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„Richtig. Trotzdem, ich kann es immer noch nicht fassen, daß diese Bürokraten tatsächlich genau so sind, wie es viele Menschen glauben. Die erfüllen alle Klischees.“

      Daran dachte Bertram nicht, als er den Nachhauseweg antrat. Er wollte irgendwie seine Frau loswerden, doch dazu gab es wohl keine Gelegenheit. Jene hatte mal wieder etwas zwischen den Kauknochen, als er sein Heim betrat. „Na Schatz, wie war’s in der Arbeit?“ schmatzte sie. „Iß erst fertig, bevor Du mit mir redest!“ forderte er. „Aber dann kann ich mich ja nie mit Dir unterhalten.“ „Das ist auch besser so.“ „Heute hat eine Frau angerufen, die mit Dir sprechen wollte. Ich glaube, Du hast mit der ein Verhältnis.“ „Wie oft soll ich es Dir noch sagen? Das war meine Mutter.“ „Tatsächlich? Stimmt, sie sagte was von kleiner Fratz, den sie sprechen wollte.“ „Halt, dann war es meine Domina. Hat sie sonst noch was gesagt?“ „Ja, Du sollst sie zurückrufen. Wieso brauchst Du eigentlich so eine Domina?“ „Das habe ich Dir doch schon erklärt. Ich mache mit ihr ein lustiges Spiel.“ „Und warum darf ich nicht mitspielen?“ „Weil Du das zulässige Höchstgewicht überschreitest.“ „Aber Du kannst mir doch wenigstens zeigen, wie das Spiel geht.“ Für einen Moment überlegte Bertram, ob er seine Frau nicht zu Tode peitschen solle, doch dann fiel ihm ein, daß sie eine viel zu starke Fettschicht hatte, weshalb er es bleiben ließ. Er ging zum Kühlschrank. „Meine Güte!“ entfuhr es ihm, als er die Reste einiger toter Tiere darin sah. „Die waren nur für den kleinen Hunger zwischendurch“, verteidigte sie sich. „Natürlich. Wenn Du mir wenigstens etwas Eßbares ließest, damit ich auch noch ein paar Tage überleben kann“, seufzte Bertram. „Aber wieso denn? Du kannst ja mich vernaschen.“ „Vielen Dank. Jetzt kommt mir das Mittagessen auch noch hoch.“ Bertram lief aufs Klo und übergab sich dort. Als er die Dampfwalze namens Ehefrau anrollen hörte, kroch er aus dem Fenster und verschwand. Schnell lief er zu einem Briefkasten, wo er den Brief an die fünf Machthaber einwarf. Dann begab er sich zu seiner Domina, die gerade einen anderen Kunden behandelte. Interessiert schaute Bertram zu und machte sich das eine und andere Mal über den Mann lustig, der da in Frauenkleidung vor der Domina lag und sich von ihr foltern ließ. „So etwas Armseliges. Das ist doch pervers. Der Kerl ist doch krank. Nein, also wirklich, alles was Recht ist. Aber das ist doch lächerlich“, fand er belustigt. „So, mein kleines Bürokratenschwein, Du bist dran!“ rief die Domina. Da sprang Bertram auf, kroch auf allen Vieren heran und hechelte wie ein Hund. Er war sich wahrscheinlich nicht im Klaren darüber, was er für ein komisches Bild abgab, weil er sich wohl sonst nicht über seinen Vorgänger lustig gemacht hätte. Jedenfalls bellte er bei jedem Schlag, den er abbekam, laut auf, aber als er die Domina ablecken wollte, da setzte es soviel Prügel, daß er wenig später fast halbtot auf dem Boden lag und vor sich hin winselte. „Elender Mistkerl! Beleckt mich der doch einfach!“ zischte die Domina empört und schlug noch einmal auf ihn ein. Ziemlich kaputt kam Bertram nach Hause, wo Klara schon in ihrer Reizwäsche auf ihn wartete. Als er seine Augen endlich wieder ganz aufmachte und den Anblick des Schreckens realisierte, war es schon zu spät. Er schrie und fluchte, aber es half alles nichts. Seine Frau fiel über ihn her und nach jener Behandlung wußte Bertram nicht mehr wo ihm der Kopf und so manch anderes Körperteil stand. Wimmernd lag er im Bett und überlegte sich, warum er überhaupt noch zur Domina ging. Das konnte er ja alles zuhause haben. Während seine Frau zufrieden grunzte, da es ja kein richtiges Schnarchen war, lag Bertram schweißgebadet am Rande des Doppelbettes und zitterte. Er hoffte inständig, daß die fünf obersten Bürokraten auf seinen Vorschlag eingehen und ein Gesetz verabschieden würden, das ihn von seiner Frau befreite, ohne daß er dabei finanzielle Schäden in Kauf nehmen mußte. War er auch im Büro genauso wie Gerhard und Ulrike sein eigener Chef, so hatte daheim nach wie vor das Weib das Sagen und das lag nicht nur an ihrer körperlichen Überlegenheit. Aber Bertram war ein überzeugter Bürokrat und er entschloß sich, seine Frau früher oder später wegen Vergewaltigung in der Ehe hinter Gitter zu bringen. Doch noch lag er mit ihr im selben Bett und hoffte, sie würde nicht aufwachen.

