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„Hurra, ich bin im siebten Himmel!“ jubelte Bertram. „Schön für Dich“, nuschelte Gerhard ein wenig mißmutig. „Nein, das ist auch schön für Euch. Denn Euch Beide nehme ich auch mit.“ „Wirklich?“ „Klar, da steht doch, daß ich zwei Personen auswählen kann. Und die seid Ihr.“ „Du bist ein Schatz.“ Ulrike fiel ihm um den Hals. „Heute ist mein Glückstag. Erst die Nachricht, daß das neue Gesetz bald kommt, was bedeutet, daß ich meine Alte endlich wegschmeißen kann und dann noch die Mitteilung, daß ich ganz nach oben komme. Wahnsinn!“ stöhnte Bertram. „Und was müssen wir als Berater der Machthaber machen?“ erkundigte sich Gerhard. „Scheißegal. Wir kriegen einen Haufen Kohle, ein schönes Haus und haben ausgesorgt. Ich denke, wir werden weiter so tolle Gesetzvorschläge machen sollen“, vermutete Bertram. „Aber soll ich wirklich meine Familie hier alleine lassen?“ überlegte sich Gerhard. „Na klar. Scheiß auf Deine Familie! Was willst Du denn mit Deiner Frau? Die ist fast so fett wie meine.“ „Aber meine Frau ist schwanger.“ „Das ist ja fast genauso schlimm. Noch so ein schreiendes Balg, das Dir die Freizeit versaut. Das mußt Du Dir wirklich nicht mehr antun. Und Deine beiden anderen Kinder können schon alleine für sich sorgen.“ „Sie sind fünf und sieben.“ „Siehst Du? Ist doch alles kein Problem. Was willst Du denn mit einer Familie? In Berlin gibt es Unmengen von Nutten. Da kaufst Du Dir jeden Tag eine Andere und brauchst Dich nicht um Hausaufgaben oder Haushaltsgeld kümmern. Außerdem kannst Du Dich nach dem neuen Gesetz eh problemlos scheiden lassen.“ „Bertram, ich danke Dir. Du hast vollkommen Recht. Von meiner Frau habe ich sowieso die Nase voll. Die hat letztens sogar gesagt, unser Hund sehe schöner aus wie ich.“ „Na ja, da hat sie sicher Recht. Trotzdem freue ich mich, daß Du mitkommen willst. Und was ist mit Dir, Ulrike?“ „Oh ja, ich komme!“ stöhnte sie. „Sehr schön. Dann ist ja alles geregelt.“ „Sei doch still! Siehst Du nicht, daß Ulrike gerade wieder ihren Nebenjob erledigt?“ fragte Gerhard. „Ach, Du meinst das mit dem Telefonsex. Jetzt wo Du es sagst. Aber sie hat das voll drauf. Ich seh ihr immer wieder gerne zu.“ „Also, ich rufe sie lieber an. Kostet zwar ein paar Euro, aber sie ist das Geld wert.“ „Aber wirklich. Die macht das so täuschend echt, da könnte man meinen, sie ist voll dabei.“ „Ulrike, was sagt eigentlich Dein Mann zu Deinem Nebenjob?“ wollte Bertram nach ihrem Telefonat wissen. „Der findet’s toll. Er ist nämlich mein bester Kunde.“

