ist, daß sie den Krieg begonnen haben“, stellte Klaus klar, dem auf einmal der Gedanke gekommen war, dieser Brief wäre beleidigend. „Was ist denn mit Dir auf einmal los?“ „Ich war wohl doch zu naiv. Wir werden ihnen die passende Antwort geben“, versprach Klaus und zog sich dann zurück um nachzudenken. Zwar wußte er nicht, an welche Antwort er da dachte, aber er war fest davon überzeugt, daß ihm noch früh genug etwas einfallen würde. Zunächst galt es, den ersten Schock zu verdauen. Natürlich konnte Klaus nicht wissen, daß Tausende von Menschen einen Brief mit ähnlichem Inhalt erhalten und sich genauso wie er darüber aufgeregt hatten. Doch den Bürokraten machte das nichts aus. Sie hatten einkalkuliert, daß sie sich damit Feinde machen würden und genau das wollten sie auch. Für sie war es nämlich nun wichtig, Freund und Feind zu unterscheiden. Freund hatte nichts zu befürchten, während Feind verfolgt werden sollte. Klaus, Daniel und Bärbel gehörten zweifellos zu letzterer Rubrik.

      „Einfach phänomenal. Großartig. Gigantisch!“ ließ Kurz verlauten. „Was ist denn so toll?“ wollte Schaukle wissen. „Hört mal alle her! Ich habe hier einen Brief von einem gewissen Bertram Opla. Der Name wird Euch sicherlich nichts sagen, aber sein Vorschlag ist phänomenal. Er schreibt nämlich, wir sollten ein Gesetz erlassen, das es Bürokraten ermöglicht, sich scheiden zu lassen, ohne Alimente oder ähnlichen Scheiß zahlen zu müssen.“ „Hurra! Das machen wir! Dann bin ich meine Alte endlich los!“ freute sich Zwink. „Geil. Dann brauch ich mein Krokodil doch nicht erschießen!“ jubelte Tecker. Damit hatten sie schon die absolute Mehrheit und da auch die beiden Anderen nichts dagegen hatten, wurde das neue Gesetz umgehend verabschiedet. „Ein wahrhaft kluger Kopf, dieser Opla“, bemerkte Schaukle. „Na ja, vielleicht sollten wir ihn in unser Team aufnehmen. Er hat bestimmt noch mehr so tolle Ideen“, vermutete Elesser. „Gute Idee. Aber eigentlich sind wir Fünf schon genügend Machthaber“, warf Tecker ein. „Stimmt. Aber das ist auch kein Problem. Machen wir diesen Opla halt ganz einfach zu unserem Berater“, schlug Kurz vor. „Warum nicht? Der hat eh nen tollen Werbespruch für sich. Hoppla, da kommt der Opla“, spottete Zwink. Gelächter kam auf. „Na ja, alles gut und schön, aber es könnte doch auch sein, daß dieser Mann uns dieses Gesetz nur aus Eigennutz vorgeschlagen hat“, gab Tecker zu bedenken. „Aber Günther, Du weißt doch, daß wir alle Gesetze, die wir verabschieden, nur aus Eigennutz machen. Allerdings ist ein Berater ein wenig erbärmlich. Drei sollten es schon sein“, fand Kurz. „Genau. Aber wer?“ fragte Schaukle in die Runde. „Machen wir uns doch keine Probleme, wo überhaupt keine sind. Der Opla muß schließlich mit den beiden Leuten zusammenarbeiten. Soll er sie doch selbst aussuchen“, forderte Zwink. „Hervorragend. Dann wäre diese Sache auch erledigt. Kommen wir nun zu etwas Anderem: Es geht massenhaft Post bei uns ein. Lauter Schikanen, die sich unsere bürokratischen Freunde für die Bevölkerung einfallen haben lassen“, berichtete Elesser. „Prima. Um die Post soll sich Opla mit seinen Leuten kümmern. Dann haben die auch genug zu tun“, stellte Tecker fest. „Genau. Nicht daß wir auf einmal auch noch arbeiten müßten“, stammelte Kurz entsetzt. „Dazu darf und wird es nicht kommen. Also gut. Die Beschwerden der Bürger häufen sich, die Knüppel der Polizisten schlagen sich so durch, eigentlich alles in Ordnung. Ich denke, wir können mit uns zufrieden sein“, resümierte Zwink. Alle klatschten. „Laßt uns etwas trinken und erholen!“ bat Kurz. So setzten sie sich und ließen sich ein wenig vollaufen. Mit der Zeit wurde es natürlich lustig. „Jungs, was haltet Ihr davon, wenn wir jetzt nacheinander die Judith ficken?“ wollte Kurz wissen. „Auf geht’s. Rein in die Uschi, äh, in die Muschi!“ rief Tecker. „Laßt es gut sein, Jungs! Der einzige Ständer, den Ihr habt, das ist der Kleiderständer zuhause“, erwiderte Judith. „Von wegen! Mit diesen tollen Viagrapillen steht sogar mein Langer wieder“, behauptete Kurz. „Da kann ich ja nur noch lachen. Als ob der Kurz einen Langen hätte“, scherzte Zwink. „Das muß ich mir nicht bieten lassen. Ich fordere Dich zum Duell auf. Du darfst die Waffen wählen“, lallte Kurz. „Gut, wer am weitesten pissen kann, hat gewonnen.“ „Einverstanden.“ So ließen also zwei der fünf mächtigsten Menschen im Land ihre Hosen runter und veranstalteten ein Weitpissen. Das entschied Kurz souverän für sich und kehrte so als strahlend voller Sieger zurück. „Ich habe gewonnen“, frohlockte er glückselig. „Aber auch nur, weil der Rüdiger Dich voll gepißt hat, anstatt in die andere Richtung zu schiffen“, entgegnete Schaukle. „Na und? Kann doch ich nichts dafür, wenn der schon zu besoffen ist“, wiegelte Kurz ab. Mit der Zeit wurden sie alle müde und wenig später schnarchten sie um die Wette. Deutschlands höchste Bürokraten schliefen ihren Rausch aus. Hätten das ihre Gegner gewußt, dann hätten sie wohl die einmalige Chance genutzt und der Staatsbürokratie ein schnelles und schmerzloses Ende bereitet. Aber so schlummerten die Besoffenen friedlich vor sich hin. Am besten schlief Elesser, der es gelungen war, nicht von den eigenen Kollegen gefickt zu werden.