      Büroulette

      „Wie bitte? Sie wollen also allen Ernstes behaupten, daß ich eine Idiotensteuer zahlen muß, nur weil ich nicht mehr als den Hauptschulabschluß habe?“ erkundigte sich ein wütender Mann in einem Amt. „So ist es. Idioten wie Sie müssen für ihre Dummheit bezahlen“, machte der Bürokrat entschieden deutlich. „Und so etwas wagen Sie, mir ins Gesicht zu sagen? Na warten Sie! Jetzt werde ich Ihnen mal zeigen, wie hart dieser Idiot zuschlagen kann!“ brüllte der Mann und ging auf den Beamten los, der sofort einen roten Knopf drückte. Augenblicklich kamen drei muskulöse Männer herein und nahmen den Aufmüpfigen in Gewahrsam. Jener wurde an Händen und Beinen gefesselt und durfte erst dann wieder mit dem Bürokraten reden. „Ich werde mich über Sie beschweren.“ „Tun Sie das nur. Mein Chef wird sich darüber freuen. Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben: Seit ein paar Tagen herrschen in diesem Land neue Gesetze und die sagen, daß Sie diese Idiotensteuer zahlen müssen, wenn es ein Bürokrat von Ihnen verlangt.“ „Ich hasse Euch.“ „Mir egal. Ich steh auf Frauen.“ „Ha, ich lieg auf Frauen.“ „Sehr komisch. Aber wenn Sie wollen, kann ich mit Ihnen einen Intelligenztest machen. Wenn Sie den bestehen, dann brauchen Sie keine Idiotensteuer bezahlen.“ „Einverstanden.“ „Gut, fangen wir an: Welcher berühmte Bürokrat ließ sich zu dem Satz „Schlaf ist gesund“ hinreißen?“ „Das war der Herr Schnarchzapfen.“ „Richtig. Wow, das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Nächste Frage: Welcher phänomenale Bürokrat hat den Reißwolf erfunden?“ „Herr Faulick.“ „Wieder richtig. Donnerwetter! Ich bin sehr überrascht. Kommen wir nun zur letzten Frage: Welcher Bürokrat hat die gepolsterten Klobrillen erfunden?“ „Das war der Herr Warmscheißer.“ „Wieder richtig. Unglaublich. Woher wissen Sie das alles?“ „So etwas wird im ganzen Land als Witz erzählt.“ „Was! Das ist eine Unverfrorenheit.“ „Aber ich habe doch jetzt den Test bestanden und das heißt, ich brauche keine Steuern mehr zahlen.“ „Nichts da. Sie haben sich ja nur über uns lustig gemacht, wenn man über uns solche Witze macht. Nein, die Idiotensteuer bleibt.“ „Dann verlange ich aber, daß Sie auch eine zahlen müssen.“ „Warum?“ „Weil Sie ein noch größerer Idiot als ich sind.“ „Das war eine astreine Beamtenbeleidigung und das wird nicht billig. Außerdem sind wir Bürokraten von allen Steuern befreit.“ „Das ist ja die größte Sauerei, die ich je erfahren habe.“ „Von wegen! Wenn Sie mal die größte Sauerei sehen wollen, dann kommen Sie morgen nachmittag mal vorbei. Dann läßt der Kollege Risch mal wieder sein Furzorchester hören. Und das Besondere daran ist: Man riecht sie nicht nur, man sieht sie auch.“ „Da bekommt doch das Wort Arschloch eine ganz neue Bedeutung.“ „Was erlauben Sie sich! So, Ihr Protest wurde abgelehnt, Sie können gehen.“ „Wie denn? Ich bin an Händen und Füßen gefesselt. Binden Sie mich los!“ „Äh, das kann ich nicht.“ „Was soll das heißen?“ „Ich bin nicht dazu in der Lage. Darin habe ich keine Unterweisung erhalten.“ „Soll das bedeuten, daß Sie nicht einmal in der Lage sind, ein paar Knoten zu lösen?“ „Vollkommen richtig. Hören Sie, ich bin Beamter. Wenn Sie jemand losmachen soll, dann rufen Sie sich einen Elektriker oder was Ähnliches.“ „Jetzt weiß ich auch, warum Sie keine Idiotensteuer zahlen müssen.“ „Natürlich. Weil ich viel zu intelligent bin.“ „Nein, weil kein Mensch so viel Geld hat.“ „War das jetzt gegen mich?“ „Ist doch egal. Holen Sie eine Schere und schneiden Sie die Bänder durch!“ „Also gut!“ „Aua!“ „Was schreien Sie denn?“ „Sie sollen die Fesseln durch und nicht mir die Pulsadern aufschneiden.“ „Verzeihung! Du meine Güte, das ganze Blut. Das ist ja eklig.“ „Los, drücken Sie Ihren roten Knopf!“ „Ja ja, immer mit der Ruhe.“ So kamen die drei Leibwächter herein. „Helft mir! Ich verblute!“ schrie der Mann. „Tut uns leid! Da haben wir keine Ausbildung für“, gab einer von ihnen kopfschüttelnd zu. „Ja was machen wir denn da?“ wollte ein Anderer wissen. „Ich hab’s. Wir rufen die Putzfrau“, verkündete der Beamte. „Die Putzfrau?“ wunderte sich der dritte Leibwächter. „Na klar. Die soll das Blut wegwischen. Wie das aussieht.“ Erst die Putzfrau rief einen Arzt. Einer von unzähligen Beweisen dafür, daß die Staatsbürokratie lebensgefährlich war.

      „Da, schaut mal! Wir haben alle Post gekriegt!“ rief Bärbel fröhlich. „Von wem?“ wollte Daniel wissen. „Keine Ahnung. Ich glaube, von irgend

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