      „Können Sie denn nicht anklopfen?“ fragte die Beamtin ein wenig entrüstet. „Aber die Tür war doch ganz offen“, verteidigte sich der junge Mann. „Ach darum zieht es hier so.“ „Also hallo erstmal. Ich weiß nicht ob Sie’s wußten, aber in mein Haus regnet es hinein.“ „Was geht mich das an?“ „Sie haben mir verboten ein Dach zu bauen.“ „Ach Sie sind das. Ja, richtig und dabei bleibt es auch. Ein Dach auf Ihrem Haus paßt nicht in das Stadtbild.“ „Aber jedes Haus hat ein Dach. Ihres doch auch.“ „Das mag schon sein. Trotzdem heißt das nicht, daß Sie auch eins bekommen.“ „Was haben Sie denn gegen mich?“ „Das darf ich nicht sagen. Hören Sie! Freuen Sie sich doch, wenn es hereinregnet. Erstens bekommen Sie auf diese Art und Weise billiges Wasser, brauchen Ihre Kleidung nicht waschen, brauchen sich nicht waschen und auch unser giftiges Leitungswasser nicht benutzen.“ „Wissen Sie wie das ist, wenn man jeden Morgen pitschnaß im Bett aufwacht?“ „Ach, schwitzen Sie auch so fürchterlich? Ja, ich weiß wie das ist. Meinem Mann geht es ähnlich.“ „Nein, das ist nicht der Schweiß, Sie dumme Pute! Das ist das Wasser.“ „Na prima! Dann haben Sie ja sogar ein Wasserbett. Also ich weiß gar nicht worüber Sie sich aufregen. Viele Leute wären froh, wenn sie an Ihrer Stelle wären.“ „Gut, wenn das so ist, dann tauschen wir halt.“ „Äh, nein, das geht leider nicht, weil ich mich sehr leicht erkälte.“ „Sehen Sie! Was ist jetzt? Darf ich endlich ein Dach auf mein Haus bauen oder wollen Sie, daß das ein riesiges Aquarium wird?“ „Hmh, darauf wäre ich gar nicht gekommen. Nein, so leid es mir tut. Ich kann Ihren Antrag nicht genehmigen.“ „Wissen Sie was! Dann baue ich mir mein Dach eben ohne Genehmigung.“ „Das würde ich an Ihrer Stelle schön bleiben lassen. Denn dann kommt die Abrißbehörde und reißt das Dach wieder ab. Und da kann es schon mal sein, daß versehentlich das ganze Haus abgerissen wird.“ „Gibt’s denn das? In der ganzen Stadt stehen Häuser. Jedes hat ein Dach, nur meins nicht. Sind Sie hier von „Verstehen Sie Spaß?“ oder was?“ „Nein, wir sind hier im Amt und ich meine es ernst. Und jetzt verschwinden Sie, ich habe noch viel zu tun.“ „Das möchte ich sehen.“ „Auf wiedersehen.“ „Nein, ich bleibe so lange hier, bis Sie mir mein Dach genehmigen.“ „Soll das hier ein Witzstreik werden?“ „Ja genau. Mir reicht es jetzt nämlich mit Euch Bürokraten. Seit drei Jahren habe ich kein Dach über dem Kopf. Ich komme mir vor wie ein Obdachloser. Meine Frau hat sich scheiden lassen, weil sie nicht mehr wußte, ob ich gekommen bin, oder ob das Nasse, Feuchte nur der Regen war.“ „Hören Sie, Ihre Potenzprobleme gehen mich nichts an.“ „Unverschämtheit. Daran sind nur Sie schuld. Sie und Ihre dämliche Behörde.“ „Das war jetzt aber eine ganz gemeine Behördenbeleidigung. Wir müssen nicht nur uns selbst, sondern auch die Behörde vor Beleidigungen und Verleumdungen schützen. Die Behörde kann gar nicht dämlich sein. Wenn, dann trifft das höchstens auf uns Beamte zu.“ „Na endlich. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.“ „Ha, da irren Sie sich. Verschwinden Sie endlich, bevor ich es mir noch anders überlege und Sie einsperren lasse.“ „Weswegen denn?“ „Wegen Beamtenbelästigung. Dafür gibt es lange Haftstrafen. Wer uns länger als fünf Minuten bei der Arbeit stört, wird festgenommen.“ „Ich werde Sie auch gleich fest nehmen.“ „So? Sexuelle Belästigung kommt noch hinzu.“ „Von wegen fünf Minuten. Ich bin gerade mal zwei Minuten hier.“ „Tja, bei uns gehen halt die Uhren ein bißchen anders.“ „Ich weiß, ich weiß. Zwei Minuten arbeiten am Tag, drei Stunden Mittagspause und den Rest Schönheitsschlaf.“ „Sie untertreiben mal wieder. Also, jetzt haben Sie mich genug mit Ihren unbedeutenden Problemen genervt. Vor der Tür stehen arme, unschuldige ausländische Kinder, die genauso wie ihre Eltern in einem anderen Land verfolgt werden.“ „Na immerhin, Sie haben ja doch ein Herz. Was machen Sie denn mit denen?“ „Na was wohl? Dorthin abschieben, wo sie hergekommen sind natürlich. Schließlich ist das hier kein Einwanderungsland.“ Der junge Mann schüttelte den Kopf und ging. Er knallte die Tür zu. „Hey, wecken Sie nicht das ganze Amt auf!“ rief die Beamtin ihm hinterher.

      „Sie wollen sich also beschweren?“ erkundigte sich ein älterer Bürokrat lächelnd bei Klaus. „Ja. Erst einmal über die Behandlung hier. Wieso mußte Daniel draußen bleiben?“ „Weil hier nur höchstens zwei Personen gleichzeitig herein dürfen.“ „Und für was soll das gut sein?“ „Na hören Sie mal! Das wäre doch viel zu gefährlich, wenn wir mehr Leute auf einmal rein ließen. Die könnten uns bedrohen, ausrauben, verprügeln, foltern und was weiß ich noch alles.“ „Oder um den Schlaf bringen.“ „Richtig. Sie kennen sich aus. Also, worüber wollen Sie sich denn beschweren?“ „Über diesen Brief.“ Klaus legte das Papier auf den Schreibtisch. „Ach Sie sind das. Hervorragend. Also, die Arbeitsbeschaffungsstelle ist einen Stock tiefer, da können Sie sich gleich einen neuen Job suchen.“ „Moment mal! Ich will und werde mir keinen neuen Job suchen. Ich liebe meinen Beruf und werde ihn auch behalten.“ „Das geht aber nicht. Wir brauchen keine Gesellschaftskritiker mehr. Unser Staat ist perfekt organisiert, wird hervorragend verwaltet und es gibt überhaupt keinen Anlaß zur Kritik mehr.“ „Das haben Sie wohl auswendig gelernt?“ „Selbstverständlich. So, wenn Sie schon so ein sturer Bock sind, dann hoffe ich wenigstens, daß sich Ihre Frau entschlossen hat, einen richtigen Mann zu ehelichen“, wandte er sich an Bärbel. „Ich habe einen richtigen Mann“, erwiderte sie energisch. „Möglich. Aber Sie müssen einen Mann mit einem richtigen Beruf heiraten.“ „Warum muß ich das?“ „Weil Ihnen sonst die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen wird.“ „Also gut, meinetwegen. Wir waren eh nie stolz, Deutsche zu sein. Und jetzt erst recht“, stellte Klaus klar. „Mir kann’s recht sein. Da muß ich Sie aber darauf aufmerksam machen, daß Sie jederzeit des Landes verwiesen werden können und daß Sie nicht unter dem Schutz der deutschen Polizei stehen.“ „Von diesem Schutz habe ich nie etwas gemerkt. Passen Sie mal gut auf, Sie Krawattenheini! Damit wir uns hier richtig verstehen: Ich werde weiterhin diese Gesellschaft und vor allem Leute wie Sie kritisieren, auch wenn es Ihnen nicht paßt. Einen Maulkorb lasse ich mir nicht verpassen. So wie Sie werde ich die Medien nutzen und allen Menschen beweisen, daß diese Staatsbürokratie krank ist.“

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