      „Hey, toll! Ich habe Post von den Machthabern bekommen“, freute sich Bertram, als er ins Amt kam. „Du bist wahrscheinlich der Einzige, der sich über so etwas freut“, mutmaßte Gerhard. „Na klar, schließlich geht es um meine drachenfreie Zukunft.“ „Lies doch mal vor, was sie geschrieben haben!“ bat ihn Ulrike. „Meinetwegen. „Sehr geehrter Herr Opla, das bin ich. Wir freuen uns sehr, Ihnen mitteilen zu können, daß wir Ihren Vorschlag einstimmig angenommen haben.“ „Was heißt das?“ erkundigte sich Ulrike. „Daß einer von den Fünfen dafür ist“, antwortete Gerhard. „Ihr Vorschlag wird in einen Gesetzestext gefügt, der so schnell wie möglich öffentlich gemacht und damit gültig wird.“ „Und was heißt das?“ mischte sich Ulrike wieder ein. „Daß das Gesetz in ein bis zwei Jahren wirksam wird“, erklärte Gerhard, was Bertram doch ein wenig störte. „Seid doch mal ruhig und hört zu! Ich lese weiter: Außerdem haben wir uns entschieden, daß Sie mit sofortiger Wirkung unser Berater werden.“ „Hä?“ murmelte Ulrike. „Also entweder waren die fünf Machthaber besoffen oder Bertram kann nicht lesen“, lästerte Gerhard ungläubig. „Nein, das steht wirklich so da. Bitte kommen Sie, sobald Sie diesen Brief erhalten, nach Berlin, wo wir schon

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